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Seite/Zeile(n)
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Datum/Text
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25. Juli 1968 |
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1625, 7-10 |
Damit die sowjetischen ... Hunden und Stacheldraht - Vgl. den Artikel »Czech
Official Sees Room for Compromise, but Not on Policy« der NYT vom 25.7.1968:
»In a diplomatic note earlier this week, the Soviet Union was reported
to have renewed a demand for the stationing of Warsaw Pact troops on the
border. [...]
The note set off a campaign of Czechoslovakia’s press, television and radio to
demonstrate the vigilance with which she guards her frontiers.
The state television network showed films of tanks, dogs and barbed wire fences
while an announcer reported dryly that 40 percent [sic] of persons
apprehended for illegal border crossings had come from East Germany.«
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1625, 10-15 |
Die westdeutsche Regierung ... in östlicher Richtung - Vgl. den Artikel »Bonn
Shifts Maneuvers Away From Czech Line« der NYT vom 25.7.1968: »The
West German Defense Ministry has agreed to shift its controversial maneuvers
away from the Czechoslovak border [...].
The maneuvers will be moved about 100 to 150 miles southwest from their
original sites in the military reservations of Grafenwöhr and Hohenfels in
eastern Bavaria.
The newly selected training grounds are in the state of Baden-Württemberg
near the town of Münsingen and in a mountain ridge known as the Heuberg.
[...] It was a diplomatic move intended to ease the pressure on the Czechoslovaks
by giving the Soviet Union one less excuse for intervention.«
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1625, 12 |
Grafenwöhr - s.K. 107, 27.
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1625, 12 |
Hohenfels - Kleiner Ort in der Oberpfalz, nordwestlich von Regensburg.
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1625, 13 |
Münsingen und des Heuberges - Stadt und Berg auf der Schwäbischen Alb mit
großen Truppenübungsplätzen in der Umgebung.
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1625, 25f. |
im März 1949 - In der zweibändigen Taschenbuchausgabe fälschlich verändert
in 1948.
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1625, 25-36 |
im März 1949 ... für ihn allein - Nach der »Verordnung über die Erhaltung
und die Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Kultur«, von der Deutschen
Wirtschaftskommission im Auftrag der SMAD und im Einvernehmen
mit der Deutschen Verwaltung für Volksbildung am 31.3.1949 hg., sollten der
Intelligenz u.a. Leistungszuschläge, Sonderzuwendungen und Verpflegungszulagen
gewährt werden. »Zugleich wird bevorzugte Gewährung von Krediten
für den Bau von Eigenheimen der Wissenschaftler [...] Ärzte und
Lehrer angeordnet.« Steuererleichterungen, bevorzugte Versorgung mit
Wohnraum und Sonderpensionen wurden vorgesehen; vgl. SBZ (1956),
S. 100f.
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1625, 35 |
Feldstraße - s.K. 87, 32.
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1625, 36 |
Domhof - s.K. 1434, 1.
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1626, 6f. |
Kliefoth wier ’n ... sick doch gewen - (nd.) Kliefoth war ein störrischer Mensch,
am Ende mußte er doch nachgeben; s. 1460, 13f.
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1626, 10f. |
den dritten Deutschen Volkskongreß - Vom 15.-16.5.1949 fanden Wahlen zum
3. Deutschen Volkskongreß statt. Die Kandidaten der SED, CDU, LDP, NDP,
DBD (Demokratische Bauernpartei Deutschlands), FDGB (s.K. 1418, 32),
FDJ und DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschlands) standen auf einer
Einheitsliste, dem »Demokratischen Block«, zu dem sich die Wähler nur mit
»Ja« oder »Nein« entscheiden konnten. Die Stimmzettel trugen den Zusatz:
»Ich bin für die Einheit Deutschlands und einen gerechten Friedensvertrag.
Ich stimme darum für die nachstehende Kandidatenliste zum Dritten Deutschen
Volkskongreß.« Die Wahl war vor allem in ländlichen Gebieten nicht
geheim. Bei einer Wahlbeteiligung von 95,2% stimmten 66,1% mit »Ja«. Der
3. Deutsche Volkskongreß tagte vom 29.-30.5.1949 und nahm einen Verfassungsentwurf
der DDR an, verabschiedete ein Manifest an das dt. Volk und
nahm zur Pariser Außenministerkonferenz Stellung. Die Delegierten des
Kongresses wählten den 2. Deutschen Volksrat, der sich am 2.10.1949 zur
provisorischen Volkskammer der DDR erklärte und die Deutsche Demokratische
Republik gründete; vgl. SBZ (1956), S. 102; Fricke (1979), S. 155;
s. 1628, 9.
