04. August 1968
1713, 1 Sunday South Ferry Day - (engl.) Sonntag Tag der South Ferry; s.K. 601, 1.

1713, 2f. Variationen für den Schüler Goldberg - Johann Sebastian Bach schrieb 1742 im Auftrag des Grafen Kayserlingk für Johann Gottlieb Goldberg (14.3.1727-13.4.1756), den Cembalisten des Grafen, die »Aria mit verschiedenen Veränderungen vors Clavicimbel mit zwei Manualen«. »Dieses Modell [...] haben wir der Veranlassung des ehemaligen Russischen Gesandten am Chursächsischen Hofe, des Grafen Kaiserling zu danken, welcher sich oft in Leipzig aufhielt, und den schon genannten Goldberg mit dahin brachte, um ihn von Bach in der Musik unterrichten zu lassen. Der Graf kränkelte viel und hatte dann schlaflose Nächte. Goldberg, der bey ihm im Hause wohnte, musste in solchen Zeiten in einem Nebenzimmer die Nacht zubringen, um ihm während der Schlaflosigkeit etwas vorzuspielen. Einst äusserte der Graf gegen Bach, dass er gern einige Clavierstücke für seinen Goldberg haben möchte, die so sanften und etwas muntern Charakters wären, dass er dadurch in seinen schlaflosen Nächten ein wenig aufgeheitert werden möchte«; vgl. Forkel (1925), S. 73f.

1713, 3 Quodlibet - (lat.) Wie’s beliebt. In einem Quodlibet werden verschiedene Melodien kontrapunktisch zu einem mehrstimmigen Satz verknüpft. Das Quodlibet ist die letzte der 30 Goldberg-Variationen, es besteht aus den gegeneinander geführten Melodien von zwei alten thüringischen Volksliedern, deren ursprünglicher Text lautet: »Ich bin so lang nicht bei Dir gewes’n, ruck her, ruck her, ruck her!« und »Kraut und Rüben haben mich vertrieben; hätt’ mir mein Mutter Fleisch gekocht, wär ich bei ihr geblieben«. In dieser letzten der Variationen sind mehrere Abschiedsmomente zu finden: »Die erste Liedmelodie war im 17. und 18. Jh. zudem verbreitet als instrumentaler ›Kehraus‹. Der Kehraus signalisiert das Ende eines Tanzvergnügens. Sollte Bach die Melodie unter dem Gesichtspunkt des ›Kehraus‹ in sein Quodlibet aufgenommen haben, so wäre der Zusammenhang mit dem Lied ›Kraut und Rüben haben mich vertrieben‹ zwingend. Denn beide Liedweisen thematisieren Abschied. Mithin ergäbe sich ein weiteres Sinnimplikat für den unverkennbar wehmütigen Charakter des Quodlibets«; vgl. Dammann (1968), S. 235f.; Klaus (1999), S. 66f.; s. 1755, 5.

1713, 5 Vesógelieke - s.K. 495, 4.

1713, 12-17 Das Communiqué der ... Tschechoslowakei zu erwähnen - Vgl. z.B. die Auszüge aus dem Text des »Joint Communist Communique at Bratislava« in der NYT vom 4.8.1968: »In the years that have passed since the rout of fascism and the advent to power of the working class, the peoples of the European countries which have taken the road of Socialism scored victories in all spheres of public life. In these years, the parties overcoming difficulties and permanently improving their work insures [sic] the creation of powerful industry in every Socialist country and reorganization of the life in the countryside; achieved steady growth of people’s welfare and the flourishing of the national culture. [...]
The participants in the conference discussed the situation in Europe and point out that the growing activity of the forces of revanchism, militarism and neo- Nazism in Western Germany directly affect the security of Socialist states and create a threat to the cause of world peace. [...]
The parties participating in the Bratislava conference make this statement being deeply convinced that the positions and views expressed therein are in line with the interests of all fraternal countries and parties, the cause of the unbreakable friendship of the peoples of our countries, the interests of peace, democracy, national independence and Socialism«; s.K. 1707, 26-36.

1713, 13 Bratislava - s.K. 593, 19; 651, 38.

1713, 17-23 Die Sowjets versprechen ... Tatsachen scheinen erlaubt - Vgl. den Artikel »Prague Victory Appears Secure as 6-Nation Red-Bloc Talks End« der NYT vom 4.8.1968: »The [Prague] officials categorically denied that censorship would be restored, that foreign troops would be stationed in Czechoslovakia or that Czechoslovak organizations that the Russians and their friends consider the breeding ground for possible opposition parties would be outlawed.
The only concession that has become known is that the Czechoslovak leadership has asked editors to refrain from printing polemical articles against other Communist countries«; s.K. 1707, 26-36.

