12. August 1968
1789, 22-34 Die New York ... etwa 14000 Bewaffneten - Die NYT vom 12.8.1968 berichtet unter der Überschrift »The Berlin Wall 7 Years Later: A Grim and Effective Barrier«: »West Berliners are still prohibited from visiting relatives in the East, except for a limited numer [sic] of hardship cases, such as a death or severe illness of a family member. [...]
Moreover, the Germans in the last four years have allowed elderly people no longer in the labor force, to go and make a four-week visit once a year to their relatives in the West. ›When I had my birthday I felt happy getting older,‹ an East Berlin woman wrote to her daughter in the West. ›Now it is only five years until I can embrace you.‹ [...] The East Germans man the other side with 10 times as many border guards. According to official statistics, two East German brigades and three training regiments are stationed along the boundary, totaling about 14,000 soldiers«; s.K. 74, 12.

1789, 30 demokratischen Berlin - s.K. 1620, 11.

1789, 31 noch fünf Jahre - Die Frau ist 55 Jahre alt. Mit 60 wird sie Rentnerin und darf in den Westen reisen.

1789, 35 7. Oktober - 1949, Gründung der DDR.

1790, 2 Papier im Format D.I.N. A 5 - s.K. 930, 37.

1790, 10 Justiz in Mecklenburg - s. 945, 34.

1790, 13 SMT - s.K. 1218, 26.

1790, 14 FT für Fern-Tribunal - Die Häftlinge wurden vernommen und inhaftiert, nach Wochen oder Monaten erfuhren sie ihr Urteil, das das »Ferntribunal Moskau« - drei Angehörige des sowj. Innenministeriums - nur anhand der Aktenunterlagen gefällt hatte. Diese Art der Gerichtsbarkeit wurde vor allem angewandt, wenn das »Belastungsmaterial« geheimgehalten werden sollte, in der Regel bei Verbindungen zu sowj. Abwehrorganen, wenn der Verurteilte von einer Person belastet wurde, deren Aussagen nicht zur Kenntnis gebracht werden sollten, oder wenn der Verurteilte Kenntnisse von militärischen Interna besaß. Die Strafe war häufig zehn Jahre Arbeitslager. Nach Stalins Tod wurden die Ferntribunale abgeschafft; s. 1791, 15; 1792, 23, 27.

1790, 21-
1795, 31
Prof. Dr. jur. Tartarin-Tarnheyden ... Dezember 1951; verschwunden - Fast alle Namen, Daten und zusätzlichen Angaben zu den Verurteilten finden sich, z.T. wörtlich, z.T. mit Abweichungen, in: Ammer (1969). Die im Roman aufgeführten Namen sind in Johnsons Exemplar in der Liste (S. 169-173) der 77 nach 1945 verhafteten Studenten, Professoren und Studienbewerber angestrichen. Vgl. Johnsons Brief an Burgel Zeeh vom 23.3.1983 in: Johnson/Unseld (1999), S. 1059: »Für das Kapitel zum 12. August lege ich zwei Seiten Kopie bei von dem Buch Universität zwischen Demokratie und Diktatur von Thomas Ammer, Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969. Sie sehen, da habe ich mich bedient. Bitte, muss man da um Genehmigung einkommen?« Die nach Fakultäten geordnete Liste geht auf eine Dokumentation des Verbands Deutscher Studentenschaften zurück: Namen und Schicksale (1955). Weitere Namen und Fakten sind entnommen aus: Finn (1958), Fricke (1979); vgl. auch VERS (1994). An die Verurteilten wird am Vortag des Mauerbaus (7. Jahrestag) erinnert.

1790, 21-23 Prof. Dr. jur. Tartarin-Tarnheyden ... zehn Jahren ZAL - Edgar Tatarin [sic] - Tarnheyden, geb. 4.2.1882, verhaftet in Bad Doberan, wegen »Verunglimpfung der UdSSR und deren Verbündeter« verurteilt; inhaftiert in der Strafvollzugsanstalt Untermaßfeld; am 28.12.1953 aus der Haft entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 169; VERS (1994), S. 152.

1790, 24-26 Prof. Dr. Ernst Lübcke ... Sowjetunion verbracht, verschwunden - Prof. Dr. phil. Ernst Lübcke, geb. 16.12.1890, Direktor des Physikalischen Instituts; verhaftet in Berlin; soll gezwungen worden sein, sich am 8.9.1946 schriftlich zur wissenschaftlichen Arbeit in der Sowjetunion zu verpflichten, in der Nähe Leningrads gearbeitet haben und 1955 entlassen worden sein; vgl. Ammer (1969), S. 30, 170; VERS (1994), S. 149.

1790, 27-29 Fred Leddin, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 21.6.1925, verhaftet in Rostock, verurteilt wegen angeblicher Spionage; inhaftiert in der Strafvollzugsanstalt Bautzen; Entlassungsdatum unbekannt; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 148.

1790, 30f. Hans-Joachim Simon ... 27. September 1947; verschwunden - Datum und Inhalt des Urteils unbekannt; in einer Strafvollzugsanstalt verstorben; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 152.

1790, 32-35 Herbert Schönborn, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 21.5.1927, verhaftet in Rostock, wegen antisowj. Hetze und Propaganda verurteilt; in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 28.12.1953 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 169; VERS (1994), S. 152.

1790, 33 M.W.D. - s.K. 521, 11; 1279, 38.

1790, 36-38 Erich-Otto Paepke, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 9.9.1927, verhaftet in Rostock, wegen Spionage verurteilt; in der NKWD-Haftanstalt Potsdam und den Strafvollzugsanstalten Brandenburg und Bautzen inhaftiert; am 10.9.1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 150.

1790, 39-
1791, 2
Gerd-Manfred Ahrenholz, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 27.1.1926, verhaftet in Rostock, wegen Spionage verurteilt; in das sowj. Lager Karaganda deportiert; am 28.10.1953 in das Untersuchungsgefängnis Kaliningrad, dann in das sowj. Lager Potma gebracht; am 11.10.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 145.

1791, 3-5 Hans Lücht, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 31.1.1926, verhaftet in Freiberg, wegen Spionage verurteilt; in den Strafvollzugsanstalten Bautzen, Waldheim und Torgau inhaftiert; am 14.8.1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 149.

1791, 6f. Joachim Reincke, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Wegen Spionage verurteilt; in den Strafvollzugsanstalten Bautzen und Bützow-Dreibergen inhaftiert; am 8.3.1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 151.

