28. Oktober 1967
229, 35-
230, 6
Über Hanoi wurde ... meldet seine Gefangennahme - Über Korvettenkapitän John Sidney McCain III., Sohn des Oberbefehlshabers der US Marine in Europa, Admiral John Sidney McCain jr., heißt es in dem Artikel »Adm. McCain’s Son, Forrestal Survivor, is Missing in Raid« der NYT vom 28.10.1967: »He remarked later that after seeing ›what the bombs and napalm did to the people on a ship, I’m not so sure that I want to drop any more of that stuff on North Vietnam.‹ But he did go back, and the North Vietnamese have broadcast an account of his capture.«

229, 35 John Sidney McCain III - Geb. 29.8.1936, Marineflieger. Lt. Commander McCain wurde am 26.10.1967 bei seinem 23. Bombenflug über Nordvietnam abgeschossen, rettete sich mit dem Schleudersitz und brach sich dabei beide Arme und ein Bein. Aufgebrachte Vietnamesen brachen ihm mit einem Gewehrkolben eine Schulter. Weil er das Angebot, vorzeitig aus der Gefangenschaft entlassen zu werden, nicht annahm, da er sich darauf berief, daß Kriegsgefangene in der Reihenfolge entlassen werden müßten, in der sie in Gefangenschaft geraten waren, wurde er mehrfach gefoltert und erst 1973 nach Kriegsende entlassen. Nach intensiver Rehabilitierung erlangte er seine Flugtauglichkeit zurück und diente in der Marine. Nachdem dem Abschied aus dem aktiven Dienst wurde er als Republikaner 1982 ins Parlament von Arizona gewählt. 1986 wurde er als Senator Nachfolger von Barry Goldwater, 1992 und 1998 wiedergewählt, bewarb sich 1999 als republikanischer Kandidat für die Präsidentschaft.

229, 36-
230, 1
Brand des Flugzeugträgers »Forrestal« - Am 1.10.1955 in Dienst gestellter Flugzeugträger (CVA-59), der erste der »Super-Träger«, Länge: 316,7 m, Breite: 76,8 m, Höhe des Flugdecks: 20,1 m, Besatzung im Krieg: 442 Offiziere, 4.678 Mann. Der Flugzeugträger wurde benannt nach James Vincent Forrestal (15.2.1892-22.5.1949, Selbstmord), Verteidigungsminister 1947-49.
Am 29.7.1967 brach wegen eines Defekts in der Treibstoffzufuhr eines Flugzeuges ein Brand aus, bei dem 134 Tote, 64 Verwundete zu beklagen waren; 26 Flugzeuge wurden zerstört und 31 schwer beschädigt; vgl. Terzibaschitsch (1978), S. 246f., 324, 332; DER SPIEGEL 7.8.1967, S. 73f.

230, 2 Napalm - Kunstwort aus Naphthensäure und Palmitinsäure; Gemisch aus Aluminiumsalzen der Naphthensäuren und Fettsäuren; das Pulver bildet mit Kohlenwasserstoffen, wie z.B. Benzin, zähe Gele, die zur Füllung von Brandbomben verwendet werden und sich beim Aufschlag der Bombe entzünden, wobei sie Temperaturen von über 2.000° Celsius entwickeln. Die USA setzten Napalm schon im 2. Weltkrieg, vor allem aber im Vietnamkrieg ein; s. 382, 4-12; 424, 4-7; 519, 36-520, 12; 1406, 5; 1882, 30f.

230, 7-12 Die Sowjets besitzen ... das Geschäft nicht - Vgl. den Artikel »Britain Rejects Soviet Bid For Prisoner Exchange« der NYT vom 28.10.1967: »Britain told the Soviet Union she would not exchange two captured Soviet spies for a Briton held in Russia, the Foreign Office said today.
It said Moscow has made it clear it wanted to exchange Gerald Brooke for Helen and Peter Kroger, both sentenced to 20 years in prison 1961 for passing British naval secrets to the Soviet Union.
Mr. Brooke was convicted for anti-Soviet activities in 1965 and sentenced by a Moscow court to a year in prison and four years in a labor camp.«
Morris und Lorna Cohen waren mit kanadischen Pässen als Helen und Peter Kroger 1954 nach Ruislip im Westen Londons gezogen, wo Morris als Experte für antiquarische Bücher einen erfolgreichen Versandhandel aufbaute; vgl. Seth (1965), S. 287-289.

