14. November 1967
292, 2-8 Senator Robertf. ... Verhandlungen nichts wissen - Unter der Überschrift »Bunker Predicts Saigon Rural Gain« berichtet die NYT vom 14.11.1967, daß der amerik. Botschafter in Südvietnam Ellsworth Bunker von deutlichen Fortschritten in Südvietnam gesprochen habe, die er in mehreren lokalen Wahlen, größerer Unterstützung in kleineren Dörfern, Verbesserungen in der südvietnamesischen Armee und verminderter Rekrutierung beim Vietcong sah.
»This Administration view is challenged by Senator Robertf. Kennedy, Democrat of New York, in an article in the Nov. 28 [sic] issue of the magazine ›Look‹. ›Despite the killing and destruction,‹ Senator Kennedy writes, ›we are in no better position now than we were a year ago - we will not be in any better position a year from now.‹
He charged that the Administration led on by ›a false scent of victory,‹ cast away ›what may well have been the last best chance to go to the negotiating table‹ during the winter of 1966-67.
George Christian, White House press secretary said in reply that the Administration had passed up no chance for negotiation.«
Neben einem größeren Einsatz der Südvietnamesen an der entmilitarisierten Zone und einer internationalen Kontrolle nach dem Bombenstop lautete R. Kennedys letzte Forderung: »In his view, the South Vietnamese Government should, as a first step, begin its own discussions with the National Liberation Front, the political arm of the Vietcong.«

292, 9f. Che Guevara, Reisender ... auch sein Tagebuch - Vgl. den Artikel »Bolivian Court Gets Diary Attributed to Guevara« der NYT vom 14.11.1967: »Bolivian military authorities reported that they had seized the diary last month when Mr. Guevara was captured in a clash between guerillas and army troops.« Im Prozeß gegen Régis Debray, den frz. marxistischen Schriftsteller und Mitkämpfer Che Guevaras, wurden Auszüge aus dem Tagebuch als Beweis verlesen, daß Debray in Europa Unterstützung für die Guerillas organisieren sollte; s.K. 115, 17.

292, 11-14 Gestern hat die ... 785 West End Avenue - Vgl. den Artikel »Marijuana Worth $ 250,000 Seized Here; 4 Men Held« der NYT vom 14.11.1967: »Four men were seized yesterday as they loaded what the police said was $ 250,000 worth of marijuana into a station wagon in front of 785 West End Avenue.« Vgl. Charlotte Brandts Brief an Uwe Johnson vom 14.1.1974, den Hannah Arendt ihrem Brief vom 7.2.1974 beigelegt hatte: »Im ersten Band kommt die Adresse West End Avenue 785 vor. Sie konnten nicht wissen, dass das seit 1952 meine ist.« Arendt (2004), S. 73.

292, 12 Marihuana - s.K. 157, 28.

293, 27 Söhner - (nd.) Sohn.

293, 31f. mit seiner Deutschnationalen ... der neuen Regierung - Die NSDAP mußte nach der Reichstagswahl am 5.3.1933 mit der DNVP eine Koalition bilden, um eine Mehrheit zu erreichen; s.K. 164, 12; 216, 19.

293, 35-37 dem Zollassistenten Sass ... beleidigt haben sollte - Aufgrund der Namensgleichheit könnte folgender Fall als Vorlage gedient haben: »Am 7. Juli 1933 verhaftete beispielsweise die Polizei, wie faschistische Zeitungen berichteten, auf Veranlassung eines SA-Führers im Dorf Pleetz bei Friedland die Landarbeiter Erich Ebert und Otto Saß. Beide hatten die Nazis als braune Pest bezeichnet. Sie kamen in ein Konzentrationslager«, Der antifaschistische Widerstand (1970), S. 114.

293, 37-39 dem kommunistischen Schneidergesellen ... gefunden worden war - Nach der Verordnung des Reichspräsidenten zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung vom 21.3.1933 (RGBl. I, S. 135) war der Besitz einer Uniform der SA oder SS strafbar, wenn der Besitzer nicht Mitglied des Verbandes oder sonstwie zum Besitz befugt war; s.K. 600, 30-33.

293, 39-
294, 2
die Beflaggung aller ... März angeordnet hatte - Mit dem Erlaß des Reichspräsidenten über die vorläufige Regelung der Flaggenhissung vom 12.3.1933 (RGBl. I, S. 103) wurde bestimmt, daß bis zur endgültigen Regelung der Reichsfarben (nach Art. 3 der Weimarer Reichsverfassung: schwarz-rot-gold) die zur Ehrung der Gefallenen am 12.3.1933 gehißten schwarz-weiß-roten Fahnen mit der Hakenkreuzfahne gemeinsam zu hissen waren. »Diese Flaggen verbinden die ruhmreiche Vergangenheit des Deutschen Reichs und die kraftvolle Wiedergeburt der Deutschen Nation«. Laut Anordnung des Reichsinnenministers waren »sämtliche öffentlichen Gebäude des Reiches von morgen, Montag, ab auf die Dauer von drei Tagen in den vom Reichspräsidenten anbefohlenen beiden Fahnen zu flaggen«.

