|
Seite/Zeile(n)
|
Datum/Text
|
|
17. August 1968 |
|
1856, 1 |
Saturday Tag der South Ferry - s.K. 90, 25.
|
1856, 1 |
Saturday - (engl.) Samstag; s.K. 601, 1.
|
1856, 8- 1857, 10 |
Mit der gewöhnlichen ... Gruß Ihr A.M. - Antwort auf Gesines Brief vom 12.7.1968. Nach Auskunft von Eberhard Fahlke befindet sich im Johnson-Archiv ein Schreiben Alexander Mitscherlichs an Uwe Johnson, aus dem hier fast wörtlich zitiert werde; s.K. 1538, 28-1541, 16, 1856, 9f., 1857, 10, 1857, 11f.
|
1856, 9f. |
Forschungsinstitut für Psychoanalyse zu Frankfurt am Main - Das Sigmund- Freud-Institut, Forschungsinstitut für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, 1960 gegr., stand bis 1976 unter der Leitung von Alexander Mitscherlisch, der hier die Erforschung des Unterbewußten mit Fragen der Sozialpsychologie zu verbinden suchte.
Das erste Frankfurter Psychoanalytische Institut wurde 1929 eröffnet und mußte 1933 wegen ›staatsfeindlicher Tendenzen‹ schließen; s.K. 1856, 8-1857, 10.
|
1856, 30f. |
die erste Verstoßung ... zweite, die dritte - Lisbeths Selbstmordversuch: s. 579f.;
Lisbeths unterlassener Rettungsversuch: s. 617-19; Lisbeths Tod: s. 738-44.
|
1856, 36f. |
ein Wort für illegale Betätigung - Ausspionieren; s. 1540, 17.
|
1857, 4 |
»head shrinkers« - s.K. 561, 33f.
|
1857, 10 |
A.M. - Anspielung auf Alexander Mitscherlich (20.9.1908-26.6.1982),
Mediziner und Psychoanalytiker; 1952 Professor für psychosomatische Medizin
in Heidelberg, 1960 Professor für Psychoanalyse und Leiter des
»Sigmund-Freud-Instituts« in Frankfurt am Main; Arbeiten über den Zusammenhang von Krankheiten und gesellschaftlichen Umständen; durch sozialkritische Arbeiten und als einer der Initiatoren der Friedensforschung bekannt geworden; s. K. 1856, 8-1856, 10.
|
1857, 11f. |
Unfähigkeit zur Arbeit - Anspielung auf Alexander und Margarete
Mitscherlisch-Nielsens Buch »Die Unfähigkeit zu trauern«, 1967, in dem
sie das Verhältnis der Deutschen zur Vergangenheit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs untersuchten und zu zeigen versuchten, warum ein Großteil der Nachkriegsgesellschaft Trauer und Scham nicht zuließ, sondern kollektiv verdrängte. Der Begriff »Arbeit« kann hier auch im Sinne von »Trauerarbeit« verstanden werden; s. K. 1856, 8-1856, 10.
|
1857, 19-25 |
wegen des Vertrags ... Anfang an ungültig - Vgl. den Artikel »Bonn Is Willing to
Void Munich Pact as of 1938« der NYT vom 17.8.1968: »A senior Government
official said today that West Germany was prepared to declare the 1938
Munich Pact null from the outset. Such formula has been demanded by
Prague as a condition for diplomatic relations with Bonn. [...]
The treaty, concluded Sept. 29, 1938, by Neville Chamberlain of Britain,
Edouard Daladier of France, Mussolini and Hitler, opened the way for Hitler’s
occupation of the Sudetenland, a Czechoslovak border region then inhabited
by ethnic Germans. [...]
The Kiesinger Government has repeatedly stated that it regards the Munich
Pact as no longer valid.«; s.K. 663, 1f.
|
1857, 21 |
Chamberlain - Arthur Neville Chamberlain (18.3.1869-9.11.1940), brit. Politiker,
1923-29 Führer der Konservativen, 1931-37 Schatzkanzler, 1937-40
Premier. Er suchte den Machtansprüchen Deutschlands durch eine Politik der
Beschwichtigung (appeasement) zu begegnen und den Frieden in der Sudetenkrise
1938 durch das Münchener Abkommen (s.K. 663, 1f.) zu retten,
ordnete jedoch gleichzeitig die Wiederaufrüstung an. Im Herbst 1939 gab er
die Appeasementpolitik auf, übernahm mit Frankreich Garantieerklärungen
für Polen und führte die Wehrpflicht ein; erklärte am 3.9.1939 Deutschland
den Krieg; mußte 1940 zurücktreten; s.K. 657, 21f.;
856, 28.
|
1857, 21 |
Daladier - Édouard Daladier (18.6.1884-10.10.1970), frz. Politiker; seit 1919
Abgeordneter der Radikalsozialisten; seit 1924 mehrfach Minister; schloß
1938 als Premierminister das Münchener Abkommen (s.K. 663, 1f.) und erklärte
Deutschland am 3.9.1939 den Krieg, der durch das Abkommen vermieden
werden sollte; 1943-45 in Deutschland interniert; 1946-58 wiederum
Abgeordneter der Radikalsozialisten, seit 1956 als Fraktionsvorsitzender;
1953-58 Bürgermeister von Avignon; s.K. 856, 28.
|
1857, 21 |
Mussolini - s.K. 198, 30.
|
1857, 21 |
Sudetenland - s.K. 663, 1f.
|
1857, 26 |
nach dem Marschall Tito - Tito hielt sich vom 9.-11.8.1968 in Prag auf;
s.K. 1556, 1;
1556, 1-3;
1556, 20.
|
1857, 27-30 |
Nicolae Ceausescu beschreibt ... konvertierbarer Währung begehren - Vgl. den Artikel
»Ceausescu Gives Lesson« der NYT vom 17.8.1968: »At a televised news
conference at the Hradcany palace, the visitor [Ceausescu] said he favored the
continued existence of the Warsaw Pact as long as the North Atlantic alliance
remained in force. The Rumanian leader said it was possible for a small Communist
country to accept credits from a capitalist nation without political
strings«; Kredite in konvertierbarer Währung: s.K. 1159, 33-1160, 2.
Nicolae Ceauşescu (26.1.1918-25.12.1989, hingerichtet), Schuhmacher,
rum. Politiker; seit 1965 Generalsekretär der KP, seit 1967 Staatsoberhaupt.
Unter seiner Herrschaft gestaltete Rumänien bei fester Einbindung in den
Ostblock eine relativ unabhängige Außenpolitik; er wandte sich gegen den
Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die ČSSR, dadurch wurde
Rumänien vom Westen unterstützt und erhielt u.a. die Meistbegünstigungsklausel
von den USA.
|
1857, 37f. |
Eine war benannt ... Frankfurt am Main - 1914 von Wilhelm II. als Stiftungsuniversität
eröffnet; führt seit 1932 den Namen Johann-Wolfgang-Goethe-Universität.