1713, 24-
1721, 16
Am vorletzten Tag ... du. Lernst du - In Güstrow, im Saal des Hotels Zachow (vormals »Erbgroßherzog«), fand am 27.9.1950 ein Schauprozeß vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Schwerin gegen acht junge Männer statt, sechs davon Schüler einer elften Klasse der John-Brinckman-Oberschule. Sie wurden als »Agententruppe der anglo-amerikanischen Spionagezentrale in Westberlin« (Landeszeitung vom 29.9.1950) angeklagt. Sie hatten Kontakt zur »Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit« und Flugblätter verteilt, die freie Wahlen forderten und hinter Stacheldraht marschierende FDJler im Blauhemd mit dem Text »Quo vadis?« zeigten. Verurteilt wurden: Enno Henke (17) zehn Jahre Jugendgefängnis, Peter Moeller (19) und Fritz Gutschmidt (19) 15 Jahre Zuchthaus, Horst Rieder (26) zwölf Jahre Zuchthaus, Günther Heyer (22) zehn Jahre Zuchthaus, Wolf-Heinrich Dieterich und Horst Nehring (19) fünf Jahre Zuchthaus. Mehrere Schulklassen protestierten gegen diese Urteile. Der Angeklagte Rolf Beuster erinnerte in seinem Schlußwort an seinen im NKWD-Lager Fünfeichen umgekommenen Vater; vgl. Moeller (1995), S. 28-31; Klug (1995), S. 70f.; s.K. 1792, 4-21.

1713, 34 den »P.A.« sehen, den Personalausweis - s.K. 1558, 22f.

1714, 2 Lumberjack - (amerik. Engl.) eigentlich: lumber jacket (s. 1714, 20): Kurze Männerjacke aus Leder oder Tuch mit gestricktem Bund an Taille und Ärmeln; s. 1733, 20.

1714, 12 Ein lumber jack - (amerik. Engl.) übersetzt im Text 1714, 14.

1714, 14 Every man jack - (amerik. engl.) Jeder(mann), alle.

1714, 26 Elementary, my dearWatson - (engl.) etwa: Grundschulstoff, lieber Watson. Standardwendung, mit der in den Kriminalromanen Arthur Conan Doyles (22.5.1859-7.7.1930) der Meisterdetektiv Sherlock Holmes seinen Gehilfen auf - vermeintlich - offenliegende Schlußfolgerungen hinweist; s. 1718, 32.

1714, 29-31 Wo die Leute ... verspottet und ausgepfiffen - Die NYT vom 4.8.1968 berichtet vom Ende des Treffens in Bratislava: »Mr. Ulbricht, considered by Czechs to be the principal villain of the piece, was jeered and whistled when he arrived for a closing reception at the City Hall here«; s.K. 1707, 26-36; 1755, 6-12; Sachwalter: s.K. 993, 8; 1138, 30.

1714, 33-
1720, 24
Die Aula stand ... Angeklagten zu würdigen - Vgl. IB; Foto in: Güstrow (1995), S. 71; Klug (1995), S. 71.

1715, 2-4 die Staatsflagge SchwarzRotGold ... Arbeiter, einem Hammer - s.K. 1628, 11-15.

1715, 8 Picassos Friedenstaube in der zweiten Fassung - s.K. 1628, 31f.

1715, 35 Knopf der Staatspartei - s.K. 1681, 13f.

1716, 8 Väterchen Stalin - s.K. 29, 26f.

1716, 8-10 die Todesstrafe wieder ... des sozialen Schutzes - Die Todesstrafe wurde am 12.1.1950 [sic] wieder eingeführt; s.K. 1524, 19f.; 1524, 20f.

1716, 18 Abteilung D - s.K. 1597, 2.

1716, 31 Ostbüro der S.P.D. - Auf Initiative Kurt Schumachers im April 1946 beim Parteivorstand in Hannover eingerichtet, später in Bonn mit Zweigstelle in Westberlin. Das Büro sollte eine zentralisierte, »illegale« SPD-Organisation schaffen und unterstützen und Kontakte zwischen den Sozialdemokraten in Ost und West festigen, aber auch politische und ökonomische Nachrichten sammeln und für deren Verbreitung in westlichen Medien sorgen. Das Ostbüro verweigerte nachrichtendienstliche Aufträge, gab aber von sich aus Informationen weiter, seit 1948 an die amerik. und brit. Geheimdienste, die es auch finanziell unterstützten, und nach 1949 an Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst; vgl. Fricke (1979), S. 220; Merseburger (1995), S. 338 ff.; s.K. 1791, 39-1792, 3; SPD: s.K. 170, 10.

1716, 31f. Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen - 1949 in der BRD von Theodor Friedenau gegr., um die Rechtsentwicklung und -anwendung in der DDR zu beobachten und zu analysieren, juristisches Unrecht zu erfassen und eigene Ermittlungen darüber anzustellen, so z.B. über die Waldheim-Prozesse von 1950. Mitglieder waren ehemalige Richter und Rechtsanwälte der SBZ.

