17. August 1968
1856, 1 Saturday Tag der South Ferry - s.K. 90, 25.

1856, 1 Saturday - (engl.) Samstag; s.K. 601, 1.

1856, 8-
1857, 10
Mit der gewöhnlichen ... Gruß Ihr A.M. - Antwort auf Gesines Brief vom 12.7.1968. Nach Auskunft von Eberhard Fahlke befindet sich im Johnson-Archiv ein Schreiben Alexander Mitscherlichs an Uwe Johnson, aus dem hier fast wörtlich zitiert werde; s.K. 1538, 28-1541, 16, 1856, 9f., 1857, 10, 1857, 11f.

1856, 9f. Forschungsinstitut für Psychoanalyse zu Frankfurt am Main - Das Sigmund- Freud-Institut, Forschungsinstitut für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, 1960 gegr., stand bis 1976 unter der Leitung von Alexander Mitscherlisch, der hier die Erforschung des Unterbewußten mit Fragen der Sozialpsychologie zu verbinden suchte.
Das erste Frankfurter Psychoanalytische Institut wurde 1929 eröffnet und mußte 1933 wegen ›staatsfeindlicher Tendenzen‹ schließen; s.K. 1856, 8-1857, 10.

1856, 30f. die erste Verstoßung ... zweite, die dritte - Lisbeths Selbstmordversuch: s. 579f.; Lisbeths unterlassener Rettungsversuch: s. 617-19; Lisbeths Tod: s. 738-44.

1856, 36f. ein Wort für illegale Betätigung - Ausspionieren; s. 1540, 17.

1857, 4 »head shrinkers« - s.K. 561, 33f.

1857, 10 A.M. - Anspielung auf Alexander Mitscherlich (20.9.1908-26.6.1982), Mediziner und Psychoanalytiker; 1952 Professor für psychosomatische Medizin in Heidelberg, 1960 Professor für Psychoanalyse und Leiter des »Sigmund-Freud-Instituts« in Frankfurt am Main; Arbeiten über den Zusammenhang von Krankheiten und gesellschaftlichen Umständen; durch sozialkritische Arbeiten und als einer der Initiatoren der Friedensforschung bekannt geworden; s. K. 1856, 8-1856, 10.

1857, 11f. Unfähigkeit zur Arbeit - Anspielung auf Alexander und Margarete Mitscherlisch-Nielsens Buch »Die Unfähigkeit zu trauern«, 1967, in dem sie das Verhältnis der Deutschen zur Vergangenheit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs untersuchten und zu zeigen versuchten, warum ein Großteil der Nachkriegsgesellschaft Trauer und Scham nicht zuließ, sondern kollektiv verdrängte. Der Begriff »Arbeit« kann hier auch im Sinne von »Trauerarbeit« verstanden werden; s. K. 1856, 8-1856, 10.

1857, 19-25 wegen des Vertrags ... Anfang an ungültig - Vgl. den Artikel »Bonn Is Willing to Void Munich Pact as of 1938« der NYT vom 17.8.1968: »A senior Government official said today that West Germany was prepared to declare the 1938 Munich Pact ›null from the outset.‹ Such formula has been demanded by Prague as a condition for diplomatic relations with Bonn. [...]
The treaty, concluded Sept. 29, 1938, by Neville Chamberlain of Britain, Edouard Daladier of France, Mussolini and Hitler, opened the way for Hitler’s occupation of the Sudetenland, a Czechoslovak border region then inhabited by ethnic Germans. [...]
The Kiesinger Government has repeatedly stated that it regards the Munich Pact as ›no longer valid.‹«; s.K. 663, 1f.

1857, 21 Chamberlain - Arthur Neville Chamberlain (18.3.1869-9.11.1940), brit. Politiker, 1923-29 Führer der Konservativen, 1931-37 Schatzkanzler, 1937-40 Premier. Er suchte den Machtansprüchen Deutschlands durch eine Politik der Beschwichtigung (appeasement) zu begegnen und den Frieden in der Sudetenkrise 1938 durch das Münchener Abkommen (s.K. 663, 1f.) zu retten, ordnete jedoch gleichzeitig die Wiederaufrüstung an. Im Herbst 1939 gab er die Appeasementpolitik auf, übernahm mit Frankreich Garantieerklärungen für Polen und führte die Wehrpflicht ein; erklärte am 3.9.1939 Deutschland den Krieg; mußte 1940 zurücktreten; s.K. 657, 21f.; 856, 28.

1857, 21 Daladier - Édouard Daladier (18.6.1884-10.10.1970), frz. Politiker; seit 1919 Abgeordneter der Radikalsozialisten; seit 1924 mehrfach Minister; schloß 1938 als Premierminister das Münchener Abkommen (s.K. 663, 1f.) und erklärte Deutschland am 3.9.1939 den Krieg, der durch das Abkommen vermieden werden sollte; 1943-45 in Deutschland interniert; 1946-58 wiederum Abgeordneter der Radikalsozialisten, seit 1956 als Fraktionsvorsitzender; 1953-58 Bürgermeister von Avignon; s.K. 856, 28.

1857, 21 Mussolini - s.K. 198, 30.

1857, 21 Sudetenland - s.K. 663, 1f.

1857, 26 nach dem Marschall Tito - Tito hielt sich vom 9.-11.8.1968 in Prag auf; s.K. 1556, 1; 1556, 1-3; 1556, 20.

1857, 27-30 Nicolae Ceausescu beschreibt ... konvertierbarer Währung begehren - Vgl. den Artikel »Ceausescu Gives Lesson« der NYT vom 17.8.1968: »At a televised news conference at the Hradcany palace, the visitor [Ceausescu] said he favored the continued existence of the Warsaw Pact as long as the North Atlantic alliance remained in force. The Rumanian leader said it was possible for a small Communist country to accept credits from a capitalist nation without political strings«; Kredite in konvertierbarer Währung: s.K. 1159, 33-1160, 2.
Nicolae Ceauşescu (26.1.1918-25.12.1989, hingerichtet), Schuhmacher, rum. Politiker; seit 1965 Generalsekretär der KP, seit 1967 Staatsoberhaupt. Unter seiner Herrschaft gestaltete Rumänien bei fester Einbindung in den Ostblock eine relativ unabhängige Außenpolitik; er wandte sich gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die ČSSR, dadurch wurde Rumänien vom Westen unterstützt und erhielt u.a. die Meistbegünstigungsklausel von den USA.