1791, 8-10 Hermann Jansen, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Jansen wurde zusammen mit der kath. Kirche nahestehenden Bürgern und Lehrern der Goethe-Oberschule Rostock festgenommen, wegen Spionage verurteilt; etwa neun Jahre in Bautzen und Bützow-Dreibergen inhaftiert; 1957 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 47, 173; VERS (1994), S. 147; Straube (1996), S. 79f.

1791, 11-13 Wolfgang Hildebrandt, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 16.1.1924; seit Januar 1947 1. Vorsitzender des Studentenrates der Universität Rostock; seit Juni 1947 Vorsitzender des »Studentischen Zonenrates für die sowjetische Besatzungszone«, im April 1949 verhaftet; wegen Spionage verurteilt; in das sowj. Lager Tajschet deportiert, 1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 169; VERS (1994), S. 147.

1791, 14f. Rudolf Haaker, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 18.4.1921, wegen Spionage verurteilt; in das sowj. Lager Inta deportiert, Januar 1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 169; VERS (1994), S. 147.

1791, 16f. Gerhard Schultz, geb. ... zehn Jahren ZAL - Geb. 30.6.1921, in Ostberlin verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in den NKWD-Untersuchungshaftanstalten Berlin-Hohenschönhausen, Berlin-Lichtenberg und in Sachsenhausen inhaftiert, dann in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 28.12.1953 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 169; VERS (1994), S. 152.

1791, 18-20 Hildegard Näther, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 9.12.1923, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in Sachsenhausen und den Strafvollzugsanstalten Bützow-Dreibergen und Halle I inhaftiert; am 23.10.1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 150.

1791, 21-23 Jürgen Rubach, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 27.10.1920, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in der Strafvollzugsanstalt Bautzen inhaftiert; am 18.1.1954 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 151.

1791, 24-26 Ulrich Haase, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 2.2.1928, in den Strafvollzugsanstalten Halle und Bautzen inhaftiert; am 16.1.1954 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 147.

1791, 27-29 Alexandra Wiese, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 15.4.1923, verhaftet in Parchim, wegen illegaler Gruppenbildung verurteilt; in den Strafvollzugsanstalten Schwerin, Hoheneck und Brandenburg inhaftiert; 1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 173; VERS (1994), S. 153.

1791, 30-32 Ingrid Broecker, geb. ... fünfzehn Jahren ZAL - Geb. 8.11.1925, in Berlin verhaftet, wegen Spionagemitwisserschaft verurteilt; in den Strafvollzugsanstalten Berlin, Schwerin, Bautzen, Hoheneck und Brandenburg inhaftiert; am 20.1.1954 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 146.

1791, 33-35 Am 17. Dezember ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - »17. Dezember [1949]: Ein sowjetisches Militärtribunal in Schwerin verurteilt acht Angeklagte, darunter zwei Frauen, zu Zwangsarbeit bis zu 25 Jahren«, Fricke (1979), S. 577.

1791, 36-38 Jürgen Broecker, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 27.3.1927, am 31.[sic]10.1949 in Berlin verhaftet, wegen Spionage verurteilt; im Untersuchungsgefängnis Schwerin und in der Strafvollzugsanstalt Bautzen inhaftiert; am 31.8.1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 173; VERS (1994), S. 146.

1791, 39-
1792, 3
Am 17. Februar ... dreihundertfünfundsiebzig Jahren ZAL - »Das SMT Schwerin verurteilt einen Helmut Hiller und acht andere wegen angeblicher Verbindung zum Ostbüro der SPD zu insgesamt 210 [sic] Jahren Arbeitslager«, Finn (1958), S. 206; Ostbüro der SPD: s.K. 1716, 31.

1792, 4-21 Am 16. April ... Hans-Jürgen Jennerzahn - Richtig: Hansjürgen Jennerjahn; Johnson übernahm den Fehler von Finn: »Die bereits im Sommer vergangenen Jahres wegen Verteilung antikommunistischer Flugblätter verhafteten Oberschüler der Goethe-Oberschule in Schwerin: Wolfgang Strauß, Eduard Lindhammer, Dieter Schopen, Winfried Wagner, Senf, Klein, Sahlow, Haase, Ohland, Erika Blutschun, Karl-August Schantien und der Vorsitzende des Landesjugendbeirats der LDP Mecklenburg, Hans-Jürgen Jennerzahn [sic], wurden jetzt von einem sowjetischen Militärtribunal abgeurteilt. Winfried Wagner und der außerdem verhaftete Bruder von Wolfgang Strauß, Olaf Strauß, wurden zu Zuchthausstrafen von 20 und 25 Jahren verurteilt. Wolfgang Strauß, Olaf, soll zum Tode verurteilt worden sein«, Finn (1958), S. 98f. »16. April [1950]: Ein sowjetisches Militärgericht in Schwerin verurteilt eine Gruppe von Oberschülern, unter ihnen Wolfgang Strauß, wegen politischer Widerstandsaktivität zu Strafen bis zu 25 Jahren Zwangsarbeit«, Fricke (1979), S. 578; s.K. 1713, 24-1721, 16.

1792, 18 dreihundert Jahren ZAL - In der amerik. Übersetzung korrigiert zu »a total of 375 years«, Anniversaries, Bd. II, S. 570.

1792, 20 Liberaldemokratischen Partei - s.K. 1355, 29-35.

1792, 22-24 Horst-Karl Pinnow, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 17.12.1919, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 13.1.1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 150.

1792, 25-27 Susanne Dethloff, geb. ... zehn Jahren ZAL - Geb. 2.6.1929, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 16.10.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 173; VERS (1994), S. 146.

1792, 28f. Günter Mittag, geb. ... Strafe unbekannt - In Schwerin verhaftet, in der Strafvollzugsanstalt Bautzen inhaftiert; am 5.1.1954 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 150.

