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Seite/Zeile(n)
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Datum/Text
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22. Juli 1968 |
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1595, 12-17 |
Was ist es ... die wissenschaftliche Reue - Die NYT vom 22.7.1968 veröffentlichte
den vollen Wortlaut von Andrej Sacharows Essay »Thoughts on Progress,
Peaceful Coexistence and Intellectual Freedom«, in dem er zwei Thesen
aufstellte: 1. Die Teilung der Menschheit in zwei Lager bedrohe sie mit
Zerstörung, und 2. intellektuelle Freiheit sei unabdingbar für die menschliche
Gesellschaft.
Andrej Dmitrijewitsch Sacharow (21.5.1921-14.12.1989), russ. Physiker
und Bürgerrechtskämpfer, half, die sowj. Wasserstoffbombe zu entwickeln.
Mehrfach als »Held der sozialistischen Arbeit« ausgezeichnet, verlor er wegen
seines Engagements für die Rechte politischer Gefangener alle Ämter und
Stellungen. 1975 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.
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1595, 13-16 |
auf der Erde ... auf diesem Felde - Anspielung auf die ersten Strophen von Bertolt
Brechts (s.K. 211, 33) »Friedenslied«:
Friede auf unserer Erde!
Friede auf unserem Feld!
Daß es auch immer gehöre
Dem, der es gut bestellt!
Friede in unserem Lande!
Friede in unserer Stadt!
Daß sie den gut behause
Der sie gebauet hat!
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1595, 18-23 |
Ein anderer, ausgewiesen ... Diese Ungewißheiten immer - Bertrand Russell
(s.K. 397, 16), der auch gegen die amerik. Intervention in Vietnam protestiert hatte,
warnte Alexej Kossygin in einem Telegramm vor einem militärischen
Eingreifen der Sowjetunion in der Tschechoslowakei: »that military action against
Czechoslovakia would provoke the opposition of Communists and Socialists
in five continents. [...] I urge you to state publicly that the Soviet Union has
no intention of using military force in Czechoslovakia«; vgl. NYT 21.7.1968.
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1595, 26-28 |
Ihre Armeezeitung berichtet ... sie drei gefunden - Die »Krasnaja Swesda« vom
21.7.1968 berichtete von einem Fund von drei Säcken mit 20 amerik. Gewehren
und Munition und mehreren Dutzend dt. Walther-Pistolen bei Cheb
und einem weiteren bei Ostrava nahe der poln. Grenze, wo ein Gewehr und
elf Pistolen versteckt waren; vgl. NYT 22.7.1968; s.K. 1584, 28-35.
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1595, 26 |
Armeezeitung - s.K. 263, 26.
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1596, 9 |
Cresspahl war es zufrieden - s.K. 124, 17.
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1596, 28-39 |
eines Staatssekretärs für … Sachsenhausen und Dachau – Vgl. Solberg (1962), S.71: Probst Heinrich Grüber sei
von der sowj. Besatzungsmacht »als Vertreter der evangelischen Kirchen in das Büro für kirchliche Angelegenheiten«
berufen worden, man hoffte auf seine enge Zusammenarbeit mit den Kommunisten, »von denen er viele aus der Zeit der
Gefangenschaft in Sachsenhausen und Dachau kannte«; s.K.
426, 15f.
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1596, 35 |
Grabow - s.K. 949, 3.
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1596, 38f. |
Sachsenhausen und Dachau - Das KZ Dachau wurde am 22.3.1933 als Lager
für männliche Häftlinge errichtet. Von den etwa 200.000 registrierten Häftlingen
sind über 30.000 umgekommen. In 197 Außenkommandos wurde in
der Industrie, beim Bau, bei Sprengarbeiten und der Bombensuche gearbeitet.
Sachsenhausen: s.K. 36, 12; 645, 38.
