25. Juli 1968
1625, 7-10 Damit die sowjetischen ... Hunden und Stacheldraht - Vgl. den Artikel »Czech Official Sees Room for Compromise, but Not on Policy« der NYT vom 25.7.1968: »In a diplomatic note earlier this week, the Soviet Union was reported to have renewed a demand for the stationing of Warsaw Pact troops on the border. [...]
The note set off a campaign of Czechoslovakia’s press, television and radio to demonstrate the vigilance with which she guards her frontiers.
The state television network showed films of tanks, dogs and barbed wire fences while an announcer reported dryly that 40 percent [sic] of persons apprehended for illegal border crossings had come from East Germany.«

1625, 10-15 Die westdeutsche Regierung ... in östlicher Richtung - Vgl. den Artikel »Bonn Shifts Maneuvers Away From Czech Line« der NYT vom 25.7.1968: »The West German Defense Ministry has agreed to shift its controversial maneuvers away from the Czechoslovak border [...].
The maneuvers will be moved about 100 to 150 miles southwest from their original sites in the military reservations of Grafenwöhr and Hohenfels in eastern Bavaria.
The newly selected training grounds are in the state of Baden-Württemberg near the town of Münsingen and in a mountain ridge known as the Heuberg. [...] It was a diplomatic move intended to ease the pressure on the Czechoslovaks by giving the Soviet Union one less excuse for intervention.«

1625, 12 Grafenwöhr - s.K. 107, 27.

1625, 12 Hohenfels - Kleiner Ort in der Oberpfalz, nordwestlich von Regensburg.

1625, 13 Münsingen und des Heuberges - Stadt und Berg auf der Schwäbischen Alb mit großen Truppenübungsplätzen in der Umgebung.

1625, 25f. im März 1949 - In der zweibändigen Taschenbuchausgabe fälschlich verändert in 1948.

1625, 25-36 im März 1949 ... für ihn allein - Nach der »Verordnung über die Erhaltung und die Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Kultur«, von der Deutschen Wirtschaftskommission im Auftrag der SMAD und im Einvernehmen mit der Deutschen Verwaltung für Volksbildung am 31.3.1949 hg., sollten der Intelligenz u.a. Leistungszuschläge, Sonderzuwendungen und Verpflegungszulagen gewährt werden. »Zugleich wird ›bevorzugte Gewährung von Krediten für den Bau von Eigenheimen der Wissenschaftler [...] Ärzte und Lehrer‹ angeordnet.« Steuererleichterungen, bevorzugte Versorgung mit Wohnraum und Sonderpensionen wurden vorgesehen; vgl. SBZ (1956), S. 100f.

1625, 35 Feldstraße - s.K. 87, 32.

1625, 36 Domhof - s.K. 1434, 1.

1626, 6f. Kliefoth wier ’n ... sick doch gewen - (nd.) Kliefoth war ein störrischer Mensch, am Ende mußte er doch nachgeben; s. 1460, 13f.

1626, 10f. den dritten Deutschen Volkskongreß - Vom 15.-16.5.1949 fanden Wahlen zum 3. Deutschen Volkskongreß statt. Die Kandidaten der SED, CDU, LDP, NDP, DBD (Demokratische Bauernpartei Deutschlands), FDGB (s.K. 1418, 32), FDJ und DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschlands) standen auf einer Einheitsliste, dem »Demokratischen Block«, zu dem sich die Wähler nur mit »Ja« oder »Nein« entscheiden konnten. Die Stimmzettel trugen den Zusatz: »Ich bin für die Einheit Deutschlands und einen gerechten Friedensvertrag. Ich stimme darum für die nachstehende Kandidatenliste zum Dritten Deutschen Volkskongreß.« Die Wahl war vor allem in ländlichen Gebieten nicht geheim. Bei einer Wahlbeteiligung von 95,2% stimmten 66,1% mit »Ja«. Der 3. Deutsche Volkskongreß tagte vom 29.-30.5.1949 und nahm einen Verfassungsentwurf der DDR an, verabschiedete ein Manifest an das dt. Volk und nahm zur Pariser Außenministerkonferenz Stellung. Die Delegierten des Kongresses wählten den 2. Deutschen Volksrat, der sich am 2.10.1949 zur provisorischen Volkskammer der DDR erklärte und die Deutsche Demokratische Republik gründete; vgl. SBZ (1956), S. 102; Fricke (1979), S. 155; s. 1628, 9.

