26. Januar 1968
643, 5-11 Gestern abend, im ... befreite das Mädchen - Nach dem Artikel »Man Held in Rape Attempt in Depot« der NYT vom 26.1.1968 benutzte der Angreifer keine Waffe: »The plain clothes policewoman chased and subdued a 6-foot, 175-pound suspect last night minutes after an attempted rape on a stairwell of the Port Authority Bus Terminal.
[...] the victim - a 19-year old coed [...].
The girl, according to the police, was thrown down on the landing of the well-lighted staircase running from the main floor to the suburban level in the northwest corner of the terminal.
The attacker strode to the terrified girl with his hands in his pockets, as though concealing a pistol, and warned her ›If you scream, I’ll blow your head off.‹ [...]
Several persons nearby made no move to interfere [...]. However, a man identfied as William Williams of Bayonne, N.J., thrust the attacker aside and shouted for the police.«

643, 5 Busbahnhof - s.K. 268, 9.

643, 14f. wonach die Heilige ... den Selbstmord verbiete - Bei den Juden war Selbstmord verpönt, es sei denn, man tötete sich, um nicht in Feindeshand zu fallen. Im Alten Testament ist nur der Selbstmord des Verräters Ahithophel nicht durch Kriegsumstände entschuldigt. Die Ächtung des Selbstmords im Christentum geht auf Augustinus zurück; s.K. 646, 21; 646, 23; 646, 24; 646, 27; 756, 22f.; s. 527, 22f.; 646, 15; 757, 26; 759, 1.

643, 31-33 In der Gemeinde ... für andere aufschrieb - s. 760, 23f.

644, 1 Judica - 2. Sonntag vor Ostern, nach dem Anfang seines Introitus, Ps 43, 1, benannt.

644, 2-4 Evangelium des Johannes 8 ... die Wahrheit sagte - Das Lektionar sah für den 3.4.1938 als Evangeliumslesung die Verse 46-59 des 8. Kapitels aus dem Johannesevangelium vor; s. 1760, 34f.; 1839, 22f.

644, 11f. siehe Vers 40, 41 - Joh 8, 40-41: »Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe. Das hat Abraham nicht getan. Ihr tut eures Vaters Werke. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren, wir haben einen Vater, Gott.«

644, 15 Lalendorf - Ortschaft 14 km westlich von Teterow.

644, 36 Palmarum - Sonntag vor Ostern; s.K. 1604, 24.

645, 1-12 einen Pfarrer Niemöller ... die Rippen stieß - Nach den Vereinbarungen über den Waffenstillstand vom 11.11.1918 wurden die meisten Einheiten der dt. Kriegsflotte zur Internierung in Häfen der Alliierten überführt. Niemöller (s.K. 426, 15f.) war entgegen dem Befehl der sozialdem. Regierung nach der dt. Kapitulation am 30.11.1918 mit wehender Flagge in den Kieler Kriegshafen eingelaufen. So weigerte er sich auch, sein U-Boot vertragsgemäß an die Engländer zu übergeben und seinen Offiziersdolch abzulegen. In dem Prozeß gegen ihn (7.2.-2.3.1938) begründete er, er habe schließlich jederzeit in der Lage sein müssen, einem Matrosen, Arbeiter oder »verhetzten Sozialdemokraten«, der ihn anpöbelte, »sofort einen Dolch zwischen die Rippen zu stoßen«; vgl. Zentner (1983), S. 133; vgl. auch Niemöller (1934).