230, 13-17 In jenem Studentenheim ... Die kam davon - Vgl. den Artikel »New Co-Ed Assault Reported At Pratt« der NYT vom 28.10.1967: »A young woman was assaulted yesterday afternoon in the same Pratt Institute graduate students’ dormitory where one co-ed was raped and another robbed Thursday night. The latest incident occurred at about 3:10 P.M.; when a 21-year-old graduate student returned to her first-floor apartment at 161 Emerson Place, just outside Pratt Institute’s grounds in downtown Brooklyn.
A man who had accosted her in the hall pushed her into her apartment and put a wire around her neck, the police said. The woman fought him off and fled the apartment.«

230, 18-
233, 17
DAX, befreundet mit ... CEF herleben konnte - Der Begriff GRANNY wird weder in »Science« noch in der NYT erwähnt, sondern greift auf den Vortag zurück; s.K. 226, 15-34.

230, 18 MEMORY - (engl.) Erinnerung.

230, 18 GRANNY - (engl.) Koseform von Großmutter.

230, 27f. Schreib mir zehn ... mich, Genosse Schriftsteller - Anrede und Auftreten des Schriftstellers Johnson in dem Roman »Jahrestage«: s.K. 46, 26; s. 253, 17- 257, 13; 838, 30f.; 1039, 12; 1075, 10; 1426, 32-1428, 12; 1474, 13-16; 1636, 5-1642, 21; 1638, 19; 1657, 20; 1766, 23f.; 1822, 7-10; 1853, 18. Vgl. Johnsons Reaktion in Berbig (2002) S. 503.

230, 29 Plisch, Plum, Schmulchen, Schievelbeiner - Figuren aus Wilhelm Buschs »Plisch und Plum«: Diese zwei Hunde zerreißen u.a. dem karikiert gezeichneten Juden Schmulchen Schievelbeiner die Kleidung, woraufhin er in gebrochenem Deutsch droht, vor Gericht zu gehen, falls ihm der Verlust nicht bezahlt werde; vgl. Hye (1978), S. 78f.; Riordan (1989), S. 117; s.K. 233, 31.

230, 29 Roosevelt - Franklin Delano Roosevelt (30.1.1882-12.4.1945), 1933-45 32. Präsident der USA, bekämpfte erfolgreich die Wirtschaftsdepression durch den New Deal, setzte Sozialreformen durch, gab im 2. Weltkrieg nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbour die Neutralität auf, versuchte durch ein Abkommen mit Stalin eine neue Weltordnung auf der Grundlage der gewonnenen Machtpositionen zu schaffen.

230, 29f. Churchill - s.K. 77, 9.

230, 30 Weltjudentum - Schlagwort der Nazizeit, das eine internationale Verschwörung gegen Deutschland und besonders seine Wirtschaftsinteressen beweisen sollte.

230, 30 Untermensch - Nationalsoz. Bezeichnung für einen Menschen »von meist durch erbliche Belastung bedingter geistiger und sittlicher Minderwertigkeit«, in der Propaganda bevorzugt auf Juden und Russen angewandt; vgl. Brockhaus (1938); s. 232, 11; 234, 8; 1030, 10; 1068, 14; 1777, 26.

230, 39 Princeton - s.K. 226, 19.

231, 4 Whiskey - s.K. 39, 14.

231, 11 semantischen - s.K. 228, 34.

231, 35f. und »Schievelbeiner«, wußte ... genug von Schievelbeiner - Druckfehler in allen Ausgaben, hinter »Schievelbeiner« gehört kein Komma.

232, 8 die Krankheit der Kirche - Wortspiel mit dem Namen Churchills: church: (engl.) Kirche; ill: (engl.) krank.