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1626, 17-21 |
der Abschnürung Westberlins ... jene Stadt ließ - s.K. 1148, 11f.
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1626, 21 |
Kulturbund - s.K. 1251, 34.
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1626, 24f. |
wo unsn Julius ... disse studierte Respektsperson - (nd. ugs.) wo unser Julius ...
diese studierte Respektsperson.
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1627, 2f. |
Warnke, Innenminister - s.K. 198, 2.
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1627, 3f. |
solche Stimmzettel als ... Urne aufgefunden wurden - Dies wurde allgemein Wahlpraxis
in der DDR. Der Wahlzettel sollte unbeschrieben in das Kuvert oder
direkt in die Urne geworfen werden, so machte sich jeder, der zum Ankreuzen
eine Kabine aufsuchte, einer Gegenstimme verdächtig.
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1627, 10f. |
so viel Einverständnis ... Zetteln so angestellt - Für die Wahlen zum Volkskongreß
am 15./16.5.1949 wurden in Mecklenburg 351.906 Nein-Stimmen
und 58.932 ungültige Stimmen gezählt; vgl. Wahlen (1964), S. 19. Johnson
hatte in seinem Exemplar die ablehnenden Stimmen in der Tabelle handschriftlich
addiert.
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1627, 22 |
Befehl Nr. 35 die »Entnazifizierung« - s.K. 1497, 14-22.
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1627, 31f. |
im Kessel von Demjansk - Die eingeschlossenen dt. Truppen wurden am 28.4.1942
bei Demjansk durch einen Heeresverband unter dem Kommando von
Walther v. Seydlitz-Kurzbach entsetzt (einem direkten Nachfahren jenes
preußischen Generals Seydlitz, auf den sich der Name der Gräfin Seydlitz
bezieht, s.K. 53, 14), der dafür zum Kommandierenden General ernannt
wurde. Entgegen ausdrücklichen Befehlen kapitulierte er mit den ihm unterstehenden
Truppen in Stalingrad bereits im Januar 1943; in sowj. Kriegsgefangenschaft
war er Präsident des »Bundes Deutscher Offiziere« und Vizepräsident
des »Nationalkomitees Freies Deutschland« (s.K. 1186, 11f.), lehnte
es nach Kriegsende jedoch ab, sich für die politischen Ziele der SU einspannen
zu lassen, wurde danach als »Kriegsverbrecher« verurteilt und blieb bis
1955 in sowj. Haft.
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1627, 34-37 |
1948 im Mai ... Volkspolizei, einer Neugründung - Auf Weisung der SMAD wurde
ab 3.6.1948 eine »Hauptabteilung Grenzpolizei-Bereitschaften« gebildet,
deren Aufgabe es war, Ausbildungseinheiten für Truppen bereitzustellen.
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1627, 38 |
D.V.I. - Deutsche Verwaltung des Inneren, auf SMAD-Befehl seit dem 1.8.1946
tätig, vorwiegend mit Polizeiaufgaben betraut, arbeitete unmittelbar mit
den Ministerien der Länder zusammen; s. 1627, 35.
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1628, 10 |
Deutscher Volksrat - Er konstituierte sich am 2.10.1949 zur Provisorischen
Volkskammer und setzte den vom 3. Deutschen Volkskongreß bestätigten
Entwurf einer Verfassung der DDR durch Gesetz in Kraft, die mit mehreren
Änderungen bis zum 8.4.1968 gültig blieb.
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1628, 11-15 |
Volkskammer, die erklärte ... Adler auf Schwarz/Rot/Gold - Am 18.5.1948 wurde
im Volksrat der Antrag Friedrich Eberts, die Farben Schwarz-Rot-Gold als
Fahne der DDR in die Verfassung aufzunehmen, gebilligt. 1950 wurde der
Adler im Wappen durch einen Hammer im Ährenkranz ersetzt, um den
Arbeiter- und Bauernstaat zu symbolisieren. 1953 wurde dem Hammer ein
Zirkel beigefügt, um die »technische Intelligenz« sinnbildlich einzuschließen.