1792, 30-37 Am 18. Juni ... Folgen Ende Juni - »Der berüchtigte Karzer-Kommandant Hauptwachtmeister Gustav Werner, der StVA Torgau Werner saß während der Nazizeit im KZ ein, war 1947 Feldhüter und trat 1948 in die VP ein. Weil er in Neuendorf, Kreis Bernburg, Jugendliche bei Ausweiskontrollen geschlagen hatte, wurde er 1950 in die StVA Torgau strafversetzt! Dort übernahm er das Amt des Karzer-Kommandanten und wurde unter dem Spitznamen ›Eiserner Gustav‹ als brutaler Schläger bekannt. Im Juli 1950 wurde er abgelöst und später wieder als Straßenposten in Staßfurt eingesetzt. [...] Ebenso wurde der Häftling Dr. Hermann Priester, Studienrat aus Rostock, verurteilt zu 10 Jahren Zuchthaus, am 18. Juni 1950 so zusammengeschlagen, daß er einen Oberschenkelbruch erlitt. Als er nicht wieder aufstehen konnte, stellte ihn Werner als Simulanten hin und zertrat ihm die Beckenknochen. Priester wurde in den Rundbau geschleppt und starb Ende Juni an den Folgen dieser Mißhandlung«, Finn (1958), S. 177f.

1792, 32 V.P.-Meister - Volkspolizei-Meister; s.K. 1269, 9f.

1792, 38f. Gerhard Koch, geb. ... Juli 1950; verschwunden - Datum und Inhalt des Urteils sowie Entlassung unbekannt; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 148.

1793, 1-9 Am 15. Juli ... fünfzehn Jahre Z - »Güstrows Hotel Zachow hatte fünf Tage lang dasselbe Gericht, das Mecklenburgische Volksgericht auf der rotdrapierten Bühne des großen Saales.
Am sechsten Tag fiel der Urteilsspruch: 37 Jahre Zuchthaus für die sechs Hauptangeklagten. Darunter [...] SED-Mitglied Professor Dr. Lehmitz, ehemaliger Geschäftsführer des Verbandes landwirtschaftlicher Genossenschaften in Mecklenburg und Bankfachmann Arthur Hermes, aus Stettin geflüchteter Vorsitzender der Pommernkasse. [...] Der ebenfalls zu Zuchthaus verurteilte 71jährige Dr. jur. Hans Hoffmann zeigte sich eben so gelassen: ›Ich war seit 1933 Direktor der Pommerschen Spiritusverwertung und habe als solcher meine Schuldigkeit getan.‹
Was Hoffmann für seine Schuldigkeit hielt, gilt in der Ostzonen-Republik als Sabotage. Seine Genossenschaft - sie war zu 90 Prozent in den Händen des pommerschen Adels gewesen - hatte aus Stettin Werte in Höhe von 2½ Millionen D-Mark nach Mecklenburg verlagert.
›Hoffmann war der Verbindungsmann in der Deutschen Demokratischen Republik und bemühte sich, alle Werte des Unternehmens nach Göttingen zu verschieben. Das ist ihm leider auch gelungen.‹ Zwei Tankkähne und fünf der in der Ostzone so raren Kesselwagen ›entzog Junkerknecht Hoffmann dem Volk‹«, DER SPIEGEL 20.7.1950, S. 5.
»15. Juli [1950]: Nach mehrtägigem Schauprozeß verurteilt das Landgericht Güstrow neun leitende Angestellte der Raiffeisen-Genossenschaft und des Verbandes landwirtschaftlicher Genossenschaften wegen angeblicher Sabotage nach Befehl Nr. 160 des SMAD. Es ergehen Zuchthausstrafen von insgesamt 84 Jahren«, Fricke (1979), S. 579.
»[14. Juli 1950] Sogenannter Raiffeisen-Prozeß des Landgerichts Güstrow gegen Direktor Georg Leo und neun andere führende Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Genossenschaft und der Landwirtschaftlichen Genossenschaftsbank. Die Angeklagten Lehmitz und Möke erhielten je 15 Jahre, der Angeklagte Leo 12 Jahre, die übrigen 2 bis 8 Jahre Zuchthaus«, Finn (1958), S. 207; vgl. auch SBZ (1956) S. 130f.
Im Universitätsarchiv Rostock befindet sich in der Personalakte von Prof. Hans Lehmitz ein mit »17.7.50« datierter Zeitungsausschnitt aus einer nicht zu identifizierenden Zeitung, dem unter der Überschrift »Das Urteil gegen die Junkeragenten. Hohe Zuchthausstrafen gegen die Hauptangeklagten« folgendes zu entnehmen ist: »Am Sonnabend abend fällte die Große Strafkammer des Landgerichts Güstrow das Urteil gegen die bauernfeindlichen Saboteure und Junker-Agenten. [...] Landgerichtspräsident Dr. Werner gab folgende Urteile bekannt: Die Angeklagten Lehmitz und Mörke [sic] je 15 Jahre Zuchthaus, der Angeklagte Leo 12 Jahre Zuchthaus, die Angeklagten Schmidt und Hoffmann je acht Jahre Gefängnis, Angeklagter Röding sechs Jahre Gefängnis, Angeklagter Bleeck drei Jahre Gefängnis, Angeklagter Hermes zwei Jahre Gefängnis. Der Haftbefehl gegen Hermes wurde aufgehoben. Der Angeklagte Grünewald wurde in Abwesenheit zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Gegen den ebenfalls geflüchteten Angeklagten Dube wurde das Verfahren vorläufig eingestellt. [...] sabotierten sie den Aufbau einer demokratischen Genossenschaftsbewegung, verschoben sie Millionenwerte, die entweder Eigentum des Landes Mecklenburg oder der bäuerlichen Genossenschaften waren, nach dem Westen. Durch betrügerische Manipulationen schädigten sie den Staatshaushalt und die werktätigen Bauern, betrogen sie bei der Pflichtablieferung um tausende Tonnen Getreide und Kartoffeln.« Vgl. Johnsons Brief an Siegfried Unseld vom 29.3.1971, in: Johnson/Unseld (1999), S. 668: »Könntest du eine Bitte an Frl. Geisler übermitteln: ob sie, in ihrer unerschütterlichen Güte, die Raiffeisen-Leute noch einmal fragen könnte, diesmal nach gezielten Angaben von Literatur und Berichten über die Prozesse, die nach 1945 in der damaligen Sowjetzone gegen die Institution und ihre Angehörigen geführt wurden?«

1793, 1f. Hotel Zachow - s.K. 32, 5.

1793, 2f. Raiffeisen-Genossenschaft - s.K. 31, 7f.