1857, 37f. Eine war benannt ... Frankfurt am Main - 1914 von Wilhelm II. als Stiftungsuniversität eröffnet; führt seit 1932 den Namen Johann-Wolfgang-Goethe-Universität. 1967 wurde aus der Stiftungsuniversität eine Landesuniversität. Goethe: s.K. 1397, 28.

1858, 2-4 Anitas Abitur galt ... und gar »nachmachen« - In der BRD wurde das nach zwölf Schuljahren abgelegte DDR-Abitur anerkannt, wenn man mindestens zwei Semester studiert hatte.

1858, 6 Surrey Bank of Richmond - s.K. 69, 28.

1858, 35 Frisco - (ugs.) San Francisco; s.K. 110, 10.

1858, 36f. eine Dolmetscherschule, und ... Ufer des Rheins - Die Dolmetscherhochschule in Germersheim, An der Hochschule 2, wurde 1947 als Internatshochschule gegr. und 1949 der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz angeschlossen. Germersheim liegt linksrheinisch zwischen Speyer und Karlsruhe; vgl. MJ, S. 10.; s.K. 1859, 26; s. 1137, 28f.

1859, 5f. Hitlers Abwehr - s.K. 777, 32.

1859, 6 Leningrad - s.K. 857, 29f.

1859, 15 remedial teaching - (engl.) Nachhilfeunterricht.

1859, 22f. Association Internationale des Interprétes de Conférences - (frz.) Internationale Vereinigung der Konferenzdolmetscher; richtig: Interprètes.

1859, 26 am Rhein bei Schifferstadt - Schifferstadt liegt linksrheinisch zwischen Speyer und Ludwigshafen, etwa 20km nördlich von Germersheim.

1859, 35 Mannheim - Mannheim liegt 30 km nordöstlich von Germersheim; s.K. 1379, 1f.

1859, 38 die Rheintöchter - Vermutlich Anspielung auf die Rheintöchter Floßhilde, Welgunde und Woglinde aus Richard Wagners Oper »Das Rheingold«.

1860, 2 I don’t have it necessary - (engl.) Ich habe es nicht nötig; wörtl. und falsch aus dem Deutschen ins Englische übersetzt, richtig: I don’t have to do that. (I don’t have to stand for that: Ich habe es nicht nötig, mich so behandeln zu lassen.)

1860, 7 Studenlohn - Druckfehler in allen Ausgaben, richtig: Stundenlohn.

1860, 9-12 jenem nördlichen Viertel ... der amerikanischen Besatzer - Die genannten Straßen liegen alle dicht beieinander in Ginnheim, einem Stadtbezirk im Nordwesten Frankfurts, der Wohngebiet der US-Army war. An der Platenstraße lag eine der Amerikanischen Schulen. (Wenn als Studienort die Dolmetscherschule Germersheim angenommen wird, wäre der Anfahrtsweg nur zum Babysitten ein bißchen weit gewesen.)
Franz Kafka: 3.7.1883-3.6.1924, jüd. österr. Schriftsteller; s.K. 1809, 11-16.
Franz Werfel: 10.9.1890-26.8.1945, jüd. österr. Schriftsteller; befreundet mit Kafka und Max Brod, geprägt von Judentum und Katholizismus; emigrierte 1940 in die USA; begann mit expressionistischer Lyrik und Dramen, internationaler Erfolg durch seine Romane mit historischen und religiösen Stoffen.
Stefan Zweig: 28.11.1881-23.2.1942 (Selbstmord), jüd. österr. Schriftsteller; emigrierte 1939 nach England, 1941 nach Brasilien; begann mit Lyrik, Dramen, Novellen; entwickelte sich zu einem von Freud beeinflußten biographischen Essayisten.
August Graf von Platen-Hallermünde: 24.10.1796-5.12.1835, dt. Schriftsteller; Lyrik und Literaturkomödien, beharrte gegenüber der Romantik auf einem klassizistisch strengen Form- und Sprachstil; seine romanzenhaften Balladen waren weit verbreitet; vgl. Johnson/Unseld (1999), S. 754f.

1860, 27-34 In Gneez hatte ... sagen können: Geh-düdü-Äh - Die Demonstration zum 1. Mai, dem »Kampf- und Feiertag der Werktätigen«, an der in komm. Staaten alle Arbeiter, Schüler und Studenten teilnehmen mußten, führte stets an einer Tribüne mit Funktionären vorbei und wurde vielerorts durch bewaffnete Formationen eröffnet.

1860, 29 Neuen Markt - Als Straßenname in Güstrow nicht bekannt.

1860, 38-
1861, 2
MIR IST NICHT ... IN LIEBE UNTEREINANDER ... - Goethe zu Eckermann am 23.10.1828; vgl. Johnson/Unseld (1999), S. 787.

1861, 3 auf Mittelachse geordnet - s. 934, 34.

1861, 7 Voltaire - Eigentlich: François-Marie Arouet (21.11.1694-30.5.1778), frz. Philosoph und Schriftsteller; herausragender Vertreter der frz. Aufklärung, Mitarbeit an der »Encyclopédie«.

1861, 7f. bei Voltaire zum ... römisch noch heilig - Vgl. Voltaires »Essai sur les mœurs et l’esprit des nations«, 1756 (dt.: Über den Geist und die Sitten der Nationen), Kapitel LXX: »Ce corps qui s’appelait et qui s’appelle encore le saint empire romain n’était en aucune manière ni saint, ni romain, ni empire«; Voltaire (1877), Bd. 11, S. 542.

1861, 11 Fahrradstand - s. 1606, 14f.

1861, 15 Bützow - s.K. 102, 25.

1861, 15 einhäusig - Hier: im Gefängnis.

1861, 15f. Neuen Ökonomischen Politik - s.K. 1405, 10.

1861, 17 H.O. Industriewaren - s.K. 1560, 9.

1861, 17 Straße des Großen Genossen Stalin - s.K. 1432, 2.

1861, 19f. Gartenhäuser auf dem Großen Werder - Entlang der Güstrower Straße »Am Werder« liegen Kleingartenanlagen.

1861, 30f. Entnazifizierter der Ersten Stunde - s.K. 1497, 14-22.

1862, 1f. am Großen und Kleinen Höved - Höved: (nd.) Kopf; nördlichste Punkte des Klützer Winkels.

1862, 10-32 Kommt die Eiche ... unser Wetter gekriegt - Dialog mit einem Vetter Cresspahls im Holsteinischen (s. 17, 9).