1967 wurde aus der Stiftungsuniversität eine Landesuniversität.
Goethe: s.K. 1397, 28.
|
1858, 2-4 |
Anitas Abitur galt ... und gar »nachmachen« - In der BRD wurde das nach zwölf
Schuljahren abgelegte DDR-Abitur anerkannt, wenn man mindestens zwei
Semester studiert hatte.
|
1858, 6 |
Surrey Bank of Richmond - s.K. 69, 28.
|
1858, 35 |
Frisco - (ugs.) San Francisco; s.K. 110, 10.
|
1858, 36f. |
eine Dolmetscherschule, und ... Ufer des Rheins - Die Dolmetscherhochschule in
Germersheim, An der Hochschule 2, wurde 1947 als Internatshochschule
gegr. und 1949 der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz angeschlossen.
Germersheim liegt linksrheinisch zwischen Speyer und Karlsruhe; vgl. MJ,
S. 10.; s.K. 1859, 26; s. 1137, 28f.
|
1859, 5f. |
Hitlers Abwehr - s.K. 777, 32.
|
1859, 6 |
Leningrad - s.K. 857, 29f.
|
1859, 15 |
remedial teaching - (engl.) Nachhilfeunterricht.
|
1859, 22f. |
Association Internationale des Interprétes de Conférences - (frz.) Internationale
Vereinigung der Konferenzdolmetscher; richtig: Interprètes.
|
1859, 26 |
am Rhein bei Schifferstadt - Schifferstadt liegt linksrheinisch zwischen Speyer
und Ludwigshafen, etwa 20km nördlich von Germersheim.
|
1859, 35 |
Mannheim - Mannheim liegt 30 km nordöstlich von Germersheim; s.K. 1379, 1f.
|
1859, 38 |
die Rheintöchter - Vermutlich Anspielung auf die Rheintöchter Floßhilde,
Welgunde und Woglinde aus Richard Wagners Oper »Das Rheingold«.
|
1860, 2 |
I don’t have it necessary - (engl.) Ich habe es nicht nötig; wörtl. und falsch aus
dem Deutschen ins Englische übersetzt, richtig: I don’t have to do that. (I don’t
have to stand for that: Ich habe es nicht nötig, mich so behandeln zu lassen.)
|
1860, 7 |
Studenlohn - Druckfehler in allen Ausgaben, richtig: Stundenlohn.
|
1860, 9-12 |
jenem nördlichen Viertel ... der amerikanischen Besatzer - Die genannten Straßen
liegen alle dicht beieinander in Ginnheim, einem Stadtbezirk im Nordwesten
Frankfurts, der Wohngebiet der US-Army war. An der Platenstraße lag eine
der Amerikanischen Schulen. (Wenn als Studienort die Dolmetscherschule
Germersheim angenommen wird, wäre der Anfahrtsweg nur zum Babysitten
ein bißchen weit gewesen.)
Franz Kafka: 3.7.1883-3.6.1924, jüd. österr. Schriftsteller; s.K. 1809, 11-16.
Franz Werfel: 10.9.1890-26.8.1945, jüd. österr. Schriftsteller; befreundet mit
Kafka und Max Brod, geprägt von Judentum und Katholizismus; emigrierte
1940 in die USA; begann mit expressionistischer Lyrik und Dramen, internationaler
Erfolg durch seine Romane mit historischen und religiösen Stoffen.
Stefan Zweig: 28.11.1881-23.2.1942 (Selbstmord), jüd. österr. Schriftsteller;
emigrierte 1939 nach England, 1941 nach Brasilien; begann mit Lyrik, Dramen,
Novellen; entwickelte sich zu einem von Freud beeinflußten biographischen
Essayisten.
August Graf von Platen-Hallermünde: 24.10.1796-5.12.1835, dt. Schriftsteller;
Lyrik und Literaturkomödien, beharrte gegenüber der Romantik auf
einem klassizistisch strengen Form- und Sprachstil; seine romanzenhaften
Balladen waren weit verbreitet; vgl. Johnson/Unseld (1999), S. 754f.
|
1860, 27-34 |
In Gneez hatte ... sagen können: Geh-düdü-Äh - Die Demonstration zum
1. Mai, dem »Kampf- und Feiertag der Werktätigen«, an der in komm. Staaten
alle Arbeiter, Schüler und Studenten teilnehmen mußten, führte stets an
einer Tribüne mit Funktionären vorbei und wurde vielerorts durch bewaffnete
Formationen eröffnet.
|
1860, 29 |
Neuen Markt - Als Straßenname in Güstrow nicht bekannt.
|
1860, 38- 1861, 2 |
MIR IST NICHT ... IN LIEBE UNTEREINANDER ... - Goethe zu Eckermann am 23.10.1828; vgl. Johnson/Unseld (1999), S. 787.
|
1861, 3 |
auf Mittelachse geordnet - s. 934, 34.
|
1861, 7 |
Voltaire - Eigentlich: François-Marie Arouet (21.11.1694-30.5.1778), frz.
Philosoph und Schriftsteller; herausragender Vertreter der frz. Aufklärung,
Mitarbeit an der »Encyclopédie«.
|
1861, 7f. |
bei Voltaire zum ... römisch noch heilig - Vgl. Voltaires »Essai sur les mœurs et
l’esprit des nations«, 1756 (dt.: Über den Geist und die Sitten der Nationen),
Kapitel LXX: »Ce corps qui s’appelait et qui s’appelle encore le saint empire
romain n’était en aucune manière ni saint, ni romain, ni empire«; Voltaire
(1877), Bd. 11, S. 542.
|
1861, 11 |
Fahrradstand - s. 1606, 14f.
|
1861, 15 |
Bützow - s.K. 102, 25.
|
1861, 15 |
einhäusig - Hier: im Gefängnis.
|
1861, 15f. |
Neuen Ökonomischen Politik - s.K. 1405, 10.
|
1861, 17 |
H.O. Industriewaren - s.K. 1560, 9.
|
1861, 17 |
Straße des Großen Genossen Stalin - s.K. 1432, 2.
|
1861, 19f. |
Gartenhäuser auf dem Großen Werder - Entlang der Güstrower Straße »Am Werder«
liegen Kleingartenanlagen.
|
1861, 30f. |
Entnazifizierter der Ersten Stunde - s.K. 1497, 14-22.
|
1862, 1f. |
am Großen und Kleinen Höved - Höved: (nd.) Kopf; nördlichste Punkte des
Klützer Winkels.
|
1862, 10-32 |
Kommt die Eiche ... unser Wetter gekriegt - Dialog mit einem Vetter Cresspahls
im Holsteinischen (s. 17, 9).
|
1862, 17 |
Hantschn - (nd.) Handschuhe.
|
1862, 19 |
Knicks - s.K. 880, 9.
|
1862, 22f. |
Am Erssn Mai ... Krähe verstecken können - (missingsch) vom nd. Spruch »Maidag
möt sick ’ne Kreih in ’n Roggen verstäken koenen«; vgl. Wossidlo (1982),
S. 55.
|
1862, 23 |
Jetzt sühst noch de Mus lopn - (nd.) Jetzt siehst du noch die Maus laufen!
|
1862, 29f. |
Hast di dacht! ... Meckelnbörg so klår - (nd.)