1793, 8f. Prof. Dr. Hans Lehmitz ... fünfzehn Jahre Z - Geb. 21.8.1903, Prof. für Betriebswirtschaft und Genossenschaftswesen in Rostock; seit 1.3.1946 Verbandsgeschäftsführer des Raiffeisen-Verbands Mecklenburg e.V.; seit Sommersemester 1947 Lehrbeauftragter für Betriebswirtschaftslehre und Genossenschaftswesen an der Universität Rostock; am 26.11.1949 in Ostberlin verhaftet, wegen Sabotage des Genossenschaftswesens verurteilt; in der Strafvollzugsanstalt Waldheim inhaftiert; am 26.3.1959 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 149.

1793, 10f. Am 18. Juli ... Genossenschaft zu Z - »18. Juli [1950]: Nach mehrtägigem Schauprozeß verurteilt das Landgericht Greifswald weitere Angestellte der Raiffeisen-Genossenschaft zu hohen Zuchthausstrafen«, Fricke (1979); S. 579; vgl. SBZ (1956); S. 131.

1793, 10 Greifswald - s.K. 778, 1.

1793, 12-16 Friedrich-Franz Wiese, geb. ... Berlin-Lichtenberg zum Tode - Geb. 29.6.1929, in Rostock verhaftet; zu 25 Jahren ZAL vom Obersten Sowjet begnadigt; in den Untersuchungsgefängnissen Rostock und Schwerin inhaftiert; in die sowj. Lager Omsk und Karaganda deportiert; am 15.12.1955 entlassen; vgl. Finn (1958), S. 207; Ammer (1969), S. 171; Fricke (1979), S. 125f., 579; Köpke/Wiese (1992); VERS (1994), S. 153.

1793, 13 L.P.D. - In den Anfangsjahren der DDR gebrauchte Abk. für die LDPD; s.K. 1355, 29-35.

1793, 17-30 Arno Esch, geb. ... 24. Juni 1951 - Arno Esch (6.2.1928-24.7. [sic] 1951), Student der Rechtswissenschaft und Gründer der LDP-Betriebsgruppe an der Universität Rostock; zunächst Landeshochschulreferent, ab Herbst 1947 Landesjugendreferent der LDP; Mitglied der Kommission zur Vorbereitung des Parteiprogramms der LDP; 1949 Beisitzer im Zonenvorstand und im Landesvorstand der LDP. Im ersten Prozeß am 20.7.1950 wurden neben Esch drei, nach anderen Angaben vier (vgl. Fricke (1979), S. 123-126; 579) weitere Angeklagte zum Tode verurteilt, zehn weitere erhielten je 25 Jahre Zwangsarbeitslager. Ein erneuter Prozeß am 23.11.1950 gegen die gleichen Angeklagten vor dem SMT in Berlin-Lichtenberg ergab drei weitere Todesurteile. »Alle diese Urteile waren auf Art. 58 Absatz 2 des Strafgesetzbuchs der Russischen Sowjetrepublik (RSFSR) - Vorbereitung des bewaffneten Aufstands - gestützt, obgleich Esch noch in der Untersuchungshaft von der Wachmannschaft wegen seiner pazifistischen Haltung verhöhnt worden war. Festzuhalten ist schließlich, daß die Todesstrafe in der Sowjetunion erst 1950 wieder eingeführt wurde, als sich alle Angeklagten schon seit Monaten in Haft befanden. Von den nunmehr sieben Todeskandidaten wurde nur einer begnadigt. Esch kam in der Sowjetunion am 24.7.1951 ums Leben, es besteht kaum ein Zweifel, daß er hingerichtet wurde«, Fricke (1979) S. 126; vgl. auch Ammer (1969), S. 47-53, 173; Köpke/ Wiese (1992).
»Das SMT Schwerin verurteilt einen Arno Esch (LDP) und vier andere zum Tode. Näheres nicht bekannt«, Finn (1958), S. 207.
Das Verfahren wurde am 19.6.1990 neu verhandelt und das Urteil vom Militärkollegium des Obersten Gerichtshofes der UdSSR am 30.5.1991 aufgehoben und Esch voll rehabilitiert; vgl. Krüger/Finn (1991), S. 40.

1793, 20f. »Ein liberaler Chinese ... ein deutscher Kommunist.« - Aus Eschs Aufsatz »Nationalität und Weltanschauung«; vgl. Fricke (1979), S. 125.

1793, 22f. »Dann stelle ich ... ins Protokoll aufzunehmen.« - Entgegnung Eschs auf einer Landesvorstandssitzung der LDP, als ein besonderes Ausschlußverfahren, gegen das er sich ausgesprochen hatte, angenommen wurde. Der Landesvorsitzende hatte darauf verwiesen, daß die Besatzungsmacht dies angeordnet habe; vgl. Fricke (1979), S. 125.

1793, 25 R.S.F.R. - Eigentlich: R.F.S.S.R. - Russische Föderative Sozialistische Sowjetrepublik.

1793, 28 Todesstrafe - s.K. 1524, 19f.

1793, 31-33 Elsbeth Wraske, geb. ... zwanzig Jahren ZAL - Geb. 30.3.1925, in Kühlungsborn verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in den Untersuchungsgefängnissen Schwerin und Rostock und in der Strafvollzugsanstalt Waldheim inhaftiert; am 17.1.1954 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 154.

1793, 34-38 Am 8. August ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Zeugen Jehovas wurden nach Artikel 6 »Boykotthetze« (s.K. 1630, 14) verurteilt, da sie die Wahlen als Schiebungen oder Diktatur bezeichneten. Der Prediger Paul Schwarz war nach acht Jahren im KZ schwerkrank zurückgekommen. Er wurde zusammen mit seiner Frau verhaftet und kam nach Bautzen. Sein Glaubensbruder und KZ-Genosse Gerhard Schneider lag mit mehrfacher Tuberkulose in einem Heim für »Opfer des Faschismus«, als ein örtliches Friedenskomitee ihn mit »Kriegsverbrecher, verrecke« beschimpfte und aus dem Heim verweisen wollte, was nur durch die Versicherung des Chefarztes, daß er nur noch wenige Stunden zu leben habe, verhindert wurde. Wie alle Zeugen Jehovas hatte er die Unterschrift zur Atombombenächtung abgelehnt; vgl. DER SPIEGEL 13.9.1950, S. 10f.

1793, 35 Zeugen Jehovas - s.K. 1686, 5.

1793, 39-
1794, 2
Siegfried Winter, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 15.11.1927, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; im Untersuchungsgefängnis Schwerin und in der Strafvollzugsanstalt Bautzen inhaftiert; am 18.1.1954 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 153.

