14. Mai 1968
1159, 33-
1160, 2
Der neue Wirtschaftsrat ... keine Dollar-Anleihe mehr - Vgl. den Artikel »Czechoslovak Party Polls Populace on Democracy« der NYT vom 14.5.1968: »The new Economic Council, organized earlier this year met today to discuss the possibility of making the Czechoslovak crown free convertible, or exchangeable, with other world currencies. [...] A convertible crown would be acceptable among Czechoslovakia’s Western trade partners for settling her debts or trade deficits. Under the present system, Czechoslovakia must settle deficit in the balance of payments in dollars or another convertible currency. [...]
Last month, Czechoslovak leaders spoke of a period of five to seven years before convertibility could be attained.«
Die nicht konvertierbaren »Binnenwährungen« der Comeconstaaten wurden oft zu überhöhten Kursen in eine Währung des »nichtsozialistischen Auslands« umgetauscht, was den Devisenmangel der soz. Staaten vergrößerte. Eine frei konvertierbare Währung hätte ein Ausscheiden aus der soz. Wirtschaftsgemeinschaft und einen schweren Affront gegen die UdSSR bedeutet; s.K. 1857, 27-30.

1160, 33f. Gast bei einer Beerdigung 1938 - Plath hatte an Lisbeths Beisetzung teilgenommen; s. 767, 32.

1161, 21-
1162, 12
Cresspahl kannte die ... »Richmond-Barracks«. Wüstenratten - »Die einrückende Truppe beschlagnahmte die Gudewill-, die Waldersee- und die Gallwitz- Kaserne am oberen Langen Peter [...]. Die Hanseaten-Kaserne gegenüber dem Friedhof blieb zunächst noch frei, da in ihr ein Lazarett untergebracht war. [...] Die Unterbringung der laufend eintreffenden Besatzungstruppen in den nächsten Tagen und Wochen führte zur Beschlagnahme von immer mehr Wohnraum. [...] Familien mit ein bis zwei Kindern bezogen ganze Häuser. [...] Am 27. Mai 1945 wurde deshalb das bestgelegene Wohnviertel in Sude ostwärts der Lindenstraße rücksichtslos beschlagnahmt, 95 Häuser, meist modern eingerichtete Villen. Der Räumungsbescheid zwischen 8 und 9 Uhr enthielt den Befehl, die Häuser mit allem Inventar bis um 12 Uhr zu übergeben. Nur Schmuck und Wertsachen, Bettzeug, Kleidung und Wäsche durften mitgenommen werden. [...] Die Militärregierung gestattete aber, daß jedem Wohnungsinhaber ein Zimmer zur Unterstellung von Sachen belassen wurde und daß dieses versiegelt werden dürfte. Doch stellte sich bald heraus, daß viele dieser Räume erbrochen und beraubt worden waren. [...] Da der Zustrom der Ostvertriebenen in den Frühlings- und Sommermonaten 1945 besonders stark war, trieb die Wohnungsnot in der Stadt einer Katastrophe zu. Jede Bodenkammer, jeder Verschlag und jedes Verließ war mit Menschen vollgepfropft. [...]
Am 31. März 1955 waren [d.h. beschlagnahmt] es noch 46 Privatgrundstücke, das Hammonia-Hotel am Holzkamp, die Viehmarkthalle und die beiden Kasernen am Langen Peter.
Neben der Erfassung von Wohnraum, der in vielen Fällen gar nicht benötigt wurde und zum Ärger der Betroffenen monatelang leerstand, verfielen zeitweise die beiden Kinos, zahlreiche Hotels und Gaststätten, die Reithalle in der Gr. Paschburg, die Sportplätze und eine Menge Garagen der Beschlagnahme. Bei der späteren Freigabe stellte sich heraus, daß wertvolle Teile der Einrichtung verschwunden oder ruiniert waren.
Anfang Juni 1945 zog die erste Dauerbesatzung, die ›Wüstenratten-Division‹, von Nordafrika kommend, in Itzehoe ein und bezog in der Hanseaten-Kaserne Quartier, die sie ›Richmond-Barracks‹ nannte. Der Stadtteil Sude wurde zum Sperrgebiet erklärt. [...]
Wie rücksichtslos die Engländer in der Art der Beschlagnahme verfuhren, zeigt die Tatsache, daß die Einrichtung des Bürgermeisterzimmers - ein Schreibtisch, drei Sessel und ein Aktenbock - eines Tages abtransportiert wurde, so daß der Bürgermeister Dr. Delbrück in einem leeren Zimmer stand. Die Rückgabe erfolgte erst nach acht Jahren, am 1. April 1953. Außer den Beschlagnahmen durch das Besatzungsamt machten die Engländer von Zeit zu Zeit in verschiedenen Stadtteilen Razzien und nahmen das mit, was ihnen gefiel: Möbelstücke, Bilder, Rundfunkgeräte, Fotoapparate, Briefmarkensammlungen. Auch noch vorhandene deutsche Kraftwagen verfielen selbstverständlich der Beschlagnahme.
Die Engländer, die im Übermut der Sieger in der ersten Zeit sehr rücksichtslos auftreten konnten, verursachten durch das wilde Fahren mit ihren Jeeps zahlreiche Unfälle, an deren Folgen vier Männer, drei Kinder und zwei Frauen starben«, Irmisch (1960), S. 480f.; vgl. Mecklenburg (1990a), S. 244-246; Mecklenburg (1997), S. 382; Itzehoe: s.K. 70, 21.