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1596, 39 |
sich ein P davor geschrieben - Etwas verhindern wollen; nd. Redewendung von
ungeklarter Herkunft. Das P wird als Buchstabe, der in der Pest- oder Pockenzeit
ein verseuchtes Haus kennzeichnete, erklärt, für das Wort Pfahl stehend,
als Abk. für poena (lat. Strafe) oder als der griech. Buchstabe π [pi], der einem Galgen
ähnelt; vgl. Johnson, Lübeck habe ich ständig beobachtet, S. 85: »Davor
hat die Wirklichkeit des 20. August 1968 dem Verfasser ein anderes Ende auferlegt,
en P hett se em vorschrewn, ein Pal hem se em vörbugt«; s. 1889, 30.
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1597, 2 |
Kommissariat 5 - Abk.: K 5; erste dt. politische Polizei, die nach dem Krieg in
der SBZ ihre Tätigkeit aufnahm; im Spätsommer 1945 in Sachsen gegr.; ursprünglich
mit der Aufgabe, Polizeikräfte und Angehörige der Justiz zu überwachen;
später auch außerhalb Sachsens aktiv. Bis März 1947 war es der
»Deutschen Verwaltung des Inneren« gelungen, die Tätigkeit der Kriminalpolizei
in Berlin zu zentralisieren. Der Befehl 201 der SMAD vom 16.8.1947
zur restlichen Entnazifizierung stärkte die Entwicklung des K 5 erheblich.
Nach dem Organisationsplan vom 8.1.1948 war das K 5 in fünf Abteilungen
gegliedert: 1. Untersuchung von Verbrechen und Verstößen gegen SMAD-Befehle,
2. Verstöße gegen Kontrollratsbefehle, 3. Sabotage des Wiederaufbaus,
4. Antidemokratische Betätigung, 5. Technische Abteilung (Überwachungsmethoden,
Datensammlung, Kontrolle der Post); später in Dezernat D umbenannt;
vgl. Naimark (1997), S. 453-459; s.K. 1615, 24f.
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1597, 9 |
Kriminaloberobermeister - Das zweite »ober« wurde nachträglich ins Manuskript
eingefügt.
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1597, 12f. |
»Weil ich ein aufrichtiger Nationalsozialist bin!« - s. 756, 20f.
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1597, 17 |
Neubrandenburg - s.K. 633, 29.
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1597, 22f. |
als Deutscher wie als Antifaschistischer Christ - s.K. 426, 4f.
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1597, 29f. |
Ausweis als »Kämpfer ... Faschismus« (Richtlinie 4) - Am 23.2.1947 wurde die
»Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes« (VVN) gegr. Die Mitgliederausweise
trugen den Stempel »Kämpfer gegen den Faschismus« oder »Opfer
des Faschismus«. Nach den Richtlinien für die Anerkennung galten als
»Kämpfer gegen den Faschismus«: »diejenigen, die aus demokratischen Beweggründen
[...] 4. als Mitglieder religiöser Widerstandbewegungen infolge
ihres Kampfes zu Freiheitsstrafen verurteilt, in Konzentrationslagern festgehalten
wurden oder ohne Verhaftung mutig den Kampf gegen die nationalsozialistische
Irrlehre geführt haben«; vgl. Eggert (1967), S. 266; s. 1357, 4;
1689, 4.
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1598, 1 |
window breast - (engl.) übersetzt im Text; ungebräuchlich, meist: window
ledge.
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1598, 22 |
I’ll have to ... botch of it - (engl.) übersetzt im Text 1598, 24f.
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1598, 34 |
Trumm - s.K. 43, 15.