1794, 3-5 Karl-Heinz Lindenberg, geb. ... fünfzehn Jahren Z - Geb. 26.10.1924, in Ostberlin verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in den Strafvollzugsanstalten Bützow-Dreibergen und Brandenburg inhaftiert; am 20.5.1957 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 149.

1794, 6-8 Am 28. September ... zu fünfzehn Jahren - »28. September [1950]: Nach mehrtägiger Verhandlung verurteilte das Landgericht Schwerin eine aus acht Mitgliedern bestehende Widerstandsgruppe unter Leitung des Oberschülers Enno Henke [sic] zu Zuchthausstrafen bis zu 15 Jahren. Die Mitglieder wurden beschuldigt, Flugblätter verteilt und die LPD sowie andere Organisationen in der DDR ›unterwandert‹ zu haben«, Fricke (1979), S. 580.
»Der Oberschüler Enno Henke aus Güstrow (Mecklenburg) hatte sich während des kommunistischen Jugendtreffens zu Pfingsten 1950 in Berlin aus Empörung über die jugendfeindlichen Absichten der FDJ an einer Flugblattverteilung beteiligt. Er wurde von der Großen Strafkammer des Landgerichts Schwerin am 28. September 1950 für diese Ausübung eines demokratischen Rechtes zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Das Sowjetzonengericht scheute sich nicht, in der Urteilsbegründung festzustellen, daß Enno Henke nur ›auf Grund seiner Jugend‹ mit dieser ›milden‹ Strafe weggekommen sei«; Jugend hinter Stacheldraht, S. 20.

1794, 9-11 Alfred Loup, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - In Ostberlin verhaftet, in das sowj. Lager Workuta deportiert; Ende 1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 149.

1794, 12-15 Gerhard Popp, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 5.9.1924, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in den Untersuchungshaftanstalten Rostock und Schwerin und in den Strafvollzugsanstalten Waldheim und Bautzen inhaftiert; am 17.1.1954 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 86f.; 171; VERS (1994), S. 151.

1794, 13 C.D.U. - s.K. 1162, 28f.

1794, 16-19 Roland Bude, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 22.3.1926, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in den Strafvollzugsanstalten Rostock und Schwerin inhaftiert und in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 16.10.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 146.

1794, 20-22 Lothar Prenk, geb. ... fünfundzwanzig Jahren ZAL - Geb. 23.7.1924, in Rostock verhaftet, in das sowj. Lager Tajschet deportiert; am 20.10.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 151.

1794, 23-25 Hans-Joachim Klett, geb. ... zwanzig Jahren ZAL - Geb. 4.6.1923, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 17.10.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 148.

1794, 26-28 Am 18. Dezember ... Gruppenbildung« zum Tode - »20. [sic] Dezember 1950: Das SMT Schwerin verurteilt 14 ehemalige Volkspolizisten wegen ›Antisowjethetze und illegaler Gruppenbildung‹ zum Tode. [...]
18. Dezember 1950: Das SMT Schwerin verurteilt vier Angehörige der Grenzpolizei wegen versuchter Desertation zu 100 Jahren Arbeitslager«, Finn (1958), S. 209.

1794, 29-31 Am 27. April ... zu lebenslänglichem Z - »27. April [1951]: Wie die ›Landeszeitung‹ meldet, verurteilt das Landgericht Schwerin den Angeklagten Horst Paschen wegen ›Boykotthetze in Tateinheit mit Mord an einem Seepolizisten‹ zu lebenslänglichem Zuchthaus. Zwei Mitangeklagte werden zu 8 bzw. 15 Jahren Zuchthaus verurteilt«, Fricke (1979), S. 582; Boykotthetze: s.K. 1630, 14.

1794, 32f. Joachim Liedke, geb. ... fünf Jahren Z - In Großenhain verhaftet, wegen Boykotthetze (s.K. 1630, 14) verurteilt; in den Strafvollzugsanstalten Dresden, Bautzen I und II, Waldheim und im Lager Rothenburg inhaftiert; am 1.12.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 169; VERS (1994), S. 149.

1794, 34-36 Gerhard Schönbeck, geb. ... acht Jahren Z - Geb. 13.7.1927, in den Strafvollzugsanstalten Bützow-Dreibergen und Magdeburg inhaftiert; am 15.11.1954 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 152.

1794, 37-39 Franz Ball, geb. ... zehn Jahren Z - Franz Bail [sic], geb. 20.4.1927, in Rostock verhaftet; verurteilt; in der Strafvollzugsanstalt Bützow-Dreibergen inhaftiert; am 5.9.1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 145.

1795, 1-3 Hartwig Bernitt, geb. ... fünfundzwanzig Jahren Z - Geb. 23.11.1927, in Rostock mit sechs anderen Kommilitonen verhaftet, zu 25 Jahren Zwangsarbeitslager [sic] verurteilt; in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 12.12.1955 entlassen; später Vorsitzender des Verbandes ehemaliger Rostocker Studenten (VERS); vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 145.

1795, 4-6 Karl-Alfred Gedowski, stud... . Schwerin zum Tode - Karl-Alfred Gedowsky [sic]; geb. 31.1.1927; im Januar 1945 zur Wehrmacht eingezogen, 1948 Abitur an der John-Brinckman- Oberschule in Güstrow, studierte an der Universität Rostock Deutsch und Sport, für kurze Zeit 1. Vorsitzender der Hochschulsportgemeinschaft; Juni 1950 Lehrerexamen; in Rostock verhaftet; in der Strafvollzugsanstalt Bautzen inhaftiert, als »Leiter« der Gruppe angeklagt und in ein sowj. Lager deportiert; wahrscheinlich 1952 in der Sowjetunion hingerichtet. Gedowsky hatte sich beim »Amt für gesamtdeutsche Studentenfragen« in Westberlin in der DDR verbotene Literatur besorgt und sie in Rostock verteilt und vermutlich für westdt. Hochschulzeitschriften über die Entwicklung an der Rostocker Universität berichtet. Gedowsky erklärte in seinem Schlußwort: »Wir wollten den Studenten zeigen, [...] daß es neben dem historischen und dialektischen Materialismus noch eine andere Weltanschauung gibt. Um sich für eine Weltanschauung zu entscheiden, muß man auch die andere kennen.« Wockenfuß (1995), o.S.; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 147.