Hast du dir gedacht! - Du sagst ja nichts, Gesine.
- Warum sieht man Mecklenburg so klar?
|
1862, 35f. |
Daughters have human feelings, too - (engl.) Auch Töchter haben menschliche
Gefühle; s.K. 465, 34f.
|
1862, 37 |
Right - (engl.) Richtig.
|
1862, 37- 1863, 5 |
Wenn die See- und Handelsstadt ... viel berichtigter Geschichte - Johnson hatte die
»Festschrift zur 725-Jahrfeier der Stadt Wismar an der Ostsee vom 18. bis 22.
August 1954«, hg. vom Rat der Stadt Wismar, Wismar 1954, in seiner Bibliothek.
Die »berichtigte Geschichte« könnte sich auf das Vorwort des Oberbürgermeisters
Herbert Kolm beziehen, der über die Zeit nach dem 2. Weltkrieg
schreibt: »Erst das Beispiel und die Hilfe der Sowjetsoldaten weckten die Initiative
der Bevölkerung. Der lastende Alpdruck der faschistischen Unterdrückung
löste sich erst allmählich und die ständig wachsende Erkenntnis der
Befreiung vom Faschismus befähigte die Menschen, ihren Platz in der neuen
Gesellschaft zu finden«.
|
1863, 3-5 |
die Festschrift, weil … viel berichtigter Geschichte – s.K. 975, 8-34.
|
1863, 5f. |
H.O.-Anzeigen zum Ruhm des Neuen Kursus - Vgl. Anzeige der HO-Industriewaren
Wismar in: Festschrift 725, S. XIII: »In Auswirkung des neuen Kurses
unserer Regierung erhalten wir laufend Zusatzkontingente aus eigener
Produktion und Importe.«
H.O.: s.K. 1560, 9;
Neuer Kurs: s.K. 1847, 21.
|
1863, 6-8 |
und dem Schnack ... seinen Enkelkindern zieht - Das letzte der plattdt. Gedichte
am Ende der Wismarer Festschrift lautet:
De falsche Smäd’
Bi’n Wohnungsamt, dar kloppt dat an.
Rin kömmt en öllerhaftig Mann.
Was woll’n Sie? fröggt de Sekretär.
Ja, seggt de Mann, ik kam hierher,
ik will mi nu mit Sei verglieken,
Sei kön’n mi ut de Listen striken.
Ik lop hier nu siet välen Johren
un heff bi Sei väl Tid verloren.
Ik heff dat Andrägstellen satt,
heff nicks as Mäuh un Arger hatt.
Von Wohnungkriegen ’s kein Räd’,
dit is hier nich de richdig Smäd’.
Dar kümmt de Dümmste endlich hinner.
Ik treck nu tau mien Enkelkinner.
Vgl. Festschrift 725, S. 94.
|
1863, 6 |
Schnack - (nd.) hier: feststehende Redensart.
|
1863, 9-23 |
1954 wurdest du ... Aus dem Grab - s. 891, 29f.
|
1863, 11 |
RA - Abk. für Rechtsanwalt.
|
1863, 25f. |
Als ob ich ... von mir gesagt - s. 40, 28f.
|
1863, 29f. |
»Die Sowjetunion hat das Penicillin erfunden.« - s.K. 167, 34f.; s. 1452, 11-22;
Penicillin: s.K. 1332, 35.
|
1863, 31 |
Ein Amerikaner in Paris - Orchesterwerk, 1928, von George Gershwin (26.9.1898-11.7.1937),
1951 von Vincente Minelli mit Gene Kelly und Leslie Caron
verfilmt.
|
1863, 35 |
Ahlbeck - Ostseebad auf der Insel Usedom, unweit der poln. Grenze.
|
1863, 36 |
den Himmel zu teilen - Anspielung auf Christa Wolfs Roman »Der geteilte
Himmel«, 1962, der seinerseits als Reaktion auf Johnsons »Mutmassungen
über Jakob« gelesen wird. In Wolfs Roman zerbricht eine Liebesbeziehung,
als der Mann nach beruflichen Widrigkeiten »in den Westen geht« und das
Mädchen ihm dahin nicht folgen will. Vgl. BU, S. 248: »Lasst euch fragen,
Genossen: Warum lügt ihr? Glaubt ihr im Ernst, der Himmel lasse sich teilen?«
|
1863, 39- 1864, 4 |
Die Sozialdemokraten erklärten ... militärischen Maßnahmen teilzunehmen -
Themen des SPD-Parteitages vom 20.-24.7.1954 in Berlin waren die Einheit
Deutschlands und die Einigung Europas sowie die soziale Gestaltung von
Staat und Gesellschaft. Über den Streitpunkt der Remilitarisierung sollte auf
einem außerordentlichen Parteitag entschieden werden. Ein Aktionsprogramm
befürwortete ein kollektives Sicherheitssystem für Europa, forderte
Entspannung zwischen den beiden dt. Staaten, lehnte aber direkte Verhandlungen
mit der DDR ab. SPD: s.K. 170, 10.