645, 1-35 Die Herren hatten …hätten einander verstanden – Nach den Vereinbarungen über den Waffenstillstand vom 11.11.1918 wurden die meisten Einheiten der dt. Kriegsflotte zur Internierung in Häfen der Alliierten überführt. Niemöller (s.K. 426, 15f.) war entgegen dem Befehl der sozialdem. Regierung nach der dt. Kapitulation am 30.11.1918 mit wehender Flagge in den Kieler Kriegshafen eingelaufen. So weigerte er sich auch, sein U-Boot vertragsgemäß an die Engländer zu übergeben und seinen Offiziersdolch abzulegen; vgl. Zentner (1983), S. 133f.; vgl. auch Niemöller (1934).
Im Prozessbericht gegen Niemöller vom Februar 1938 heißt es: »Im übrigen sei er ein Feind jeder Art von Republik von jeher gewesen. Daran knüpfte N. dann an und schilderte, wie er seit 1924 stets die NSDAP. gewählt habe. […] Im übrigen entwarf N. ein packendes Bild von seinen U-Bootfahrten, von seiner Einfahrt in Kiel am 30.11.1918 mit wehender Kriegsflagge, von seiner Weigerung, sein Boot selbst nach England zur Auslieferung zu fahren, wie von der anderen, in Uniform ohne Offiziersdolch auszugehen. Er meinte, er habe dem Befehl, den Dolch abzulegen, entgegentreten müssen, da er in jedem Augenblick in der Lage sein wollte, jedem, der ihn anrempeln sollte, sofort den Dolch zwischen die Rippen zu stoßen. Dem Freikorpskämpfer N., der eine Abteilung Offiziere nach der Revolte von 1918 zur Reinigung Westfalens vom roten Pöbel ansetzte und führte, hat Generalleutnant von Watter ein nicht weniger hervorragendes, vom 10. August 1937 datiertes Zeugnis ausgestellt wie die Admirale. […] Er stellte fest, alles andere als ein weltfremder Pastor zu sein. Allerdings in die Tagespolitik selbst wolle er sich nicht einmischen, in keiner Weise. Er habe das nur einmal getan. Das war 1933, als der Führer den Austritt aus dem Völkerbund vollzog und N. durch einen Freund in der Wilhelmstraße [dem Auswärtigen Amt, d. H.] noch in derselben Nacht in Kenntnis gesetzt wurde. Daraufhin habe er sofort an den Führer ein Glückwunschtelegramm gerichtet […]. Sonst aber ginge es ihm, N., allein um das Evangelium. In diesem Zusammenhange äußerte er sich ausführlich zur Arierfrage in der Kirche. Die Juden seien ihm unsympathisch und fremd. Das dürfe man ihm, dem Sproß einer alten westfälischen Bauern- und Theologenfamilie, dem ehem. kaiserlichen Seeoffizier, schon glauben. Aber: es gehe von der Schrift her nicht an, die Taufe durch den Stammbaum auszuwechseln. Wir dürften Gott nicht nach unserem Bilde, dem arischen Bilde, formen, sondern müßten ihn so nehmen, wie er sei: offenbar geworden in dem Juden Jesus von Nazareth. Dieses gewiß peinliche und schwere Ärgernis müsse um des Evangeliums hingenommen werden. […]
Weiter schilderte er die Vorgänge am 25.1.1934 in der Reichskanzlei […] wo es ihm ›nicht sehr gut gegangen‹ sei. Aber: am Schluß habe ihm der Führer die Hand gegeben und zu ihm etwas gesagt. Auch er habe etwas gesagt. Er glaube, der Führer und er hätten einander verstanden.« Der Prozess gegen Martin Niemöller vor 70 Jahren. Nach einem Bericht Matthes Zieglers, des Kirchenreferenten im Amt Rosenberg von Hans Prolingheuer, www.kirchengeschichten-im-ns.de/zieglerbericht.pdf [Zugriff vom 16.7.2011].

645, 2 Freikorpskämpfer - s.K. 56, 32f.

645, 5 kieler - Kiel: s.K. 294, 28.

645, 14f. einen Kaiserlichen Offizier zu Festung verurteilten - Niemöller wurde zu sieben Monaten Festungshaft, die durch die Untersuchungshaft verbüßt waren, und zu 2.000 Mark Strafe verurteilt. Er verließ den Gerichtssaal als freier Mann und wurde sofort von der Gestapo festgenommen und ohne Urteil ins KZ Sachsenhausen gebracht.

645, 19 Arierfrage – Niemöller (s.K. 426, 15f.) hatte am 2.11.1933 in einem Thesenpapier »Sätze zur Arierfrage« gefordert, dass der »Arierparagraph« (s. K. 350, 5f.) nicht auf Kirchenämter angewendet werden solle, jedoch gleichzeitig von jüdischstämmigen Pfarrern Zurückhaltung gewünscht, um kein »Ärgernis« zu erregen.

645, 18 Austritt aus dem Völkerbund - s.K. 390, 31-33.

645, 31 Dumm Tüch - (nd.) Dummes Zeug; s.K. 299, 13.

645, 35 Captatio benevolentiae - (lat.) Gewinnen des Wohlwollens (für eine Argumentation); Begriff aus der Rhetorik.

645, 36-38 Aber dann hatten … das Konzentrationslager Sachsenhausen – Niemöller wurde am 2.März 1938 zu sieben Monaten Haft verurteilt, die durch die Untersuchungshaft schon verbüßt waren. Er wurde er am gleichen Tag erneut verhaftet und nach Sachsenhausen (s.K. 36, 12) gebracht.

645, 38 Konzentrationslager Sachsenhausen - In der Nähe der Stadt Oranienburg nordöstlich von Berlin am 12.7.1936 für männliche Häftlinge errichtet; weibliche Häftlinge werden erst im März 1945 erwähnt. 140.000 registrierte Häftlinge, vermutlich rund 200.000 insgesamt, von denen über 100.000 umkamen; 74 Außenkommandos, die in der Industrie, für Bauarbeiten, Dienstleistungen für SS-Dienststellen, bei der Bombensuche, der Rohstoffsammlung und bei Ausbesserungen für die Reichsbahn eingesetzt wurden. 25.000 Häftlinge wurden am 20./21.4.1945 von Sachsenhausen und Ravensbrück auf einen Todesmarsch durch Mecklenburg mit dem Ziel Raben-Steinfurt geschickt, auf dem über 6.000 starben. 1945-50 »Speziallager Nr. 7« des NKWD, größtes Internierungslager für politische Gefangene der sowj. Besatzungsmacht und der DDR. Etwa 60.000 Gefangene, von denen vermutlich 11.890 die Haft nicht überlebten; vgl. Der Stacheldraht (2008), S. 10; s.K. 36, 12; 1297, 36f.; s. 769, 4; 946, 7; 948, 13f.; 1296, 10f.; ; 1411, 18; 1596, 38; 1600, 4; 1677, 32.