1795, 8f. Brunhilde Albrecht, geb. ... fünfzehn Jahre ZAL - Geb. 23.10.1928, in Rostock mit sechs anderen Kommilitonen verhaftet; in das sowj. Lager Tajschet deportiert; am 20.10.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 149.

1795, 10f. Otto Mehl, geb. ... fünfundzwanzig Jahre ZAL - Geb. 25.2.1929, in Rostock verhaftet; in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 12.12.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 172; VERS (1994), S. 149.

1795, 12f. Gerald Joram, geb. ... fünfundzwanzig Jahre ZAL - Geb. 28.9.1930, in Rostock verhaftet, wegen Spionage verurteilt; in das sowj. Lager Workuta deportiert; am 16.10.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 171; VERS (1994), S. 148.

1795, 14f. Alfred Gerlach, geb. ... 1951; zum Tode - Geb. 17.6.1929; in Rostock verhaftet; als »stellvertretender Leiter« der »Gruppe« zum Tode verurteilt, später zu 25 Jahren Zwangsarbeitslager begnadigt; in die sowj. Lager Tajschet und Omsk deportiert; am 15.12.1955 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 85; 88f.; 171; Fricke (1979), S. 583; VERS (1994), S. 147; Wockenfuß (1995).

1795, 16-29 Über dem Eingang ... die andere kennen - »Bericht eines Verurteilten aus dem Sowjetischen Militärtribunal Schwerin vom 3. bis 6.12.1951. [...] Wir wurden in einen großen Saal geführt, über dessen Eingang ich die Worte ›Recht muß doch Recht bleiben‹ las. Auf einer Tribüne saß das Gericht, bestehend aus drei Offizieren, außerdem war ein Dolmetscher anwesend. Die Tische und Wände waren mit roten Fahnen behängt. Bilder von Stalin und Lenin [sic] in übernatürlicher Größe starrten uns an. Außer einigen Posten und uns befand sich sonst niemand im Gerichtssaal. Die Personalien von jedem von uns wurden festgestellt und ausführlich erörtert. Danach wurden die ›sogenannten‹ Verbrechen verlesen. Folgende Vorwürfe wurden gegen uns erhoben: ›Gründung einer Widerstandsgruppe‹, ›Verbindung mit der Freien Universität Berlin‹, ›Herstellung und Verbreitung von Flugblättern‹ sowie ›Besitz und Verbreitung antidemokratischer Literatur.‹ [...] Die Urteile gründeten sich auf Art. 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR (Russische Föderative Sozialistische Sowjetrepublik), und zwar auf die Absätze 6 (Spionage), 10 (Antisowjetpropaganda), 11 (illegale Gruppenbildung) und 12 (Nichtanzeige konterrevolutionärer Verbrechen). [...] ›Wir wollten den Studenten zeigen‹, so hatte Alfred Gedowski in seinem Schlußwort erklärt, ›daß es neben dem historischen und dialektischen Materialismus noch eine andere Weltanschauung gibt. Um sich für eine Weltanschauung zu entscheiden, muß man auch die andere kennen‹«, Ammer (1969), S. 137.

1795, 17f. »Recht muß doch Recht bleiben« - Schlußsatz von Ch.F. Gellerts Erzählung »Der Prozeß«, der auf den 94. Psalm, Vers 15, zurückgeht: »Denn Recht muß doch Recht bleiben.«

1795, 20 Mao - s.K. 161, 25.

1795, 21 Freien Universität Berlin - s.K. 1304, 28.

1795, 23-27 Artikel 58 des ... Nichtanzeige konterrevolutionärer Verbrechen - s.K. 1523, 12; Absatz 6: s.K. 1523, 19f.; Absatz 10: s.K. 1523, 36; Absatz 12: s.K. 1523, 34f.

1795, 27 konterrevolutionärer - s.K. 1456, 14f.

1795, 30f. Gerhard Dunker, geb. ... Dezember 1951; verschwunden ... - Geb. 5.8.1929, in Parchim verhaftet; wegen Spionage am 17.6.1952 vom Landgericht Güstrow zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt; in der Strafvollzugsanstalt Bützow-Dreibergen inhaftiert; am 27.6.1956 entlassen; vgl. Ammer (1969), S. 170; VERS (1994), S. 146; s. 1803, 33-35.

1795, 34 Stralsund - s.K. 878, 29.

1795, 35 Malchin - s.K. 633, 24.

1795, 35 Neubrandenburg - s.K. 633, 29.

1795, 36-
1796, 4
daß Peter Wulff ... drei Monaten Gefängnis - »Der Angeklagte ist Gastwirt und Fleischermeister in K. - Obermeisterinnung - und Eigentümer von 2 Grundstücken. Am 2. Mai 1950 führte das Finanzamt in S. bei dem Angeklagten eine Betriebsprüfung durch und stellte fest, daß er in den Jahren 1946, 1947 und 1948 an Einkommen-, Gewerbe- und Umsatzsteuer den Staat um insgesamt 8643.- DM geschädigt hat. Der Angeklagte erklärte sich daraufhin in einer Unterwerfungsverhandlung vor dem Finanzamt zunächst am 15. Mai 1950 zur Zahlung einer Geldstrafe von 8500.- DM bereit, brach aber die Verhandlung ab, als er von der Veröffentlichung der Bestrafung erfuhr. Das Finanzamt erließ daraufhin gegen ihn am 16. Mai 1950 den Steuerstrafbescheid in Höhe von 8500.- DM. Hiergegen stellte der Angeklagte Antrag auf gerichtliche Entscheidung. Das Schöffengericht in S. hat den Angeklagten am 28. Juli 1950 wegen fortgesetzter Steuerhinterziehung gemäß §396 der Abgabenordnung zu 3 Monaten Gefängnis und 7000,- DM Geldstrafe verurteilt. Gegen das Urteil haben die Staatsanwaltschaft und der Angeklagte Berufung eingelegt«, Entscheidungen (1952), S. 296.