232, 22-25 Das Schockmittel war ... Lübeck laufen ließen - Die brit. Truppen unter Lt. General Dempsey fanden in Bergen-Belsen etwa 13.000 (nach anderen Angaben 10.000) noch nicht begrabene Leichen vor. Die brit. Besatzungsmacht veröffentlichte in ihrem unentgeltlichen »Lübecker Nachrichten-Blatt Der Militärregierung« (Herausgeber No. 4 I.C.U. 21. Heeresgruppe) mehrmals Fotos aus KZs, zum ersten Mal auf der Titelseite der Nr. 5 vom 18.5.1945 unter der Überschrift »Die Welt des Satans« das Foto eines Leichenbergs mit dem Untertitel »Einige der zahllosen unbegrabenen Leichen im Konzentrationslager Belsen. Nach einer Erklärung des jetzigen Lagerkommandanten sind allein im Monat März 17000 Menschen getötet worden.« Die Ausgabe Nr. 6 vom 19.5.1945 zeigte ein Foto aufgestapelter Leichen unter der Überschrift »Grauen im Walde« und dem Text »Leichen verhungerter Häftlinge in einem deutschen KZ.« Diese Fotos finden sich in mehreren Büchern in Johnsons Bibliothek, so in Eschwege (1966), S. 288; Schoenberner (1961), S. 203-207. Dort ist auch jenes Foto, auf dem ein Schaufelbagger die ausgemergelten Toten zusammenschiebt, veröffentlicht, auf das sich 851, 38-852, 1 bezieht; vgl. Mecklenburg (1990b), S. 386; Zetzsche (1994) S. 257; s.K. 851, 38-852, 1; 1084, 1.

232, 22f. Konzentrationslager Bergen-Belsen - Am 30.4.1943 in der Lüneburger Heide als »Austauschlager« für jüd. Häftlinge mit frz., belgischer und niederländischer Staatsangehörigkeit gegr. (Lager 2). Daneben bestand von Anfang an ein KZ für männliche Häftlinge aus Polen und der Sowjetunion (Lager 1). Das Lager für Frauen wurde am 7.7.1944 eröffnet, Häftlinge waren vorwiegend Jüdinnen aus Ungarn und Polen. Bergen-Belsen wurde zum Auffanglager für Evakuierungen aus den östlichen KZ, am 31.3.1945 zählte man 44.060 Häftlinge. Die Gesamtzahl der Opfer wird auf 50.000 geschätzt. Im Februar 1945 brach in Lager 1 Flecktyphus aus. Als die 2. brit. Armee am 15.4.1945 das Lager betrat, fanden sie etwa 40.000 Häftlinge, zum größten Teil poln. und ung. Juden, und 13.000 unbeerdigte Leichen. Trotz großer Anstrengungen starben von den Überlebenden bis Juni 1945 noch Tausende Menschen; s.K. 36, 12; s. 256, 29.

232, 35 eines Professors Ertzenberger - Weder im Professoren- noch im Vorlesungsverzeichnis der Martin-Luther-Universität Halle aufgeführt.

232, 38-
233, 3
Sie schaltete das ... antifaschistisches Versprechen brach - DER SPIEGEL vom 24.12.1952, S. 4, berichtet von 375 Verhaftungen in der DDR innerhalb einer Woche wegen Spionage, Sabotage, Währungsvergehen und »titoistischer Umtriebe«: »Bei etwa 40 Prozent dieser Verhafteten stand auf dem Einlieferungsschein der Vermerk ›Jude‹.«

233, 1 Stalins Ärzteprozess vom Januar 1953 - Laut »Prawda« vom 13.1.1953 hatte das Ministerium für Staatssicherheit eine Verschwörung von neun Kremlärzten aufgedeckt. Um behaupten zu können, daß der Anschlag vor allem Stalin gegolten habe, wurde dessen Arzt W. Winogradow mitangeklagt. Den Ärzten, von denen die Mehrzahl jüd. Abstammung war (J. Etinger, A. Feldman, Grinstein, M.B. Kogan, M.S. Wowsi), wurden u.a. Mord an Schdanow und Scherbakow, Giftanschläge auf Generäle und hohe Sowjetfunktionäre vorgeworfen. Fünf Ärzte (J. Etinger, A. Feldman, Grinstein, M.B. Kogan, M.S. Wowsi) sollten Verbindung zur jüd. Organisation »Joint« (s.K. 11, 14) und zum amerik. Geheimdienst gehabt haben. Drei Professoren (Winogradow, M.B. Kogan, Jegorow) waren angeblich langjährige Agenten des brit. Geheimdienstes. Nur Majorow wurde keine Verbindung zum Ausland vorgeworfen. Alle wurden verhört und gefoltert. Einige legten Geständnisse ab (so sei bei Schdanow ein vorhandener Herzinfarkt verschwiegen worden, was zu einer falschen Behandlungsweise geführt habe), andere nicht. Prof. Etinger starb vermutlich während des Verhörs, andere wurden verkrüppelt und starben kurz darauf. Ein Kommuniqué aus Berijas Innenministerium vom 4.4.1953 entlarvte die »Ärzteverschwörung« als Schwindel, das Verfahren wurde eingestellt, die Angeklagten rehabilitiert. Unter den hierbei genannten 13 Namen waren sechs, die am 13.1. nicht als verhaftet gemeldet worden waren. Der politische Hintergrund wird verschieden gedeutet: möglicherweise Intrigen innerhalb des Büros für Staatssicherheit oder Karriereabsichten der Untersuchungsrichter. Das Kommuniqué vom 4.4.1953 deutet eine Intrige von Malenkow und Chruschtschow gegen Berija an. Schon im 3. Moskauer Schauprozeß im März 1938 wurde - neben der Hauptanklage gegen Nikolaj I. Bucharin als Führer einer »rechten« Opposition - mehreren jüd. Ärzten, darunter Prof. Plettnow, vorgeworfen, sie hätten Stalin vergiften wollen. Vgl. BU, S. 53f.: »Im Januar 1953 gibt Stalin zu erkennen, dass seine Liebe zum Volk immerhin jene Gruppe ausschliesst, die auch Hitler vernichten wollte. Ein paar Sätze in der moskauer ›Prawda‹ über seine Anschuldigungen gegen jüdische Ärzte werden auffällig übernommen in die Zeitung ›Neues Deutschland‹«; vgl. DER SPIEGEL 16.1.1955, S. 27-34; Leonhard (1959), S. 75-79, 261f.; s.K. 63, 10; 1850, 27; s. 1835, 27f.; 1850, 20-23.