Vgl. Berlin (1968), S. 1108: »Für den Fall, daß wirksame Vereinbarungen
zwischen Ost und West nicht zu erzielen sind, die Gefahren für die Freiheit
und den Frieden der Völker fortbestehen und die Einheit Deutschlands in
einem umfassenden System kollektiver Sicherheit trotz aller Bemühungen
nicht erreicht werden kann, erklärt sich die Sozialdemokratie bereit, an gemeinsamen
Anstrengungen zur Sicherung des Friedens und der Verteidigung
auch mit militärischen Mitteln teilzunehmen.« Die Konditionen umfaßten
Bemühungen um die Wiedervereinigung; ein europäisches Sicherheitssystem
im Rahmen der UNO; Kündigung militärischer Verpflichtungen, falls sie die
Wiedervereinigung behindern; Gleichberechtigung der Teilnehmer des
Bündnisses; demokratisch-parlamentarische Kontrolle der Streitkräfte.
|
1864, 6-9 |
Der Staatspräsident war ... die Ecke brachte - Theodor Heuss
(31.1.1884-12.12.1963), Publizist, Politiker; 1924-28 und 1930-33 für die Deutsche
Demokratische Partei im Reichstag, mit der er am 24.3.1933 dem Ermächtigungsgesetz
(s.K. 348, 39), das die parlamentarische Gesetzgebung beseitigte,
zustimmte. Heuss, obwohl kein Mann des aktiven Widerstandes, hatte 1932
in einer Schrift vor Hitler gewarnt und verlor eine Woche nach der faschistischen
Machtergreifung sein Reichstagsmandat und seinen Lehrstuhl an der
Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. Er war seit 1948 Vorsitzender
der FDP und arbeitete maßgeblich am Grundgesetz mit; Bundespräsident
1949-59, 1954 ohne Gegenstimmen wiedergewählt; s.K. 1872, 7f.
|
1864, 9-13 |
Nun empfahl er ... für seine Person - Heuss wandte sich gegen den Begriff
»Kollektivschuld« und sprach stattdessen von einer »Kollektivscham«. In einer am
18.3.1946 auf Einladung Johannes R. Bechers vor dem Kulturbund gehaltenen
Rede heißt es: »Mit kalter Klarheit muß ausgesprochen werden, daß dieser
Krieg von Deutschland verursacht und in seiner Führerschicht gewollt
worden ist; ohne dieses deutliche Aussprechen verlieren wir die Basis unter
uns selber«; vgl. Heuss (1966), S. 186; vgl. auch seine Rede zur Einweihung
des Mahnmals in Bergen-Belsen 1952, in: Peter (1968), S. 155-160.
|
1864, 11 |
To accomplish. To master - (engl.) Zu vollenden/zu leisten. Zu meistern.
|
1864, 13f. |
Der Kanzler war von den Christdemokraten - Adenauer:
s.K. 116, 12f.
|
1864, 15-17 |
hielt sich ein ... am 17. Juni - In der Regierungserklärung Konrad Adenauers
vom 17.6.1953 vor dem Bundestag hieß es: »Eine wirkliche Änderung des
Lebens der Deutschen in der Sowjetzone und in Berlin kann nur durch die
Wiederherstellung der deutschen Einheit in Freiheit erreicht werden.
(Abg. Dr. von Brentano: Sehr richtig!)«; vgl. Baring (1965), S. 172.
Heinrich von Brentano (20.6.1904-14.11.1964), Nachfahre von Clemens
Brentano; Rechtsanwalt, Mitbegründer der CDU; 1949-64 Bundestagsabgeordneter,
1961-64 Vorsitzender der Fraktion der CDU/CSU; 1955-61
Außenminister. Briefwechsel mit Konrad Adenauer »Sehr verehrter Herr
Bundeskanzler«, 1974.
Er wird in seiner Stellung zu Konrad Adenauer von DER SPIEGEL wie folgt
beschrieben: »Träger eines großen Namens und der Aktentasche des Bundeskanzlers«;
vgl. Koch (1985), S. 269.
Heinrich von Brentano hatte am 6.12.1961 vor dem Bundestag verlangt,
Uwe Johnson das Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo in
Rom abzuerkennen. Sein Urteil basierte auf einem Artikel Hermann Kestens
in der »WELT« vom 25.11.1961, der Johnson fälschlicherweise bezichtigte,
bei einer Podiumsdiskussion die Mauer »keineswegs unmoralisch« genannt zu
haben. Der Tonbandmitschnitt bewies, daß Kestens Behauptung nicht stimmte.
Im Januar 1962 gestand Brentano gegenüber Siegfried Unseld ein, falsch
unterrichtet worden zu sein, eine versprochene Entschuldigung an Johnson
traf nie ein; vgl. BU, S. 193-205, 208-237; Neumann, B. (1994), S. 431-443.
|
1864, 19 |
Montan-Union - Kurzbezeichnung für »Europäische Gemeinschaft für Kohle
und Stahl«; 1951 nach dem Schuman-Plan vereinbarter Zusammenschluß
der Stahl- u. Kohleproduzenten Frankreich, Italien, BRD u. Benelux-Staaten;
erstes europäisches Bündnis; vgl. BU, S. 353f., wo Johnson Adenauer
zitiert: »Den Schuman-Plan jetzt wollen, heisst die deutsche Einheit nicht
wollen«.
|
1864, 20 |
militärischen Verein, der ... nach dem Nordatlantik - s.K. 42, 16f.
|
1864, 21-31 |
Auf den gab ... er prächtig anzuschaun - Am 16.5.1950 wurde im Münchener
Theater am Gärtnertor die musikalische Komödie »Feuerwerk« uraufgeführt,
Musik: Paul Burkhard; Text: Erik Charell, Jürg Amstein nach dem Lustspiel
»Der schwarze Hecht« von Emil Sautter; Liedtexte: Jürg Amstein und Robert
Gilbert; Regie: Erik Charell. In dem Stück wird dem biederen Wohlstandsleben
eines Fabrikanten und seiner Familie die quirlige Zirkuswelt gegenübergestellt,
als ein Zirkus um 1900 mit dem jüngsten Bruder des Fabrikanten als
Zirkusdirektor in eine dt. Kleinstadt kommt.
Das Stück und das Lied »Oh mein Papa« wurden durch den Film von Kurt
Hoffmann (Premiere 17.9.1954) und die Interpretation von Lys Assia in ganz
Deutschland sehr bekannt; der Refrain lautet:
O mein Papa war eine wunderbare Clown!
O mein Papa war eine große Kinstler.
Hoch auf die Seil, wie war er herrlich anzuschaun.
O mein Papa war eine schöne Mann!
Ei, wie er lacht,
sein Mund, sie sein so breit und rot,
und seine Aug’ wie Diamanten strahlen.
O mein Papa war eine wunderbare Clown!
O mein Papa war eine große Kinstler.
Hoch auf die Seil, wie war er herrlich anzuschaun.
O mein Papa war eine schöne Mann!
Theodor Heuss wurde auch »Papa Heuss« und einer der »Väter des Grundgesetzes«
genannt; mit dem Lied wurde aber weder auf ihn noch auf Adenauer
angespielt; s. 1864, 21.
|
1864, 29 |
Get to your ... Get set - GO - (engl.) übersetzt im Text 1860, 15f.
|
1864, 38f. |
am Postamt Flingern-Nord - Flingern: Ortsteil von Düsseldorf, westlich der
Stadtmitte, ehemals Arbeiterwohnbezirk. Die Post liegt in der Lindenstraße,
Nähe Hermannplatz.
|
1865, 5 |
Zentralbad in der Grünstraße - Großes Schwimm- und Wellenbad in der Stadtmitte,
östlich der Altstadt.
|
1865, 5f. |
Landesbibliothek am Grabbe-Platz - Der Grabbeplatz liegt zwischen Hofgarten und Altstadt.