1862, 17 Hantschn - (nd.) Handschuhe.

1862, 19 Knicks - s.K. 880, 9.

1862, 22f. Am Erssn Mai ... Krähe verstecken können - (missingsch) vom nd. Spruch »Maidag möt sick ’ne Kreih in ’n Roggen verstäken koenen«; vgl. Wossidlo (1982), S. 55.

1862, 23 Jetzt sühst noch de Mus lopn - (nd.) Jetzt siehst du noch die Maus laufen!

1862, 29f. Hast di dacht! ... Meckelnbörg so klår - (nd.) Hast du dir gedacht! - Du sagst ja nichts, Gesine.
- Warum sieht man Mecklenburg so klar?

1862, 35f. Daughters have human feelings, too - (engl.) Auch Töchter haben menschliche Gefühle; s.K. 465, 34f.

1862, 37 Right - (engl.) Richtig.

1862, 37-
1863, 5
Wenn die See- und Handelsstadt ... viel berichtigter Geschichte - Johnson hatte die »Festschrift zur 725-Jahrfeier der Stadt Wismar an der Ostsee vom 18. bis 22. August 1954«, hg. vom Rat der Stadt Wismar, Wismar 1954, in seiner Bibliothek. Die »berichtigte Geschichte« könnte sich auf das Vorwort des Oberbürgermeisters Herbert Kolm beziehen, der über die Zeit nach dem 2. Weltkrieg schreibt: »Erst das Beispiel und die Hilfe der Sowjetsoldaten weckten die Initiative der Bevölkerung. Der lastende Alpdruck der faschistischen Unterdrückung löste sich erst allmählich und die ständig wachsende Erkenntnis der Befreiung vom Faschismus befähigte die Menschen, ihren Platz in der neuen Gesellschaft zu finden«.

1863, 3-5 die Festschrift, weil … viel berichtigter Geschichte – s.K. 975, 8-34.

1863, 5f. H.O.-Anzeigen zum Ruhm des Neuen Kursus - Vgl. Anzeige der HO-Industriewaren Wismar in: Festschrift 725, S. XIII: »In Auswirkung des neuen Kurses unserer Regierung erhalten wir laufend Zusatzkontingente aus eigener Produktion und Importe.«
H.O.: s.K. 1560, 9; Neuer Kurs: s.K. 1847, 21.

1863, 6-8 und dem Schnack ... seinen Enkelkindern zieht - Das letzte der plattdt. Gedichte am Ende der Wismarer Festschrift lautet:
    De falsche Smäd’
    Bi’n Wohnungsamt, dar kloppt dat an.
    Rin kömmt en öllerhaftig Mann.
    ›Was woll’n Sie?‹ fröggt de Sekretär.
    ›Ja‹, seggt de Mann, ›ik kam hierher,
    ik will mi nu mit Sei verglieken,
    Sei kön’n mi ut de Listen striken.

    Ik lop hier nu siet välen Johren
    un heff bi Sei väl Tid verloren.
    Ik heff dat Andrägstellen satt,
    heff nicks as Mäuh un Arger hatt.
    Von Wohnungkriegen ’s kein Räd’,
    dit is hier nich de richdig Smäd’.

    Dar kümmt de Dümmste endlich hinner.
    Ik treck nu tau mien Enkelkinner.‹
Vgl. Festschrift 725, S. 94.

1863, 6 Schnack - (nd.) hier: feststehende Redensart.

1863, 9-23 1954 wurdest du ... Aus dem Grab - s. 891, 29f.

1863, 11 RA - Abk. für Rechtsanwalt.

1863, 25f. Als ob ich ... von mir gesagt - s. 40, 28f.

1863, 29f. »Die Sowjetunion hat das Penicillin erfunden.« - s.K. 167, 34f.; s. 1452, 11-22; Penicillin: s.K. 1332, 35.

1863, 31 Ein Amerikaner in Paris - Orchesterwerk, 1928, von George Gershwin (26.9.1898-11.7.1937), 1951 von Vincente Minelli mit Gene Kelly und Leslie Caron verfilmt.

1863, 35 Ahlbeck - Ostseebad auf der Insel Usedom, unweit der poln. Grenze.

1863, 36 den Himmel zu teilen - Anspielung auf Christa Wolfs Roman »Der geteilte Himmel«, 1962, der seinerseits als Reaktion auf Johnsons »Mutmassungen über Jakob« gelesen wird. In Wolfs Roman zerbricht eine Liebesbeziehung, als der Mann nach beruflichen Widrigkeiten »in den Westen geht« und das Mädchen ihm dahin nicht folgen will. Vgl. BU, S. 248: »Lasst euch fragen, Genossen: Warum lügt ihr? Glaubt ihr im Ernst, der Himmel lasse sich teilen?«

1863, 39-
1864, 4
Die Sozialdemokraten erklärten ... militärischen Maßnahmen teilzunehmen - Themen des SPD-Parteitages vom 20.-24.7.1954 in Berlin waren die Einheit Deutschlands und die Einigung Europas sowie die soziale Gestaltung von Staat und Gesellschaft. Über den Streitpunkt der Remilitarisierung sollte auf einem außerordentlichen Parteitag entschieden werden. Ein Aktionsprogramm befürwortete ein kollektives Sicherheitssystem für Europa, forderte Entspannung zwischen den beiden dt. Staaten, lehnte aber direkte Verhandlungen mit der DDR ab. SPD: s.K. 170, 10.
Vgl. Berlin (1968), S. 1108: »Für den Fall, daß wirksame Vereinbarungen zwischen Ost und West nicht zu erzielen sind, die Gefahren für die Freiheit und den Frieden der Völker fortbestehen und die Einheit Deutschlands in einem umfassenden System kollektiver Sicherheit trotz aller Bemühungen nicht erreicht werden kann, erklärt sich die Sozialdemokratie bereit, an gemeinsamen Anstrengungen zur Sicherung des Friedens und der Verteidigung auch mit militärischen Mitteln teilzunehmen.« Die Konditionen umfaßten Bemühungen um die Wiedervereinigung; ein europäisches Sicherheitssystem im Rahmen der UNO; Kündigung militärischer Verpflichtungen, falls sie die Wiedervereinigung behindern; Gleichberechtigung der Teilnehmer des Bündnisses; demokratisch-parlamentarische Kontrolle der Streitkräfte.