1716, 32f. die Kampfgruppe Gegen Unmenschlichkeit - Von Rainer Hildebrandt am 24.8.1948 in Westberlin gegr. Organisation von Freiwilligen zur Unterstützung von Opfern der sowj. und komm. Herrschaft und zur Aufklärung von Unrechtstaten in der SBZ. Regelmäßige Radiosendungen im RIAS (s.K. 1725, 22) warnten namentlich vor Spitzeln. Anfangs im Eintreten für die Menschenrechte sehr erfolgreich, wurde sie während des Kalten Krieges zunehmend für Zwecke der Spionage und auch der Sabotage eingesetzt, wie das Anzünden einer Brücke und das Umleiten von Zügen. Die Unterwanderung durch Agenten der Gegenseite führte zu zahlreichen Verhaftungen von Informanten und Sympathisanten in der SBZ und DDR. Nach DDR-Recht galt die Zugehörigkeit zu dieser Organisation als Verbrechen nach Artikel 6 der Verfassung (Boykotthetze; s.K. 1630, 14). Margret Boveri beschreibt als eine Wirkung: »Gymnasiasten reisten mit Flugblättern in die sowjetische Zone«; Boveri (1958), Bd. 2, S. 138. Die Vereinigung wurde auf Betreiben des regierenden Bürgermeisters von Westberlin Willy Brandt 1959 aufgelöst.

1717, 18f. seit die Sowjetunion ... nämlich durch Diebstahl - s.K. 340, 7.

1717, 21f. durch Werbung unter ... die getarnte Armee - 1950 wurden Wehrparteiaktivs der FDJ gegr., 142 Jugendbereitschaften gingen aus der FDJ hervor; s.K. 1269, 9f.; 1822, 17-20.

1717, 23f. Berufung eines ihrer ... die Hauptverwaltung Volkspolizei - Heinz Keßler, geb. 20.1.1920, Maschinenschlosser; lief 1941 zur Roten Armee über und wurde Gründungsmitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland (s.K. 1186, 11f.); kehrte 1945 nach Deutschland zurück. Er war seit Gründung des Hauptjugendausschusses am 20.6.1945, dem Vorläufer der FDJ, dessen Leiter, danach Mitbegründer der FDJ undVorsitzender des Landesverbandes Berlin, seit Mai 1947 im Zentralrat der FDJ und seit 1949 dort Sekretär; seit 1946 im ZK der SED; 1950 2. Vorsitzender der FDJ; 1950-89 Abgeordneter der Volkskammer. »1950 Chefinspekteur in der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei, 1952 Generalmajor und Chef der KVP-Luft und der Aeroklubs der KVP«, SBZ von A bis Z (1969); studierte und promovierte 1955-56 an der sowj. Luftkriegsakademie; 1957-67 stellv. Minister für Nationale Verteidigung und Chef der Luftstreitkräfte; 1967-78 Chef des Hauptstabs der NVA; 1985-89 Armeegeneral und Verteidigungsminister.

1717, 27-29 in französischen Zeitungen ... Hammer und Sichel - Konnte nicht nachgewiesen werden; s.K. 1628, 31f.

1717, 30 »the dove that ... with a bang« - (engl.) übersetzt im Text 1717, 32.

1718, 7f. British Broadcasting - s.K. 860, 20-22.

1718, 18f. Lisette von Probandt - Anspielung auf eine Figur aus Fontanes »Schach von Wuthenow«: Lisette von Perbandt (dort: V., VIII. und XXI. Kapitel); s.K. 1702, 34; s. 1721, 1, 12.

1718, 29-31 Diese vermaledeite Freiheitsstatue ... Besucherverkehr, wegen Baufälligkeit - s.K. 311, 28f.

1719, 3-19 Versuch der Erhaltung ... Friedensbewegung/der Republik - Zitat nicht nachgewiesen.

1719, 4 Schülerselbstverwaltung - s.K. 1557, 24.

1719, 13 Zentralen Schulgruppenleitung - s.K. 1559, 16f.

1719, 22f. das Wehrministerium - Die Deutsche Volkspolizei und ihre bewaffneten Verbände unterstanden dem Ministerium des Innern; s.K. 1269, 9f.

1719, 27f. in der Erinnerung die nächtlichen Besuche - s. 1655, 13-18.

1719, 36-
1720, 10
Protest gegen das ... zu bedienen wußten - Der Koreakrieg begann mit dem Einfall nordkoreanischer Soldaten in Südkorea; s.K. 1244, 21.

1720, 2 »John F. Kennedy« - Eines der sechs Fährschiffe der South Ferry Line; John F. Kennedy: s.K. 24, 36.

1721, 3f. dann kam ein ... in der Sowjetunion - Vom 8.-14.9.1955 verhandelte Adenauer (s.K. 116, 12f.) in Moskau über die Normalisierung der Beziehungen zwischen der BRD und der UdSSR. Es wurde vereinbart, diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Die Sowjetunion sicherte die Heimkehr der letzten dt. Kriegsgefangenen und Zivilinternierten zu.