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Seite/Zeile(n)
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Datum/Text
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05. Mai 1968 |
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1110, 26- 1111, 28 |
Gib nun auf ... glaubt. / Ja. Deswegen - In der NYT vom 5.5.1968 heißt es
unter der Überschrift »Soviet Army Role In Prague Is Hinted«: »Paris, 4.5.1968.
- The evening newspaper Le Monde said today that the Soviet Army
was ready to intervene in Czechoslovakia if faithful Communists there appealed
to the Soviet Union for help to safeguard socialism.
The newspaper said that according to information reaching Paris, Gen. Aleksei
A. Yepishev, head of the political administration of the Soviet armed forces,
said at the meeting of the Soviet Communist party April 23 that he did
not exclude the possibility that a group of faithful Communists in Czechoslovakia
might appeal to the Soviet Union and to other Socialist countries to
help safeguard socialism in their country.
General Yepishev was reported to have said that if this happened the Soviet
Army is ready to do its duty, Le Monde reported«; s.K. 1187, 30-37.
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1110, 28 |
Le Monde - (frz.) Die Welt, 1944 gegr. frz. Tageszeitung mit internationalem
Ansehen.
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1110, 29 |
General Yepishew - Alexej Alexejewitsch Jepischew (19.5.1908-September
1985), Parteifunktionär, Diplomat, General; 1923-27 Arbeiter in der Fischindustrie;
seit 1929 Mitglied der KPdSU, trat 1930 in die Armee ein; 1946 Sekretär
des ZK der KP der Ukraine, seit 1952 Kandidat des ZK der KPdSU,
1953-55 stellv. Minister für Staatssicherheit. Indem er nach Stalins Tod Panzerdivisionen
nach Moskau schickte und Beria verhaften ließ, sicherte er der
Armee die dominierende Stellung im Staat. 1954 Deputierter des Obersten
Sowjets der UdSSR, 1955-60 Botschafter in Rumänien, 1960-62 Botschafter
in Jugoslawien, seit 1962 Chef der politischen Verwaltung der sowj. Streitkräfte,
seit 1964 Mitglied des ZK der KPdSU.
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1110, 35- 1111, 6 |
Sie werden es ... es nicht tun - Anspielung auf Georg Büchners Drama
»Dantons Tod«. Dreimal streitet Danton die Gefahr für sein Leben mit: »sie werden's nicht
wagen« ab, und in Varianten wird die Formulierung noch zweimal wiederholt. Vgl. Büchner
(1958), S. 27, 36, 54, 62.
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1110, 36- 1111, 3 |
von gläubigen Kommunisten ... schützen./Solche Altgläubigen - Wortspiel mit
dem engl. »faithful« aus der NYT, das sowohl »treu, ergeben« wie auch »gläubig«
heißt. »Altgläubige« oder »Raskolniki« bezeichnet eine russ. kirchliche
Bewegung, die die liturgischen Reformen des 17. Jahrhundert ablehnt.
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1111, 7 |
Ungarn einmarschiert, 1956 - s.K. 1108, 7.
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1111, 10 |
Publicity - (engl.) hier: öffentliches Ansehen; s.K. 207, 13.
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1111, 23 |
Und Pferde kotzen - Redewendung seit 1900; oft mit dem Zusatz: auch vor
der Apotheke. Im Sinne von: Es geschehen selbst die unwahrscheinlichsten
Dinge.
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1111, 25 |
»So ein Kind ... da gar nicht.« - s.K. 813, 34.
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1111, 30 |
Karabiner - s.K. 1063, 25.
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1111, 32f. |
weil sie ihm ... genug gefegt hatte - Vgl. die Bekanntmachung des Oberbürgermeisters
von Stralsund vom 14.7.1945: »Die Straßen werden nicht ordnungsgemäß
gereinigt. Ich [...] fordere nochmals die Hausbesitzer (Hausverwalter)
und Hausgemeinschaften auf, die Straßen vor ihren Grundstücken jeden
Mittwoch und Sonnabend ordnungsgemäß zu reinigen«, in: Eggert
(1967), S. 229; s. 1184, 18.
