06. Februar 1968
684, 2-8 einen Millionär, der ... D.D.R. arbeiten wollte - Hannsheinz Porst (8.11.1922-29.4.2010), Besitzer eines Photoversandhandels; wurde Opfer zweier DDR-Geheimdienste, als ihn der Militärische Abschirmdienst aufgrund interner Differenzen mit dem staatlichen Geheimdienst auffliegen ließ; im Oktober 1967 verhaftet und wegen Verrat angeklagt.
Vgl. den Artikel »A Millionaire Spy Describes Activity« der NYT vom 6.2.1968: »A West German millionaire, Hannsheinz Porst, suspected of spying for East Germany, was a victim of rivalry between two East German Intelligence services, it was disclosed today.
Mr. Porst, 45-year-old self-styled Marxist and the owner of a large mail-order house in photo equipment, said in an interview published by Der Spiegel, that he was simultanously a member of the West German Free Democratic party and the East German Communist party, and that he had met several times with Communist intelligence officials in East Berlin. [...]
Today the newspaper Die Welt said the arrest had been prompted by a tip from the East German military intelligence service because Mr. Porst refused to work for it. Instead he maintained contact with a rival agency, the State Security Service.
In the interview in Der Spiegel, Mr. Porst said he had wanted to keep a hole in the wall dividing Germany«; vgl. DER SPIEGEL 5.2.1968, S. 21-31 (30); auch 6.11.1967, S. 68-74 und 29.1.1968, S. 27; Trennmauer durch Deutschland: s.K. 74, 12.

684, 8 Staatssicherheitsdienst der D.D.R. - Die Provisorische Volkskammer beschloß am 8.2.1950 das Gesetz über die Bildung des Ministeriums für Staatssicherheit (M.f.S.), in dem die seit dem 1.12.1947 geheim und unter Leitung der Deutschen Verwaltung des Innern (s.K. 1627, 38) wirkenden politischen Abteilungen der Polizei (K 5: s.K. 1597, 2) zusammengefaßt wurden. Der dem M.f.S. unterstehende politische Staatssicherheitsdienst (SSD; ugs. Stasi) konnte sich über alle verfassungsmäßigen Rechte von Einzelpersonen hinwegsetzen.

684, 9-12 In Warschau soll ... Nachrichten« verbreitet habe - Vgl. den Artikel »Satirist’s Trial Opens in Warsaw« der NYT vom 6.2.1968: »Lawyers for the author of an operetta allegedly satirizing prominent Poles, from Wladyslaw Gomulka, the Communist party leader, to Stefan Cardinal Wyszynski, the Roman Catholic primate, today challenged a Warsaw court’s right to try him under a Catchall law enacted in the Stalinist period.
The lawyers asserted that the author Janusz Szpotanski, could not be tried because his operatta [sic], titled ›Cisi i Gegacze‹ (›The Quiet and the Honkers‹), did not fall under the competence of Article 23 of the so-called small penal code.
That code was enacted in 1946 and provides for at least three years’ imprisonment for disseminating ›false information‹) [sic] or other material deemed detrimental to state interests. [...]
The defense lawyers also went through the ritual effort to prevent closeddoor proceedings, which are often declared in cases involving intellectual criticism of the regime«; vgl. auch NYT vom 20.2.1968; s.K. 769, 5-7.

684, 20-
685, 20
Cresspahl fuhr einkaufen ... Vorratskammer gefunden hatte - Die Vorratskäufe Cresspahls sind denen von Düring aus Arno Schmidts »Aus dem Leben eines Fauns« sowohl hinsichtlich »Bedachtsamkeit und Methodik« als auch der Auswahl der Vorräte auffallend ähnlich; vgl. Sangmeister (1992), S. 9.

684, 38f. Alteisensammlung, die am 19. Oktober - Um die Versorgung der dt. Wirtschaft mit Rohstoffen zu verbessern, wurden besonders von den Jugendorganisationen regelmäßig Altmetall, Lumpen und Knochen gesammelt.
Im LGA vom 19.10.1938 findet sich eine Meldung aus Burg/Fehmarn: »Die Alteisensammlung wurde am Sonntag von den Formationen der Partei durchgeführt. Das Ergebnis war überraschend gut. [...] Insgesamt wurden 10 Lastwagen mit Alteisen gefüllt.«

685, 5f. Bombe auf das Kraftwerk Lübeck-Herrenwyk - Bei einem Bombenangriff auf das Hochofenwerk und das Kraftwerk am 16.7.1942 wurde das Kesselhaus des Kraftwerks getroffen. Die Explosion der Kessel zerstörte das Transformatorhaus; Kraftwerk Lübeck-Herrenwyk: s.K. 31, 26f.

685, 27f. Arbeitsdienstmädchen - s.K. 571, 31.

685, 34-38 an den Sonntagen ... Karstadt, Sekuritglas allesamt - Einen Anzeigenteil von 16 Seiten hat der LGA im Herbst 1938 nur am 30.10.; von den erwähnten Firmen annoncieren hier Junker & Ruh und Karstadt. Inserate für die anderen Marken sind über den Zeitraum vom 11.9. bis zum 13.11. zu finden; s.K. 70, 25f.

685, 36 Underberg - Magenbitter. Die am 17.6.1846 unter dem Namen H. Underberg- Albrecht von Hubert Underberg (14.10.1817-30.12.1891) gegr. Firma stellte einen Magenbitter aus Kräutern her, die sie aus 43 Ländern bezog; zunächst unter dem Namen »Boonekamp of Maagbitter« vertrieben, wurde der Name nach diversen Rechtsstreiten mit Nachahmern 1916 in »Underberg« geändert.

