29. Juni 1968
1447, 18 ff. - Entstellende Schreibweise des griechischen Buchstaben »p« als Abkürzung für »Pandekten«; bedeutet im Zusammenhang mit Waren: von bester Qualität.

1447, 19 Franzosenzeit - s.K. 1432, 6f.

1447, 20f. den berühmten Ravens von Wismar – Das Geschlecht von Raven ist seit dem 12. Jahrhundert in Brandenburg und Mecklenburg nachweisbar. Sie besaßen u. a. Häuser in Wismar, ein Gutshaus in Krassow bei Wismar und das Barockschloss Ravensruh bei Neukloster.

1448, 3 Entwarnungsfrisur - Volkstümlicher Ausdruck für hochgesteckte Haare; am Ende eines Luftangriffs, nach der Entwarnung, verließen die Menschen die Luftschutzkeller und gingen nach oben.

1448, 13 Pli - (frz.) Falte, hier: Schick.

1448, 13f. Alle kennen das ... denken in Gneez - (missingsch) Alle kennen das als eine Arbeit von uns, was sollen die Leute denken in Gneez!

1448, 29 Tüsche - s.K. 913, 9.

1448, 36 Charkow - Großstadt in der Ukraine, um die im Februar und März 1943 schwere, verlustreiche Kämpfe geführt wurden.

1449, 13-18 Frag die Gräfin ... in seiner Welt - Ein Bezug zu einem Werk Hannah Arendts (s.K. 53, 14) konnte nicht nachgewiesen werden.

1449, 19-25 Marie Luise Kaschnitz ... beschrieben durch sie - Marie Luise Freifrau v. Kaschnitz-Weinberg (31.1.1901-10.10.1974), dt. Schriftstellerin. In »Orte«, zuerst 1973 erschienen, heißt es: »Die größte Sünde, die ich an meinem Kind begangen habe, war die Liebe zu meinem Mann, das Ein-Herz-und-eine-Seele-Sein. Dies ist der Grund, warum ich immer behaupte, eine schlechte Ehe sei für Kinder, besonders für Einzelkinder, vorzuziehen«, Kaschnitz (1982), S. 503. In den Texten aus dem Nachlaß, die während der Arbeit am 4. Band der »Jahrestage« erschienen, findet sich an zwei Stellen dieselbe Beobachtung: »Der Egoismus à deux, den manche Ehepaare praktizieren, hat mich immer abgestoßen, unter dem Deckmantel der ehelichen Liebe, aber vielleicht auch unter der Gewohnheit schützt der eine den anderen, die bequeme Sicherheit des häuslichen Friedens weist dem (fremden) Bettler die Tür. Erst als ich allein geblieben, die 33 Jahre meiner Ehe überdachte, wurde mir klar, daß wir nicht anders empfunden, nicht anders gehandelt hatten, daß wir trotz aller Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft niemanden haben eindringen lassen in unser Alleinsein zu zweit. Auch nicht das Kind? Nein, und ich erfuhr es mit Entsetzen, auch nicht das Kind«, ebd., S. 770. »Eine glückliche Ehe, das habe ich schon einmal gesagt, ist für ein Einzelkind ein weiterer Haufen von Backsteinen. Ihr haltet auch immer zusammen, sagte unsere Tochter vierjährig und stellte sich mit geballten Fäusten mit dem Gesicht zur Wand«, ebd. S. 850. Vgl. Reiß (1998).

1449, 28 de hett Nœgel ünner de Schauh - (nd.) der hat Nägel unter den Schuhen; vgl. MJ, S. 165f.: »Jakob ist mein grosser Bruder (de hett Nögel ünne de Schauh)«; HNJ, S. 126: »Der Mann war er im Haus, und ich wollte ihn denken als einen Bruder. Töw man, ick raup min Brauder, de hett Nägel ünne de Schauh.«; s.K. 1834, 27f.

1450, 2 Insel Wollin - s.K. 1192, 25.

1450, 2f. Mutter für alle Zeit - s. 1192, 2-10.

1450, 13f. železnodorožnych terminov - (russ.) der Eisenbahnbegriffe.