Nach Artikel 1 der Verfassung und dem Gesetz vom 29.9.1955 bestand die
Staatsflagge der DDR aus drei gleich breiten Streifen in den Farben
Schwarz-Rot-Gold mit dem Staatswappen der DDR: Hammer und Zirkel, umgeben
von einem Ährenkranz, der im unteren Teil von einem schwarz-rot-goldenen
Band umwunden ist; s. 1687, 1; 1715, 2-4; 1838, 32-35.
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1628, 21f. |
Augenmerk auf China - Im September 1949 besiegten Mao Tse-Tungs Truppen
die Nationalchinesen und riefen die Volksrepublik China aus.
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1628, 31f. |
die Krallen der ... Picasso-Taube im Genick - Von Picasso stammt eine Reihe von
Entwürfen von Tauben, der früheste, vom 5.11.1942, zeigt einen schlanken,
in großzügigen Linien gemalten Vogel, der nie in der DDR als Motiv verwendet
wurde. Zwei Lithographien von einer Taube entstanden am 2.2.1947
(Pigeon au Fond gris, M. 64, und Le Gros Pigeon, M. 66), eine weitere Lithographie
(Pigeon blanc Fond noir, M. 65) entstand am 4.2.1947. Die auf
den 9.1.1949 datierte Lithographie La Colombe (M. 141), die einzige Version
neben der Fassung von 1942, auf der die Taube nach rechts blickt, wurde
als Plakat für den im April 1949 in Paris abgehaltenen Weltfriedenskongress
gewählt und ging als »Friedenstaube« in die Geschichte ein. Sowohl die
Fassung vom 2.2.1947 wie auch die vom 4.2.1947, im Text wohl als zweite
bezeichnet, wurden vielfach in der DDR, besonders von der FDJ, als Dekoration
bei Massenveranstaltungen genutzt. Häufig war die Ausführung aber
so vereinfacht, daß eine genaue Zuordnung zu einer dieser zwei Fassungen
nicht möglich ist. Der Entwurf vom 4.2.1947 war bis in die sechziger Jahre
auf dem Bühnenvorhang von Brechts Theater am Schiffbauerdamm zu finden.
Auf keiner der Lithographien sind Krallen zu erkennen, vielmehr scheinen
sie durch großzügig geschwungene Federn verdeckt. Von 1950 stammt
eine weitere Fassung, die eine nach links fliegende Taube zeigt. Die der Universität
Halle geschenkte Fahne (s.K. 1830, 21-26) zeigte wahrscheinlich diese
letzte Version des Vogels, ein in der DDR ebenfalls häufig verwendetes Motiv;
s.K. 1704, 1f., s. 1682, 22f.; 1715, 8; 1717, 27-29.
Pablo Ruiz y Picasso (25.10.1881-8.4.1973), span. Maler, Graphiker und
Bildhauer.
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1628, 36 |
die neue Nationalhymne - Text: Johannes R. Becher, Melodie: Hanns Eisler:
Auferstanden aus Ruinen
Und der Zukunft zugewandt,
Laß es dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
Und wir zwingen sie vereint,
Denn es muß uns doch gelingen,
Daß die Sonne schön wie nie
Über Deutschland scheint.
Glück und Friede sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland!
Alle Welt sehnt sich nach Frieden!
Reicht den Völkern eure Hand,
Wenn wir brüderlich uns einen,
Schlagen wir des Volkes Feind.
Laßt das Licht des Friedens scheinen,
Daß nie eine Mutter mehr
Ihren Sohn beweint!
Laßt uns pflügen, laßt uns bauen,
Lernt und schafft wie nie zuvor,
Und der eignen Kraft vertrauend,
Steigt ein frei Geschlecht empor.
Deutsche Jugend, bestes Streben
Unsres Volks in dir vereint,
Wirst du Deutschlands neues Leben. Und die Sonne schön wie nie
Über Deutschland scheint.