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1111, 36- 1114, 19 |
Die Briten hatten ... fast jeden Tag - Brit. Flugzeuge bombardierten am 3. Mai
1945 die Lübecker Bucht. Drei der vier großen Schiffe, die sich in der Lübecker
Bucht befanden, die »Cap Arcona«, die »Thielbeck« und die »Athen«,
hatten Häftlinge aus dem KZ Neuengamme an Bord. Die »Cap Arcona« und
die »Deutschland«, auf der sich nur die Besatzung befand, sanken. Vgl. Johnson,
Lübeck habe ich ständig beobachtet, S. 82f.; Goguel (1972); Durzak
(1976a), S. 457; s.K. 31, 3-6;
1500, 25;
s. 948, 11-17.
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1111, 37f. |
Konzentrationslager Neuengamme - s.K. 36, 12; 946, 10.
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1112, 1f. |
Außenstellen Boizenburg und ... Reiherhorst in Wöbbelin - Zwei der 90 Außenkommandos
des KZs Neuengamme. In einem Boizenburger Werk arbeiteten
von August 1944 bis April 1945 weibliche Häftlinge; s.K. 36, 12;
Wöbbelin: s.K. 968, 8.
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1112, 4 |
die Lager Majdanek, Treblinka, Belz ec und Sobibór - Todeslager in Polen im
Distrikt Lublin.
Majdanek: s.K. 36, 12; 256, 30.
Treblinka: s.K. 36, 12; 256, 27.
Bel/ ec: s.K. 36, 12; 1091, 10.
Sobibór: Vernichtungslager 1942-43. Hier wurden 1942 vorwiegend Juden
aus dem Gebiet Lublin ermordet. Vom November 1942 bis Oktober 1943 kamen
Transporte aus Holland, Belgien, Frankreich und Weißrußland. Nach
poln. Schätzungen wurden mehr als 250.000 Juden in Sobibór umgebracht.
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1112, 12 |
Mauthausen - s.K. 36, 12.
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1112, 14f. |
»Konvoi der 92 Weißen Busse« - Etwa 5.000 dän. und norwegische Häftlinge
konnten nach Verhandlungen zwischen dem Vorsitzenden des Schwedischen
Roten Kreuzes, Folke Graf Bernadotte (s.K. 872, 24f.), und Himmler am
21./22.4.1945 evakuiert werden. Himmler hatte sich Vermittlung für ein
Waffenstillstandsabkommen mit den Alliierten und Garantien für die eigene
Person erhofft; vgl. Goguel (1972), S. 20f.
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1112, 15 |
Frøslev und Møgelkaer - Dän. Auffanglager an der Grenze nördlich von Flensburg;
vgl. Goguel (1972), S. 20.
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1112, 16- 1114, 11 |
In Neuengamme blieben ... sieben und achttausend - Die Angaben sind Goguel
(1972), S. 23-30, entnommen. Heute wird geschätzt, daß von etwa 9.000 eingeschifften
Häftlingen 600 überlebt haben. Die Gründe für den Transport auf
die Schiffe blieben ungeklärt, das Lager sollte vor den Alliierten geräumt
werden, der weitere Verbleib mag auch für die SS nicht geklärt gewesen sein.
Ebenso widersprechen sich Aussagen über Funksprüche der brit. Luftwaffe an
die Kapitäne, weiße Flaggen zu setzen, und darüber, ob das geschehen sei; vgl.
Bringmann (1981).