1450, 29 Das Kind das ich war - s.K. 8, 35.

1451, 2 sudetischen - s.K. 663, 1f.

1451, 3f. Lyzeum von Gneez - s.K. 895, 27.

1451, 11 Brückenschule von Gneez - s.K. 1221, 30.

1451, 28 »John Maynard« - Ballade von Theodor Fontane (s.K. 1694, 38f.).

1451, 32 Aufbau der anti-faschistisch-demokratischen Grundordnung - Terminus der DDR-Ideologie für die Staatsform von 1945-52 (Ende der fünfziger Jahre wurde das Ende dieser Etappe auf 1949 rückdatiert), wonach nicht sofort die Verwirklichung des Sozialismus angestrebt, sondern erst die bürgerlich-demokratische Revolution von 1848 vollendet werden sollte. Die Arbeiter und Bauern sollten aber als die wichtigsten Klassen unter Beteiligung der anderen Schichten, sofern sie nicht faschistisch korrumpiert waren, demokratisch die Macht ausüben. Diese Übergangsphase zwischen Kapitalismus und Sozialismus wurde als Grundlage der späteren Arbeiter- und Bauernmacht angesehen, in deren Verlauf die Voraussetzungen für einen soz. Staat geschaffen werden sollten (dessen Ausbau auf der 2. Parteikonferenz am 12.7.1952 beschlossen wurde); sie sei gekennzeichnet durch einen verschärften Klassenkampf nach innen und definiert durch die »revolutionär-demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern unter Beteiligung anderer Schichten des Volkes«; vgl. DDR-Handbuch (1985), S. 49; s.K. 1353, 8-33; s. 1476, 7f.

1451, 35f. Herrschaftsform, deren Symbol ... im alten Rom - Als Zeichen der höchsten Amtsgewalt trugen zwölf Diener, lictores genannt, den Konsuln bzw. Kaisern Rutenbündel, in denen ein Beil steckte, voraus, Symbole der Unterdrückung von Aufruhr und der Blutgerichtsbarkeit. Nach der Bezeichnung der Rutenbündel (lat. fascis) nannte sich die von Mussolini (s.K. 198, 30) geführte Bewegung »Fascismo«. Später wurde daraus die allgemeine Bezeichnung Faschismus; s.K. 384, 31; 1477, 36.

1452, 2-5 wie die Ausbeuter ... und arbeiten müssen - s.K. 1352, 23f.

1452, 11 Alexandr Stepanovič Popov - Alexandr Stepanowitsch Popov (17.3.1859-13.1.1906), russ. Physiker, machte Entdeckungen auf dem Gebiet der drahtlosen Telegraphie.

1452, 18 N.Ö.P. - s.K. 1405, 10.

1452, 22 Alexander Graham Bell - 3.3.1847-1.8.1922, amerik. Physiker und Erfinder schott. Herkunft, Professor für Physiologie der Sprachwerkzeuge in Boston, führte 1876 [sic] auf der Weltausstellung in Philadelphia sein Telephon vor, das im gleichen Jahr patentiert wurde. Nach Meyers (1889) »bemühte [er] sich seit 1872 um die Erfindung eines Telephons und konstruierte 1875 das erste Telephon, welches keiner Batterie bedarf«.

1452, 26 im dritten Jahr Russisch - Seit dem 1.10.1945 war Russisch an den Schulen in der SBZ die erste Fremdsprache.

1452, 31-33 etwas über Gneez ... nicht wahr? Gnezdo - s.K. 1431, 33f.