Uraufführung am 7.11.1949 zum 32. Jahrestag der Oktoberrevolution. Bechers
Text greift auf ein Gedicht aus der Emigration zurück, das als Gegenhymne
zum Deutschlandlied verfaßt worden war, deshalb ist sein Text auch
auf die Haydn-Melodie singbar. Der Text wurde auf Wilhelm Piecks
Wunsch leicht verändert (Becher berichtete seiner Sekretärin: »das Ergebnis muß jede Gemüsefrau
verstehen«). Sowohl Ottmar Gerster wie Hanns Eisler waren um eine Vertonung gebeten worden, als
Becher Eisler 1949 in Warschau im Haus Frédéric Chopins traf. Eisler improvisierte auf Chopins
Flügel eine Melodie, die Becher gefiel. Die Parteifunktionäre entschieden sich am 4.11.1949 für
Eislers Fassung, da sie das erwünschte »hymnische Pathos« aufwies.
Der Plagiatsvorwurf bezieht sich auf den 8. Walzer von Zuschneids Klavierschule. Die ersten zehn Töne sind identisch
mit dem Schlager Peter Kreuders, der, erfolglos, in mehreren Instanzen und
vor der Urheberrechtskommission der UNO klagte. Ein absichtliches Zitieren
des letzten Refrains von »Good bye, Johnny«: »Mags im Himmel sein,
mags beim Teufel sein, eines Tages sind wir wiedervereint!« läßt sich nicht ausschließen,
zumal Hanns Eisler - nach Wolf Biermann - ein Eigenzitat aus seiner
Vertonung von Brechts Kinderhymne, die ebenfalls als Nationalhymne
vorgeschlagen war, eingearbeitet habe. Seit den siebziger Jahren wurde die
Hymne nur noch gespielt, nicht mehr gesungen, weil »Deutschland, einig
Vaterland« mit dem Dogma der »sozialistischen Nation« unvereinbar war; vgl.
DBA, S. 273-288; Helbig (1996b), S. 191-194; s.K. 1470, 15.
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1629, 9 |
Neuen Lehrers - s.K. 1454, 11.
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1629, 12-15 |
die Umrahmung amtlicher ... Mecklenburgische Monatshefte, 1926-1938 - Mecklenburgische
Monatshefte. Zeitschrift zur Pflege heimatlicher Art und Kunst,
hg. (bzw. begründet) von Johannes Gillhoff, Rostock. Johnson besaß die Jahrgänge
1925-36. Von der »700-Jahrfeier der Festung Dömitz« berichtet die
Sondernummer vom Juni 1935, die mit einer Huldigung an den Reichsstatthalter
Hildebrandt eröffnet wird. Eine Vorlage für den »schönen Joachim«
konnte nicht ausgemacht werden.
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1629, 14 |
Reichsstatthalter Hildebrandt - s.K. 360, 31.
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1629, 24-26 |
Übungswalzer aus der ... Zuschneid (1854-1926) - Karl Zuschneid,
Theoretisch-praktische Klavierschule. Ein systematischer Lehrgang des Klavierspiels
mit methodischem Leitfaden für den Elementar-Klavierunterricht,
Mainz-Berlin-Lichterfelde 1903 (Edition Schott 4680).
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1629, 33f. |
Film von 1936, »Wasser für Canitoga« - Dt. Film, Uraufführung: 10.3.1939
[sic]; Regie: Herbert Selpin; Buch: Emil Burri, Peter Francke, Walter
Zerlett-Olfenius nach einem Schauspiel von Hans José Rehfisch; mit Hans Albers,
Charlotte Susa, Hilde Sessak, Peter Voß; in Kanada spielender Abenteuerfilm,
in dem Hans Albers einen Tramp verkörpert, der sich für eine gute Sache opfert.
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1629, 34 |
Hans Albers - 22.9.1891-24.7.1960, dt. Schauspieler und Sänger, seit 1929
Filmarbeit, populär in Draufgänger- und Abenteurerrollen; bekannt sind vor
allem »Große Freiheit Nr. 7«, 1944, »Auf der Reeperbahn nachts um halb
eins«, 1956.
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1629, 34 |
René Deltgen - 30.4.1909-29.1.1979, dt. Schauspieler luxemburgischer Herkunft,
wirkte neben seiner Bühnentätigkeit in zahlreichen Filmen mit.
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1629, 35 |
Peter Kreuder - Peter Paul Kreuder (18.8.1905-28.6.1981), dt.-österr. Komponist,
der vorwiegend Filmmusik, aber auch Opern schrieb; übersiedelte
1939 nach Schweden, kehrte 1942 nach Deutschland zurück; nahm 1945 die
österr. Staatsbürgerschaft an; ab 1946 Leiter der Radiostationen Sao Paulo,
Rio de Janeiro und Buenos Aires; 1955 kehrte er nach Europa zurück;
s. 1630, 10.