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1112, 18-28 |
Auf dem Weg ... Roten Kreuzes begingen - »Während dieser Zeit [der Verladung]
spielten sich fürchterliche Schreckensszenen ab. Bereits der Transport von
Neuengamme bis Lübeck-Außenhafen kostete über hundert [sic] Todesopfer
durch Verhungern, Verweigerung jeglicher medizinischer Hilfe usw. Die Leichen
wurden in der Nähe des Hafens verscharrt. Am Ende des Zuges lagen
in vier Waggons noch unsere Kranken, die - teils im Fieberdelirium - ständig
schrien, berichtet Willi Lenz, ein Häftling aus Neuengamme, der für die
Verpflegung der Häftlingsmassen verantwortlich war. Keine Pflege oder ärztliche
Hilfe wurde ihnen zuteil. Ein Bild ist mir im Gedächtnis: Ein Fiebernder
klettert mit unsäglicher Kraftanstrengung aus dem Wagen, bricht zusammen,
rollt sich an die Kaimauer und wird vom hinzuspringenden Kierstein
[SS-Sturmführer der Bewachung] einen Meter von der Kaimauer entfernt
mit der Pistole erschossen. [...]
Währenddem feiern die SS-Männer im benachbarten Getreidesilo unter ständigem
Gesang ihrer blutrünstigen Nazilieder gemeinsam mit Nachrichtenhelferinnen
Orgien. Kisten mit bestem Kognak und der Inhalt gestohlener
Rot-Kreuz-Pakete sorgen für heitere Stimmung«, Goguel (1972), S. 25f.
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1112, 32-35 |
Die Thielbek hatte ... Bucht geschleppt werden - »Am 1. Mai wurde auch die
Thielbek, entgegen den Einwendungen von Kapitän Jacobsen, auf Anweisung
des Lübecker Polizeipräsidenten, der stündlich mit dem Einmarsch der
Engländer rechnete, durch zwei Motorkutter die Trave hinaus in die Bucht
geschleppt (das Schiff war immer noch nicht seetüchtig!)«, Goguel (1972),
S. 28.
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1112, 35 |
Bucht - Lübecker Bucht: s.K. 579, 39.
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1113, 1-3 |
Die Thielbek hatte ... 6,4 Meter Tiefgang - »Die Thielbek, ein Frachtschiff der
Reederei Knöhr & Burchard [sic] in Hamburg, von 2.815 Bruttoregistertonnen,
105m Länge, 14,65m Breite, 6,4m Tiefgang und 18 Mann Besatzung«,
Goguel (1972), S. 23.
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1113, 3-5 |
Auch die Athen ... sondern für Fracht - »Die Athen, ein kleineres Frachtschiff«,
Goguel (1972), S. 23.
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1113, 5-12 |
Die Cap Arcona ... Cap Arcona eingerichtet - »Die Cap Arcona, ein Luxus-Schnelldampfer
der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrtsgesellschaft
(HSDG) von 27.560 Bruttoregistertonnen, 200m Länge, 26m Breite,
8,7m Tiefgang und einem Fassungsvermögen von 1.325 Passagieren und 380
Mann Besatzung«, Goguel (1972), S. 23.
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1113, 8-11 |
Vor dem Krieg ... und milder Seeluft - »35 TageHamburg-Rio de Janeiro-Hamburg-Nur
erste Klasse RM 1275.- [...] Meiden Sie einen Teil des Winters und
erholen Sie sich in südlicher Sonne und milder Seeluft«; aus einer Werbeanzeige
für die »Cap Arcona«, 1937; vgl. Goguel (1972), S. 124.
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1113, 13 |
4600 Häftlinge - »An Bord der Schiffe befinden sich an diesem 3. Mai: 1998
Häftlinge auf der Athen, etwa 2800 auf der Thielbek und rund 4600 auf
der Cap Arcona (das waren etwa 300 Häftlinge weniger als insgesamt auf das
Schiff verladen worden waren - die Todesrate von einer Woche Schiffsaufenthalt!),
insgesamt also rund 9400 Gefangene«, Goguel (1972), S. 52.