1626, 17-21 der Abschnürung Westberlins ... jene Stadt ließ - s.K. 1148, 11f.

1626, 21 Kulturbund - s.K. 1251, 34.

1626, 24f. wo unsn Julius ... disse studierte Respektsperson - (nd. ugs.) wo unser Julius ... diese studierte Respektsperson.

1627, 2f. Warnke, Innenminister - s.K. 198, 2.

1627, 3f. solche Stimmzettel als ... Urne aufgefunden wurden - Dies wurde allgemein Wahlpraxis in der DDR. Der Wahlzettel sollte unbeschrieben in das Kuvert oder direkt in die Urne geworfen werden, so machte sich jeder, der zum Ankreuzen eine Kabine aufsuchte, einer Gegenstimme verdächtig.

1627, 10f. so viel Einverständnis ... Zetteln so angestellt - Für die Wahlen zum Volkskongreß am 15./16.5.1949 wurden in Mecklenburg 351.906 Nein-Stimmen und 58.932 ungültige Stimmen gezählt; vgl. Wahlen (1964), S. 19. Johnson hatte in seinem Exemplar die ablehnenden Stimmen in der Tabelle handschriftlich addiert.

1627, 22 Befehl Nr. 35 die »Entnazifizierung« - s.K. 1497, 14-22.

1627, 31f. im Kessel von Demjansk - Die eingeschlossenen dt. Truppen wurden am 28.4.1942 bei Demjansk durch einen Heeresverband unter dem Kommando von Walther v. Seydlitz-Kurzbach entsetzt (einem direkten Nachfahren jenes preußischen Generals Seydlitz, auf den sich der Name der Gräfin Seydlitz bezieht, s.K. 53, 14), der dafür zum Kommandierenden General ernannt wurde. Entgegen ausdrücklichen Befehlen kapitulierte er mit den ihm unterstehenden Truppen in Stalingrad bereits im Januar 1943; in sowj. Kriegsgefangenschaft war er Präsident des »Bundes Deutscher Offiziere« und Vizepräsident des »Nationalkomitees Freies Deutschland« (s.K. 1186, 11f.), lehnte es nach Kriegsende jedoch ab, sich für die politischen Ziele der SU einspannen zu lassen, wurde danach als »Kriegsverbrecher« verurteilt und blieb bis 1955 in sowj. Haft.

1627, 34-37 1948 im Mai ... Volkspolizei, einer Neugründung - Auf Weisung der SMAD wurde ab 3.6.1948 eine »Hauptabteilung Grenzpolizei-Bereitschaften« gebildet, deren Aufgabe es war, Ausbildungseinheiten für Truppen bereitzustellen.

1627, 38 D.V.I. - Deutsche Verwaltung des Inneren, auf SMAD-Befehl seit dem 1.8.1946 tätig, vorwiegend mit Polizeiaufgaben betraut, arbeitete unmittelbar mit den Ministerien der Länder zusammen; s. 1627, 35.

1628, 10 Deutscher Volksrat - Er konstituierte sich am 2.10.1949 zur Provisorischen Volkskammer und setzte den vom 3. Deutschen Volkskongreß bestätigten Entwurf einer Verfassung der DDR durch Gesetz in Kraft, die mit mehreren Änderungen bis zum 8.4.1968 gültig blieb.

1628, 11-15 Volkskammer, die erklärte ... Adler auf Schwarz/Rot/Gold - Am 18.5.1948 wurde im Volksrat der Antrag Friedrich Eberts, die Farben Schwarz-Rot-Gold als Fahne der DDR in die Verfassung aufzunehmen, gebilligt. 1950 wurde der Adler im Wappen durch einen Hammer im Ährenkranz ersetzt, um den Arbeiter- und Bauernstaat zu symbolisieren. 1953 wurde dem Hammer ein Zirkel beigefügt, um die »technische Intelligenz« sinnbildlich einzuschließen. Nach Artikel 1 der Verfassung und dem Gesetz vom 29.9.1955 bestand die Staatsflagge der DDR aus drei gleich breiten Streifen in den Farben Schwarz-Rot-Gold mit dem Staatswappen der DDR: Hammer und Zirkel, umgeben von einem Ährenkranz, der im unteren Teil von einem schwarz-rot-goldenen Band umwunden ist; s. 1687, 1; 1715, 2-4; 1838, 32-35.