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1630, 5f. |
Renaissance-Lichtspielen - s.K. 1430, 14f.
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1630, 6f. |
Kriminalpolizei/Dezernat D (Nachfolger von K 5) - s.K. 1597, 2.
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1630, 11 |
Hanns Eisler - Eigentlich Johannes Eisler (6.7.1898-6.9.1962), dt. Komponist;
Schüler von Schönberg und von von Webern, seit 1926 Mitglied der
KPD, emigrierte 1933 in die USA, kehrte 1949 nach Berlin zurück. Gründungsmitglied
der Deutschen Akademie der Künste, Vertonungen von
Brecht-Gedichten und Musik zu seinen Stücken, Filmmusiken (»Kuhle
Wampe«, 1932; »Rat der Götter«, 1950; »Nacht und Nebel«, 1956; s.K. 851, 23),
Chöre, Oper »Johannes Faustus«.
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1630, 14 |
Artikel 6, »Boykotthetze« - Artikel 6 der Verfassung der DDR vom 7.10.1949
(der erste des Abschnitts »Rechte des Bürgers«) lautet: »Alle Bürger sind vor
dem Gesetz gleichberechtigt. Boykotthetze gegen demokratische Einrichtungen
und Organisationen, Mordhetze gegen demokratische Politiker,
Bekundung von Glaubens-, Rassen-, Völkerhaß, militaristische Propaganda
sowie Kriegshetze und alle sonstigen Handlungen, die sich gegen die Gleichberechtigung
richten, sind Verbrechen im Sinne des Strafgesetzbuches. Ausübung
demokratischer Rechte im Sinne der Verfassung ist keine Boykotthetze.
Wer wegen Begehung dieser Verbrechen bestraft ist, kann weder im
öffentlichen Dienst noch in leitenden Stellen im wirtschaftlichen und im kulturellen
Leben tätig sein. Er verliert das Recht, zu wählen und gewählt zu
werden.« Aufgrund dieses Artikels wurden bis zum Inkrafttreten des Ersten
Strafrechtsergänzungsgesetzes am 1.2.1958 schwerste Strafen, einschließlich
der Todesstrafe, verhängt; vgl. Hildebrandt (1970), S. 189f.; s.K. 1716, 32f.;
1843, 6; s. 1729, 32-1730, 1; 1794, 29-31; 1843, 3.
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1630, 15 |
Lüneburg - Stadt in Niedersachsen, nördlich der Lüneburger Heide.
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1630, 19f. |
»O Ewigkeit, du Donnerwort« - Text: Johannes Rist (1607-1667), Melodie: Johan
Schop, 1642, Johann Crüger, 1653.
O Ewigkeit, du Donnerwort!
O Schwert, das durch die Seele bohrt!
O Anfang sonder Ende!
Ich weiß vor großer Traurigkeit
Nicht, wo ich mich hin wende ...
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1630, 20 |
»Die Himmel rühmen« - Auch als »Die Ehre Gottes aus der Natur« bekannt,
Text: Christian Fürchtegott Gellert, 1757, Melodie: Ludwig van Beethoven.
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre,
Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort.
Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere;
Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort!
Wer lenkt der Himmel unzählbare Sterne?
Wer führt die Sonn aus ihrem Zelt?
Sie kommt und leuchtet und lacht uns von ferne
Und läuft den Weg gleich als ein Held.
Beide (recht wuchtigen) Lieder gehörten zum Standardrepertoire von Kirchenchören.
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1630, 24f. |
Staatssicherheitsdienst - s.K. 684, 8.
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1630, 26 |
Wat för dumm Tüch - (nd.) Was für dummes Zeug; s.K. 299, 13.
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1630, 31 |
Principiis obsta - (lat.) Wehre den Anfängen. Nach Ovid, 91. Vers der »Remedia
Amoris«: »Principiis obsta, sero medicina paratur.« - Sträube dich gleich
zu Beginn, zu spät wird der Heiltrunk bereitet.
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1630, 32f. |
Juvenal und schrie: ... debetur puero reverentia - (lat.): Die höchste Achtung sind
wir dem (zu erziehenden) Knaben schuldig. Juvenal, Satire, 14, 47.
