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Seite/Zeile(n)
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Datum/Text
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13. Oktober 1967 |
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169, 1 |
Yom Kippur - Sühnetag, Versöhnungstag; höchster Festtag des jüd. Volkes; der
inneren Einkehr und Prüfung gewidmet; beendet als letzter der »Zehn Bußtage«
den Anfang des jüd. Jahres mit 24stündigem strengem Fasten, Sabbatruhe
und Gebet in der Synagoge. Ein Tag beginnt nach jüd. Brauch zu Sonnenuntergang;
vgl. 3. Mose 16, 31; de Vries (1994), S. 84f.; s.K. 140, 34;
172, 27f.
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169, 2-17 |
Schon lange führen ... SIND ZUVERMIETEN - Vgl. den Artikel »Flout Envy Means
Ad Space Available« der NYT vom 13.10.1967: »Decry complacency.
[...] These and 25 other slogans have been shining out from large lighted signs
atop the new Transit Authority buses [...].
They are designed quite frankly as fillers, says Sheldon Harris, national
advertising manager of Metro Transit Advertising [...] The new buses were
delivered so quickly [...] that we weren’t able to sell space fast enough.« Ein
Foto zeigt neben dem Bild eines Lämmchens die Aufschrift »be kind ... be
gentle«; s. 206, 22-26; 219, 23; 471, 21f.; 1845, 15; 1855, 37; 1875, 12.
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169, 18-24 |
Nach dem innigen ... in der Politik - Unter der Überschrift »Rusk Says Stake
In Vietnam War Is U.S. Security« heißt es in der NYT vom 13.10.1967:
»Secretary of State Dean Rusk [...] warned today that for the United States
to abandon its treaty pledges to South Vietnam and the rest of Southeast Asia
would subject this country to mortal danger.« Ein weiterer Artikel über eine
Pressekonferenz zitiert Rusk: »Rusk asserted today that he was not intimidated
by intellectuals who criticized the war in Vietnam [...] and remarked, As
friends used to say of Einstein, he was a genius in mathematical physics, an
amateur in music and a baby in politics.«; Dean Rusk: s.K. 109, 29-31.
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169, 22 |
Einstein - Albert Einstein (14.3.1879-18.4.1955), dt.-jüd. Physiker; Prof. für
theoretische Physik in Zürich und Prag; 1914 Mitglied der Preußischen
Akademie der Wissenschaften, 1917 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts
für Physik in Berlin. Wegen seiner pazifistischen und soz. Auffassungen war
Einstein in den zwanziger und dreißiger Jahren zunehmend antisemitischen
Angriffen ausgesetzt. Er emigrierte 1932 in die USA; seit 1940 amerik. Staatsbürger.
Ab 1933 lehrte und forschte er am Princeton Institute for Advanced
Studies. Seine Arbeit zur speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie und
die Erklärung des äußeren Photoeffekts durch Einführung der Lichtquanten
(1905, wofür er 1921 den Nobelpreis erhielt) revolutionierten die Grundlagen
der Physik. 1939 empfahl er F.D. Roosevelt die Entwicklung der Atombombe,
um entsprechenden Bemühungen Nazideutschlands zuvorzukommen.
Er setzte sich nach 1945 nachdrücklich für den Abbau der nuklearen
Waffen ein; s.K. 1148, 31f.