1453, 1-5 Händchen falten, Köpfchen ... Einheitspartei Deutschlands wohl - Vorlage war vermutlich ein Spruch, der im »Dritten Reich« in den Kindergärten gebetet wurde und auf ein Kindergebet aus dem 19. Jh. zurückgeht; vgl. Stresau (1948), S. 185; vgl. auch Arno Schmidt, »Aus dem Leben eines Fauns«:
»Händä falltänn. Köpfchänn sänkänn:/ Imma an dehn Führa dänkänn!/ Dea uns giebt unsa Täglischbrot.:/ Unt uns befrait: aus Allanoht!«, Schmidt (1973), Bd. I.1, S. 371.
Bei Gniffke (1966), S. 191, findet sich ein Vers zum gleichen Thema, aber nach anderer Vorlage:
    Komm, Wilhelm Pieck, sei unser Gast,
    Und gib, was du versprochen hast,
    Nicht nur Rüben, Kraut und Kohl,
    Sondern was du ißt und Herr Grotewohl.
Untergrundgruppen der SPD verteilten in den Jahren 1946 und 1947 in der SBZ Flugblätter mit Parodien auf das Deutschlandlied und andere nationalistische Hymnen.
    Deutschland, Deutschland ohne alles
    ohne Butter, ohne Fett,
    und das bißchen Marmelade
    frißt uns die Verwaltung weg.
    Hände falten, Köpfe senken,
    immer an die Einheit denken.

    Die Preise hoch,
    die Läden dicht geschlossen,
    die Not marschiert mit ruhig festem Schritt.
    Es hungern nur die kleinen Volksgenossen,
    die großen hungern nur im Geiste mit.
    Komm, Wilhelm Pieck, sei unser Gast
    und gib, was du uns versprochen hast.
    Nicht nur Rüben, Kraut und Kohl,
    sondern was du ißt und Herr Grotewohl.
Vgl. Naimark (1997), S. 489.

1453, 7 frierend in ihren ... 12 Grad Celsius - Der Winter 1946/47 war besonders hart, die Ostsee im Küstenbereich bis in den März hinein zugefroren; vgl. Hurtig (1957), S. 185.

1453, 10-13 Zucker sparen? / Ganz ... essen! / Zucker nährt - Auch in der Version »Zucker sparen - grundverkehrt! / Der Körper braucht ihn! / Zucker nährt!« bekannt. Dieser Werbespruch der Zuckerindustrie von 1927 wurde im Dritten Reich und von der DEWAG-Werbung der DDR aufgegriffen, um den Verbrauch eines inländischen Produkts, das keine Mangelware war, zu fördern. J.S. Schmoll gen. Eisenwerth, behauptet, den Spruch habe seine Mutter erfunden; vgl. www.institut-aktuelle-kunst.de [Zugriff vom 20.8.2011].

1453, 18-32 neue mecklenburgische Verfassung ... ihre Freiheitsentziehung vorzubringen - Am 14.1.1947 beschloß der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern die neue Landesverfassung. Sie ist im Wortlaut demokratisch-parlamentarisch, enthält eine Reihe von Grundrechten und folgt dem Verfassungsentwurf für die DDR.
Artikel 8: »Die Freiheit der Person ist unverletzlich. Eine Beeinträchtigung oder Entziehung der persönlichen Freiheit durch die öffentliche Gewalt ist nur auf Grund von Gesetzen zulässig. Personen, denen Freiheit entzogen wird, sind spätestens am darauffolgenden Tage in Kenntnis zu setzen, von welcher Behörde und aus welchen Gründen die Entziehung der Freiheit angeordnet worden ist; unverzüglich ist ihnen Gelegenheit zu geben, Einwendungen gegen ihre Freiheitsentziehung vorzubringen«, Handbuch Mecklenburgischer Landtag, S. 8.

1453, 34 Fürstenhof - s.K. 1429, 36.