645, 39-646, 3 Diese Maßnahme ist ... der Leute Verderben - Fast wörtl. Zitat aus der Kanzelabkündigung der Vorläufigen Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche zum 13.3.1938, das zwei Bibelverse enthält: Ps 94, 15: »Recht muß doch Recht bleiben« und Spr 14, 34: »Gerechtigkeit erhöhet ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben«; vgl. Paasch-Beeck (1997), S. 90f.

646, 7 Quasimodogenitur - Richtig: Quasimodogeniti (lat.), gleich wie die Neugeborenen; Name des 1. Sonntags nach Ostern, nach den Anfangsworten seines Introitus genannt (1. Petr 2, 2); hier: er wird geboren, statt der Pluralform.

646, 7-12 20. Kapitel im ... Glauben bereit war - Im 20. Kapitel des Johannesevangeliums wird erzählt, wie Maria Magdalena und Maria am Ostermorgen das Grab Jesu leer vorfinden. Maria begegnet dem Auferstandenen, er tritt unter die Jünger und läßt Thomas die Finger auf seine Wundmale legen.
Für diesen Sonntag sah das Lektionar für 1938 die Lesung aus dem Johannesevangelium 8, 19-31 vor. Die Geschichte vom ungläubigen Thomas steht in den Versen 24-31 des 20. Kapitels. Der berühmte Ausspruch »Noli me tangere« aber ist nicht an Maria, die Mutter Jesu, sondern an Maria Magdalena gerichtet; vgl. Paasch-Beeck (1997), S. 85.

646, 19 Samson - Richt 16, 29-30.

646, 21 Abimelech - Richt 9, 50-57: Bei der Erstürmung einer Burg wurde Abimelech tödlich durch einen Mühlstein verletzt, den eine Frau auf ihn geworfen hatte. Um nicht durch die Hand einer Frau zu sterben, bat er seinen Waffenträger, ihn zu töten.

646, 23 Ahithophel - 2. Sam 15-17: Ahithophel war ein Ratgeber König Davids, der sich mit Absalom verbündete. Als die Verschwörer seinen Rat, wie David zu überwältigen sei, nicht annahmen, zog er in seine Heimatstadt Silo und erhängte sich.

646, 23 Judas - Matth 27, 5: Judas, der Jesus an die Hohenpriester für 30 Silberlinge verraten hatte, bereute seine Tat, er warf das Geld in den Tempel und erhängte sich. Ahithophel und Judas suchen beide den Tod durch Erhängen nach einem Verrat.

646, 24 Apostelgeschichte 16, 27 - Ein Kerkermeister wollte sich selbst töten, da er glaubte, bei einem Erdbeben seien alle Gefangenen entflohen. Paulus verhinderte dies, indem er ihm versicherte, sie seien alle dageblieben.

646, 24 Offenbarung 9, 6 - Verheißung, daß aus allen Brunnen Rauch steigen werde und aus dem Rauch Heuschrecken flögen, die die Menschen wie Skorpione quälen würden. »Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden, werden begehren zu sterben, und der Tod wird vor ihnen fliehen.«

646, 24 Simri - 1. Kön 16, 9-20: Simri erschlug Ela, den König von Juda, und dessen ganze Familie und machte sich selbst zum König. Als das Volk von Israel seine Stadt belagerte, verbrannte er sich im Burgturm des Königshauses.

646, 27 neun Stellen - Außer den genannten sieben Personen: König Saul stürzte sich, schwer verwundet, in das eigene Schwert. Sein Waffenträger, der sich geweigert hatte, Saul zu töten, nahm sich selbst das Leben, als er seinen Herrn sterben sah; vgl. 1. Sam 31, 4-5. Auch in dem apokryphen 2. Makkabäerbuch 14, 41-46 wird vom Selbstmord eines Rasi berichtet.

646, 36f. Wenn Einer daun ... as hei deit - (nd.)
    Wenn einer tut, was er tut,
    Dann kann er nicht mehr tun, als er tut.
Schlußverse der Vorbemerkung in Fritz Reuters Gedichtsammlung »Läuschen un Rimels« (s.K. 1296, 35), Neue Folge 1858:
    De irst, de geiht,
    Dit is de tweit’;
    Will wünschen, dat de’t og noch deiht.
    Un wenn hei’t dauhn deiht, kann hei gahn,
    Ick heww an ehm dat Minig dahn.
    Wenn einer dauhn deit, wat hei deiht,
    Denn kann hei nich mihr dauhn, as hei deiht.
Ebenso Schluß eines Läuschen dieses 2. Teils und Motto auf der Titelseite des »Voß un Haas-Kalenders«; dasselbe Zitat in: HNJ, S.8.