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169, 25f. |
Die Sowjetunion hat ... auf 16700000000 Rubel - Vgl. den Artikel »Soviet
Broadens Military Draft« der NYT vom 13.10.1967: »Earlier today the Supreme
Soviet adopted a budget for 1968 that increased military spending by
15 per cent, from 14.5-billion rubels ($16-billion) to 16.7-billion rubels.«
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169, 28-33 |
Cresspahl schickte an ... ein Ende setzen – Cresspahl hatte im »News Chronicle«
in diesem Zeitraum drei Artikel zur Wahl, die einen wirtschaftlichen Aufschwung für
Deutschland voraussagten: Die Notiz »Germany’s Hope« am 2.1.1933 war so kurz, dass sich
das Ausschneiden nicht gelohnt hätte. Der Artikel »More Money Changing Hands« vom
3.1.1933 auf der Finanzseite berief sich auf einen Bericht der Reichs-Kredit-Gesellschaft
Berlin und belegte die These vom Aufschwung mit steigenden Produktions- und
Prozentzahlen in der Schwerindustrie. Wulff erhielt vermutlich die regelmässig auf der
Titelseite erscheinende Kolumne »Notes of the Day« von J.C. Segrue vom 6.1.1933, nach der
nicht nur eine rote, sondern auch die schwarze Gefahr gebannt gesehen wurde: »If present
auspices do not prove deceptive, 1933 will be a cheerful year for Germany. Reasonable
Germans now talk of the political and economic crisis in terms of the past. They are
convinced that before the year now opening closes there will be a return to the political peace
and a very definite economic recovery.
The facts of Germany’s present situation would seem to justify this optimism. That the political
position has strikingly improved during recent weeks is beyond all questions. Hitler’s
onslaught upon the Constitution has been warded off and twilight is settling over the Nazi
movement.[...]
At the other extreme of German politics the Communists, a more dangerous party than the
Nazi one is, because more intelligent and championing a comprehensible programme. During
recent months the Reds have grown disquieteningly, and now for the first time number 100 in
the Reichstag. But in Germany as elsewhere Communism thrives upon trade depression, and
any trade revival would automatically involve it in disaster. Therefore the anticipated
economic improvement in 1933 should put an end to the Red menace in Germany, if in deed
one ever existed in a country so extremely hostile to revolutionary methods.«
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169, 29 |
News Chronicle - Engl. Tageszeitung, am 21.1.1846 als »Daily News« gegr.;
erschien nach Zusammenlegung mit dem »Morning Leader« (gegr. 23.5.1892)
seit dem 13.12.1912 unter dem Titel »Daily News and Leader«; nach
weiteren Fusionen seit dem 2.6.1930 unter dem Titel »News Chronicle«, seit
der Zusammenlegung mit dem »Daily Dispatch« 1955 als »News Chronicle
and Daily Dispatch«; liberale, nicht parteigebundene Zeitung, mit Features
und Sport als Schwerpunkten.
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170, 10 |
Sozialdemokratischen Partei - Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD);
1869 von Wilhelm Liebknecht und August Bebel gegr., schloß sich 1875 mit
dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zur Sozialistischen Arbeiterpartei
Deutschlands zusammen; nahm nach der Illegalität während des Sozialistengesetzes
den Namen SPD an; stimmenstärkste Partei im Reichstag; stimmte am 4.8.1914
für die Kriegskredite; 1917 spaltete sich der soz. Flügel
mit der USPD und der komm. mit dem Spartakusbund ab; trotz Stimmenmehrheit
in den zwanziger Jahren nur an wenigen Regierungen beteiligt,
außer in Preußen; im Juni 1933 zwangsweise aufgelöst.
Neugründung am 15.6.1945 in Berlin; in ihrem Gründungsaufruf forderten
Grotewohl, Fechner und Gniffke einen demokratischen Staat und eine soz.
Wirtschaft. Sie traten für eine einheitliche Arbeiterpartei ein, während jede
Zusammenarbeit mit der KPD von Schumacher, dem Vorsitzenden der in den
Westzonen gegr. SPD, strikt abgelehnt wurde.
Auf dem 40. Parteitag der SPD (Ost) wurde am 21./22.4.1946 die Vereinigung
mit der KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands beschlossen
(s.K. XII, 43).