1864, 6-9 Der Staatspräsident war ... die Ecke brachte - Theodor Heuss (31.1.1884-12.12.1963), Publizist, Politiker; 1924-28 und 1930-33 für die Deutsche Demokratische Partei im Reichstag, mit der er am 24.3.1933 dem Ermächtigungsgesetz (s.K. 348, 39), das die parlamentarische Gesetzgebung beseitigte, zustimmte. Heuss, obwohl kein Mann des aktiven Widerstandes, hatte 1932 in einer Schrift vor Hitler gewarnt und verlor eine Woche nach der faschistischen Machtergreifung sein Reichstagsmandat und seinen Lehrstuhl an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. Er war seit 1948 Vorsitzender der FDP und arbeitete maßgeblich am Grundgesetz mit; Bundespräsident 1949-59, 1954 ohne Gegenstimmen wiedergewählt; s.K. 1872, 7f.

1864, 9-13 Nun empfahl er ... für seine Person - Heuss wandte sich gegen den Begriff »Kollektivschuld« und sprach stattdessen von einer »Kollektivscham«. In einer am 18.3.1946 auf Einladung Johannes R. Bechers vor dem Kulturbund gehaltenen Rede heißt es: »Mit kalter Klarheit muß ausgesprochen werden, daß dieser Krieg von Deutschland verursacht und in seiner Führerschicht gewollt worden ist; ohne dieses deutliche Aussprechen verlieren wir die Basis unter uns selber«; vgl. Heuss (1966), S. 186; vgl. auch seine Rede zur Einweihung des Mahnmals in Bergen-Belsen 1952, in: Peter (1968), S. 155-160.

1864, 11 To accomplish. To master - (engl.) Zu vollenden/zu leisten. Zu meistern.

1864, 13f. Der Kanzler war von den Christdemokraten - Adenauer: s.K. 116, 12f.

1864, 15-17 hielt sich ein ... am 17. Juni - In der Regierungserklärung Konrad Adenauers vom 17.6.1953 vor dem Bundestag hieß es: »Eine wirkliche Änderung des Lebens der Deutschen in der Sowjetzone und in Berlin kann nur durch die Wiederherstellung der deutschen Einheit in Freiheit erreicht werden.
(Abg. Dr. von Brentano: Sehr richtig!)«; vgl. Baring (1965), S. 172.
Heinrich von Brentano (20.6.1904-14.11.1964), Nachfahre von Clemens Brentano; Rechtsanwalt, Mitbegründer der CDU; 1949-64 Bundestagsabgeordneter, 1961-64 Vorsitzender der Fraktion der CDU/CSU; 1955-61 Außenminister. Briefwechsel mit Konrad Adenauer »Sehr verehrter Herr Bundeskanzler«, 1974.
Er wird in seiner Stellung zu Konrad Adenauer von DER SPIEGEL wie folgt beschrieben: »Träger eines großen Namens und der Aktentasche des Bundeskanzlers«; vgl. Koch (1985), S. 269.
Heinrich von Brentano hatte am 6.12.1961 vor dem Bundestag verlangt, Uwe Johnson das Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom abzuerkennen. Sein Urteil basierte auf einem Artikel Hermann Kestens in der »WELT« vom 25.11.1961, der Johnson fälschlicherweise bezichtigte, bei einer Podiumsdiskussion die Mauer »keineswegs unmoralisch« genannt zu haben. Der Tonbandmitschnitt bewies, daß Kestens Behauptung nicht stimmte. Im Januar 1962 gestand Brentano gegenüber Siegfried Unseld ein, falsch unterrichtet worden zu sein, eine versprochene Entschuldigung an Johnson traf nie ein; vgl. BU, S. 193-205, 208-237; Neumann, B. (1994), S. 431-443.

1864, 19 Montan-Union - Kurzbezeichnung für »Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl«; 1951 nach dem Schuman-Plan vereinbarter Zusammenschluß der Stahl- u. Kohleproduzenten Frankreich, Italien, BRD u. Benelux-Staaten; erstes europäisches Bündnis; vgl. BU, S. 353f., wo Johnson Adenauer zitiert: »Den Schuman-Plan jetzt wollen, heisst die deutsche Einheit nicht wollen«.

1864, 20 militärischen Verein, der ... nach dem Nordatlantik - s.K. 42, 16f.

1864, 21-31 Auf den gab ... er prächtig anzuschaun - Am 16.5.1950 wurde im Münchener Theater am Gärtnertor die musikalische Komödie »Feuerwerk« uraufgeführt, Musik: Paul Burkhard; Text: Erik Charell, Jürg Amstein nach dem Lustspiel »Der schwarze Hecht« von Emil Sautter; Liedtexte: Jürg Amstein und Robert Gilbert; Regie: Erik Charell. In dem Stück wird dem biederen Wohlstandsleben eines Fabrikanten und seiner Familie die quirlige Zirkuswelt gegenübergestellt, als ein Zirkus um 1900 mit dem jüngsten Bruder des Fabrikanten als Zirkusdirektor in eine dt. Kleinstadt kommt.
Das Stück und das Lied »Oh mein Papa« wurden durch den Film von Kurt Hoffmann (Premiere 17.9.1954) und die Interpretation von Lys Assia in ganz Deutschland sehr bekannt; der Refrain lautet:
    O mein Papa war eine wunderbare Clown!
    O mein Papa war eine große Kinstler.
    Hoch auf die Seil, wie war er herrlich anzuschaun.
    O mein Papa war eine schöne Mann!
    Ei, wie er lacht,
    sein Mund, sie sein so breit und rot,
    und seine Aug’ wie Diamanten strahlen.
    O mein Papa war eine wunderbare Clown!
    O mein Papa war eine große Kinstler.
    Hoch auf die Seil, wie war er herrlich anzuschaun.
    O mein Papa war eine schöne Mann!
Theodor Heuss wurde auch »Papa Heuss« und einer der »Väter des Grundgesetzes« genannt; mit dem Lied wurde aber weder auf ihn noch auf Adenauer angespielt; s. 1864, 21.

1864, 29 Get to your ... Get set - GO - (engl.) übersetzt im Text 1860, 15f.

1864, 38f. am Postamt Flingern-Nord - Flingern: Ortsteil von Düsseldorf, westlich der Stadtmitte, ehemals Arbeiterwohnbezirk. Die Post liegt in der Lindenstraße, Nähe Hermannplatz.

1865, 5 Zentralbad in der Grünstraße - Großes Schwimm- und Wellenbad in der Stadtmitte, östlich der Altstadt.