1628, 21f. Augenmerk auf China - Im September 1949 besiegten Mao Tse-Tungs Truppen die Nationalchinesen und riefen die Volksrepublik China aus.

1628, 31f. die Krallen der ... Picasso-Taube im Genick - Von Picasso stammt eine Reihe von Entwürfen von Tauben, der früheste, vom 5.11.1942, zeigt einen schlanken, in großzügigen Linien gemalten Vogel, der nie in der DDR als Motiv verwendet wurde. Zwei Lithographien von einer Taube entstanden am 2.2.1947 (Pigeon au Fond gris, M. 64, und Le Gros Pigeon, M. 66), eine weitere Lithographie (Pigeon blanc Fond noir, M. 65) entstand am 4.2.1947. Die auf den 9.1.1949 datierte Lithographie La Colombe (M. 141), die einzige Version neben der Fassung von 1942, auf der die Taube nach rechts blickt, wurde als Plakat für den im April 1949 in Paris abgehaltenen Weltfriedenskongress gewählt und ging als »Friedenstaube« in die Geschichte ein. Sowohl die Fassung vom 2.2.1947 wie auch die vom 4.2.1947, im Text wohl als zweite bezeichnet, wurden vielfach in der DDR, besonders von der FDJ, als Dekoration bei Massenveranstaltungen genutzt. Häufig war die Ausführung aber so vereinfacht, daß eine genaue Zuordnung zu einer dieser zwei Fassungen nicht möglich ist. Der Entwurf vom 4.2.1947 war bis in die sechziger Jahre auf dem Bühnenvorhang von Brechts Theater am Schiffbauerdamm zu finden. Auf keiner der Lithographien sind Krallen zu erkennen, vielmehr scheinen sie durch großzügig geschwungene Federn verdeckt. Von 1950 stammt eine weitere Fassung, die eine nach links fliegende Taube zeigt. Die der Universität Halle geschenkte Fahne (s.K. 1830, 21-26) zeigte wahrscheinlich diese letzte Version des Vogels, ein in der DDR ebenfalls häufig verwendetes Motiv; s.K. 1704, 1f., s. 1682, 22f.; 1715, 8; 1717, 27-29.
Pablo Ruiz y Picasso (25.10.1881-8.4.1973), span. Maler, Graphiker und Bildhauer.