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1113, 13-18 |
ganz unten die ... Kot der Lebenden - »Die Zustände auf den Schiffen waren
grauenvoll. Es gab kaum etwas zu essen und zu trinken. Überall lagen auf der
Cap Arcona die entkräfteten Gefangenen herum. Auf dem Weg begannen
sich die Leichen zu stapeln, denn täglich wurden fünfzehn bis dreißig Tote gezählt.
Gegen Ende stieg die Todeskurve steil an. In einer besonders schlimmen
Lage waren die Kranken: Sie hatte man unten im Schiffsbauch untergebracht,
und es bestand wenig Möglichkeit, ihnen noch wirkliche Hilfe zuteil werden
zu lassen, da es keine Medikamente und Verbandstoffe gab. Niemand leerte
mehr die schweren Kotkübel, so daß sich ein fürchterlicher Gestank über dem
Schiff ausbreitete. Die russischen Häftlinge wurden im sogenannten Bananenbunker
untergebracht, einem Raum ohne Luft und Licht, über den Aleksander
Machnew, einer der wenigen Überlebenden, folgendes berichtet: In
den ersten Tagen erhielten wir nichts zu essen, nichts zu trinken. Erst am vierten
Tag erhielten wir ein kleines Stückchen Brot.[...]«, Goguel (1972), S. 28f.
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1113, 25-32 |
Die Freiheit kam ... äußeren Bucht an - »Gegen 14.30 Uhr kreuzte eine Staffel
britischer Jagdbomber auf. Einige Bomber griffen die Athen im Hafen
an, die mit Flakfeuer antwortete. Nachdem das Schiff drei Treffer erhalten
hatte - zwei in die Mannschaftsmesse und einen in die Flakwohnräume -
stellte die Athen das Flakfeuer ein und hißte die weiße Fahne. [...] Inzwischen
nahmen die Bomber Kurs auf die drei anderen, draußen in der Bucht
liegenden Schiffe Thielbek, Deutschland und Cap Arcona«, Goguel
(1972), S. 55; s.K. 861, 26f.
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1113, 27 |
Neustadt - Neustadt in Holstein, Stadt an der Lübecker Bucht, 30km nördlich
von Lübeck.
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1113, 32-35 |
Die Thielbek legte ... achtzehn Meter tief - »Innerhalb von zwanzig Minuten legte
sich die Thielbek auf die Seite und sank. [...] und da die Wassertiefe in
der Gegend des Standortes der Schiffe etwa achtzehn Meter betrug, versank
die Thielbek völlig unter der Wasseroberfläche«, Goguel (1972), S. 58.
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1113, 35f. |
Die Cap Arcona ... Kapitäns am Mast - »Er [Heinrich Bertram, Kapitän der
Cap Arcona] sagte [...] später aus, er habe bevor der Angriff auf das Schiff
erfolgte, ... persönlich sein Bettuch als weiße Fahne am Signalmast gehißt«,
Goguel (1972), S. 54.
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1113, 36-39 |
brauchte eine Stunde ... davon über Wasser - »Etwa eine Stunde nach Beginn des
Angriffs neigte sich der Schiffsriese langsam nach Backbord. [...] Erst langsam,
dann immer schneller legte sich das Schiff unter ohrenbetäubendem
Brausen auf die Seite. [...] Wir erinnern uns, daß die Schiffsbreite 26 Meter,
die Wassertiefe dort nur etwa achtzehn Meter betrug, so daß ein Teil des Schiffes
nicht von Wasser bedeckt werden konnte«, Goguel (1972), S. 64f.
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1113, 39- 1114, 9 |
Inzwischen war das ... an der Erschöpfung - Die Cap Arcona war mehrmals
getroffen worden und brannte sehr schnell aus. Löschversuche wurden nicht
unternommen, statt dessen bemühte sich die SS, Fluchtversuche zu verhindern.
Goguels Dokumentation enthält mehrere Erinnerungsberichte voll
grausamer Szenen; vgl. Goguel (1972), S. 58-66.