1161, 18 Stör - Fluß, der nördlich von Glücksstadt in die Elbe mündet.

1161, 26 Sude - Stadtteil von Itzehoe.

1162, 12 »Richmond-Barracks« - (engl.) Richmond Kasernen, benannt nach dem Earl of Richmond (zuletzt Charles Lennox; 1672-1723), unehelicher Sohn Karls II., bzw. den Orten Richmond in Yorkshire oder Surrey.

1162, 22f. Cresspahl hatte doch ... Parteien zu gründen - Im Befehl Nr. 2 der SMAD vom 10.6.1945 heißt es: »1. Im Bereich der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland ist die Schaffung und Tätigkeit aller antifaschistischen Parteien zu erlauben«; in: Eggert (1967), S. 223f.

1162, 28 Ortsgruppe der Sozialdemokraten - Nach 1945 strebten viele frühere SPD-Mitglieder eine einheitliche Arbeiterpartei an. Da aber die Kommunisten auswichen, wurde am 15.6.1945 eine Sozialdemokratische Partei in der SBZ gegründet. Ihr Programm forderte einen demokratischen Staat, Verstaatlichung der Banken, Versicherungen, Bodenschätze und Energiewirtschaft, Erfassung des Großgrundbesitzes und der Großindustrie zum Wiederaufbau. Die SPD trat am 14.7.1945 dem Antifaschistischen Block (s.K. 1477, 28) bei und wurde am 19./20.4.1946 mit der KPD zur SED zwangsvereinigt (s.K. XII, 43); SPD: s.K. 170, 10.

1162, 28f. Christlichen Union zur Demokratie - Christlich-Demokratische Union, CDU, am 10.7.1945 gegr.; ursprünglich selbständige Partei, die sich für den Schutz des Eigentums einsetzte und gegen Bodenreform und Volkskongreßpolitik war. Ihre Mitglieder fand sie unter engagierten Christen, Handwerkern, Gewerbetreibenden und Bauern. Nachdem die ersten Vorsitzenden Hermes, Schreiber und Kaiser zum Rücktritt gezwungen wurden, ordnete Otto Nuschke ab 1948 die Partei der Bündnispolitik der SED unter und unterstützte mit der Konzeption »christlicher Realismus« den Aufbau des Sozialismus. Die Mitgliederzahl stieg bis zum Dezember 1947 (170.000), fiel danach stetig bis in die sechziger Jahre auf 70.000; s. 1163, 20f.; 1357, 19f.; 1370, 24; 1371, 12; 1372, 21; 1396, 32f.; 1399, 12; 1418, 5; 1689, 5; 1781, 12; 1794, 13. Parallel dazu entstand die CDU in den Westzonen: s.K. 173, 6.

1162, 37 mit sanft - Von Johnson in seinem Exemplar in »bei sanft« korrigiert; seit der Taschenbuchausgabe berücksichtigt.

1163, 17 Schiet - (nd.) Scheiße.

1163, 25-31 Cresspahl erinnerte sich ... einfach den Mund - s.K. 198, 38f.

1163, 30 ein Panzerkreuzer - s.K. XII, 37.

1163, 36 Die Sache mit der Aktionseinheit - s.K. 677, 33.

1164, 6 Ratzeburg - s.K. 32, 27.

1164, 22-33 Die Zeitung Rudé ... Partei wahrgenommen wird - Unter der Überschrift »Czechs Score Critics in Bloc; Populace Polled on Democracy« schreibt die NYT vom 14.5.1968 über eine vom Institut für Politische Wissenschaft des Zentralkomitees der Partei und den Herausgebern von Rudé Pravó vorbereitete Meinungsumfrage: »Does the internal democratization of a Communist party provide sufficient guarantee of democracy? Can you speak of a democracy as being socialist when the leading role is held only by the Communist party? Should the Communist Party carry out its leadership role by devotedly promoting free progressive socialist development or by ruling over society?«

1164, 22 Rudé Právo - s.K. 1003, 20.