1628, 36 die neue Nationalhymne - Text: Johannes R. Becher, Melodie: Hanns Eisler:
    Auferstanden aus Ruinen
    Und der Zukunft zugewandt,
    Laß es dir zum Guten dienen,
    Deutschland, einig Vaterland.
    Alte Not gilt es zu zwingen,
    Und wir zwingen sie vereint,
    Denn es muß uns doch gelingen,
    Daß die Sonne schön wie nie
    Über Deutschland scheint.
    Glück und Friede sei beschieden
    Deutschland, unserm Vaterland!
    Alle Welt sehnt sich nach Frieden!
    Reicht den Völkern eure Hand,
    Wenn wir brüderlich uns einen,
    Schlagen wir des Volkes Feind.
    Laßt das Licht des Friedens scheinen,
    Daß nie eine Mutter mehr
    Ihren Sohn beweint!
    Laßt uns pflügen, laßt uns bauen,
    Lernt und schafft wie nie zuvor,
    Und der eignen Kraft vertrauend,
    Steigt ein frei Geschlecht empor.
    Deutsche Jugend, bestes Streben
    Unsres Volks in dir vereint,
    Wirst du Deutschlands neues Leben. Und die Sonne schön wie nie
    Über Deutschland scheint.
Uraufführung am 7.11.1949 zum 32. Jahrestag der Oktoberrevolution. Bechers Text greift auf ein Gedicht aus der Emigration zurück, das als Gegenhymne zum Deutschlandlied verfaßt worden war, deshalb ist sein Text auch auf die Haydn-Melodie singbar. Der Text wurde auf Wilhelm Piecks Wunsch leicht verändert (Becher berichtete seiner Sekretärin: »das Ergebnis muß jede Gemüsefrau verstehen«). Sowohl Ottmar Gerster wie Hanns Eisler waren um eine Vertonung gebeten worden, als Becher Eisler 1949 in Warschau im Haus Frédéric Chopins traf. Eisler improvisierte auf Chopins Flügel eine Melodie, die Becher gefiel. Die Parteifunktionäre entschieden sich am 4.11.1949 für Eislers Fassung, da sie das erwünschte »hymnische Pathos« aufwies.
Der Plagiatsvorwurf bezieht sich auf den 8. Walzer von Zuschneids Klavierschule. Die ersten zehn Töne sind identisch mit dem Schlager Peter Kreuders, der, erfolglos, in mehreren Instanzen und vor der Urheberrechtskommission der UNO klagte. Ein absichtliches Zitieren des letzten Refrains von »Good bye, Johnny«: »Mags im Himmel sein, mags beim Teufel sein, eines Tages sind wir wiedervereint!« läßt sich nicht ausschließen, zumal Hanns Eisler - nach Wolf Biermann - ein Eigenzitat aus seiner Vertonung von Brechts Kinderhymne, die ebenfalls als Nationalhymne vorgeschlagen war, eingearbeitet habe. Seit den siebziger Jahren wurde die Hymne nur noch gespielt, nicht mehr gesungen, weil »Deutschland, einig Vaterland« mit dem Dogma der »sozialistischen Nation« unvereinbar war; vgl. DBA, S. 273-288; Helbig (1996b), S. 191-194; s.K. 1470, 15.

1629, 9 Neuen Lehrers - s.K. 1454, 11.

1629, 12-15 die Umrahmung amtlicher ... Mecklenburgische Monatshefte, 1926-1938 - Mecklenburgische Monatshefte. Zeitschrift zur Pflege heimatlicher Art und Kunst, hg. (bzw. begründet) von Johannes Gillhoff, Rostock. Johnson besaß die Jahrgänge 1925-36. Von der »700-Jahrfeier der Festung Dömitz« berichtet die Sondernummer vom Juni 1935, die mit einer Huldigung an den Reichsstatthalter Hildebrandt eröffnet wird. Eine Vorlage für den »schönen Joachim« konnte nicht ausgemacht werden.

1629, 14 Reichsstatthalter Hildebrandt - s.K. 360, 31.

1629, 24-26 Übungswalzer aus der ... Zuschneid (1854-1926) - Karl Zuschneid, Theoretisch-praktische Klavierschule. Ein systematischer Lehrgang des Klavierspiels mit methodischem Leitfaden für den Elementar-Klavierunterricht, Mainz-Berlin-Lichterfelde 1903 (Edition Schott 4680).

1629, 33f. Film von 1936, »Wasser für Canitoga« - Dt. Film, Uraufführung: 10.3.1939 [sic]; Regie: Herbert Selpin; Buch: Emil Burri, Peter Francke, Walter Zerlett-Olfenius nach einem Schauspiel von Hans José Rehfisch; mit Hans Albers, Charlotte Susa, Hilde Sessak, Peter Voß; in Kanada spielender Abenteuerfilm, in dem Hans Albers einen Tramp verkörpert, der sich für eine gute Sache opfert.

1629, 34 Hans Albers - 22.9.1891-24.7.1960, dt. Schauspieler und Sänger, seit 1929 Filmarbeit, populär in Draufgänger- und Abenteurerrollen; bekannt sind vor allem »Große Freiheit Nr. 7«, 1944, »Auf der Reeperbahn nachts um halb eins«, 1956.

1629, 34 René Deltgen - 30.4.1909-29.1.1979, dt. Schauspieler luxemburgischer Herkunft, wirkte neben seiner Bühnentätigkeit in zahlreichen Filmen mit.

1629, 35 Peter Kreuder - Peter Paul Kreuder (18.8.1905-28.6.1981), dt.-österr. Komponist, der vorwiegend Filmmusik, aber auch Opern schrieb; übersiedelte 1939 nach Schweden, kehrte 1942 nach Deutschland zurück; nahm 1945 die österr. Staatsbürgerschaft an; ab 1946 Leiter der Radiostationen Sao Paulo, Rio de Janeiro und Buenos Aires; 1955 kehrte er nach Europa zurück; s. 1630, 10.

