22. August 1967
13, 11f. Über Festland-China ... Marine abgeschossen worden - Die NYT vom 22.8.1967 berichtet unter der Überschrift »2 U.S. Navy Jets Downed in China; One Pilot Seized«, die Maschinen seien nach einem Bombenangriff bei Hanoi wegen eines Gewitters und Ausfalls der Navigationsgeräte vom Kurs abgekommen und über der autonomen Region Kwangsi Chuang abgeschossen worden. Ein Pilot wurde gefangengenommen.

13, 12f. Das Kriegsministerium erklärt ... in Viet Nam - »The Department of Defense announced today the names of 32 men killed in action in South Vietnam«, NYT 22.8.1967.

13, 13f. Das Marinekorps hat ... dem Norden gezählt - Vgl. den Artikel »U.S. Navy Planes Attack Main Hanoi Power Plant« der NYT vom 22.8.1967: »In the ground war, U.S. Marines killed 109 North Vietnamese during a clash with an estimated enemy regiment 10 miles south of the demilitarized zone.«

13, 14f. Die Bande im ... ganz ehrliche Wahlen - In Südvietnam hatten sich im Juni 1965 die Generäle Nguyen Cao Ky (geb. 9.9.1930) und Nguyen Van Thieu (geb. November 1924; das offizielle Geburtsdatum wurde nach vietnamesischem Brauch als besonders glückverheißender (Jahres-)Tag ausgewählt: 5.4.1923-29.9.2001) an die Macht geputscht.Ky versprach in einer Rundfunkansprache ehrliche und unparteiische Wahlen für den 3.9.1967, in denen Thieu zum Präsidenten (bis 1975) und Ky zum Vizepräsidenten gewählt wurden, obwohl die Oppositionsparteien, die sich nicht auf einen Gegenkandidaten einigen konnten, 65% der Stimmen erhalten hatten.
Vgl. den Artikel »Ky Promises Vietnam Elections Will Be Honest« der NYT vom 22.8.1967: »Premier Nguyen Cao Ky vowed in a radio broadcast tonight that the national elections on Sept. 3 ›will be completely honest and impartial‹«; s.K. 10, 33-11, 1; 1265, 6-21; 1877, 30-32; s. 51, 16; 1505, 21.

13, 16-19 Gestern in New ... Afrikaner und Puertorikaner - Über die dritte Nacht der Unruhen heißt es in dem Artikel »Arsonists Upset New Haven Peace« der NYT vom 22.8.1967: »Seventy arrests last night, most of them for breach of peace, brought the three-day total to 320. [sic] Nearly all those arrested were Negroes and Puerto Ricans. [...] The Hill, which is a mile south of Yale University, was closed to vehicles and heavily patrolled by city and state policemen, wearing blue helmets and .30-caliber rifles. [. . .] There [Hill area], and in the Dixwell Avenue section of town, several dozen windows were reported broken last evening even though most storefronts had been boarded up after the previous nights' troubles. Some looting was reported. [...] One of the most serious fires - most of them were confined to rubbish heaps on the sidewalk - razed the Legion Bakery on Legion Avenue at 7 P.M. While firemen turned their hoses on the blaze, police fired tear-gas canisters to herd back the taunting spectators«; vgl. Horzen (1996), S. 210f.; s.K. 9, 6f.

13, 17 Die Polizei trug blaue Helme - Kennzeichen der New Yorker Polizisten, die auch Blue Boys genannt werden; s.K. 1487, 31f.; s. 1664, 39; 1882, 26f.

13, 20-14, 18 Der Zeitungsstand auf ... New York Times - »[...] on the corner of Ninety-sixth Street, a colossal newsstand where a gang of newsboys assemble several thousand copies of the New York Times«, Lyford (1966), S. 13; vgl. Johnson/Enzensberger (2009), S.125; s.K. 188, 27; s. 11, 4-10.

14, 1 die passende Münze - s. 59, 31-34.

14, 2 New York Times - Am 18.9.1851 durch eine Gruppe von Bankiers aus Albany, New York, gegr. Tageszeitung. Nach der Übernahme durch Adolph S. Ochs (s.K. 515, 17) am 19.8.1896 wurde sie schnell eine der führenden Zeitungen der Stadt vor den Blättern von Hearst und Pulitzer, da Ochs fiktionale Texte, Klatschkolumnen und Comics zugunsten von mehr lokalen Nachrichten und Informationen aus der Wirtschaft strich. Kurz nach der Jahrhundertwende verlegte die NYT ihren Sitz von 41 Park Row nach Long Acre Square, der 1905 in Times Square umbenannt wurde. 1924 bezog sie ihr neues Domizil, 229 West 43. Straße zwischen 7. und 8. Ave. Nach dem Tod von Ochs 1935 wurde sein Schwiegersohn Arthur Hays Sulzberger Hg.; ihm folgte in den frühen sechziger Jahren sein Schwiegersohn Orvil Dryfoos, der bereits 1963 starb. Sulzbergers Sohn, Arthur Ochs Sulzberger, der 1963 Hg. wurde, führte ein anderes Format ein und expandierte auch in andere Geschäftsfelder wie Zeitschriften und Rundfunk- und Fernsehstationen. Für die Berichterstattung über Vietnam erhielt die Zeitung 1964 ihren ersten Pulitzerpreis. Als James Reston im Mai 1968 Hg. wurde, unterhielt die NYT mit 1000 Auslandskorrespondenten die meisten der Welt. Die nationale Ausgabe wird an einem halben Dutzend Standorten produziert; der NYT gehören mehr als 30 andere Zeitungen; s.K. 60, 14; 78, 2; 610, 23-31.