685, 36f. Mercedes-Schreibmaschinen - Mercedes Büromaschinenwerke AG, 1906 in Berlin gegr.; seit 1927 Sitz in Zella-Mehlis.

685, 37 Attika-Zigaretten - Richtig: Atikah. Reklame für die »meistgerauchte 5 Pf.- Cigarette« findet sich regelmäßig im LGA, z.B. auch am 23.10.1938.

685, 37f. Junker & Ruh-Gasherde - s.K. 144, 34.

685, 38 Karstadt - s.K. 495, 17f.

685, 38 Sekuritglas - Einscheibensicherheitsglas, das nicht springt, sondern in kleine, nicht scharfkantige Teile zerfällt.

686, 19f. Dies waren die ... in Lübeck liefen - Die Angaben sind dem LGA vom 15. und 16.10.1938 entnommen; vgl. Mecklenburg (1990b), S. 382.

686, 21 Mazurka, mit Pola Negri - Dt. Film, Uraufführung 14.11.1938; Regie: Willi Forst; mit Pola Negri, Albrecht Schoenhals, Paul Hartmann; Liebes- und Rachetragödie.
Pola Negri: eigentlich Barbara Apolonia Chalupiec (3.1.1897- 1.8.1987), spielte 1935-38 in sechs dt. Tonfilmen mit.

686, 22 Verwehte Spuren, mit Kristina Söderbaum - Dt. Film, Uraufführung 26.8.1938; Regie: Veit Harlan; Drehbuch: Thea v. Harbou, Veit Harlan, Felix Lützkendorf; mit Kristina Söderbaum und Friedrich Kayßler. Problemfilm über eine Tochter, die bei der Suche nach ihrer verschwundenen Mutter deren Lebensgeschichte aufdeckt.
Kristina Söderbaum (5.9.1912-12.2.2001), dt. Schauspielerin schwed. Herkunft, mit Veit Harlan verheiratet, spielte von 1936-45 in elf dt. Filmen mit; s.K. 1558, 2f.

686, 23 13 Stühle, mit ... und Hans Moser - Dt. Film, Uraufführung 16.9.1938; Regie: E.W. Emo; mit Hans Moser (6.8.1880-18.6.1964) und Heinz Rühmann (7.3.1902-3.10.1994); Filmlustspiel über die Jagd nach einer Erbschaft nach dem gleichnamigen Buch von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow.

686, 24 Die kleine Sünderin ... und Paul Dahlke - Liebeskomödie, Terra Film; weitere Darsteller: Günther Lüders, Ernst Waldow, Viktoria von Ballasko, Rudolf Platte (12.2.1904-18.12.1984), Paul Viktor Ernst Dahlke (12.4.1904-24.11.1984). Vgl. LGA 15.10.1938: »Junge Frauen, junge Männer und was sich da tut, wir betrachten es voll Spannung und mit Humor. Es ist aufregend und komisch zugleich. Zum Schluß siegt die Liebe.«

686, 26 Ein Mädchen geht ... mit Elisabeth Flickenschildt - Dt. Film, Uraufführung 30.9.1938; Regie: Werner Hochbaum, mit Elisabeth Flickenschildt (16.3.1905-26.10.1977), Roma Bahn, Günther Lüders; sentimentales Frauendrama aus dem Hafenmilieu.

686, 27 Die Dschungelprinzessin - Amerik. Film, Originaltitel: Jungle Princess; 1936; Regie: William (Wilhelm) Thiele; Buch: Cyril Hume, Gerald Geraghty, Gouverneur Morris, nach einer Vorlage von Max Marcin; mit Dorothy Lamour, Ray Milland, Akim Tamiroff, Lynne Overman, Molly Lamont, Hugh Buckler, Ray Mala; Abenteuer- und Liebesfilm, der damals wegen der Liebe zwischen einem Weißen und einem malaiischen Mädchen an ein Tabu-Thema rührte. Vgl. LGA 15.10.1938: »2 Stunden Witz und Sensation. Bitterböse Bubenstreiche und Abenteuer im dunkelsten Afrika.«

686, 28 Petermann ist dagegen, mit Fita Benkhoff - Dt. Film, Uraufführung 14.1.1938; Regie: Frank Wysbar, nach einem Lustpiel von August Hinrichs; mit Ernst Waldow; Fita Benkhoff, eigentlich Elfriede Benkhoff (1.11.1907-26.10.1967); Komödie, in der der Buchhalter Petermann eine »KdF«-Fahrt mit einem Schiff nach Norwegen gewinnt; Bekehrung eines Eigenbrötlers zum »Volksgenossen«.

686, 29 Ich tanze nur ... mit Clark Gable - Amerik. Film, Originaltitel: Dancing Lady; Uraufführung 12.10.1934; Regie: Robert Z. Leonard; Buch: Allen Rivkin, P.J. Wolfson, nach einem Roman von James Warner Bellah; mit Clark Gable (1.2.1901-16.11.1960), dem Typ des charmanten Draufgängers, berühmt durch »Vom Winde verweht«, Joan Crawford, Fred Astaire, Robert Benchley und den »Three Stooges«; musikalische Komödie.

686, 35 Schüsselbuden - s.K. 199, 30-32.