1630, 5f. Renaissance-Lichtspielen - s.K. 1430, 14f.

1630, 6f. Kriminalpolizei/Dezernat D (Nachfolger von K 5) - s.K. 1597, 2.

1630, 11 Hanns Eisler - Eigentlich Johannes Eisler (6.7.1898-6.9.1962), dt. Komponist; Schüler von Schönberg und von von Webern, seit 1926 Mitglied der KPD, emigrierte 1933 in die USA, kehrte 1949 nach Berlin zurück. Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste, Vertonungen von Brecht-Gedichten und Musik zu seinen Stücken, Filmmusiken (»Kuhle Wampe«, 1932; »Rat der Götter«, 1950; »Nacht und Nebel«, 1956; s.K. 851, 23), Chöre, Oper »Johannes Faustus«.

1630, 14 Artikel 6, »Boykotthetze« - Artikel 6 der Verfassung der DDR vom 7.10.1949 (der erste des Abschnitts »Rechte des Bürgers«) lautet: »Alle Bürger sind vor dem Gesetz gleichberechtigt. Boykotthetze gegen demokratische Einrichtungen und Organisationen, Mordhetze gegen demokratische Politiker, Bekundung von Glaubens-, Rassen-, Völkerhaß, militaristische Propaganda sowie Kriegshetze und alle sonstigen Handlungen, die sich gegen die Gleichberechtigung richten, sind Verbrechen im Sinne des Strafgesetzbuches. Ausübung demokratischer Rechte im Sinne der Verfassung ist keine Boykotthetze. Wer wegen Begehung dieser Verbrechen bestraft ist, kann weder im öffentlichen Dienst noch in leitenden Stellen im wirtschaftlichen und im kulturellen Leben tätig sein. Er verliert das Recht, zu wählen und gewählt zu werden.« Aufgrund dieses Artikels wurden bis zum Inkrafttreten des Ersten Strafrechtsergänzungsgesetzes am 1.2.1958 schwerste Strafen, einschließlich der Todesstrafe, verhängt; vgl. Hildebrandt (1970), S. 189f.; s.K. 1716, 32f.; 1843, 6; s. 1729, 32-1730, 1; 1794, 29-31; 1843, 3.

1630, 15 Lüneburg - Stadt in Niedersachsen, nördlich der Lüneburger Heide.

1630, 19f. »O Ewigkeit, du Donnerwort« - Text: Johannes Rist (1607-1667), Melodie: Johan Schop, 1642, Johann Crüger, 1653.
    O Ewigkeit, du Donnerwort!
    O Schwert, das durch die Seele bohrt!
    O Anfang sonder Ende!
    Ich weiß vor großer Traurigkeit
    Nicht, wo ich mich hin wende ...

1630, 20 »Die Himmel rühmen« - Auch als »Die Ehre Gottes aus der Natur« bekannt, Text: Christian Fürchtegott Gellert, 1757, Melodie: Ludwig van Beethoven.
    Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre,
    Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort.
    Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere;
    Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort!
    Wer lenkt der Himmel unzählbare Sterne?
    Wer führt die Sonn aus ihrem Zelt?
    Sie kommt und leuchtet und lacht uns von ferne
    Und läuft den Weg gleich als ein Held.
Beide (recht wuchtigen) Lieder gehörten zum Standardrepertoire von Kirchenchören.

1630, 24f. Staatssicherheitsdienst - s.K. 684, 8.

1630, 26 Wat för dumm Tüch - (nd.) Was für dummes Zeug; s.K. 299, 13.

1630, 31 Principiis obsta - (lat.) Wehre den Anfängen. Nach Ovid, 91. Vers der »Remedia Amoris«: »Principiis obsta, sero medicina paratur.« - Sträube dich gleich zu Beginn, zu spät wird der Heiltrunk bereitet.