1796, 6-20 daß der Bauer ... zwei - Jahre Zuchthaus - »In der Strafsache gegen den Großbauern Franz Schlottmann, geb. am 12. März 1880 in Peeselin, wohnhaft in Völschow, Kreis Demmin, wegen Wirtschaftsvergehens, hat das Kreisgericht Demmin in der Strafkammer-Sitzung vom 24. Februar 1953 [...] für Recht erkannt: Der Angeklagte wird wegen Wirtschaftsverbrechens gem. §1 Abs. 1 Ziff. 1 der WStrVO. zu 2 -zwei- Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Vermögen wird eingezogen. [...] Gründe: Der Angeklagte ist ein großbäuerliches Element. [...] Im Jahre 1952 hat der Angeklagte sein Ablieferungssoll in wichtigen Positionen nicht mehr erfüllt. Das Ablieferungssoll an Rindfleisch wurde bis zum Termin der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens nicht erfüllt. Es war ein Rückstand von 7,50dz zu verzeichnen. Auch das Schweine- fleischsoll ist nicht erfüllt. Der Angeklagte blieb hier mit einem Rest von 30,02dz sitzen. Auch am Milchablieferungssoll fehlt eine Menge von 1827kg. Außerdem ist das Soll an Wolle nicht erfüllt. Das Kartoffelablieferungssoll ist ebenfalls in einem wesentlichen Umfang unerfüllt geblieben. Es ist ein Rest von 420,20dz vorhanden. Der Rest an Ölsaaten beträgt 24,49dz. [...] Schon im Jahre 1945 sei ihm durch Soldaten der Roten Armee fast das gesamte Vieh abgetrieben worden. Auch später, im Jahre 1947, sei ihm eine Menge Vieh krepiert, ohne daß die Ursache des Krepierens hätte festgestellt werden können. Durch die Aussage des Zeugen Lewerenz und auch die Aussagen des Zeugen Mann kann als bewiesen angesehen werden, daß der Angeklagte in der Tat mit diesen objektiven Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. [...] Es kann als festgestellt angesehen werden, daß das angelieferte Saatgut nicht von der notwendigen Qualität war. [...] Es steht fest, daß der Angeklagte eine Wirtschaft mit einem Einheitswert von 53000.- DM besitzt. Die Wirtschaft ist mit Krediten und sonstigen Verpflichtungen nur wenig belastet. Trotzdem ist es dem Angeklagten in der Vergangenheit niemals eingefallen, die Wirtschaft mit Krediten zu belasten und sich mit denselben Vieh anzuschaffen. [...] Der Angeklagte war bisher unbestraft und befindet sich bereits im Alter von 73 Jahren. Dies machte der Angeklagte besonders zu seiner Entlastung geltend. Das Alter kann nach der Auffassung der Strafkammer den Angeklagten aber nicht vor Strafe und Verantwortung schützen. Es ist keine Gesetzesbestimmung bekannt, welche etwa eine mildere Bestrafung bei hohem Alter vorsieht«, Fricke (1979), S. 270-272; s.K. 1848, 9-12; s. 1796, 20; 1840, 15.

1796, 6 Alt Demwies - s.K. 1125, 11.

1796, 19 §1 Abs. 1 Ziff. 1 der WStrVO - §1 Abs. 1 Ziff. 1 der Verordnung über die Bestrafung von Verstößen gegen die Wirtschaftsordnung (Wirtschaftsstrafverordnung) vom 23.9.1948 (ZVOBl. S. 439) lautete: »Wer die Durchführung der Wirtschaftsplanung oder die Versorgung der Bevölkerung dadurch gefährdet, daß er vorsätzlich 1. entgegen einer für ihn verbindlichen Anordnung einer Dienststelle der Wirtschaftsverwaltung die Herstellung, Gewinnung, Verarbeitung, Bearbeitung, Beförderung oder Lagerung von Rohstoffen oder Erzeugnissen ganz oder teilweise unterläßt oder fehlerhaft vornimmt, [...] wird mit Zuchthaus und mit Vermögenseinziehung bestraft.«
Die Wirtschaftsstrafverordnung wurde Anfang der fünfziger Jahre vor allem gegen selbständige Bauern angewandt, um sie zum Eintritt in die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zu nötigen.

1796, 36f. »Aktion Rosa« - Eigentlich: Aktion Rose. Unter dieser Bezeichnung wurden im Frühjahr 1953 nahezu alle Pensionen und Hotels an der Ostseeküste ohne gesetzliche Grundlage enteignet, um sie für den Feriendienst des Gewerkschaftsbundes der DDR (FDGB) nutzen zu können. 620 Hotels und Gaststätten wurden bei einer Großrazzia gegen angebliche »Agentennester, Schieber und Spekulanten« untersucht und viele ihrer Besitzer verhaftet und verurteilt; vgl. Fricke (1979), S. 273.

1796, 39-
1797, 2
die Verlautbarung der ... zutiefst humanistischen Charakter - Im Lehrkommentar zum Strafgesetzbuch der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1969, S. 230, wird die Beibehaltung der Todesstrafe nach der Strafrechtsreform vom 21.1.1968 verteidigt: »Indem die Todesstrafe der Sicherung und dem zuverlässigen Schutz unseres souveränen sozialistischen Staates, der Erhaltung des Friedens und dem Leben der Bürger dient, trägt sie einen humanistischen Charakter«; zit. n. Fricke (1979), S. 522; s.K. 1524, 19f.; 1524, 20f.

1797, 1 T.A.S.S. - (russ.) Telegrafnoje Agenstwo Sowjetskowo Sojusa: die staatliche sowj. Nachrichtenagentur.

1797, 6-9 die Staatssicherheit von ... in zwei Stockwerken - »Die Verhaftungen nahmen Mitarbeiter des im Februar 1950 entstandenen Ministeriums für Staatssicherheit vor. Sie brachten die Studenten zunächst in das Rostocker Gebäude des Staatssicherheitsdienstes, das ehemalige ›Volkshaus‹ schräg gegenüber dem Universitätshauptgebäude am damaligen Stalinplatz (heute Universitätsplatz), das in zwei Etagen und im Keller Zellen für Häftlinge hatte«, Ammer (1969), S. 86.

1797, 6 Staatssicherheit - s.K. 684, 8.

1797, 12f. »Bützow-Dreibergen« - s.K. 102, 25; 615, 2.

1797, 15-18 ersten Leiter der ... Zelle erhängen mußte - »Erster Anstaltsleiter wurde der Schlossergeselle Harry Frank aus Bützow, der sich als Oberregierungsrat ausgab, 1949 selbst verhaftet wurde und sich im Juni 1949 in einer Zelle der Anstalt erhängte«, Finn (1958), S. 166.

1797, 18f. von den Schlägertrupps ... V.P.-Leutnant Oskar Böttcher - »Dieser Zug, unter der Leitung des Leutnants Oskar Böttcher, schlug rücksichtslos alle Häftlinge zusammen«, Finn (1958), S. 166; V.P.: Volkspolizei s.K. 1269, 9f.