Decimus Junius Juvenalis (etwa 58-140 n.Chr.), römischer Dichter. Seine
Gedichte beeinflußten den modernen Begriff der Satire, viele seiner Verse
sind geflügelte Worte geworden; s. 1634, 34.
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1631, 3f. |
»genialen Steuermann der ... des deutschen Volkes« - Aus dem Glückwunschschreiben
des Parteivorstands der SED: »Treuer Freund Josef Wissarionowitsch!
Im Namen der Mitglieder unserer Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands, aller klassenbewußten deutschen Arbeiter und aller friedliebenden
Deutschen sprechen wir Ihnen, dem genialen Steuermann der
Sowjetunion, dem großen Führer der Weltfriedensfront und dem besten
Freund des deutschen Volkes unsere herzlichsten, brüderlichen Glückwünsche
zu Ihrem 70. Geburtstag aus.«; vgl. Weber (1963), S. 483.
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1631, 5-7 |
die dreißig Güterwagen ... Stalins eigene Stadt - Vgl. Berlin (1962), S. 527:
»16.12.[1949]: Nach einer mit großem Aufwand geführten Propagandaaktion
im gesamten sowjetischen Besatzungsgebiet, Generalissimus Stalin zu seinem
70. Geburtstag durch Geschenke zu ehren [...], verläßt ein aus 32 mit
Geschenken gefüllten Waggons bestehender Güterzug den Bahnhof Lichtenberg
im sowjetischen Sektor in Richtung Moskau. Das Hauptgeschenk, ein
von der Firma Zeiß in Jena gebautes und für Stalingrad bestimmtes Planetarium,
befindet sich wegen verzögerter Fertigstellung noch nicht darunter.«
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1631, 7 |
Stalins eigene Stadt - Stalingrad; s.K. 271, 28.
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1631, 13 |
Olsch - (nd.) Alte.
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1631, 18 |
Suliko - Volkslied aus dem Kaukasus (in einer Moll-Tonart), angeblich Stalins
Lieblingslied; vgl. BU, S. 50: »Man schämt sich, im Schlaf sagen zu können,
welches Lied nun wieder diesem Führer das liebst [sic] ist, unabdingbar gehört
es zum Grundwissen«.
Suchte ich das Grab meiner Liebsten
überall, o widrig Geschick.
Weinend klagt ich oft mein Herzeleid:
Wo bist du entschwundenes Glück?
Blühte in den Büschen ein Röslein
morgensonnenschön, wonniglich,
fragt ich sehnsuchtsvoll das Blümelein:
Sag bist du mein Liebchen, o sprich!
Sang die Nachtigall in den Zweigen,
fragt ich bang das Glücksvögelein:
Bitte sag mir doch du Sängerin,
Bist du gar die Herzliebste mein?
Neigt die Nachtigall drauf ihr Köpfchen,
aus dem Rosenlaub klingt’s zurück,
lieb und innig, weich wie Streicheln zart:
Ja, ich bin’s, ich bin es, dein Glück.
Dt. von Alexander Ott.
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1631, 25-27 |
an den Baumeister ... Agenten der Volksfeinde - Aus den Losungen des Zentralkomitees
der SED zum 70. Geburtstag Stalins: »6. Es lebe Stalin, der Baumeister
des Sozialismus und Wegbereiter des Kommunismus! [...] 12. Stalin ist
der Lenin unserer Tage. [...] 14. Stalin lehrt uns höchste Wachsamkeit gegenüber
allen Agenten der Volksfeinde!« vgl. Deuerlein (1971), S. 105f.
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1631, 26 |
Lenin - s.K. 1165, 23.
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1631, 28f. |
Tagespresse von Stalins Partei in Deutschland - Tägliche Rundschau: s.K. 518, 35.
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1631, 30 |
P. Tschaikowskijs - s.K. 1330, 25.
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1632, 8 |
Fritz Reuters »Ut mine Stromtid« - Der in Mecklenburg in der Mitte des
19. Jh.s spielende Roman erzählt das Schicksal des Pächters Hawermann, der
nach dem Tod seiner Frau vom Gutsbesitzer Pomuchelskopp aus seiner Pacht
vertrieben wird. Vermittelt durch Inspektor Bräsig wird er Verwalter eines
Hofs, der zum Gut Gürlitz des Kammerrats von Rambow gehört. Seine Tochter
Lowise wird von der kinderlosen Pastorin Behrens in Pflege genommen.