Die Landesbibliothek lag an der Stelle des späteren Ausstellungsgebäudes des Kunstvereins.
Christian Dietrich Grabbe (11.12.1801-12.9.1836), gilt nach Büchner als bedeutendster dt. Dramatiker
des Vormärz.
Vgl. Johnsons Brief an Burgel Zeeh vom 24.2.1983 in: Johnson/Unseld (1999), S. 1040:
»Gab es in der Drehe um 1954/55 in Düsseldorf eine Bibliothek, in der für einen gewöhnlichen Bürger
abends Zeitungen (insbesondere 'Der Spiegel') aus der vorhergegangenen Zeit, ab 1948, erhältlich
waren?
Oder: an Wochenenden?«
Vgl. auch die Antwort vom 8.3.1983, in: ebd., S. 1051: »In der Drehe 1954/55 gab es in Düsseldorf die
Landes- und Stadt-Bibliothek, Am Grabbeplatz; diese Bibliothek ist 1970 in die Universitätsbibliothek
Düsseldorf übergegangen.
Die Landes- und Stadt-Bibliothek existierte leidlich in einem zwar repräsentativen Haus am Rande der
Altstadt, aber drumherum war noch längst nicht alles wieder aufgebaut. Die Informationen gab mir der
Ltd. Bibl. Dir. Prof. Dr. Günter Gattermann, der die damalige Leiterin der Bibliothek sehr gut kannte. Er
versicherte mir, daß sich diese Bibliothek durch gute und lange Öffnungszeiten auszeichnete und daß
man in einem Lese-Saal Bücher und Zeitschriften einsehen konnte, u.a. auch den Spiegel mit den
früheren Jahrgängen.«
|
1865, 11f. |
am 10. November ... den Heiligen Martin - 316/317-8.11.397, Bischof von
Tours; nach der Legende teilte er als Soldat seinen Mantel mit einem Bettler
in Amiens, verließ nach seiner Taufe die römische Armee und lebte als Eremit.
Er gründete 361 das erste Kloster in Gallien und wurde 371 zum Bischof
ernannt. Martinstag ist der 11.11., am Vorabend ziehen singende Kinder mit
Laternen durch die Städte und Dörfer des Rheinlands.
|
1865, 14 |
Radschlägern - Nach der Legende begrüßten Radschläger im Dorf an der
Düssel den siegreichen Grafen Adolf VII. von Berg nach der Schlacht bei Worringen
am 5.6.1288, der Düsseldorf daraufhin am 14.8.1288 die Stadtrechte
verlieh. Noch heute schlagen Düsseldorfer Kinder auf den Straßen das Rad
und bitten um »eene Penning«.
|
1865, 15 |
Jan Wellem - Johann Wilhelm II., Kurfürst von der Pfalz (19.4.1658-18.6.1716),
kunstsinnig und prunkliebend, gründete 1699 eine südliche Neustadt
(»Neue Extension«) und baute die Stadt, die 1614-1716 Haupt- und Residenzstadt
war, und ihre Befestigungen aus.
|
1865, 15 |
Immermann - Karl Leberecht Immermann (24.4.1796-25.8.1840), Schriftsteller,
Theaterleiter in Düsseldorf; Romane und Dramen zwischen Romantik
und Realismus.
|
1865, 16 |
»Willkommen im Neuen Heim« - Ein Buch über Düsseldorf, vermutlich vom
Verkehrsverein der Stadt herausgegeben, ohne Angaben zu Autor und Erscheinungszeit;
Johnson besaß ein Exemplar.
|
1865, 17 |
Kaiserswerth - Ehemalige Insel im Rhein mit Stiftskirche und Ruine einer
Barbarossapfalz; nördlich der Düsseldorfer Innenstadt gelegen; wegen des
dörflichen Charakters und des schönen Blicks auf den Rhein ein beliebtes
Ausflugsziel.
|
1866, 3-5 |
Die vereinigten britischen ... Wald bei Mönchengladbach - s.K. 464, 18f.
|
1866, 9 |
Düsseldorf-Bilk - Wohn- und Geschäftsviertel in der südlichen Düsseldorfer
Innenstadt.
|
1866, 9-11 |
in einer Kneifzange ... Krefeld und Köln - Der Düsseldorfer Stadtteil Bilk liegt
südlich der Bahnlinie nach Krefeld (s.K. 1019, 10) und (der später abzweigenden
linksrheinischen Strecke) nach Köln. Die der Kirche Alt St. Martin
[sic] nächstgelegene Straßenbahnlinie führt durch die Volmerswerther Straße,
eine andere, weiter entfernt liegende, durch die Aachener Straße.
|
1866, 11 |
Alt St. Marien - Alt St. Martin [sic] in Bilk an der Ecke Martin- und Bachstraße,
ältestes Bauwerk Düsseldorfs, mit karolingischen und romanischen
Grundmauern, der Sage nach eine merowingische Stiftung; bis 1812 kath.
Pfarrkirche von Bilk. Druckfehler in allen Ausgaben.
|
1866, 12-14 |
Tafel zur Erinnerung ... auf Mittelachse geordnet - In der Grünanlage an der
Kirche Alt St. Martin [sic] steht auf einem hohen Steinsockel ein ausgeglühtes
Fernrohr der ehemaligen Sternwarte, die 1843 von Johann Friedrich
Benzenberg gegr. und unter Robert und Wilhelm Luther zu einer bekannten
astronomischen Forschungsstätte wurde. Sie brannte Pfingsten 1943 bei
einem Bombenangriff ab. Der Steinpfeiler trägt außer einer Bronzeplatte zwei
auf Mittelachse geordnete eingemeißelte Inschriften, eine zum Gedenken an
die Astronomen, die zweite lautet: »Zur bleibenden Erinnerung an die in der
Nacht vom 11. zum 12. Juni 1943 untergegangene Bilker Sternwarte wurde
dieser alte Sockel mit seinem zertrümmerten Fernrohr 1952 wieder errichtet.«
|
1866, 14 |
auf Mittelachse geordnet - s. 934, 34.
|
1866, 17 |
Südfriedhof - Am Südwestende von Bilk; s. 1868, 25.
|
1866, 18 |
Stadtbad in der Konkordia-Straße - Diese Straße verläuft in Unterbilk von der
Bilker Allee in nordöstlicher Richtung bis zur Reichsstraße. Ein Schwimmbad
hat es dort nie gegeben.
|
1866, 18- 1868, 3 |
Was der Wohnung ... der Erde war - Gesine erzählt von den in MJ dargestellten
Ereignissen; s.K. 386, 19-21; vgl. MJ, S. 273-296.
|
1866, 32 |
Grunewald - s.K. 665, 37.
|
1866, 38 |
Einen Shawl - s.K. 1828, 38.
|
1867, 4 |
Graf Adolf-Straße - Große, mehrspurige Geschäftsstraße zwischen dem Graf-Adolf-Platz
und dem Düsseldorfer Hauptbahnhof.
|
1867, 13 |
Olsch - (nd.) Alte.
|
1867, 16f. |
Humphrey Bogart in ... wie jedem anderen - (engl.) Die verzweifelten Stunden.