294, 11 siebente Reichsregierung binnen eines Jahres - Diese Angabe stimmt nicht (es sei denn, Kabinettsumbildungen sind mitgezählt worden): Bis zum Mai 1932 stellte eine von Brüning geführte Koalition die Regierung, danach regierten Präsidialkabinette unter v. Papen (1.6.-17.11.1932), v. Schleicher (3.12.1932-28.1.1933) und Hitler (ab 30.1.1933).

294, 16 und Glück auf die Reise - Nach U. Krellner (2003) wird hier auf Friedrich Dürrenmatts »Der Besuch der alten Dame« angespielt. Am Ende des 2. Aktes wünschen Güllens Bewohner Ill »eine gute Reise« und »viel Glück in Australien«; s.K. 1230, 17f.; 1644, 11; s. 1886, 12.

294, 27-31 In der Nacht ... in die Schläfe - Dr. Wilhelm Spiegel (22.6.1876-13.3.1933), ein bekannter Strafverteidiger, seit 1911 für die SPD im Rat der Stadt Kiel, stellv. Vorsitzender der jüd. Gemeinde, Stadtverordnetenvorsteher und Mitglied des preußischen Staatsrats; kandidierte bei den auf den 12.3.1933 angesetzten Wahlen zum Kieler Stadtparlament. Er wurde von zwei Männern in seinem Haus in Düsterbrook erschossen. Der Verdacht fiel auf SA oder SS, weil Spiegel in einem Prozeß die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung gegen die NSDAP vertreten hatte. Die Zeitung hatte in der Ausgabe vom 18.3.1932 behauptet, Hitler bereite einen Bürgerkrieg vor. Im Verfahren erzwang Spiegel die Vorladung von Ernst Röhm, der am 9.7.1932 vor dem Landgericht Kiel aussagte. Nach der Ermordung Spiegels ließ die in den Wahlen siegreiche NSDAP alle prominenten Führer der Linksparteien in »Schutzhaft« nehmen.
Die Einzelheiten der Ermordung sind dem LGA vom 14.3.1933, S. 14, entnommen: »Der Kieler Rechtsanwalt Dr. Spiegel wurde in der vergangenen Nacht von bisher unbekannten Tätern erschossen. Spiegel wurde gegen 2 Uhr nachts durch Läuten der Türglocke aus dem Schlafe geweckt. Als seine Frau fragte, wer dort sei, wurde ihr geantwortet, es sei Polizei da, die eine Haussuchung vornehmen müsse.
Als dann Dr. Spiegel im Schlafanzug die Tür öffnete, standen draußen zwei Männer, von denen einer einen Revolverschuß auf den Rechtsanwalt abgab. Spiegel wurde in der Schläfe getroffen und so schwer verletzt, daß er noch auf dem Transport in die Kieler Klinik starb. Die Täter sind entkommen.«
In einer »parteiamtlichen« Presseerklärung der NSDAP (LGA 14.3.1933) heißt es, daß »der der SPD. angehörende jüdische Rechtsanwalt Spiegel von unbekannten Tätern in seiner Wohnung erschossen« worden sei. Die KPD habe in Flugblättern die NSDAP der Tat beschuldigt, wahr sei »daß die Tat von der KPD. ausgeführt wurde, einerseits um der SPD. einen weiteren Schlag zu versetzen und andererseits, um gegen die NSDAP. einen weiteren Anlaß zur Hetze zu haben«; vgl. Mecklenburg (1990b), S. 391.

294, 28 Kiel - Sitz der der Johnsonforschung unentbehrlichen Holzhandlung Fries; s.K. 1240, 19.

295, 8-15 Elli Wagenführ von ... vom Spülbecken fort - s. 1641, 19-27.

295, 18 Warncke - s.K. 198, 2.

295, 18 Neustrelitz - s.K. 271, 32.

295, 18 Die Ortsgruppe der ... freien Stücken aufgelöst - In Krakow am See gab es von 1933-45 keine illegale Parteiorganisation der KPD.

295, 19 Krakow am See - s.K. 50, 17.

295, 24 Dor hett ein Ul sätn - (nd. Redewendung) wörtl.: Da hat eine Eule gesessen!, übertragen: Daraus wird nichts. Da ist etwas schiefgegangen! Nach der Überlieferung macht eine Eule den Platz, wo sie sich niederläßt, zu einer Unglück bringenden Stelle; vgl. MJ, S. 211; s. 1467, 20.

296, 1 dass - Druckfehler in allen Ausgaben, richtig: daß; obwohl Johnson diese Schreibweise in anderen Werken zum Teil benutzt hat, findet sie sich sonst an keiner Stelle der »Jahrestage«.

296, 13-15 Dat’s nich üm ... gaud: secht he - (nd. Redewendung) Das ist nicht um meinetwillen: sagt der Wolf. Aber so ein Schaf schmeckt doch gut: sagt er.