1630, 32f. Juvenal und schrie: ... debetur puero reverentia - (lat.): Die höchste Achtung sind wir dem (zu erziehenden) Knaben schuldig. Juvenal, Satire, 14, 47.
Decimus Junius Juvenalis (etwa 58-140 n.Chr.), römischer Dichter. Seine Gedichte beeinflußten den modernen Begriff der Satire, viele seiner Verse sind geflügelte Worte geworden; s. 1634, 34.

1631, 3f. »genialen Steuermann der ... des deutschen Volkes« - Aus dem Glückwunschschreiben des Parteivorstands der SED: »Treuer Freund Josef Wissarionowitsch! Im Namen der Mitglieder unserer Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, aller klassenbewußten deutschen Arbeiter und aller friedliebenden Deutschen sprechen wir Ihnen, dem genialen Steuermann der Sowjetunion, dem großen Führer der Weltfriedensfront und dem besten Freund des deutschen Volkes unsere herzlichsten, brüderlichen Glückwünsche zu Ihrem 70. Geburtstag aus.«; vgl. Weber (1963), S. 483.

1631, 5-7 die dreißig Güterwagen ... Stalins eigene Stadt - Vgl. Berlin (1962), S. 527: »16.12.[1949]: Nach einer mit großem Aufwand geführten Propagandaaktion im gesamten sowjetischen Besatzungsgebiet, Generalissimus Stalin zu seinem 70. Geburtstag durch Geschenke zu ehren [...], verläßt ein aus 32 mit Geschenken gefüllten Waggons bestehender Güterzug den Bahnhof Lichtenberg im sowjetischen Sektor in Richtung Moskau. Das Hauptgeschenk, ein von der Firma Zeiß in Jena gebautes und für Stalingrad bestimmtes Planetarium, befindet sich wegen verzögerter Fertigstellung noch nicht darunter.«

1631, 7 Stalins eigene Stadt - Stalingrad; s.K. 271, 28.

1631, 13 Olsch - (nd.) Alte.

1631, 18 Suliko - Volkslied aus dem Kaukasus (in einer Moll-Tonart), angeblich Stalins Lieblingslied; vgl. BU, S. 50: »Man schämt sich, im Schlaf sagen zu können, welches Lied nun wieder diesem Führer das liebst [sic] ist, unabdingbar gehört es zum Grundwissen«.
    Suchte ich das Grab meiner Liebsten
    überall, o widrig Geschick.
    Weinend klagt ich oft mein Herzeleid:
    Wo bist du entschwundenes Glück?
    Blühte in den Büschen ein Röslein
    morgensonnenschön, wonniglich,
    fragt ich sehnsuchtsvoll das Blümelein:
    Sag bist du mein Liebchen, o sprich!
    Sang die Nachtigall in den Zweigen,
    fragt ich bang das Glücksvögelein:
    Bitte sag mir doch du Sängerin,
    Bist du gar die Herzliebste mein?
    Neigt die Nachtigall drauf ihr Köpfchen,
    aus dem Rosenlaub klingt’s zurück,
    lieb und innig, weich wie Streicheln zart:
    Ja, ich bin’s, ich bin es, dein Glück.
Dt. von Alexander Ott.

1631, 25-27 an den Baumeister ... Agenten der Volksfeinde - Aus den Losungen des Zentralkomitees der SED zum 70. Geburtstag Stalins: »6. Es lebe Stalin, der Baumeister des Sozialismus und Wegbereiter des Kommunismus! [...] 12. Stalin ist der Lenin unserer Tage. [...] 14. Stalin lehrt uns höchste Wachsamkeit gegenüber allen Agenten der Volksfeinde!« vgl. Deuerlein (1971), S. 105f.

1631, 26 Lenin - s.K. 1165, 23.

1631, 28f. Tagespresse von Stalins Partei in Deutschland - Tägliche Rundschau: s.K. 518, 35.

1631, 30 P. Tschaikowskijs - s.K. 1330, 25.