US-amerik. Film, Uraufführung: 2.3.1956; dt. Titel »An einem Tag wie jeder
andere«, Regie: William Wyler, mit Humphrey Bogart (25.12.1899-14.1.1957),
Martha Scott, Fredric March; Thriller: Widerstand einer amerik.
Bürgerfamilie, die von drei flüchtigen Gewaltverbrechern terrorisiert wird.
|
1867, 17-19 |
Der Text zum ... die Gébühr bézahlt - Das Pausenzeichen des 1955 gegr. Norddeutschen
Rundfunks wurde nach einer Melodie von Robert Schumann
(efgeag) und dem Text »Ist der Rúndfúnk bézahlt?« gespielt. (In der zweibändigen
Taschenbuchausgabe fehlen die Akzente.)
|
1867, 22-25 |
eines ausgewiesenen Charakterschauspielers ... fürs liebe Geld - Konnte nicht
nachgewiesen werden.
|
1867, 27 |
Pottel & Broskowsky am Waisenhausring - s.K. 1834, 36.
|
1867, 28 |
Park-Hotel am Corneliusplatz - Zwischen Hofgarten und dem Nordende der
Königsallee gelegen, war es in den fünfziger Jahren wohl das beste Hotel Düsseldorfs.
|
1867, 32 |
bis 1983 - Vermutlich Anspielung auf den Abschluß der Arbeit an Band IV
der »Jahrestage«.
|
1867, 34-36 |
Geschichten wie die ... und rettet sie - s. 62, 15f.
|
1867, 37 |
Gelernt ist gelernt - s. 1766, 29.
|
1868, 25 |
Hofgarten - s.K. 1021, 11.
|
1868, 32-34 |
Sünt je dumm ... denn, min Häuneken - (nd.) Sind ja dumme Leute, solche
Mütter, halten ihr Kind auf der Hüfte und rufen: Wo bist du denn, wo bist du
denn, mein Hühnchen?; s. 1345, 37f.
|
1869, 11 |
Caterpillars - (engl.) Raupen, Planierraupen; »Caterpillar« ist seit 1910 Warenzeichen
der amerik. Baumaschinenfirma »The Caterpillar Tractor Company« und
wird synonym für die von der Firma hergestellten Planierraupen
(Bulldozer) verwendet.
|
1869, 28 |
Stelle 12 - s.K. 1636, 39.
|
1869, 30 |
Sachwalters - s.K. 993, 8; 1138, 30.
|
1869, 33f. |
Lietzenburger Straße - s.K. 1855, 20.
|
1869, 38f. |
bankers have human ... believe you me - (engl.) auch Bankiers haben menschliche
Gefühle, glaub mir das!; s.K. 465, 34f.
|
1870, 7f. |
half penny, Prägejahr 1940 - s.K. 810, 13-20.
|
1870, 8f. |
GEORGIVS VI, deo gratia ... et fidei defensor - (lat.) Georg VI., von Gottes Gnaden
König Aller und Verteidiger des Glaubens. Seit dem 6. Jh. von weltlichen
Fürsten benutzte Formel. Auf der Rückseite der Münze steht die Abk.
D.G.O.REX F.D., die Johnson hier ausschreibt - und dabei einen Fehler
macht: Es muß »dei gratia« heißen; s.K. 656, 12-16.
|
1870, 9f. |
Treu und Glauben bekamen ihren Wert - Anspielung auf die Münzinschrift und
Wiederaufnahme einer Wendung aus MJ, mit der Rohlfs Jakob für die Staatssicherheit
gewinnen will: »Treu und Glauben sind ihren Lohn wert«; vgl. MJ,
S. 56f., 67; s.K. 1043, 21.
|
1870, 10f. |
dreißig Schillinge - s.K. 1819, 19.
|
1870, 23f. |
solchem schwarzen Mantel ... die samtenen Aufschläge - Ein Chesterfield, seit etwa
1880 meistgetragener engl. langer Herrenmantel, leicht tailliert, im allgemeinen
mit Samtkragen und Brusttasche.
|
1870, 32f. |
als der Teufel ... für seine Großmutter - Konnte nicht nachgewiesen werden.
|
1870, 35- 1871, 4 |
Frau Abs fürchtete ... Schloß in Hannover - Faßt die Ereignisse aus MJ zusammen;
vgl. ebd., S. 34-58; s. 1021, 3f.
Der kleine Neustädter Friedhof, Ecke Brühlstraße/Otto-Brenner-Straße, im Stadtteil Calenberger
Neustadt, liegt in der Nähe des Welfenschlosses, das 1856 im Auftrag Georg V. gebaut wurde und
heute die Universitätsverwaltung und ein Museum beherbergt.
|
1870, 36 |
Abzeichen der Staatssicherheit - Das Abzeichen wurde im allgemeinen nicht getragen,
statt dessen wies man sich durch Klappkarten aus; vgl. MJ, S. 10; Staatssicherheit:
s.K. 684, 8.
|
1871, 2 |
die Augen gingen ihr über - Anspielung auf Goethes Gedicht »Der König in
Thule«, Faust I, Verse 2759 ff.
Es war ein König in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.