1865, 5f. Landesbibliothek am Grabbe-Platz - Der Grabbeplatz liegt zwischen Hofgarten und Altstadt. Die Landesbibliothek lag an der Stelle des späteren Ausstellungsgebäudes des Kunstvereins.
Christian Dietrich Grabbe (11.12.1801-12.9.1836), gilt nach Büchner als bedeutendster dt. Dramatiker des Vormärz.
Vgl. Johnsons Brief an Burgel Zeeh vom 24.2.1983 in: Johnson/Unseld (1999), S. 1040:
»Gab es in der Drehe um 1954/55 in Düsseldorf eine Bibliothek, in der für einen gewöhnlichen Bürger abends Zeitungen (insbesondere 'Der Spiegel') aus der vorhergegangenen Zeit, ab 1948, erhältlich waren?
Oder: an Wochenenden?«
Vgl. auch die Antwort vom 8.3.1983, in: ebd., S. 1051: »In der Drehe 1954/55 gab es in Düsseldorf die Landes- und Stadt-Bibliothek, Am Grabbeplatz; diese Bibliothek ist 1970 in die Universitätsbibliothek Düsseldorf übergegangen.
Die Landes- und Stadt-Bibliothek existierte leidlich in einem zwar repräsentativen Haus am Rande der Altstadt, aber drumherum war noch längst nicht alles wieder aufgebaut. Die Informationen gab mir der Ltd. Bibl. Dir. Prof. Dr. Günter Gattermann, der die damalige Leiterin der Bibliothek sehr gut kannte. Er versicherte mir, daß sich diese Bibliothek durch gute und lange Öffnungszeiten auszeichnete und daß man in einem Lese-Saal Bücher und Zeitschriften einsehen konnte, u.a. auch den ›Spiegel‹ mit den früheren Jahrgängen.«

1865, 11f. am 10. November ... den Heiligen Martin - 316/317-8.11.397, Bischof von Tours; nach der Legende teilte er als Soldat seinen Mantel mit einem Bettler in Amiens, verließ nach seiner Taufe die römische Armee und lebte als Eremit. Er gründete 361 das erste Kloster in Gallien und wurde 371 zum Bischof ernannt. Martinstag ist der 11.11., am Vorabend ziehen singende Kinder mit Laternen durch die Städte und Dörfer des Rheinlands.

1865, 14 Radschlägern - Nach der Legende begrüßten Radschläger im Dorf an der Düssel den siegreichen Grafen Adolf VII. von Berg nach der Schlacht bei Worringen am 5.6.1288, der Düsseldorf daraufhin am 14.8.1288 die Stadtrechte verlieh. Noch heute schlagen Düsseldorfer Kinder auf den Straßen das Rad und bitten um »eene Penning«.

1865, 15 Jan Wellem - Johann Wilhelm II., Kurfürst von der Pfalz (19.4.1658-18.6.1716), kunstsinnig und prunkliebend, gründete 1699 eine südliche Neustadt (»Neue Extension«) und baute die Stadt, die 1614-1716 Haupt- und Residenzstadt war, und ihre Befestigungen aus.

1865, 15 Immermann - Karl Leberecht Immermann (24.4.1796-25.8.1840), Schriftsteller, Theaterleiter in Düsseldorf; Romane und Dramen zwischen Romantik und Realismus.

1865, 16 »Willkommen im Neuen Heim« - Ein Buch über Düsseldorf, vermutlich vom Verkehrsverein der Stadt herausgegeben, ohne Angaben zu Autor und Erscheinungszeit; Johnson besaß ein Exemplar.

1865, 17 Kaiserswerth - Ehemalige Insel im Rhein mit Stiftskirche und Ruine einer Barbarossapfalz; nördlich der Düsseldorfer Innenstadt gelegen; wegen des dörflichen Charakters und des schönen Blicks auf den Rhein ein beliebtes Ausflugsziel.

1866, 3-5 Die vereinigten britischen ... Wald bei Mönchengladbach - s.K. 464, 18f.

1866, 9 Düsseldorf-Bilk - Wohn- und Geschäftsviertel in der südlichen Düsseldorfer Innenstadt.

1866, 9-11 in einer Kneifzange ... Krefeld und Köln - Der Düsseldorfer Stadtteil Bilk liegt südlich der Bahnlinie nach Krefeld (s.K. 1019, 10) und (der später abzweigenden linksrheinischen Strecke) nach Köln. Die der Kirche Alt St. Martin [sic] nächstgelegene Straßenbahnlinie führt durch die Volmerswerther Straße, eine andere, weiter entfernt liegende, durch die Aachener Straße.

1866, 11 Alt St. Marien - Alt St. Martin [sic] in Bilk an der Ecke Martin- und Bachstraße, ältestes Bauwerk Düsseldorfs, mit karolingischen und romanischen Grundmauern, der Sage nach eine merowingische Stiftung; bis 1812 kath. Pfarrkirche von Bilk. Druckfehler in allen Ausgaben.

1866, 12-14 Tafel zur Erinnerung ... auf Mittelachse geordnet - In der Grünanlage an der Kirche Alt St. Martin [sic] steht auf einem hohen Steinsockel ein ausgeglühtes Fernrohr der ehemaligen Sternwarte, die 1843 von Johann Friedrich Benzenberg gegr. und unter Robert und Wilhelm Luther zu einer bekannten astronomischen Forschungsstätte wurde. Sie brannte Pfingsten 1943 bei einem Bombenangriff ab. Der Steinpfeiler trägt außer einer Bronzeplatte zwei auf Mittelachse geordnete eingemeißelte Inschriften, eine zum Gedenken an die Astronomen, die zweite lautet: »Zur bleibenden Erinnerung an die in der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1943 untergegangene Bilker Sternwarte wurde dieser alte Sockel mit seinem zertrümmerten Fernrohr 1952 wieder errichtet.«

1866, 14 auf Mittelachse geordnet - s. 934, 34.

1866, 17 Südfriedhof - Am Südwestende von Bilk; s. 1868, 25.

1866, 18 Stadtbad in der Konkordia-Straße - Diese Straße verläuft in Unterbilk von der Bilker Allee in nordöstlicher Richtung bis zur Reichsstraße. Ein Schwimmbad hat es dort nie gegeben.

1866, 18-
1868, 3
Was der Wohnung ... der Erde war - Gesine erzählt von den in MJ dargestellten Ereignissen; s.K. 386, 19-21; vgl. MJ, S. 273-296.