1632, 8 Fritz Reuters »Ut mine Stromtid« - Der in Mecklenburg in der Mitte des 19. Jh.s spielende Roman erzählt das Schicksal des Pächters Hawermann, der nach dem Tod seiner Frau vom Gutsbesitzer Pomuchelskopp aus seiner Pacht vertrieben wird. Vermittelt durch Inspektor Bräsig wird er Verwalter eines Hofs, der zum Gut Gürlitz des Kammerrats von Rambow gehört. Seine Tochter Lowise wird von der kinderlosen Pastorin Behrens in Pflege genommen. Pomuchelskopp, dem von Rambow Geld schuldet, versucht mit allen Mitteln, Gürlitz aufzukaufen. Nach des Kammerrats Tod wirtschaftet sein Sohn das Gut mit realitätsfernen Reformen herunter, so daß Hawermann, der der Mißwirtschaft und des Diebstahls bezichtigt wird, sich gezwungen sieht zu kündigen. Sein guter Ruf kann wiederhergestellt werden. In der Folge des Revolutionsjahrs 1848 vertreiben die erbitterten Dienstleute Pomuchelskopp. Hawermann und Bräsig übernehmen die Leitung des verschuldeten Guts, so daß nun Lowise einen Neffen des Herrn von Rambow heiraten kann. Zur Charakterisierung der Romanfiguren durch die Zitate aus Reuters Werken vgl. Scheuermann (1998), S. 307-318; s.K. 1018, 10f.; 1623, 1.

1632, 13 Fru - (nd.) Frau.

1632, 14f. allens was rund ... un de Lippen - (nd.) alles war rund an ihr, die Arme und die Hände und die Finger, der Kopf und die Backen und die Lippen. Zitat aus Fritz Reuters »Ut mine Stromtid«, 1. Theil, 3. Kapitel; vgl. Reuter, Werke, Bd. 5, S. 40; s.K. 1623, 1.

1632, 21 as Quicksülwer - (nd.) wie Quecksilber.

1632, 22 die Neegste dortau - (nd.) die Nächste dazu; s.K. 1623, 1.

1632, 23f. ’n goden Minschn was se - (nd.) ein guter Mensch war sie.

1632, 25 Lowise - (nd.) Luise; s. 561, 25.

1632, 25 mit ehre lude Stimm - (nd.) mit ihrer lauten Stimme.

1632, 27 Julklapp - Skandinavischer und norddt. Brauch, am Weihnachtsfest (Julfest) Geschenke ins Zimmer zu werfen und dabei »Julklapp« zu rufen. »Julklapp« kann aber auch nur »Weihnachtsgeschenk« bedeuten.

1632, 31-36 dem Gesang ut ... dorup stellen künnen - (nd.) dem Gesang aus den kleinen armen Tagelöhnerkaten, und oben hatte unser Herrgott seinen großen Tannenbaum mit den tausend Kerzen angesteckt, und darunter lag die Welt wie ein Weihnachtstisch, den der Winter mit seinem weißen Schneelaken so sauber gedeckt hatte, damit Frühjahr, Sommer und Herbst ihre Bescherung darauf stellen können.
Zitat aus Fritz Reuters »Ut mine Stromtid«, Kapitel 7: »ut de lütten, armen Daglöhnerkathen tau den stillen Hewen up, un baben hadd’ uns’ Herrgott sinen groten Dannenbaum mit de dusend Lichter anstickt, un de Welt lagg daronner as en Wihnachtsdisch«; Reuter, Werke, Bd. 5, S. 108, s.K. 1623, 1.

1632, 38-
1633, 13
war der Strohhalm ... welchem Tropfen zuviel - Engl. Sprichwort wörtl. übersetzt: (It’s) the (last) straw that breaks the camel’s back: Der letzte Tropfen bringt das Faß zum Überlaufen.

1633, 3 das Soli-Männchen - »Eine Regierungsverfügung von 1949 verbot Weihnachtsfeiern in den Schulen und empfahl, lieber den Geburtstag Josef Stalins am 21. Dezember feierlich zu begehen. Die Weihnachtsferien wurden in Winterferien umbenannt und das ›Soli-Männchen‹ (›Solidaritätskind‹) sollte anstelle des Christkindes Mittelpunkt der Feierlichkeiten sein«, Solberg (1962), S. 88.

1633, 9f. mit Hemd in ... in der Hand - Das Bild erinnert an das Darmol-Männchen, eine in den fünfziger und sechziger Jahren bekannte Reklamefigur für ein Abführmittel.