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1114, 8 |
Schüssen von den deutschen Minensuchbooten - Die von Neustadt kommenden
Minensuchboote nahmen nur SS-Leute und die Besatzung auf, auf Häftlinge
wurde geschossen; vgl. Goguel (1972), S. 65.
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1114, 9 |
Gerettet wurden 3100 Menschen - »Die Gesamtzahl der geretteten Häftlinge beträgt
somit 3100 Menschen - von der Athen rund 2000, Stutthoff [sic] 700,
Cap Arcona 350, Thielbek 50 - von denen allerdings, wie gesagt, noch viele
nach der Befreiung an Erschöpfung starben. [...] 7300 Gefangene und 600
Matrosen und Bewacher kamen ums Leben«, Goguel (1972), S. 79. Nach späteren Schätzungen konnten sich von 4 500 Menschen auf der »Cap Arcona« 350 retten, von den 2 800 auf der »Thielbeck« nur 50, während alle 1998 Menschen von der »Athen« am Leben blieben.
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1114, 11f. |
Gegen siebzehn Uhr ... die Engländer Neustadt - »Der Einmarsch der Engländer
in Neustadt vollzog sich ohne irgendwelche Kampfhandlungen. [...] gegen
17 Uhr, d.h. unmittelbar nach dem Eintreffen der britischen Panzerspitzen«,
Goguel (1972), S. 85.
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1114, 13 |
daher wußten wir es - »wir«: s.K. 46, 26; 230, 27f.
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1114, 14-18 |
Die Toten trieben ... das andere Timmendorf - Vgl. die Karte in Goguel (1972),
S. 53. Die genannten Orte liegen alle an der südwestlichen Küste der Ostsee.
Bliesdorf [sic] liegt zwischen Grömitz und Neustadt i. H., Pelzerhaken
(s. 1116, 11; 1250, 14), wo das Cap-Arcona-Denkmal errichtet wurde, östlich
vor Neustadt. Neustadt und Timmendorfer Strand rahmen die Lübecker
Bucht ein. Die Travemündung weitet sich nordöstlich von Lübeck in die Pötenitzer
Wiek aus, die durch den Priwall (s.K. 17, 37) zur Ostsee abgegrenzt
wird. Schwansee und Redewisch sind Dörfer in der Nähe der Küste des Klützer
Winkels. Rande: s.K. 8, 20, Wohlenberger Wiek: westlicher Teil der Wismarer
Bucht zwischen Tarnewitz und Wieschendorfer Ort; Poel: s.K. 886, 4f.;
Timmendorf: s.K. 746, 7f.
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1114, 27f. |
ein schwarzer Klumpen im weißen Sand - Der ehemalige Häftling Machnew berichtete
von einem Gang am Strand bei Pelzerhaken: »Eine Halbinsel ragte
gleich einem Erdbatzen aus dem Wasser. Hier lagen wahllos nebeneinander
die vom Wasser angeschwemmten Leichen«, Goguel (1972), S. 93. Noch 1971
wurden Leichen gefunden.
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1115, 1f. |
Sie war beschädigt ... Brandschrumpfung, Bombensplittern, Schlägen - Aus dem Bericht
der Untersuchungskommission der Mecklenburgischen Landesregierung
vom 26.8.1948: »Die angeschwemmten Leichen waren zum Teil sehr
stark beschädigt, nach seiner Meinung entweder durch Bombensplitter oder
auch durch Schußwunden. Die Leichen trugen nur teilweise Kleidung«, Goguel
(1972), S. 101f.
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1115, 13f. |
Als das Massengrab ... in die Luft - Der ehemalige Häftling Machnew berichtet
von einer Gedenkfeier am 6. Mai 1945 bei Pelzerhaken: »Nach Gedenkreden
von Vertretern verschiedener Nationen feuerte ein Zug britischer Soldaten,
die mit Captain Pratt an der Spitze erschienen waren, eine Ehrensalve
über das frische Grab«, Goguel (1972), S. 93; Foto S. 127.
