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03. September 1967 |
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48, 25-31 |
3. September, 1967 ... der Sonnenseite halten - Im September 1931 hatte Lisbeth Papenbrock heimlich Heinrich Cresspahl in Richmond besucht. Vgl. Johnson im Gespräch mit
H. Osterle: »'An einem Tag wie diesem', heißt es im ersten Band, als Herr Heinrich Cresspahl
seinen ersten Strandspaziergang mit Lisbeth Cresspahl [sic] unternimmt [...]. Da war es z.B.
in den Tagesnachrichten eine bestimmte Wetterlage in Greater New York, die eine bestimmte
Wetterlage im Jahr 1931 im Leben Heinrich Cresspahls wieder heraufholen konnte«, Osterle
(1990), S. 155.
Nach Spaeth (1998), S. 77f. wird durch eine Shakespeareanspielung der Verlauf der Cresspahlschen
Ehe antizipiert. In Shakespeares (s.K. 876, 29)
»Der Kaufmann von Venedig«, V, 1 heißt es: »in such a night as this«:
Der Mond scheint hell: in solcher Nacht wie diese,
Da linde Luft die Bäume schmeichelnd küßte
Und sie nicht rauschen ließ, in solcher Nacht
Erstieg wohl Troilus die Mauern Trojas,
Und seufzte seine Seele zu den Zelten
Der Griechen hin, wo seine Cressida
Die Nacht im Schlummer lag.
Die Stelle spielt vermutlich auch als »Streuzitat« auf Bertolt Brechts »Erinnerung an die Marie A.« an:
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille, bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
Brecht (1961), S. 33. Vgl. Johnsons Brief an Hannah Arendt vom 3.8.1975 in Arendt (2004), S. 154; vgl. auch KP, S. 17; s. 102, 1-106, 2.
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49, 7-51, 6 |
Seite 1. Vom ... für Menschenrechte gewandt - Auf Seite 1 und 16 der NYT vom
3.9.1967 findet sich der Artikel »Ilse Koch Hangs Herself In Cell«: »Bonn,
Sept. 2 - Ilse Koch, the beast of Buchenwald, hanged herself in her prison cell
at Aichach, Upper Bavaria, last night. [...]
According to a spokesman of the Justice Ministry, Mrs. Koch was found hanging
in a noose made from bedsheets and tied to the latch of her cell door.
In 1947 an Allied military tribunal sentenced Mrs. Koch to hard labor for life,
but a year later the sentence was commuted to four years imprisonment. In a
subsequent trial before a West German criminal court, which was ordered
after protests from victims of the Nazis, she was sentenced anew to life imprisonment.
Only last September the Bavarian Government decided in a regular review
of her case that there was no ground for clemency. A month later the Bavarian
Government also turned down her request for a pension. [Sie hatte den
Antrag mit der Mitgliedschaft ihres Ehemanns in der Waffen-SS und nicht der
allgemeinen SS begründet.] [...]
In 1962 Mrs. Koch even appealed to the European Commission on Human
Rights, but it declared itself incompetent to judge her case. [...]
At the camp the Nazis [...] killed 51, 372 political internees, Jews and forced
laborers from all over Europe.
Alone among the camp officials' wives Mrs. Koch proved to have been the
author of countless atrocities, beating with a riding crop prisoners she encountered
during her morning rides through the camp, ordering others beaten
and killed and requiring prisoners to participate in orgies involving sadism
and degeneracy.
She was also charged with ordering the killing of tattooed prisoners to add
to her collection of lamps made from human bones and of lamp shades, gloves
and book covers made of human skin. The articles had disappeared after a
Nazi investigation before American troops captured the camp. [...]
During her trial in 1947 [...] the defense called as a witness for her Dr. Konrad
Morgen, who had been a first lieutenant in the SS.
Under questioning, Dr. Morgen said that he had been an SS investigator, prosecutor
and judge and that in 1943, on orders from high SS authorities, he had
investigated Colonel Koch and his wife and written a 50-page report on them.