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1599, 6f. |
Staatsverfassung, deren Artikel ... weltlichen Schulklassen gewährleistet - Mit der
Konstitutierung der DDR am 7.10.1949 trat die erste Verfassung in Kraft, die
bis zum 6.4.1968 gültig war. Sie wies Elemente eines parlamentarisch-demokratischen
Systems mit föderalistischen und rechtsstaatlichen Zügen auf,
bekannte sich aber schon zum Prinzip der Gewaltkonzentration, indem sie
die Volkskammer zum höchsten Organ erklärte. Artikel 41 garantierte Glaubens-
und Gewissensfreiheit. Artikel 44: »Das Recht der Kirche auf Erteilung
von Religionsunterricht in den Räumen der Schule ist gewährleistet. Der
Religionsunterricht wird von den durch die Kirche ausgewählten Kräften erteilt.
Niemand darf gezwungen oder gehindert werden, Religionsunterricht
zu erteilen. Über die Teilnahme am Religionsunterricht bestimmen die Erziehungsberechtigten.«
Der »Christenlehre« genannte Unterricht mußte im
allgemeinen in den Räumen der Kirchgemeinde abgehalten werden.
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1599, 13 |
Antifaschismus - s.K. 1477, 28.
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1599, 17 |
it’ll do your ... lots of good - (engl.) das wird deiner Figur sehr gut tun.
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1599, 19 |
Dat sünt so Sprück - (nd.) Das sind so Sprüche.
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1599, 25 |
Schwedenspeisung - Durch das Schwedische Rote Kreuz nach dem Krieg für Kinder
organisiertes kostenloses Mittagessen, vorwiegend süße Suppen, das noch 1948 ausgeteilt wurde.
Es ging auf die Initiative von Ragna Norström zurück, die alle schwed. Hausfrauen bat, eine Krone für
Lebensmittel, Bekleidung und Schuhe für dt. Kinder zu spenden.
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1599, 27 |
staatl. gepr. - Staatlich geprüfte; s. 1689, 21.
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1599, 32 |
Da bin ich ... die Nächste zu - s.K. 1623, 1.
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1599, 35 |
als lese sie ihm die Leviten - s.K. 187, 26-29; 843, 39.
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1600, 5 |
»deutsche Ärzte« - Anspielung auf die medizinischen Versuche, die in den KZ
an Häftlingen ausgeführt worden sind.
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1600, 7 |
Say »sixpence« - (engl.) Sage »sixpence« s.K. 123, 9f.
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1600, 13 |
jung Fru - (nd.) junge Frau.
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1600, 22-25 |
an das Gebet ... bewohnten Land abwarf - Zum Schutz der Besatzung des Bombenflugzeuges
wurde folgendes Gebet gesprochen: »Allmächtiger Vater, der
Du die Gebete jener erhörst, die Dich lieben, wir bitten Dich, denen beizustehen,
die sich in die Höhen Deines Himmels wagen und den Kampf zu unseren
Feinden vortragen. [...] Wir werden im Vertrauen auf Dich weiter unseren
Weg gehen«; vgl. Deschner (1996), S. 260f.; s.K. 515, 8-11.
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1600, 31 |
Neuen Zeit - s.K. 1371, 1.
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1601, 1f. |
Es kann die ... Heiden das mißfällt - Anspielung auf Schiller, Wilhelm Tell, IV, 3,
Verse 2682f.: »Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben/Wenn es dem
bösen Nachbar nicht gefällt.« Geht auf ein Sprichwort zurück: Einer hat von
außen so lang Fried, als lang sein Nachbar will; Schiller: s.K. 1252, 26.
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1601, 4-7 |
Naß wie ein ... biblischen Walfischen ab - Sächsische Redewendung: sehr naß
sein; vgl. BU, S. 121: »Nass wie ein Jonas sagt man im Sächsischen von jemanden,
der unter einer Traufe hervortritt. Das war der zweite biblische Name«;
vgl. Jona 1-2; Johnson, Jonas zum Beispiel.
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1601, 9 |
Don’t preach to the converted - (engl. Redewendung) Renne keine offenen
Türen ein.
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1601, 9 |
Don’t mock the afflicted - (engl. Redewendung) Verspotte nicht die Bedrückten!
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1601, 11 |
Luther - s.K. 806, 31.