Pomuchelskopp, dem von Rambow Geld schuldet, versucht mit allen Mitteln,
Gürlitz aufzukaufen. Nach des Kammerrats Tod wirtschaftet sein Sohn
das Gut mit realitätsfernen Reformen herunter, so daß Hawermann, der der
Mißwirtschaft und des Diebstahls bezichtigt wird, sich gezwungen sieht zu
kündigen. Sein guter Ruf kann wiederhergestellt werden. In der Folge des
Revolutionsjahrs 1848 vertreiben die erbitterten Dienstleute Pomuchelskopp.
Hawermann und Bräsig übernehmen die Leitung des verschuldeten
Guts, so daß nun Lowise einen Neffen des Herrn von Rambow heiraten
kann. Zur Charakterisierung der Romanfiguren durch die Zitate aus Reuters
Werken vgl. Scheuermann (1998), S. 307-318; s.K. 1018, 10f.; 1623, 1.
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1632, 13 |
Fru - (nd.) Frau.
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1632, 14f. |
allens was rund ... un de Lippen - (nd.) alles war rund an ihr, die Arme und die
Hände und die Finger, der Kopf und die Backen und die Lippen.
Zitat aus Fritz Reuters »Ut mine Stromtid«, 1. Theil, 3. Kapitel; vgl. Reuter,
Werke, Bd. 5, S. 40; s.K. 1623, 1.
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1632, 21 |
as Quicksülwer - (nd.) wie Quecksilber.
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1632, 22 |
die Neegste dortau - (nd.) die Nächste dazu; s.K. 1623, 1.
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1632, 23f. |
’n goden Minschn was se - (nd.) ein guter Mensch war sie.
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1632, 25 |
Lowise - (nd.) Luise; s. 561, 25.
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1632, 25 |
mit ehre lude Stimm - (nd.) mit ihrer lauten Stimme.
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1632, 27 |
Julklapp - Skandinavischer und norddt. Brauch, am Weihnachtsfest (Julfest)
Geschenke ins Zimmer zu werfen und dabei »Julklapp« zu rufen. »Julklapp«
kann aber auch nur »Weihnachtsgeschenk« bedeuten.
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1632, 31-36 |
dem Gesang ut ... dorup stellen künnen - (nd.) dem Gesang aus den kleinen armen
Tagelöhnerkaten, und oben hatte unser Herrgott seinen großen Tannenbaum
mit den tausend Kerzen angesteckt, und darunter lag die Welt wie
ein Weihnachtstisch, den der Winter mit seinem weißen Schneelaken so sauber
gedeckt hatte, damit Frühjahr, Sommer und Herbst ihre Bescherung darauf
stellen können.
Zitat aus Fritz Reuters »Ut mine Stromtid«, Kapitel 7: »ut de lütten, armen
Daglöhnerkathen tau den stillen Hewen up, un baben hadd’ uns’ Herrgott
sinen groten Dannenbaum mit de dusend Lichter anstickt, un de Welt lagg
daronner as en Wihnachtsdisch«; Reuter, Werke, Bd. 5, S. 108, s.K. 1623, 1.
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1632, 38- 1633, 13 |
war der Strohhalm ... welchem Tropfen zuviel - Engl. Sprichwort wörtl. übersetzt:
(It’s) the (last) straw that breaks the camel’s back: Der letzte Tropfen bringt das
Faß zum Überlaufen.
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1633, 3 |
das Soli-Männchen - »Eine Regierungsverfügung von 1949 verbot Weihnachtsfeiern
in den Schulen und empfahl, lieber den Geburtstag Josef Stalins
am 21. Dezember feierlich zu begehen. Die Weihnachtsferien wurden in
Winterferien umbenannt und das Soli-Männchen (Solidaritätskind) sollte
anstelle des Christkindes Mittelpunkt der Feierlichkeiten sein«, Solberg
(1962), S. 88.
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1633, 9f. |
mit Hemd in ... in der Hand - Das Bild erinnert an das Darmol-Männchen,
eine in den fünfziger und sechziger Jahren bekannte Reklamefigur für ein
Abführmittel.
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1633, 11 |
Kohlenklau - Plakatfigur aus der Zeit des 2. Weltkrieges, eine dicke Figur mit
Schiebermütze und Augenklappe, die einen schweren Sack schleppt; vgl.