Es ging ihm nichts darüber,
Er leert’ ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.
|
1871, 9 |
Bi’t Starben sünt ... Meisters un Lihrjungs - (nd. Redewendung) Beim Sterben
sind wir alle Meister und Lehrjungen; vgl. Raabe (1854), S. 24.
|
1871, 13 |
Jöche - s.K. 23, 28.
|
1871, 13 |
Muschi Altmann - Figur aus MJ, vgl. ebd., S. 62 und BU, S. 151.
|
1871, 14f. |
Dat ick hier ... in de Fiern - (nd.) Daß ich hier totbleibe und keiner sieht mich
sitzen / die alten Leute sehen am weitesten in die Ferne; s. 1367, 21.
|
1871, 23 |
in Dutt schlägt - (nd.) zerstört.
|
1871, 24f. |
Er richtete eine ... am Lohauser Deich - s. 19, 38f.
|
1871, 25 |
Lohauser Deich - Fußweg, der am Ostufer des Rheins von Kaiserswerth bis
nach Stockum durch Wiesen führt, ländliche Umgebung.
|
1871, 29f. |
war es mehr zufrieden - s.K. 124, 17.
|
1871, 31 |
dem Zeichen der (zweiten) Hand - (engl. wörtl. übersetzt) second hand: gebraucht.
|
1872, 5 |
die Niebuhrs es von Stuttgart denken - s.K. 9, 32-36.
|
1872, 7f. |
Wenn eine Brücke ... nach einem Bundespräsidenten - 1954 wurde die neuerbaute
Düsseldorfer Rheinbrücke zwischen den Ortsteilen Niederkassel und
Golzheim »Theodor-Heuss-Brücke« genannt; s.K. 1864, 6-9.
|
1872, 10 |
Was Heinrich Heine ... Düsseldorf geschrieben hat - Vgl. Heinrich Heine:
»Deutschland, ein Wintermärchen« und »Reisebilder. Zweiter Teil. Ideen. Das
Buch Le Grand«, 1826, Kapitel VI-X. Der Stadtführer von Düsseldorf »Willkommen
im neuen Heim« (s.K. 1865, 16) zitiert als Motto aus dem Buch »Le
Grand«: »Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön und wenn man in der Ferne an
sie denkt, und zufällig dort geboren ist, wird Einem wunderbar zu Mute. Ich
bin dort geboren, und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehen. Und
wenn ich sage nach Hause gehen, so meine ich die Bolkerstrasse und das
Haus, worin ich geboren bin usw.«; s.K. 1815, 38-1816, 6.
|
1872, 11f. |
wenn sie diesen Heine verleugnet - Aufgrund einer Hetzkampagne antijüd. nationalistischer
Bürger wurde das Angebot der Kaiserin Elisabeth von Österreich,
der Stadt ein Heine-Denkmal zu schenken, 1893 zurückgewiesen.
(Daraufhin errichtete ein Düsseldorfer Kaufmann im Kongo ein Heine-Denkmal,
weil die Befugnisse des Stadtrates nicht bis dorthin reichten.) Ein
Denkmal-Ausschuß beriet das Problem ergebnislos bis 1932. Zum 100. Geburtstag
Heines wurde die Plastik »Harmonie« des Hitler-Verehrers Maillol
als Alibi-Monument aufgestellt. Seit Gründung der Universität 1966 zog sich
ein Streit über die Namensgebung hin. Sie wurde von Studenten und Dozenten
längst Heine-Universität genannt, ehe sie am 20.12.1988 auch offiziell
den Namen erhielt. Vgl. Johnson, Ihrem grossen Dichter; s.K. 1815, 38-1816, 6.
|
1872, 16 |
Bank in Brooklyn - s. 1764, 37f.
|
1872, 22 |
Crédit Lyonnais - Eines der größten frz. Kreditinstitute, 1863 gegr., 1946 verstaatlicht,
Sitz in Lyon, Niederlassungen und Tochtergesellschaften in vielen
Ländern.
|
1872, 24-26 |
Am Weihnachtsabend 1959 ... fordern Juden raus - An der Synagoge in der Kölner
Roonstraße waren am Sockel die Kalkschrift »Deutsche fordern Juden
raus« und am Eingang Hakenkreuze und weitere Schmähungen geschmiert
worden. Die Täter, Mitglieder der Deutschen Reichspartei, wurden am Tag
darauf gefaßt und gestanden die Tat, die zum wichtigsten innenpolitischen
Thema der Weihnachtswoche wurde, zumal der Innenminister von Nordrhein-Westfalen
eine Belohnung für die Ergreifung der Täter aussetzte, als
diese längst gefaßt und geständig waren; vgl. DER SPIEGEL 6.1.1960, S. 19.
|
1872, 31- 1874, 25 |
Karriere eines Politikers ... er sich macht - Franz Joseph Strauß (6.9.1915-
3.10.1988), Altphilologe, Politiker; Mitbegründer der CSU 1945, seit 1961 Vorsitzender, 1953-55
Bundesminister für besondere Aufgaben, 1955-56 Minister für Atomfragen, 1956-62
Verteidigungsminister, 1966-69 Finanzminister, in den siebziger Jahren Gegner der sozialliberalen
Koalition und besonders ihrer Ostpolitik.
Uwe Johnson hatte mit H.W. Richter, Ernst Schnabel und Theo Pirker am 26.5.1964 in Westberlin an
einem »Salon-Gespräch« mit Franz Joseph Strauß zur Frage »Geht der kalte Krieg zu Ende oder
lösen sich die Blöcke auf?« teilgenommen, das vom 3. Radioprogramm (NDR, SFB und WDR)
gesendet wurde; vgl. Berbig (2002), S. 61-102.
|
1873, 1-3 |
Im Krieg war ... Flakschule im Bayerischen - Nach Einsätzen an der West- und Ostfront, wo
er schwere Erfrierungen erlitt, wurde er Abteilungsadjutant an der Flakschule Altenstadt bei Schongau
in Bayern.
|
1873, 4-6 |
er hatte das ... Schongau, als Landrat - Von den amerik. Besatzungsbehörden als politisch
unbelastet eingestuft, wurde er 1945 stellv., 1946-49 Landrat in Schongau.
|
1873, 5 |
Entnazifizieren - s.K. 1497, 14-22.
|
1873, 6-8 |
»Wer noch einmal ... die Hand abfallen.« - Strauß soll dies 1949 auf einer Versammlung
geäußert haben, 1957 erstmals in DER SPIEGEL zitiert und von
Strauß bei Vorlage anerkannt, später aber dementiert; vgl. DER SPIEGEL 5.4.1961, S. 20.
|
1873, 10-12 |
Als im April ... atomaren Waffen auszustatten - Das Manifest »Erklärung der
Göttinger Achtzehn« vom 12.4.1957, in Anlehnung an den Protest der »Göttinger
Sieben« von 1837, rief zum freiwilligen Verzicht auf Atomwaffen aller
Art auf, es wurde u.a. von C.F. v. Weizsäcker und den Nobelpreisträgern Max
Born, Otto Hahn, Werner Heisenberg, Max von Laue unterzeichnet und trug
zum Entstehen der Anti-Atombewegung in der BRD bei.
|
1873, 12 |
»weltfremden Menschen« - Vgl. DER SPIEGEL 5.4.1961, S. 16.
|
1873, 13 |
er selbst hat das Abitur - Franz-Joseph Strauß soll, stieß er in Versammlungen auf
Opposition, gekontert haben: »Haben Sie überhaupt Abitur?«
|
1873, 14 |
Otto Hahn - 8.3.1879-28.7.1968, Chemiker; entdeckte 1938 mit Lise Meitner
und Friedrich Wilhelm Straßmann die Atomkernspaltung des Urans, die
die technische Nutzung der Kernenergie ermöglichte; 1944 Nobelpreis.