1633, 11 Kohlenklau - Plakatfigur aus der Zeit des 2. Weltkrieges, eine dicke Figur mit Schiebermütze und Augenklappe, die einen schweren Sack schleppt; vgl. Klemperer (1996), S. 93.

1633, 20 So wier dat - (nd.) So war das!

1633, 29 Nigen Bramborg - (nd.) Neubrandenburg; s.K. 633, 29.

1633, 32f. Schriwböker un Tafeln ... Katekismen, jung Fru - (nd.) Schreibbücher und Tafeln und Fibeln und ... Und Katechismen, junge Frau!
Zitat aus Fritz Reuters »Ut mine Stromtid«, 7. Kapitel: »Nu kamm de Herr Paster mit Bäuker unner den Arm, un wat nu Päten wiren, de all äwer Winter bi em taum Beden gungen, de kregen ein jeder ein Gesangbauk, un de annern kregen Schriwbäuker un Tafeln un Fibeln un Katekismen, je nahdem hei’t insach; un jeder von de Gören säd: ›Ick bedank mi ok, Pät!‹, äwer de en Gesangbauk kregen hadden, säden: ›Ick bedank mi ok velmal, Herr Paster!‹ Dat was en Herkamen von öltlingsher«; Reuter, Werke, Bd. 5, S. 107; s.K. 1623, 1.

1633, 34f. so heit’ dat! Propaganda wier dat - (nd.) so heißt das! Propaganda war das!

1633, 36 »Quosque tandem!« - Richtig: Quousque tandem? (lat.): Wie lange noch? Quousque tandem, Catilina, abutere patientia nostra? - Wie lange noch, Catilina, willst du unsere Geduld mißbrauchen? Anfangsworte der ersten Rede Ciceros gegen Catilina. Cicero, In Catilinam I, 2; Cicero: s.K. 1634, 34.

1633, 37 »Videant consules«: hew ick seggt - (lat. und nd.) »Die Konsulen mögen dafür sorgen«: habe ich gesagt.
Eigentlich: Videant consules ne quid res publica detrimenti capiat. - Die Konsuln mögen dafür sorgen, daß die Republik keinen Schaden leide. So bei Cicero, Sallust, Caesar.

1634, 1f. Dunn kem dat ... Schaul kem kein - (nd.) Dann kam das dicke Ende raus. Überall in Mecklenburg mußte ein Aufsatz geschrieben werden, und von meiner Schule kam keiner.

1634, 5 Nich in min Schaul - (nd.) Nicht in meiner Schule.

1634, 8 nationaldemokratische Partei - Am 25.5.1948 wurde die National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD) gegr., am 16.6.1948 zugelassen. Die Partei sollte vor allem bürgerliche Kreise, ehemalige Offiziere und NSDAP-Mitglieder einbinden, da letztere nicht in CDU und LDPD aufgenommen wurden und 1948 jene Parteien sich noch nicht dem Führungsanspruch der SED untergeordnet hatten. Dazu wurden der Partei taktische Freiheiten gestattet, ihr Gründungsplakat verkündete: »Gegen den Marxismus - für die Demokratie.« Am 7.9.1948 trat die NDPD dem Antifa-Block bei; s.K. 1502, 1f.

1634, 9 Schurrmurr - (nd.) Abfall, Gerümpel; s.K. 911, 29.

1634, 13 Söken Se sick dat ut - (nd.) Suchen Sie sich das aus.

1634, 17 Murrjahn - s.K. 1460, 13f.

1634, 34 Juvenal und Cicero und Seneca - Juvenal: s.K. 1630, 32f.
Cicero: Marcus Tullius Cicero (3.1.106-7.12.43 v.Chr.), römischer Philosoph, Jurist und Politiker. Seine Leistung als Philosoph besteht in der Vermittlung der griech. Überlieferung für den römischen Kulturraum und damit für das christliche Mittelalter. Den altrömischen Idealen folgend, unterstützte er politisch die Senatspartei und bekleidete wichtige Ämter. Er vereitelte 63 die Verschwörung des Catilina und wurde auf Betreiben des Antonius ermordet. Er gilt als der künstlerische Vollender des klassischen Latein; s.K. 1813, 35f.
Seneca: s.K. 305, 6.

1635, 1 Ruten - s.K. 1376, 29.