1454, 11 Neulehrer - 1945 stand die sowj. Besatzungsmacht in der SBZ vor dem Problem, daß rund 85% der Lehrer an Schulen Mitglieder der NSDAP gewesen waren (72% der Lehrer an Volksschulen, in Thüringen rund 90%). Daher richteten sie im August und September 1945 Kurse ein, in denen vor allem Arbeiter, Bauern und andere »Antifaschisten« zu »Neulehrern« gemacht werden sollten. Die Kurse dauerten zunächst nur drei Wochen. Dennoch konnten bis zum Schulbeginn am 1.10.1945 nur rund 15.000 Neulehrer ausgebildet werden, deren Kenntnisse zwangsläufig oft sehr unzureichend waren. 1946 wurde die Kursdauer auf acht Monate verlängert. Obwohl die meisten Kandidaten Frauen waren, die entweder der KPD oder der SPD angehörten, stellten die Neulehrer sich nicht als das beabsichtigte »sozialistische Bollwerk im Bildungssystem« heraus, das sie hatten bilden sollen, sondern tendierten mehrheitlich zur CDU. Erst nachdem die Abteilung Volksbildung der SMAD den Befehl Nr. 201 vom August 1947 über die Entnazifizierung in ihren Anweisungen vom 20.9.1947 so interpretierte, als autorisiere er die Rückkehr von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern in die Schulverwaltung, konnte die Situation an den Schulen, die unter akutem Lehrermangel litten, verbessert werden; vgl. Naimark (1997), S. 570-572; s. 1575, 35; 1629, 9; 1652, 6; 1657, 4; 1658, 8.

1454, 27-37 Recuerdo / by Edna ... our subway fares - (span. u. engl.)
                    Erinnerung
        von Edna St. Vincent Millay
                  1892 geboren
        AUSWENDIG GESPROCHEN
    Wir waren sehr müde, wir waren sehr fröhlich -
    Wir sind die ganze Nacht auf der Fähre hin- und hergefahren.
    ...
    Wir grüßten einen schalbedeckten Kopf ›Guten Morgen, Mutter‹,
    Und kauften eine Morgenzeitung, die keiner von uns las;
    Und sie weinte, ›Gott segne euch‹ für die Äpfel und Birnen,
    Und wir gaben ihr unser ganzes Geld außer den Cents für die U-Bahn.
Der zitierte Text ist die letzte Strophe des Gedichts, die Überschrift »TOLD BY HEART« gehört nicht dazu; s.K. 93, 16f.; 588, 25.

1455, 7-9 Das Lied vom... fürs liebe Brot - Thomas Hood (23.5.1799-3.5.1845), engl. Schriftsteller; schrieb neben humoristischen Gedichten auch sozialkritische Lyrik, die von Ferdinand Freiligrath ins Deutsche übertragen wurde. So auch »The Song of the Shirt«, 1843, über das Leben der armen Londoner Näherinnen. Die zitierten Zeilen gehören zu Freiligraths Nachdichtung der Strophe, die das Gedicht einrahmt; vgl. Freiligrath (1967), S. 107-109, hier: 107:
    With fingers weary and worn,
    With eyelids heavy and red,
    A woman sat, in unwomanly rags,
    Plying her needle and thread -
    Stitch! stitch! stitch!
    In poverty, hunger, and dirt,
    An still with a voice of dolorous pitch
    She sang the ›Song of the Shirt‹.

1455, 13 Abwehr - s.K. 777, 32.

1455, 13f. »Some Figs From Thistles« von 1922 - Richtig: »A Few Figs From Thistles«, 1920, (Ein paar Feigen von Disteln), zweiter Gedichtband von Edna St. Vincent Millay (s.K. 588, 25); s.K. 93, 16f.

1455, 16 der systemreformistischen Botschaft - Nach marxistischer Ansicht hätte, statt Almosen zu geben, eine Veränderung der Elendsverhältnisse angestrebt werden müssen.

1455, 21-27 Wann hest du’t ... Dat wier’n Russn - (nd.)
    Wann hast du es gemerkt, Gesine?
    Oh Cresspahl. Das kannst du mir nicht vergessen.
    Ich vergeß (und vergebe) dir das. Sag an.
    Zuerst habe ich ihn nicht gesehen. Dann wußte ich, er hatte die ganze Zeit nicht geredet. Er sah so stumm aus. Als ich fertig war, sagte er was in Englisch zu der Weidling. Nun wußte ich: Das war ein Russe.

1455, 22f. Dat kannst mi ... vergæt di dat - s.K. 695, 5.

1455, 31 Lager Fünfeichen - s.K. 1287, 25.

1456, 4 Mi tau Leiw, Gesine - (nd.) Mir zuliebe, Gesine.