|
1873, 15f. |
»einen alten Trottel ... an Hiroshima denkt« - Vgl. Der Stern vom 26.3.1975;
Hiroshima: s.K. 515, 8-11.
|
1873, 16-22 |
Im Juni 1957 ... die Opfer fern - Der Verteidigungsminister und Oberste Befehlshaber
der Bundeswehr hatte an seinem Polterabend die Unglücksstelle
inspiziert und die Ursache für die in der reißenden Strömung Ertrunkenen
als eine Verquickung tragischer Umstände erklärt. »Die anläßlich seiner
Hochzeit am nächsten Tag geplante dienstliche Verwendung von Bundeswehrtruppen
[...] blies der Minister ab. Er beschied sich damit, den Hochzeitszug
mit einem fast kriegsstarken Zug stahlhelmbewehrter, mit weißem
Lederzeug geschmückter Feldjäger eskortieren zu lassen«; vgl. DER SPIEGEL
12.6.1957, S. 19.
|
1873, 24-34 |
Im folgenden Jahr ... er von »Geheimnisverrat« - Vgl. DER SPIEGEL vom
20.1.1960, S. 27: »Der Fall erhielt seinen Namen von dem Bonner Verkehrspolizisten
Hahlbohm, der am 29. April 1958 an der Kreuzung vor dem Bundeskanzleramt
zu Bonn Dienst tat, als Straußens mausgraue BMW-Karosse diesen
Verkehrsknotenpunkt überfuhr, obgleich Hahlbohm die Durchfahrt nicht
freigegeben hatte.
Eine Straßenbahn mußte abrupt bremsen, und Hahlbohm erstattete Anzeige
gegen den Ministerfahrer Kaiser, der schließlich auch wegen fahrlässiger
Übertretung der Verkehrsregeln zu 1000 Mark Geldstraße verurteilt wurde.«
Strauß reichte gegen Hahlbohm, der Mitglied der SPD war, eine Dienstaufsichtsbeschwerde
ein; vgl. auch DER SPIEGEL 26.10.1960, S. 61-63.
|
1873, 37- 1874, 2 |
1961 verunglimpfte er ... Jahren drinnen gemacht - Zitat aus DER SPIEGEL vom
5.4.1961, S. 16. Willy Brandt, der 1933 nach Norwegen, 1940 nach Schweden
emigrierte, war 1940-48 norwegischer Staatsbürger, da er 1938 von
Deutschland ausgebürgert worden war. 1961 wurde er von der SPD als Kanzlerkandidat
aufgestellt; s.K. 173, 4.
|
1874, 3-7 |
Im Jahr darauf ... Recht und Freiheit - 1962 gab der Bundespräsident Heinrich
Lübke nach längerem Widerstand dem Begehren nach, die Bundeswehruniformen
farbenfroher zu gestalten. Vgl. DER SPIEGEL vom 6.6.1962, S. 41:
»Alle Soldaten werden mit einem schweren Lederkoppel ausgerüstet, dessen
Schloß der Bundesadler und die Inschrift Einigkeit und Recht und Freiheit
zieren. [...] Vom Unteroffizier aufwärts kann sich jeder Bundeswehrangehörige
auf eigene Rechnung eine Extra-Uniform bauen lassen. [...] Bei
feierlichen Anlässen dürfen Offiziere wieder die silberne Fangschnur (Affenschaukel)
anlegen.«
In der Umgangssprache hieß schon die Führerschnur bei Nazi-Jugendorganisationen
»Affenschaukel«, auch die Fangschnur der Adjutanten der Wehrmacht;
1962-73 Bestandteil des Gesellschaftsanzugs der Bundeswehr-Offiziere,
seitdem nur noch von Militärattachés getragen.
|
1874, 7-13 |
Danach versuchte er ... ein wenig ausscheiden - Anspielung auf die »Spiegel-Affäre«:
Nach der Veröffentlichung einer kritischen Analyse einer NATO-Übung
am 10.10.1962 wurden wegen des Verdachts auf Landesverrat Redakteure
und Journalisten verhaftet und deren Büros durchsucht. »Fast zwei
Wochen lang hatte Franz-Joseph Strauß jegliche Beteiligung an der SPIEGEL-Aktion
geleugnet. Er habe, hatte er am Anfang gesagt, damit im wahrsten
Sinne des Wortes nichts zu tun«; vgl. DER SPIEGEL 14.11.1962, S. 54. Strauß
mußte später zugeben, daß er Oberst Osten am Telefon Weisung zur widerrechtlichen
Verhaftung des SPIEGEL-Redakteurs Ahlers in Spanien gegeben
hatte. Sein persönliches Eingreifen und die Nichtunterrichtung des Justizministeriums
führten zu einer Regierungskrise, das Verfahren wurde eingestellt.
Strauß mußte sein Amt als Verteidigungsminister aufgeben; vgl. Grosser/Seifert
(1966).
|
1874, 7f. |
westdeutsches Nachrichtenmagazin - s.K. 167, 17-20.
|
1874, 15f. |
Der kann keinen ... abginge mit Schummelei - Strauß hatte seinen Jagdschein am
15.11.1963 in Neuhaus an der Aller, Niedersachsen, abgelegt, anstatt wie
vorgeschrieben in seinem Wohnsitz Rott am Inn. Auch sei die Prüfung von
einer zu geringen Anzahl von Prüfern und nicht in einer Gruppe erfolgt; vgl.
DER SPIEGEL 22.7.1964, S. 50f.
|
1874, 16-20. |
Der Mann möchte ... der schießt auch - Die regierende CDU wollte 1958 die Bundeswehr mit im Ernstfall atomar bestückbaren Waffen ausrüsten, wobei nur die USA über das atomare Material verfügen sollten. In einer Bundestagsdebatte am 20.3.1958 darüber griff der FDP-Abgeordnete Reinhold Maier den Verteidigungsminister Franz Josef Strauß an: »Wer so spricht, der schießt auch.« Maier entschuldigte sich später bei Strauß; vgl. FAZ vom 5.9.2015.
|
1874, 24f. |
Der kriegt keinen ... er sich macht - s.K. 913, 1.
|
1875, 1 |
der Roten, der ... der Krassnija Armija - (russ.) Rote Armee; krassnij bedeutet
im Russischen sowohl rot als auch schön; s.K. 1142, 19.
|
1875, 5 |
France - s.K. 19, 7.
|
1875, 12 |
Welcome home - (engl.) Willkommen daheim!; s.K. 169, 2-17.
|
|
|