1866, 32 Grunewald - s.K. 665, 37.

1866, 38 Einen Shawl - s.K. 1828, 38.

1867, 4 Graf Adolf-Straße - Große, mehrspurige Geschäftsstraße zwischen dem Graf-Adolf-Platz und dem Düsseldorfer Hauptbahnhof.

1867, 13 Olsch - (nd.) Alte.

1867, 16f. Humphrey Bogart in ... wie jedem anderen - (engl.) Die verzweifelten Stunden. US-amerik. Film, Uraufführung: 2.3.1956; dt. Titel »An einem Tag wie jeder andere«, Regie: William Wyler, mit Humphrey Bogart (25.12.1899-14.1.1957), Martha Scott, Fredric March; Thriller: Widerstand einer amerik. Bürgerfamilie, die von drei flüchtigen Gewaltverbrechern terrorisiert wird.

1867, 17-19 Der Text zum ... die Gébühr bézahlt - Das Pausenzeichen des 1955 gegr. Norddeutschen Rundfunks wurde nach einer Melodie von Robert Schumann (efgeag) und dem Text »Ist der Rúndfúnk bézahlt?« gespielt. (In der zweibändigen Taschenbuchausgabe fehlen die Akzente.)

1867, 22-25 eines ausgewiesenen Charakterschauspielers ... fürs liebe Geld - Konnte nicht nachgewiesen werden.

1867, 27 Pottel & Broskowsky am Waisenhausring - s.K. 1834, 36.

1867, 28 Park-Hotel am Corneliusplatz - Zwischen Hofgarten und dem Nordende der Königsallee gelegen, war es in den fünfziger Jahren wohl das beste Hotel Düsseldorfs.

1867, 32 bis 1983 - Vermutlich Anspielung auf den Abschluß der Arbeit an Band IV der »Jahrestage«.

1867, 34-36 Geschichten wie die ... und rettet sie - s. 62, 15f.

1867, 37 Gelernt ist gelernt - s. 1766, 29.

1868, 25 Hofgarten - s.K. 1021, 11.

1868, 32-34 Sünt je dumm ... denn, min Häuneken - (nd.) Sind ja dumme Leute, solche Mütter, halten ihr Kind auf der Hüfte und rufen: Wo bist du denn, wo bist du denn, mein Hühnchen?; s. 1345, 37f.

1869, 11 Caterpillars - (engl.) Raupen, Planierraupen; »Caterpillar« ist seit 1910 Warenzeichen der amerik. Baumaschinenfirma »The Caterpillar Tractor Company« und wird synonym für die von der Firma hergestellten Planierraupen (Bulldozer) verwendet.

1869, 28 Stelle 12 - s.K. 1636, 39.

1869, 30 Sachwalters - s.K. 993, 8; 1138, 30.

1869, 33f. Lietzenburger Straße - s.K. 1855, 20.

1869, 38f. bankers have human ... believe you me - (engl.) auch Bankiers haben menschliche Gefühle, glaub mir das!; s.K. 465, 34f.

1870, 7f. half penny, Prägejahr 1940 - s.K. 810, 13-20.

1870, 8f. GEORGIVS VI, deo gratia ... et fidei defensor - (lat.) Georg VI., von Gottes Gnaden König Aller und Verteidiger des Glaubens. Seit dem 6. Jh. von weltlichen Fürsten benutzte Formel. Auf der Rückseite der Münze steht die Abk. D.G.O.REX F.D., die Johnson hier ausschreibt - und dabei einen Fehler macht: Es muß »dei gratia« heißen; s.K. 656, 12-16.

1870, 9f. Treu und Glauben bekamen ihren Wert - Anspielung auf die Münzinschrift und Wiederaufnahme einer Wendung aus MJ, mit der Rohlfs Jakob für die Staatssicherheit gewinnen will: »Treu und Glauben sind ihren Lohn wert«; vgl. MJ, S. 56f., 67; s.K. 1043, 21.

1870, 10f. dreißig Schillinge - s.K. 1819, 19.

1870, 23f. solchem schwarzen Mantel ... die samtenen Aufschläge - Ein Chesterfield, seit etwa 1880 meistgetragener engl. langer Herrenmantel, leicht tailliert, im allgemeinen mit Samtkragen und Brusttasche.

1870, 32f. als der Teufel ... für seine Großmutter - Konnte nicht nachgewiesen werden.

1870, 35-
1871, 4
Frau Abs fürchtete ... Schloß in Hannover - Faßt die Ereignisse aus MJ zusammen; vgl. ebd., S. 34-58; s. 1021, 3f.
Der kleine Neustädter Friedhof, Ecke Brühlstraße/Otto-Brenner-Straße, im Stadtteil Calenberger Neustadt, liegt in der Nähe des Welfenschlosses, das 1856 im Auftrag Georg V. gebaut wurde und heute die Universitätsverwaltung und ein Museum beherbergt.

1870, 36 Abzeichen der Staatssicherheit - Das Abzeichen wurde im allgemeinen nicht getragen, statt dessen wies man sich durch Klappkarten aus; vgl. MJ, S. 10; Staatssicherheit: s.K. 684, 8.

1871, 2 die Augen gingen ihr über - Anspielung auf Goethes Gedicht »Der König in Thule«, Faust I, Verse 2759 ff.
    Es war ein König in Thule
    Gar treu bis an das Grab,
    Dem sterbend seine Buhle
    Einen goldnen Becher gab.
    Es ging ihm nichts darüber,
    Er leert’ ihn jeden Schmaus;
    Die Augen gingen ihm über,
    So oft er trank daraus.

1871, 9 Bi’t Starben sünt ... Meisters un Lihrjungs - (nd. Redewendung) Beim Sterben sind wir alle Meister und Lehrjungen; vgl. Raabe (1854), S. 24.

1871, 13 Jöche - s.K. 23, 28.

1871, 13 Muschi Altmann - Figur aus MJ, vgl. ebd., S. 62 und BU, S. 151.

1871, 14f. Dat ick hier ... in de Fiern - (nd.) Daß ich hier totbleibe und keiner sieht mich sitzen / die alten Leute sehen am weitesten in die Ferne; s. 1367, 21.

1871, 23 in Dutt schlägt - (nd.) zerstört.

1871, 24f. Er richtete eine ... am Lohauser Deich - s. 19, 38f.