233, 7 Union Square - Zwischen East 14. und East 17. Straße, Broadway und 4./Park Ave.; der Union Square Park wurde 1831 eröffnet; früher Schnittstelle zwischen Einwandererghetto im Süden und prosperierendem Norden, Treffpunkt für politische Demonstrationen.

233, 15 SLENDER - (engl.) schlank, schmal.

233, 16 STEM - (engl.) Stengel, Stamm.

233, 28 sprechendes Pferd - Vgl. Johnson, Über eine Haltung, S. 95: »Die guten Leute wollen einen guten Kapitalismus, einen Verzicht auf Expansion durch Krieg, die guten Leute wollen das sprechende Pferd; was sie nicht wollen, ist der Kommunismus.«

233, 31 Wilhelm Busch - 15.4.1832-9.1.1908, Maler, Zeichner und Dichter; Skeptiker und Pessimist unter dem Einfluß Schopenhauers und Darwins, vor allem bekannt durch humoristische und satirische Bildgeschichten mit Versen für »Fliegende Blätter«, Bloßstellung spießbürgerlicher Verlogenheit und Selbstzufriedenheit; antisemitische Äußerungen u.a. auch in seinem »Naturgeschichtlichen Alphabet«; s.K. 230, 29.

233, 34-36 Da geht Schmulchen ... doch unsereiner. / Auweihgeschrien - Eigentlich:
    So ist Schmulchen Schievelbeiner.     (Schöner ist doch unsereiner!)

235, 4f. Stadt namens Schivelbein - Druckfehler, richtig: Schivelbein; von Johnson in seinem Exemplar korrigiert und in späteren Ausgaben berücksichtigt. Kleiner Ort an der Rega bei Koszalin (Köslin).

235, 5 Pommern - Zwischen Ostsee, Westpreußen, Brandenburg und Mecklenburg gelegen; vom Unterlauf der Oder in Hinter- und Vorpommern (mit den Inseln Rügen, Usedom und Wollin) geteilt. Einst slawisches Herzogtum, das 1648 aufgeteilt wurde: Vorpommern kam an Schweden, Hinterpommern an Brandenburg. Erst 1720 (der schwed. Besitz 1815) wurde Pommern preußische Provinz, der 1938 Posen-Westpreußen angegliedert wurde. Nach 1945 kam Vorpommern bis westlich von Stettin zur DDR, das andere Gebiet zu Polen. Das Wort geht auf das slawische Pomorje: Küstenland zurück.

235, 6 »Schmulchen« ein Prophet und Richter Israels - Schmul, gebräuchlicher Scherzname für Juden, nach der jüd. Aussprache für Samuel: Schmuel; Samuel als Prophet: 1. Sam 9-10; 15; 19, 18-24; als Richter: 1. Sam 7, 15-17; 8, 1-3; 12, 1-5.


235, 12f Sonnabend! sagte sie ... der South Ferry - s.K. 90, 25.