Klemperer (1996), S. 93.
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1633, 20 |
So wier dat - (nd.) So war das!
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1633, 29 |
Nigen Bramborg - (nd.) Neubrandenburg; s.K. 633, 29.
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1633, 32f. |
Schriwböker un Tafeln ... Katekismen, jung Fru - (nd.) Schreibbücher und Tafeln
und Fibeln und ... Und Katechismen, junge Frau!
Zitat aus Fritz Reuters »Ut mine Stromtid«, 7. Kapitel: »Nu kamm de Herr
Paster mit Bäuker unner den Arm, un wat nu Päten wiren, de all äwer Winter
bi em taum Beden gungen, de kregen ein jeder ein Gesangbauk, un de
annern kregen Schriwbäuker un Tafeln un Fibeln un Katekismen, je nahdem
hei’t insach; un jeder von de Gören säd: Ick bedank mi ok, Pät!, äwer de en
Gesangbauk kregen hadden, säden: Ick bedank mi ok velmal, Herr Paster!
Dat was en Herkamen von öltlingsher«; Reuter, Werke, Bd. 5, S. 107; s.K. 1623, 1.
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1633, 34f. |
so heit’ dat! Propaganda wier dat - (nd.) so heißt das! Propaganda war das!
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1633, 36 |
»Quosque tandem!« - Richtig: Quousque tandem? (lat.): Wie lange noch?
Quousque tandem, Catilina, abutere patientia nostra? - Wie lange noch, Catilina,
willst du unsere Geduld mißbrauchen? Anfangsworte der ersten Rede
Ciceros gegen Catilina. Cicero, In Catilinam I, 2; Cicero: s.K. 1634, 34.
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1633, 37 |
»Videant consules«: hew ick seggt - (lat. und nd.) »Die Konsulen mögen dafür
sorgen«: habe ich gesagt.
Eigentlich: Videant consules ne quid res publica detrimenti capiat. - Die Konsuln
mögen dafür sorgen, daß die Republik keinen Schaden leide. So bei Cicero,
Sallust, Caesar.
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1634, 1f. |
Dunn kem dat ... Schaul kem kein - (nd.) Dann kam das dicke Ende raus. Überall
in Mecklenburg mußte ein Aufsatz geschrieben werden, und von meiner
Schule kam keiner.
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1634, 5 |
Nich in min Schaul - (nd.) Nicht in meiner Schule.
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1634, 8 |
nationaldemokratische Partei - Am 25.5.1948 wurde die National-Demokratische
Partei Deutschlands (NDPD) gegr., am 16.6.1948 zugelassen. Die Partei
sollte vor allem bürgerliche Kreise, ehemalige Offiziere und NSDAP-Mitglieder
einbinden, da letztere nicht in CDU und LDPD aufgenommen
wurden und 1948 jene Parteien sich noch nicht dem Führungsanspruch der
SED untergeordnet hatten. Dazu wurden der Partei taktische Freiheiten gestattet,
ihr Gründungsplakat verkündete: »Gegen den Marxismus - für die
Demokratie.« Am 7.9.1948 trat die NDPD dem Antifa-Block bei; s.K. 1502, 1f.
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1634, 9 |
Schurrmurr - (nd.) Abfall, Gerümpel; s.K. 911, 29.
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1634, 13 |
Söken Se sick dat ut - (nd.) Suchen Sie sich das aus.
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1634, 17 |
Murrjahn - s.K. 1460, 13f.
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1634, 34 |
Juvenal und Cicero und Seneca - Juvenal: s.K. 1630, 32f.
Cicero: Marcus Tullius Cicero (3.1.106-7.12.43 v.Chr.), römischer Philosoph,
Jurist und Politiker. Seine Leistung als Philosoph besteht in der
Vermittlung der griech. Überlieferung für den römischen Kulturraum und
damit für das christliche Mittelalter. Den altrömischen Idealen folgend, unterstützte
er politisch die Senatspartei und bekleidete wichtige Ämter. Er vereitelte
63 die Verschwörung des Catilina und wurde auf Betreiben des Antonius
ermordet. Er gilt als der künstlerische Vollender des klassischen Latein;
s.K. 1813, 35f.
Seneca: s.K. 305, 6.
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1635, 1 |
Ruten - s.K. 1376, 29.
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