14, 7f. einer Schule im Norden - Anspielung auf die Privatschulen in den Neuenglandstaaten (s.K. 43, 28) und eine dem britischen Englisch angenäherte Aussprache, die dort gelehrt wird; s. 254, 27; 1643, 9f.

14, 13 auf der 75. Schule - Eine der schulgeldfreien, städtischen Schulen, in den USA Public School genannt; die von der Wohnung am Riverside Drive nächstgelegene. Die New Yorker Schulen der Zeit waren im allgemeinen für niedriges Niveau und mangelnde Disziplin bekannt. Zu den Problemen dieser Schule (1962 waren 40% der Schüler Nichtweiße), vgl. Lyford (1966), S. 106ff.; s. 100, 35; 792, 2.

14, 20 Fisimatenten - Ausflüchte, Winkelzüge, Umstände (lat. visae patentes: ordnungsgemäßes Patent, dessen Ausfertigung langwierig war; später: überflüssige bürokratische Umstände, beeinflußt von mittelhochdt. visament, Zierat); volksetymologische Deutung über die besser auszuschlagende Einladung frz. Offiziere an dt. Mädchen »visitez ma tente«; s. 1495, 15.

14, 23-26 faltet sie das ... unten lesen kann - »One of the things my father taught me [...] is how to fold a folio newspaper, a large-format newspaper like the ›Times‹, so that it could be read in close quarters on the subway in New York. It was assumed that you would read a large-format newspaper, and that you'd be sitting close to your neighbors on the subway, and you had to know how to do it«, Trow (1998), S. 48; s.K. 381, 23-382, 2.

14, 34 Chicago - Stadt in Illinois am Südwestufer des Michigansees; wichtiger Börsenplatz.

15, 13-17 die Nachricht, die ... Puddingpulver erledigen wollte - 1965/66 wurden fast alle Universitätsstädte von Berkeley über Paris und Moskau bis Tokio von einer Protestbewegung erfaßt, die 1967/68 mit der tschechos. Reformbewegung und anderen Reformtendenzen im Ostblock sympathisierte (s. 988, 1-992, 18). Schon seit 1963/64 war es an westdt. Universitäten (ausgehend von Westberlin) zu Protestaktionen gekommen, die sich zunächst gegen die schlechten Studienbedingungen (überfüllte Universitäten, unzeitgemäße Lehrpläne) und das Demokratiedefizit der westdt. Gesellschaft richteten. Zunehmend verbanden sich die Aktionen mit der Protestbewegung gegen den amerik. Vietnamkrieg. Durch Verbindungen zu anderen oppositionellen Gruppen entwickelte sich die Studentenrevolte zur außerparlamentarischen Opposition, die mit politischen Aktionen das vermeintliche Nachrichtenmonopol des Verlegers Axel Springer (s.K. 988, 38) angriff und die Verabschiedung der Notstandsgesetze (s.K. 1138, 22) 1969 zu verhindern suchte.Höhepunkte der Ereignisse waren die Demonstrationen nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg (2.6.1967) und nach dem Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke (11.4.1968; s.K. 125, 31, s. 988, 36-39). In Westberlin, wo die Studentenbewegung als »kommunistisch gesteuert« eingestuft wurde, war die Situation emotional besonders stark aufgeladen. Die Begebenheit, auf die hier angespielt wird, ist exemplarisch: Mitglieder der »Kommune I, Lebensgemeinschaft junger Maoisten«, der ein Bruder wie auch die geschiedene Frau des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger (s.K. 737, 30) angehörten, planten, außer Rauchbomben auch mit Schlagsahne, Joghurt und Pudding gefüllte Plastikbeutel als Geschosse zu verwenden, um den Besuch des US-Vizepräsidenten Hubert Humphrey (s.K. 180, 7) in Westberlin zu stören. Die Politische Polizei verhaftete sie vorher, da sie »Anschläge gegen das Leben und die Gesundheit« Humphreys geplant hätten. Ein Teil der Kommune I wohnte zu der Zeit in Johnsons Berliner Wohnung in der Niedstraße 14 in Berlin-Friedenau (s.K. 449, 33-450, 14; 472, 34f.; 594, 6f.), die er von April 1966 bis August 1968 H.M. Enzensberger übergeben hatte, der sie seinem jüngeren Bruder Ulrich bzw. seiner früheren Ehefrau Dagrun überließ, die Verbindung zur Kommune I hatten. Als man in der darunterliegenden Wohnung über Wasserschäden klagte, verlangte das Ehepaar Johnson den sofortigen Auszug. Erst Günter Grass (s.K. 466, 34) gelang es, die Mitglieder der Kommune Verlassen der Wohnung zu bewegen. Vgl. DER SPIEGEL 10.4.1967, S. 34; Johnsons Kündigungsbriefe in Kunzelmann (1998), S. 65f.; s.K. 1594, 27-29; s. 1211, 33f.

15, 31 einer Tante - Anspielung auf die volkstümliche Bezeichnung der »Vossischen Zeitung«. Als »Berliner Zeitung« 1617 gegr., seit 1824 täglich erscheinend, wurde sie nach dem Familiennamen des Besitzers »Vossische Zeitung« genannt, 1910 offiziell so betitelt, im Volksmund »Tante Voß«. Linksliberal orientiert, wurde ihr Erscheinen 1934 auf Befehl der Nationalsozialisten eingestellt. Die NYT wird auch »The Grey Old Lady« genannt. Johnson hat die Beschreibung der Tante auf einer Reklameseite der »New York Times« notiert, die die wohlwollende Karikatur einer alten Dame mit der Zeitung in der Hand zeigt; vgl. Durzak (1976a), S. 443; Fahlke (1991), S. 129; s.K. 610, 23-31.