1871, 25 Lohauser Deich - Fußweg, der am Ostufer des Rheins von Kaiserswerth bis nach Stockum durch Wiesen führt, ländliche Umgebung.

1871, 29f. war es mehr zufrieden - s.K. 124, 17.

1871, 31 dem Zeichen der (zweiten) Hand - (engl. wörtl. übersetzt) second hand: gebraucht.

1872, 5 die Niebuhrs es von Stuttgart denken - s.K. 9, 32-36.

1872, 7f. Wenn eine Brücke ... nach einem Bundespräsidenten - 1954 wurde die neuerbaute Düsseldorfer Rheinbrücke zwischen den Ortsteilen Niederkassel und Golzheim »Theodor-Heuss-Brücke« genannt; s.K. 1864, 6-9.

1872, 10 Was Heinrich Heine ... Düsseldorf geschrieben hat - Vgl. Heinrich Heine: »Deutschland, ein Wintermärchen« und »Reisebilder. Zweiter Teil. Ideen. Das Buch Le Grand«, 1826, Kapitel VI-X. Der Stadtführer von Düsseldorf »Willkommen im neuen Heim« (s.K. 1865, 16) zitiert als Motto aus dem Buch »Le Grand«: »Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön und wenn man in der Ferne an sie denkt, und zufällig dort geboren ist, wird Einem wunderbar zu Mute. Ich bin dort geboren, und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehen. Und wenn ich sage nach Hause gehen, so meine ich die Bolkerstrasse und das Haus, worin ich geboren bin usw.«; s.K. 1815, 38-1816, 6.

1872, 11f. wenn sie diesen Heine verleugnet - Aufgrund einer Hetzkampagne antijüd. nationalistischer Bürger wurde das Angebot der Kaiserin Elisabeth von Österreich, der Stadt ein Heine-Denkmal zu schenken, 1893 zurückgewiesen. (Daraufhin errichtete ein Düsseldorfer Kaufmann im Kongo ein Heine-Denkmal, weil die Befugnisse des Stadtrates nicht bis dorthin reichten.) Ein Denkmal-Ausschuß beriet das Problem ergebnislos bis 1932. Zum 100. Geburtstag Heines wurde die Plastik »Harmonie« des Hitler-Verehrers Maillol als Alibi-Monument aufgestellt. Seit Gründung der Universität 1966 zog sich ein Streit über die Namensgebung hin. Sie wurde von Studenten und Dozenten längst Heine-Universität genannt, ehe sie am 20.12.1988 auch offiziell den Namen erhielt. Vgl. Johnson, Ihrem grossen Dichter; s.K. 1815, 38-1816, 6.

1872, 16 Bank in Brooklyn - s. 1764, 37f.

1872, 22 Crédit Lyonnais - Eines der größten frz. Kreditinstitute, 1863 gegr., 1946 verstaatlicht, Sitz in Lyon, Niederlassungen und Tochtergesellschaften in vielen Ländern.

1872, 24-26 Am Weihnachtsabend 1959 ... fordern Juden raus - An der Synagoge in der Kölner Roonstraße waren am Sockel die Kalkschrift »Deutsche fordern Juden raus« und am Eingang Hakenkreuze und weitere Schmähungen geschmiert worden. Die Täter, Mitglieder der Deutschen Reichspartei, wurden am Tag darauf gefaßt und gestanden die Tat, die zum wichtigsten innenpolitischen Thema der Weihnachtswoche wurde, zumal der Innenminister von Nordrhein-Westfalen eine Belohnung für die Ergreifung der Täter aussetzte, als diese längst gefaßt und geständig waren; vgl. DER SPIEGEL 6.1.1960, S. 19.

1872, 31-
1874, 25
Karriere eines Politikers ... er sich macht - Franz Joseph Strauß (6.9.1915- 3.10.1988), Altphilologe, Politiker; Mitbegründer der CSU 1945, seit 1961 Vorsitzender, 1953-55 Bundesminister für besondere Aufgaben, 1955-56 Minister für Atomfragen, 1956-62 Verteidigungsminister, 1966-69 Finanzminister, in den siebziger Jahren Gegner der sozialliberalen Koalition und besonders ihrer Ostpolitik.
Uwe Johnson hatte mit H.W. Richter, Ernst Schnabel und Theo Pirker am 26.5.1964 in Westberlin an einem »Salon-Gespräch« mit Franz Joseph Strauß zur Frage »Geht der kalte Krieg zu Ende oder lösen sich die Blöcke auf?« teilgenommen, das vom 3. Radioprogramm (NDR, SFB und WDR) gesendet wurde; vgl. Berbig (2002), S. 61-102.

1873, 1-3 Im Krieg war ... Flakschule im Bayerischen - Nach Einsätzen an der West- und Ostfront, wo er schwere Erfrierungen erlitt, wurde er Abteilungsadjutant an der Flakschule Altenstadt bei Schongau in Bayern.

1873, 4-6 er hatte das ... Schongau, als Landrat - Von den amerik. Besatzungsbehörden als politisch unbelastet eingestuft, wurde er 1945 stellv., 1946-49 Landrat in Schongau.

1873, 5 Entnazifizieren - s.K. 1497, 14-22.

1873, 6-8 »Wer noch einmal ... die Hand abfallen.« - Strauß soll dies 1949 auf einer Versammlung geäußert haben, 1957 erstmals in DER SPIEGEL zitiert und von Strauß bei Vorlage anerkannt, später aber dementiert; vgl. DER SPIEGEL 5.4.1961, S. 20.

1873, 10-12 Als im April ... atomaren Waffen auszustatten - Das Manifest »Erklärung der Göttinger Achtzehn« vom 12.4.1957, in Anlehnung an den Protest der »Göttinger Sieben« von 1837, rief zum freiwilligen Verzicht auf Atomwaffen aller Art auf, es wurde u.a. von C.F. v. Weizsäcker und den Nobelpreisträgern Max Born, Otto Hahn, Werner Heisenberg, Max von Laue unterzeichnet und trug zum Entstehen der Anti-Atombewegung in der BRD bei.

1873, 12 »weltfremden Menschen« - Vgl. DER SPIEGEL 5.4.1961, S. 16.

1873, 13 er selbst hat das Abitur - Franz-Joseph Strauß soll, stieß er in Versammlungen auf Opposition, gekontert haben: »Haben Sie überhaupt Abitur?«

1873, 14 Otto Hahn - 8.3.1879-28.7.1968, Chemiker; entdeckte 1938 mit Lise Meitner und Friedrich Wilhelm Straßmann die Atomkernspaltung des Urans, die die technische Nutzung der Kernenergie ermöglichte; 1944 Nobelpreis.