Die SPD (West) stand anfangs in scharfer Opposition zur Außen-, Wirtschafts- und
Militärpolitik der CDU-Regierung Adenauers; im »Godesberger Programm«
1959 Abkehr von marxistischen Grundsätzen, Zustimmung zur
Westintegration und zur freien Marktwirtschaft, Wandel zur Volkspartei statt
Klassenpartei; 1966-69 große Koalition mit der CDU/CSU; s.K. 173, 4;
348, 39;
352, 1f.;
366, 6-10;
447, 9;
677, 32-36;
677, 33;
677, 36;
XII, 9f.;
XII, 37;
XII, 38f.;
XII, 43;
1162, 28;
1361, 10f.;
1477, 28;
1716, 31;
1819, 16;
1863, 39-1864, 4.
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170, 26- 171, 12 |
Die Westfront kam ... in Deutschland. Riesenschlagzeilen - Nach Mecklenburg
(1997), S. 389, hat Johnson dies den auf Seite zwei des LGA wiedergegebenen
ausländischen Pressestimmen entnommen; vgl. LGA 3.1.1933.
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170, 26f. |
Daily Express - 1900 gegr. Tageszeitung, konservativ und auf Popularität bedacht,
gehört United Newspapers.
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170, 30 |
August Jäger - Jäger, im August 1914 eingezogen, Kraftfahrer beim 234. Reserve-Infanterie-Regiment, desertierte am 13.4.1914 bei Langemarck. Er entkam ungesehen zum 4. Battalion de Chasseurs, 11. Division unter General Edmund Ferry. Jäger hatte von 80 Gaszylindern gesprochen, ihm wurde nicht geglaubt; McWilliams (1995), S. 11-15.
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170, 31f. |
im April 1915 bei Langemarck - Vom 22.4.-25.5.1915 fand die zweite Schlacht
bei Ypern statt, in deren Verlauf einer der ersten Gasangriffe geführt wurde.
Langemarck liegt nördlich von Ypern; s.K. 171, 19-25; s. 562, 30; XII, 4.
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171, 3f. |
General Plummer - Herbert Charles Onslow, 1. Viscount of Plumer [sic] (13.3.1857-16.7.1932),
kommandierte vom 8.1.-8.5.1915 das 5. Armeekorps;
1916 zum General, 1919 zum Feldmarschall ernannt; November 1917 - Dezember
1918 Kommandeur verschiedener Expeditionary Forces, Dezember
1918 - April 1919 der Rheinarmee; 1925-28 Hochkommissar für Palästina.
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171, 7f. |
War Office - (engl.) Verteidigungsministerium.
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171, 19-25 |
Studenten von Langemarck ... mal mit Langemarck - Der verlustreiche Angriff
(22./23.10.1914) dt. Kriegsfreiwilliger während der ersten Schlacht bei
Ypern (19.10.-22.11.1914) wurde zum Mythos der »Helden von Langemarck« aufgebaut.
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171, 26 |
Tag der Reichsgründung - Preußen und die ihm verbündeten dt. Staaten
(Bayern, Baden, Hessen, Württemberg) schlossen sich nach ihrem Sieg über
Frankreich zum Deutschen Reich zusammen. Am 18.1.1871 wurde der
König von Preußen im Spiegelsaal von Versailles als Wilhelm I. zum Kaiser
proklamiert; s. 236, 16; XII, 6f.
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171, 31 |
Vereinigung Stahlhelm - s.K. 70, 12.
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172, 4f. |
Kröpelin - s.K. 159, 25.
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172, 5 |
B.D.M. - s.K. 159, 27.
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172, 6 |
Gut Beckhorst - Fiktives Landgut, Sitz des Barons Rammin, später sowj. Gut;
s. 356, 39-357, 1; 358, 11; 360, 5-13; 1103, 11-37; 1143, 22; 1185, 7f.;
1220, 4; 1273, 20; 1275, 4.
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172, 7f. |
in der einstweilen verbotenen Uniform - s.K. 105, 19.
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172, 9 |
Brink - (nd. veraltet) Dorfplatz, Anger.