He found Colonel Koch to have been guilty of corruption and criminality
by Nazi standards. As a friend of Hitler Koch escaped penalty, but when Hitler's
power waned in the last days of the war, his SS superiors had Koch shot.
Dr. Morgen reported that Mrs. Koch was a wholly incurable moral degenerate.
He described her as a perverted, nymphomaniac, hysterical power-mad
demon. [...]
During her detention, however, she became pregnant, and on that account
she was sentenced to life imprisonment. Later a United States Army review
board advised commutation of her sentence allegedly on the ground that the
evidence was insufficient. Gen. Lucius D. Clay, the United States Military
Governor in Germany, reduced her sentence to four years. [...]
In 1965 a retired Air Force Colonel, Stephan I. Rozakis, wrote a letter to the
editor of the New York Times from Athens in which he said he was present
at the Landsberg prison when Mrs. Koch was released after having served her
four-year sentence.
The mildness of her sentence was the result of her cooperation with the
Allied authorities in gathering evidence for the Nuremberg trials, he wrote.
Ilse Koch, a plump woman with vivid green eyes and flaming red hair, was
born in Dresden. Koch married her in a spectacular pagan night ceremony
outdoors in 1937 when, through his friendship with Hitler, he won command
of the Buchenwald camp.
The Kochs lived in a mansion a short distance from the prison compound.«
Vgl. auch DER SPIEGEL 2.1.1967, S. 54f. und 6.3.1967, S. 64.
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49, 8 |
Ilse Koch - 22.9.1906-2.9.1967, Bibliothekarin, Ehefrau des Kommandanten
des KZ Buchenwald Karl Koch; berüchtigt wegen ihrer sadistischen Behandlung
der Gefangenen. Ihr Mann wurde 1944 von einem SS-Gericht wegen
Korruption und Ausbeutung jüd. Arbeitskräfte für private Zwecke zum
Tod verurteilt und hingerichtet, sie wurde am 14.8.1947 von einem Militärgericht
der Alliierten zu lebenslänglicher Haft verurteilt (1948 in vier Jahre
Gefängnis umgewandelt), bald freigelassen, 1949 wegen Ermordung dt.
Staatsbürger von einem dt. Gericht zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Der
Prozeß erregte aufgrund der Enthüllungen ihrer sadistischen Taten großes
Aufsehen und machte ihren Namen zum Inbegriff nationalsoz. Brutalität. Sie
beging im Gefängnis Selbstmord; vgl. NYT 3.9.1968; vgl. auch DER SPIEGEL
14.2.1950, S. 12-16, und 11.9.1967, S. 52 (mit Foto).
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49, 8 |
Buchenwald - Im Juli 1937 von der SS auf dem Ettersberg bei Weimar angelegtes
KZ für Kriminelle und aus politischen, religiösen und »rassischen«
Gründen Verfolgte; vorwiegend männliche Häftlinge, Frauen werden erst im
Sommer 1944 erwähnt; bis 1945 etwa 238.000 Inhaftierte aus 33 Ländern. In
129 Außenkommandos arbeiteten die Häftlinge auf dem Bau, in Hütten und
Industrieanlagen, bei Sprengarbeiten und der Bombensuche, während des
Krieges besonders in der Rüstungsindustrie. Mehr als 56.000 von ihnen
kamen um. Am 11.4.1945 befreite die 3. US-Armee unter General Patton (s.K. 1019, 28f.) das Lager. 1945-50 wurden die KZ-Baracken von der sowj. Besatzungsmacht
(NKWD; s.K. 1279, 38) als
»Speziallager Nr. 2« für 28.500 Häftlinge benutzt,
von denen etwa 7.000 starben; s.K. 36, 12;
1297, 36f.;
s. 49, 23f.; 946, 17; 1165, 12f.
