28. Februar 1968
788, 22-36 Immer noch haben ... der westdeutschen Politik - Vgl. den Artikel »Dispute On Lubke [sic] Embroils Parties« der NYT vom 28.2.1968: »The charges against the 73-year-old head of state were first raised by the East German regime on the basis of documents purportedly originating in 1944. [...]
On Jan. 20 the illustrated magazine Stern published an affidavit from the American graphologist J. Howard Haring, who compared the 1944 ›Lübke signatures‹ on the concentration camp plans with verified contemporary signatures. Mr. Haring asserted that the signatures were all by the same man. [...]
Three weeks ago a Bonn student broke into the university rector’s office and scribbled an expression for ›concentration camp builder‹ after Dr. Lübke’s name on an honor roll. He and another student involved were expelled. [...]
Today the press agency of the Christian Democratic Union party, to which both the Chancellor and the President belong, rallied to Dr. Lübke’s defense. [...]
›One knows that there are strong forces in the Free Democratic party - Nannen is an F.D.P. man that together with the Social Democrats would love to elect a new federal President today and thereby burden the Grand Coalition and switch the tracks for the next coalition.‹ [...]
Dr. Lübke has maintained silence on the charges. He was quoted by the news magazine Spiegel as having confided to a friend last week: ›I firmly believe that I signed no concentration camp plans. But I could not swear to it under oath today‹«; vgl. DER SPIEGEL 4.3.1968, S. 21-26 und 11.3.1968, S. 23-34.
Heinrich Lübke (14.10.1894-6.4.1972), Vermessungs- und Kulturingenieur, trat 1930 der Zentrumspartei bei, 1932 Abgeordneter im preußischen Landtag, 1934 unter dem Vorwand der Veruntreuung verhaftet und 20 Monate in Haft, bis das Verfahren mangels Beweisen eingestellt wurde. 1939-45 Mitarbeiter, später stellv. Leiter des Architektenbüros Schlempp, das für die Planung und Leitung kriegswichtiger Bauten dienstverpflichtet wurde. Lübke war für das Büro Schlempp Bauleiter für den Ausbau der Heeresversuchsanstalt und Luftwaffenerprobungstelle Peenemünde und betreute auch Bauarbeiten für die Industrieverlagerung in die stillgelegten Kalischächte von Plömnitz bei Bernburg bzw. in ein Salzbergwerk bei Neu-Staßfurt. An allen drei Orten wurden Häftlinge aus den KZ Ravensbrück bzw. Buchenwald zu Transport- und Bauaufgaben gezwungen. Lübke trat nach dem Krieg in die CDU ein, wurde 1947 Landwirtschaftsminister in Nordrhein-Westfalen, 1953-59 Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft (CDU), 1959-69 Bundespräsident. Anläßlich der Wiederwahl zum Bundespräsidenten 1964 warf ihm die DDR erstmals Kollaboration mit den Nazis vor, ohne mehr als seine Tätigkeit in Peenemünde beweisen zu können. 1965 folgten Behauptungen, er habe 1934 tatsächlich Gelder veruntreut, was als Verleumdung nachgewiesen werden konnte. 1966 legte Albert Norden Bauzeichnungen für KZ-Baracken aus dem Jahr 1944 vor, die Lübkes Unterschrift trugen. Von den Bundesbehörden wurden die Dokumente, die ihnen nur als Kopien vorlagen, als gefälscht abgelehnt, und Lübke wurde lange Zeit als ein Diffamierungsopfer der DDR-Propaganda gesehen, zumal westdt. Medien die Dokumente aus Ostberlin veröffentlicht hatten. Nach dem Zusammenbruch der DDR stellte sich heraus, daß die Deckblätter der Akte über seine Tätigkeit in Neu-Staßfurt mit der Aufschrift »Konzentrationslager« gefälscht waren, die meisten Schriftstücke aber echt, daß die Bauzeichnungen für die Baracken der Zwangsarbeiter in Peenemünde auf ihn zurückgingen und im September 1943 mindestens eine Gruppe Häftlinge (aus einem Außenlager des KZ Ravensbrück) in Peenemünde vom Büro Schlempp eingesetzt wurde; vgl. Wagner (2001); DIE ZEIT vom 19.7.2007; s.K. 794, 20-29; 809, 16-24.