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172, 16-26 |
Hätten wir gestern ... eine Frage an - In dem Artikel »Holdup Gang Uses a Gas
Spray To Stun Victims in 52d St. Cafe« der NYT vom 13.10.1967 heißt es:
»Six armed men and a woman held up a midtown cafe yesterday morning,
taking $3,150 and then escaping after spraying four customers and seven
employes with an incapacitating gas. Detectives of the West 54th Street police
station said that after pocketing the money - $2,800 from the cash registers
and $350 from the customers - some of the holdup men drew black cans
from their pockets and sprayed over the heads of the victims. [...] As the robbers
fled, the victims quickly felt dizzy and began gasping for air. [...] The
robbers, all described as Negroes in their late 20s, walked into the 52d Street
Cafe [...] brandishing a sawed-off shotgun, pistols and a knife. [...] The reactions
of the 11 victims to the gas bore similarities to the effect of the gas called
Mace, which is used by some police departments, but not New York’s, for riot
control. [...] Mace comes in black aerosol containers similar to a hair spray.«
Die angedeutete Frage kann allenfalls aus dem Schlußsatz gelesen werden:
»Mace is sold only to the police and military services.«
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172, 27f. |
sitzen die Juden ... Synagogen und Tempeln - Im Artikel »Jews Will Observe Yom
Kippur Tonight« in der NYT vom 13.10.1967 heißt es: »Yom Kippur, the
Day of Atonement, the most sacred event on the religious Hebrew calendar,
begins at sundown tonight. In temples and synagogues the Jews will observe
the High Holy Day with prayers, fasting and a repraisal of their behavior. The
service begins with the chanting of the Kol Nidre (All Vows), a prayer for
forgiveness.«
Johnson ändert den Text an entscheidender Stelle ab: Das neutrale »observe«
(begehen) wird zu »sitzen [...] und knien« konkretisiert. Die Bearbeitung ist
bedeutsam, weil die Juden niemals in der Synagoge knien - außer während
des Abschnitts »Alenu« des Mußfagebets, das nur zweimal im Jahr, zu Rosch
Ha-Scha’nah und eben zu Yom Kippur, gebetet wird. Der jüd. Jahresanfang
ist »ausgezeichnet vor allen anderen Festen dadurch, daß hier und nur hier der
Jude kniet«; Rosenzweig (1988), S. 359; vgl. Schmidt (1998), S. 228-333.
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172, 29f. |
»Kol Nidre« beginnt ... Bitte um Vergebung - »Kol Nidre« sind die Anfangsworte
einer Erklärung, die vor dem eigentlichen Abendgebet dreimal wiederholt
wird; sie geben der Andacht ihren Namen. Dieses jüd. Gebet steht mit der in
ihm ausgedrückten Umsicht und religösen Weisheit der Juden, sich auch von
das Leben zerstörenden Schwüren gegenüber Gott lossagen zu können, in
scharfem Kontrast zu Lisbeth Cresspahls kategorischer Bindung an die protestantische
Moral und deren Institution, die Kirche.
Die Übersetzung des aramäischen Textes lautet: »Alle Gelübde, Entsagungen,
Bannungen, Entziehungen, Kasteiungen und Gelöbnisse unter jedem Namen,
auch alle Schwüre, so wir gelobt, geschworen, gebannt und entsagt haben,
haben werden - von diesem Versöhnungstage bis zum Versöhnungstage,
der zu unserem Wohle herankommen möge - bereuen wir hiermit allesamt;
sie alle seien aufgelöst, ungültig, unbündig, aufgehoben und vernichtet, ohne
Verbindlichkeit und ohne Bestand. Unsere Gelübde seien keine Gelöbnisse;
was wir entsagt, sollen keine Entsagungen, und was wir beschworen, keine
Schwüre sein«; de Vries (1994), S. 98f.
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172, 35 |
Goyim - (hebr.) Abwertend für Ungläubige, Nichtjuden; s.K. 501, 28;
s. 791, 9.
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