1873, 15f. »einen alten Trottel ... an Hiroshima denkt« - Vgl. Der Stern vom 26.3.1975; Hiroshima: s.K. 515, 8-11.

1873, 16-22 Im Juni 1957 ... die Opfer fern - Der Verteidigungsminister und Oberste Befehlshaber der Bundeswehr hatte an seinem Polterabend die Unglücksstelle inspiziert und die Ursache für die in der reißenden Strömung Ertrunkenen als eine Verquickung tragischer Umstände erklärt. »Die anläßlich seiner Hochzeit am nächsten Tag geplante dienstliche Verwendung von Bundeswehrtruppen [...] blies der Minister ab. Er beschied sich damit, den Hochzeitszug mit einem fast kriegsstarken Zug stahlhelmbewehrter, mit weißem Lederzeug geschmückter Feldjäger eskortieren zu lassen«; vgl. DER SPIEGEL 12.6.1957, S. 19.

1873, 24-34 Im folgenden Jahr ... er von »Geheimnisverrat« - Vgl. DER SPIEGEL vom 20.1.1960, S. 27: »Der Fall erhielt seinen Namen von dem Bonner Verkehrspolizisten Hahlbohm, der am 29. April 1958 an der Kreuzung vor dem Bundeskanzleramt zu Bonn Dienst tat, als Straußens mausgraue BMW-Karosse diesen Verkehrsknotenpunkt überfuhr, obgleich Hahlbohm die Durchfahrt nicht freigegeben hatte.
Eine Straßenbahn mußte abrupt bremsen, und Hahlbohm erstattete Anzeige gegen den Ministerfahrer Kaiser, der schließlich auch wegen fahrlässiger Übertretung der Verkehrsregeln zu 1000 Mark Geldstraße verurteilt wurde.« Strauß reichte gegen Hahlbohm, der Mitglied der SPD war, eine Dienstaufsichtsbeschwerde ein; vgl. auch DER SPIEGEL 26.10.1960, S. 61-63.

1873, 37-
1874, 2
1961 verunglimpfte er ... Jahren drinnen gemacht - Zitat aus DER SPIEGEL vom 5.4.1961, S. 16. Willy Brandt, der 1933 nach Norwegen, 1940 nach Schweden emigrierte, war 1940-48 norwegischer Staatsbürger, da er 1938 von Deutschland ausgebürgert worden war. 1961 wurde er von der SPD als Kanzlerkandidat aufgestellt; s.K. 173, 4.

1874, 3-7 Im Jahr darauf ... Recht und Freiheit - 1962 gab der Bundespräsident Heinrich Lübke nach längerem Widerstand dem Begehren nach, die Bundeswehruniformen farbenfroher zu gestalten. Vgl. DER SPIEGEL vom 6.6.1962, S. 41: »Alle Soldaten werden mit einem schweren Lederkoppel ausgerüstet, dessen Schloß der Bundesadler und die Inschrift ›Einigkeit und Recht und Freiheit‹ zieren. [...] Vom Unteroffizier aufwärts kann sich jeder Bundeswehrangehörige auf eigene Rechnung eine Extra-Uniform bauen lassen. [...] Bei feierlichen Anlässen dürfen Offiziere wieder die silberne Fangschnur (›Affenschaukel‹) anlegen.«
In der Umgangssprache hieß schon die Führerschnur bei Nazi-Jugendorganisationen »Affenschaukel«, auch die Fangschnur der Adjutanten der Wehrmacht; 1962-73 Bestandteil des Gesellschaftsanzugs der Bundeswehr-Offiziere, seitdem nur noch von Militärattachés getragen.

1874, 7-13 Danach versuchte er ... ein wenig ausscheiden - Anspielung auf die »Spiegel-Affäre«: Nach der Veröffentlichung einer kritischen Analyse einer NATO-Übung am 10.10.1962 wurden wegen des Verdachts auf Landesverrat Redakteure und Journalisten verhaftet und deren Büros durchsucht. »Fast zwei Wochen lang hatte Franz-Joseph Strauß jegliche Beteiligung an der SPIEGEL-Aktion geleugnet. Er habe, hatte er am Anfang gesagt, damit ›im wahrsten Sinne des Wortes‹ nichts zu tun«; vgl. DER SPIEGEL 14.11.1962, S. 54. Strauß mußte später zugeben, daß er Oberst Osten am Telefon Weisung zur widerrechtlichen Verhaftung des SPIEGEL-Redakteurs Ahlers in Spanien gegeben hatte. Sein persönliches Eingreifen und die Nichtunterrichtung des Justizministeriums führten zu einer Regierungskrise, das Verfahren wurde eingestellt. Strauß mußte sein Amt als Verteidigungsminister aufgeben; vgl. Grosser/Seifert (1966).

1874, 7f. westdeutsches Nachrichtenmagazin - s.K. 167, 17-20.

1874, 15f. Der kann keinen ... abginge mit Schummelei - Strauß hatte seinen Jagdschein am 15.11.1963 in Neuhaus an der Aller, Niedersachsen, abgelegt, anstatt wie vorgeschrieben in seinem Wohnsitz Rott am Inn. Auch sei die Prüfung von einer zu geringen Anzahl von Prüfern und nicht in einer Gruppe erfolgt; vgl. DER SPIEGEL 22.7.1964, S. 50f.

1874, 16-20. Der Mann möchte ... der schießt auch - Die regierende CDU wollte 1958 die Bundeswehr mit im Ernstfall atomar bestückbaren Waffen ausrüsten, wobei nur die USA über das atomare Material verfügen sollten. In einer Bundestagsdebatte am 20.3.1958 darüber griff der FDP-Abgeordnete Reinhold Maier den Verteidigungsminister Franz Josef Strauß an: »Wer so spricht, der schießt auch.« Maier entschuldigte sich später bei Strauß; vgl. FAZ vom 5.9.2015.

1874, 24f. Der kriegt keinen ... er sich macht - s.K. 913, 1.

1875, 1 der Roten, der ... der Krassnija Armija - (russ.) Rote Armee; krassnij bedeutet im Russischen sowohl rot als auch schön; s.K. 1142, 19.

1875, 5 France - s.K. 19, 7.

1875, 12 Welcome home - (engl.) Willkommen daheim!; s.K. 169, 2-17.