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1115, 18f. |
durch und durch verluderten Engländer - s.K. 675, 10.
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1115, 37- 1116, 2 |
die Engländer doch … die Welt gesetzt - Über den Luftkrieg gegen Deutschland gibt es zwei offizielle Ausgaben: »History of the Second World War. The Strategic Air Offensive Against Germany, 1939-1945« von Charles Webster und Noble Frankland, vier Bände, 1961 erschienen, und »The Royal Air Force, 1939-1945« von Richard Denis und Hilary Saunders, drei Bände, die von 1953 bis 1954 erschienen.
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1116, 5 |
Steife Oberlippe - (engl. Redewendung wörtl. übersetzt) to keep a stiff upper lip: seine Gefühle verbergen, stets Haltung bewahren.
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1116, 8f. |
das Denkmal auf ... Friedhof von Jerichow - Auf dem Klützer Alten Friedhof an der
Wismarschen Straße liegen 16 Häftlinge der »Cap Arcona« und »Thielbeck« (in dieser
Schreibung auf dem Gedenkstein) begraben. Sie waren im Bereich der Redewischer Höhe
angeschwemmt und im Küstensand begraben, später auf den Klützer Friedhof überführt
worden. Nur eines der Opfer konnte identifiziert werden, der Ungar Franz Lackner. Seit 1960
stand eine einfache Stele an der Gedenkstätte, seit 1970 ein rechteckiger Granitstein. Vgl.
Gedenkstätten (1999), S. 424f.; Foto in: Nöldechen (2008), S. 34.
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1116, 10f. |
Auch eins in ... Pelzerhaken bei Neustadt - Auf dem dortigen Denkmal schreibt
sich die »Thielbek« mit »ck«; s.K. 1114, 14-18.
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1116, 11-15 |
Und vier Jahre ... Mengen blanker Knochen - »Im Jahre 1949 beschloß die Reederei
Knöhr & Burchard [sic] Nachf. in Hamburg, das Wrack des Schiffes zu
heben und wieder reparieren zu lassen.« Es folgt eine Liste von geborgenen
Leichen und Leichenteilen: »1. 13 vollständig in Fettwachs übergegangene
Leichen; 2. 19 Torso; 3. 175 Schädel«; vgl. Goguel (1972), S. 105-107.
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1116, 15-18 |
Nennen wir das ... vom Mai 1945 - »Nach Beendigung der Reparaturarbeiten
wurde das Schiff unter dem Namen Reinbek wieder in Dienst gestellt. Im
Juli 1961 verkaufte die Reederei Knöhr & Burchard [sic] Nachf. das Schiff,
das in der Folge unter dem Namen Magdalana [sic] unter Panama-Flagge
fuhr«, Goguel (1972), S. 107.
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1116, 18-22 |
Die Cap Arcona ... Rio de Janeiro - »Im März 1946 wurde das Schiff [die
Athen] von der Sowjetunion übernommen und erhielt den neuen Namen
General Brussilow. Aber bereits am 17. Mai 1947 übergab die Sowjetunion
das Schiff an die Volksrepublik Polen, die es unter dem Namen Warynski
[sic] in Dienst stellte. Seit 1951 bediente die Warynski die Routen Polen -
Südamerika im Auftrag der Reederei Polish Linie von Gdynia über Hamburg,
Recife und Rio de Janeiro nach Buenos Aires. Anders erging es der Cap
Arcona. Sie war durch die Raketengeschosse derartig zerfetzt und durch den
Brand so demoliert, daß sich eine Reparatur als unmöglich erwies. Das Schiff
wurde daher bald nach 1950 gehoben und anschließend [...] verschrottet«,
Goguel (1972), S. 108.
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1116, 20 |
General Brussilow - Vermutlich Alexej Alexejewitsch Brussilow (31.8.1853-17.3.1926),
Kavalleriegeneral der alten russ. Armee.