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49, 13 |
Gut Bobzin - Hier: fiktives Rittergut, etwa zwischen Malchow und Röbel gelegen;
s. 279, 32; I, 20f. Bobzi(e)n ist ein alter mecklenburgischer Adelsname,
und eine Familie Bobzin wohnte auf dem Gut Raukendorf bei Klütz; vgl.
VV; HNJ.
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49, 23 |
Hitlers - Adolf Hitler (20.4.1889-30.4.1945), dt. Politiker österr. Herkunft;
wurde 1932 durch die Ernennung zum Regierungsrat im nationalsoz. regierten
Braunschweig dt. Staatsbürger. Er erfüllte so die formale Voraussetzung
zur Übernahme eines öffentlichen Amtes und konnte im April an der
Reichspräsidentenwahl teilnehmen, die er gegen Hindenburg verlor. Am
30.1.1933 als Führer der rechtsextremen NSDAP Reichskanzler zunächst einer
Koalitionsregierung; wenig später Übergang in einen Einparteienstaat mit
plebiszitär unterstützter Führerdiktatur; terroristische Unterdrückung politischer
Gegner, Anwendung aller modernen Propagandamethoden. Arbeitsbeschaffung
vor allem durch Aufrüstung und außenpolitische Erfolge bei der
Revision des Versailler Vertrags stärkten seine Stellung; systematische Vorbereitung
und Auslösung eines Angriffskriegs, um »Lebensraum« in Osteuropa
zu erobern; Rassenideologie, die zur Vernichtung des europäischen Judentums
führen sollte; beging nach der militärischen Niederlage Selbstmord;
s.K. 472, 3f.
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49, 27 |
Would you care ... be my wife - (engl.) Möchten Sie nicht meine Frau werden?
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50, 8f. |
Dr. Konrad Morgen - 8.6.1909-4.2.1982, Jurist; Obersturmbannführer der Waffen-SS
und SS-Richter; vor dem Krieg Richter am Landgericht Stettin; Richter am Hauptamt SS-Gericht
München; ab Mai 1943 am Reichskriminalpolizeiamt Berlin (Untersuchung von
Korruptionsfällen in KZs, u.a. gegen Karl Koch); im Herbst 1944 SS-Chefrichter in Krakau,
später in Breslau; vom 16.5.1951 bis19.1.1979 bei der Rechtsanwaltskammer in
Frankfurt/Main registriert.
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50, 14 |
Karl Koch - 2.8.1897-5.4.1945. Vor seiner Karriere in der SS war Karl Koch
Büroangestellter, Bankbeamter (wegen Unterschlagung entlassen) und Versicherungsvertreter.
1931 trat er in NSDAP und SS ein, 1935-43 ausschließlich
in Konzentrationslagern (Sachsenhausen, Esterwegen, Lichtenburg und
Dachau) tätig, seit 1936 SS-Obersturmbannführer und Kommandant des KZ
Sachsenhausen, seit 1937 von Buchenwald, dort November 1941 wegen Korruption
und Veruntreuung von Staatsgeldern abgesetzt, 1942-43 zur Bewährung
beim Aufbau des KZ Majdanek als Lagerleiter eingesetzt, im August
1943 erneut wegen der Vorfälle in Buchenwald verhaftet und im Dezember
1944 wegen Korruption, Unterschlagung und Ermordung von drei Häftlingen
zur Verschleierung seiner Taten zum Tode verurteilt und in Buchenwald
exekutiert.
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50, 17 |
Krakow - Krakow am See, Stadt in Mecklenburg, 25 km südlich von Güstrow.
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50, 18 |
mit einem Rechtsanwalt, der Geld veruntreut - s. 114, 29-33; 158, 29-159, 15;
261, 33-36.
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50, 32f. |
Landsberg - Landsberg am Lech, Kreisstadt am mittleren Lech in Bayern; die
Festung Landsberg (1160) war im 19. und 20. Jh. Haftanstalt, in der auch Adolf
Hitler nach dem gescheiterten Putschversuch 1923/24 inhaftiert war und den
ersten Teil von »Mein Kampf« verfaßte.
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