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1601, 12 |
altlutherischen Extrawurst - s.K. 1402, 35.
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1601, 18- 1603, 27 |
Unterricht zur Konfirmation ... hast du’s, Gesine - Günther Stübe erinnert sich,
daß Johnson im Konfirmandenunterricht der einzige war, der den Katechismus
auswendig wußte; vgl. Stübe (1997), S. 44.
Vgl. Manuskriptfragment MS II: »[...] und im Konfirmationsunterricht sagt sie Brüshaver: Das ist alles
nicht wahr. Zusammen mit anderen bin ich auf der Erde, das ist alles, und Brüshaver, sanfter weisser
Schnurrbart im rosa Gesicht, kugliger Bauch im Gehrock, schmeisst die Tochter seines Freundes
raus. Aber Cresspahl lacht, fragt sie aus, er will nur wissen ob sie das gelesen hat, nein es ist ihr
eingefallen, er hustet vor Rührung, gibt ihr recht, konfirmiert wird sie nicht, und Brüshaver kommt
monatelang nicht in das gottlose Haus, obwohl er doch immer noch lieber einen trinkt als Frau Pastor
Brüshaver das gern möchte; war es damals zum Lachen; ist es heute lustig?«
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1601, 23 |
Gräfinnenwald - s.K. 34, 8.
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1601, 30 |
»Schicksalsgemeinschaft« - Schlagwort aus der Nazizeit.
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1601, 32 |
Lurwig - Druckfehler in allen Ausgaben, richtig: Ludwig.
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1602, 30 |
piel - (nd.) schräg; s. 1332, 2.
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1602, 36 |
katechetisch - Katechese: Unterweisung in Glaubensdingen; s. 1729, 18.
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1603, 2 |
in Oranienburg und bei Weimar - Die KZ Sachsenhausen (s.K. 1146, 24) und Buchenwald
(s.K. 49, 8).
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1603, 8 |
Ubiquität - Allgegenwart (Gottes), s.K. 1603, 23f.; s. 1604, 33.
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1603, 22 |
Bruch - s.K. 13, 8.
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1603, 23f |
dass ihr die ... Abendmahl kannibalisch vorkomme - Brüshaver vertritt Luthers (s.K. 806, 31.) Vorstellung von der Realpräsenz Christi im Abendmahl. Während die Anhänger Zwinglis und Calvins im Abendmahl einen symbolischen Akt sahen, in dem die Hostie nur den Leib Christi bedeute, erklärte Luther, daß Christi Allgegenwart dank seiner göttlichen Eigenschaft auch seiner menschlichen Natur zukomme und so auch im Abendmahl gegenwärtig sei. Voltaire faßte die Differenzen über das Abendmahl anschaulich zusammen: »die Papisten genießen Gott, die Calvinisten Brot und die Lutheraner Brot mit Gott«, Friedell (1993), S. 295; vgl. Mecklenburg (2013), S. 162f.; s.K. 1603, 8.; s. 1604, 33.
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1603, 26f. |
You gave him a chance - (engl.) Du hast ihm eine Chance gegeben.
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1603, 39 |
mit einer Dupuytrenschen Kontraktur - Nach Baron Guillaume Dupuytren
(5.10.1777-8.2.1831) benannte Schrumpfung der Sehnenplatte der Handfläche,
die zur Verkrümmung der Finger führt.
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1604, 24 |
Am Sonntag nach Palmarum - D.h. zu Ostern; s.K. 644, 36.
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1605, 3-5 |
war das Altlutherische ... ein vereinsrechtlicher Streit - 1948 gab es in den genannten
Punkten keine Unterschiede zwischen der Altlutherischen und der
Ev.-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, auch bestand eine Kirchengemeinschaft
zwischen der Altlutherischen Kirche und den Lutherischen Landeskirchen,
nicht aber mit der reformierten und unierten Kirche Preußens;
vgl. Paasch-Beeck (1999), S. 171; s.K. 1402, 35.
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