788, 30 der Universität - Die Universität Bonn wurde am 18.10.1818 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gegr.

788, 30f. Christlich-Demokratische Union - s.K. 173, 6.

789, 10 in Südosteuropa - Geographisch irreführend, Mrs. Ferwalter wurde aus dem KZ Mauthausen bei Linz befreit; s. 1788, 7f.

789, 28 Mauthausen - s.K. 36, 12.

789, 30 Tschechisch Budweis - České Budějovice; s.K. 46, 34.

789, 31 den verlorenen Zipfel Slowakei - Die Karpato-Ukraine oder Transkarpatien, Hauptstadt Uschgorod; bis 1918 ung., von 1918-39 Teil der Tschechoslowakei, gehörte von 1939-45 wieder zu Ungarn. Nachdem Ungarn im Münchener Abkommen keine Territorialgewinne zugesprochen wurden, drohte es mit Krieg. Am 2.11.1938 beschlossen die Außenminister Ribbentrop und Ciano (Italien) im »2. Wiener Schiedsspruch« die Rückgliederung der Karpato-Ukraine, eines Gebietes von 12.009 km² und 1,04 Mio. Einwohnern, von denen 592.000 Magyaren waren. Nach der Zerschlagung der ČSR wurde ein etwa gleich großes Gebiet mit einem Bevölkerungsanteil von 12,5% Magyaren Ungarn zugeteilt. Nach 1945 kam die Karpato-Ukraine mit der Bukowina zur Sowjetunion; vgl. Hoensch (1991), S. 81, 83; s. 1786, 14f.

789, 32-34 Haben die die ... Aufstand machten, 1944 - Die Deportationen der Juden durch die SS erfolgten im Frühsommer 1944. Am 24.8.1944 gingen die Partisanenkämpfe gegen die autoritäre Tiso-Regierung bei Banská Bystrica und später auch gegen die dt. Schutzmacht in einen slow. Nationalaufstand über, der erst Ende Oktober niedergeschlagen wurde; vgl. Hilberg (1990), S. 791; s.K. 554, 36; s. 1786, 15-18.

789, 34 Wir dürfen danach nicht fragen - s.K. 46, 23-47, 4; »wir«: s.K. 46, 26; 230, 27f.

790, 9f. Saks Fifth Avenue - Saks: s.K. 440, 15; Fifth Ave.: s.K. 52, 8.

790, 13 Kreslil - s.K. 301, 33.

791, 9 Gois - s.K. 172, 35; 501, 28.

791, 15-19 Am Sonnabend ist ... Rebecca nicht baden - Nach den Regeln der orthodoxen Juden ist am Sabbat jegliche Arbeit und Anstrengung verboten, damit auch das Feueranzünden; s.K. 45, 3.

791, 23f. nach finsteren Prinzipien des Alten Testaments - Spr 19, 18: »Züchtige deinen Sohn, solange Hoffnung da ist, aber laß dich nicht hinreißen, ihn zu töten«; vgl. auch Spr 13, 24; s.K. 618, 35.

791, 30f. hier auch Gottesdienste ... Läden am Broadway - s.K. 97, 29.

792, 2 P.S. 75 - s.K. 14, 13.

792, 5f. Was die Deutschen ... so beschlossen worden - s.K. 981, 22.

792, 11-17 Mrs. Ferwalter war ... Weile angenehm verstellt - s. 1168, 38f.

792, 11-14 in einem Film ... Ende wurde geheiratet - »The Sound of Music« (dt. »Meine Lieder, meine Träume«), USA 1965, Regie: Robert Wise; mit Julie Andrews; nach einem Broadway Musical; beruht auf der Geschichte der Trapp-Familie, mit berauschenden Bergpanoramen und einer heimeligen Auffassung von Familie und Religion. Die Naziszenen wurden für den Export nach Deutschland weitgehend herausgeschnitten.

792, 22f. Or have you given up, reelly - (engl.) Oder haben Sie wirklich aufgegeben? Druckfehler, richtig: really. Von Johnson in seinem Exemplar korrigiert.

793, 11-21 da kam D.E. ... sie gewöhnlich tut - s.K. 44, 22-45, 27.

793, 32 Č.S.R. - s.K. 657, 19.