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1116, 21 |
Warynski - Ludwik Tadeusz Warynski [sic] (24.9.1856-13.2.1889), poln.
Arbeiterführer, gründete 1876/77 in Warschau soz. Zirkel, vereinigte 1882 die
Arbeiter- und Sozialistenzirkel in der Organisation »Proletariat«, der ersten
revolutionären Partei der poln. Arbeiterklasse, wurde 1883 mit anderen Mitgliedern
dieser Vereinigung verhaftet, 1885 zu 16 Jahren Zwangsarbeit verurteilt,
starb auf der Festung Schlüsselburg.
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1116, 22 |
Gdynia - Poln. Name der Stadt Gdingen im Osten der Danziger Bucht.
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1116, 22-24 |
Von der Cap ... Freiheitsmuseum von Kopenhagen - Ein Fischer hatte die Glocke
gefunden und einem ehemaligen Häftling aus Stutthof geschenkt. »Inzwischen
hat die Schiffsglocke der Cap Arcona im Freiheitsmuseum in Kopenhagen
einen würdigen Platz gefunden«; vgl. Goguel (1972), S. 109.
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1116, 24f. |
Freiheitsmuseum von Kopenhagen!/ - Am Churchillplatz - Richtig: Churchillpark;
die Anschrift des Museums ist Churchillparken; »parken« bedeutet Park,
nicht Platz; s.K. 787, 18.
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1116, 38- 1119, 35 |
Der Herr Stadtkommandant ... lacht. / Hest du - Nach Uwe Johnsons Schwester
Elke an Huef haben die Geschwister 1945 in Recknitz Ähnliches erlebt;
vgl. an Huef (1994); BU, S. 29; Pokay (1983), S. 310 ff.
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1117, 11 |
Walnußbaum - s.K. 415, 3.
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1117, 13-18 |
Kretts hinten und ... ein Schott nannte - In Südwestmecklenburg ist Krett die
gebräuchliche Bezeichnung für das vordere und das hintere Verschlußbrett am
Kastenwagen. Im übrigen Gebiet bis nach Hinterpommern, woher Jakob
stammt, ist für das vordere und hintere Verschlußbrett Schott (oder auch
Schottkell) verbreitet. Nach einer Volksüberlieferung aus Ribnitz soll ein Leichenwagen
weder Krett noch Schott haben; vgl. Scheuermann (1998), S. 270;
s. 1119, 30-35.
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1117, 22-27 |
Das war ein ... noch lebendig aus - Vgl. BU, S. 29: »So werden die Toten auf Erntewagen
ins Dorf gebracht, wie Fracht gestapelt, wie Abfall verscharrt. Ein elfjähriges
Kind sieht von der Kirchhofmauer aus heimlich zu, da rutscht das
Bein einer jungen weiblichen Leiche für einen Augenblick aus der Zeltbahn,
bevor der Körper aufschlägt und das schmierige Tuch zurückgezogen wird
aus dem Massengrabloch.«
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1118, 19-24 |
Da, jedoch sehr ... sahen plaziert aus - »Im Zentrum des Arrangements erblickt
das Kind ein bedeutsam illuminiertes Liebespaar nach dem Muster einer verkehrten
Pieta, das Mädchen in den Schoß eines Jünglings gebettet«, Brecht
(1994), S. 98.
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1119, 1-6 |
Sie wußte, daß ... der Toten betrogen - Vgl. BU, S. 29: »Woher weiss ein Kind, dass
es hiernach wider den Anstand wäre, wie alle Tage zu Mittag zu essen? Kann
man von Erwachsenen lernen? Sie sagen: Hunger treibtass rain, un wennas
Schwainebratn is.«
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1119, 30-35 |
Und dat heit ... lacht. / Hest du - (nd.)
Und das heißt doch Schott, Gesine!
Krett heißt das.
Schott.
Krett.
Du hast zuerst gelacht. Hast du.
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