1797, 22f. Wruken - (nd.) Rüben; auch Wrukken geschrieben: s.K. 528, 14.

1797, 30 Woans sall de ... kein Voss is - (nd. Redewendung) Wie soll der Hase beweisen, daß er kein Fuchs ist; s.K. 1688, 19f.

1798, 7 Villa im Komponistenviertel - Der Sitz der Landesverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit für Mecklenburg, später Bezirksverwaltung Schwerin (einschließlich eines Gefängnisses) befand sich am Demmlerplatz 1-2, der am Rand des dortigen Komponistenviertels liegt.

1798, 9 die Straße der Geschwister Scholl - s.K. 1673, 1f.

1798, 12 der freien deutschen Jugend - s.K. 1559, 13f.

1798, 13 D.S.F. - s.K. 1559, 28-30.

1799, 8 Wehrlich - s.K. 570, 9.

1799, 9 E.M.W. - s.K. 1679, 33f.

1799, 14 Rudolf Slánský - s.K. 1415, 11f.

1799, 26 Dr. Grimm - Konnte nicht nachgewiesen werden.

1799, 33f. »unseres schönen jungen Mannes« - s. 1733, 11f.

1800, 6f. Dor wier ne olle Fru - (nd.) Da war eine alte Frau.

1800, 22 Gräfinnenwald - s.K. 34, 8.

1800, 28f. Zentralen SchulGruppenLeitung - s.K. 1559, 16f.

1800, 37f. Schau mich bitte ... dann nicht widerstehen - In den 50er Jahren sehr populärer Schlager gesungen von Lale Andersen nach der Melodie von Edith Piafs »La vie en rose«, Musik: Louiguy (Louis Gugliemi), dt. Text: Ralph Maria Siegel.
    Warum gehst du denn mit mir aus?
    Ist es nicht schöner doch zu Haus,
    Wo niemand unsre Liebe sieht
    Und nur der Mond weiß, was geschieht?

    Schau mich bitte nicht so an,
    Du weißt es ja, ich kann
    Dir dann nicht widerstehen.
    Schau mir nicht so auf den Mund,
    Du kennst genau den Grund,
    So kann’s nicht weitergehen.
    Schau die Leute ringsumher,
    Sie wundern sich schon sehr,
    Wir sind doch nicht allein.
    Was mir dein zärliches Lächeln verspricht,
    Sollst du erst wenn wir alleine sind haben.
    Schau mich bitte nicht so an,
    Du weißt es doch, ich kann
    Nicht widerstehen.

    Ein jeder merkt an deinem Blick,
    Wir sind verliebt, beseelt vom Glück,
    Und jeder Druck von deiner Hand
    Wird als Lieskosung gleich erkannt.

    Schau mich bitte nicht so an ...

1800, 39 Cottbus - s.K. 1758, 24.

1801, 1 »Tempel der Großen Freude« - s. 1763, 1.

1801, 21-
1805, 12


Der Prozeß gegen ... Dunkeln aufgescheuchte Vögel - s. 1824, 8.

1801, 26 Nomenscio Sednondico - (lat.) Nomen scio, sed non dico: Ich weiß den Namen, sage ihn aber nicht.

1801, 30 Freundschaft siegt - Viel gebrauchter Slogan der FDJ, auch Schlußzeile im Refrain des häufig gesungenen »Lied der Weltjugend«; Text: Lew Oschanin (dt.: Walter Dehmel), Musik: Anatoli Nowikow.
    Jugend aller Nationen,
    uns vereint gleicher Sinn, gleicher Mut!
    Wo auch immer wir wohnen,
    unser Glück auf dem Frieden beruht.
    In den düsteren Jahren
    haben wir es erfahren:
    Arm ward das Leben!
    Wir aber geben Hoffnung der müden Welt!

    Unser Lied die Ländergrenzen überfliegt:
    Freundschaft siegt! Freundschaft siegt!
    Über Klüfte, die des Krieges Hader schuf
    springt der Ruf, springt der Ruf:
    Freund, reih dich ein, daß vom Grauen wir die Welt befrein!
    Unser Lied die Ozeane überfliegt:
    Freundschaft siegt! Freundschaft siegt!
s.K. 1637, 13.

1802, 16 Kulturbundes - s.K. 1251, 34.

1802, 25 gneezer Rosengarten - s.K. 447, 17.

1802, 33f. nach seinen Fähigkeiten - s.K. 1439, 10.

1803, 7f. ein Fahrrad schwedischer ... des Staates eingezogen - s. 1606, 14.

1803, 12 18. Juni und ... 6. Dezember 1951 - 18.6.1950: Mißhandlungen mit Todesfolgen an Hermann Priester (s.K. 1792, 30-37);
20.7.1950: Todesurteil für Arno Esch und 25 Jahre Zwangsarbeitslager für Friedrich-Franz Wiese (s.K. 1793, 12-16; 1793, 17-30);
6.12.1951: Todesurteile für Karl-Alfred Gedowski (s.K. 1795, 4-6) und Alfred Gerlach (s.K. 1795, 14f.), 15 bzw. 25 Jahre Zwangsarbeitslager für Brunhilde Albrecht (s.K. 1795, 8f.), Otto Mehl (s.K. 1795, 10f.), Gerald Joram (s.K. 1795, 12f.).

1803, 20f. Eindeutigkeit des deutschen und angelsächsischen Genitivs - s. 1779, 17-20.

1803, 23-27 Und weil die ... Holzfällerei zu erlernen - »Die übrigen Studenten, wie die meisten der seit 1947 aus politischen Gründen verhafteten Rostocker, wurden im damals sowjetischen Zentralgefängnis in Berlin-Lichtenberg gesammelt, dann in Eisenbahnwaggons verladen, die als Postwagen getarnt waren (was von den deutschen Eisenbahnern allerdings durchschaut wurde). Diese Wagen wurden an den zwischen Berlin und Moskau verkehrenden ›Blauen Expreß‹ angehängt und bis Brest-Litowsk mitgeführt. Eingereiht in den Strom der Häftlinge aus allen Ländern und Völkern des sowjetischen Herrschaftsbereichs, führte sie der Weg über Moskau und Gorki in die Verbannungsgebiete, teils nach Workuta nördlich des Polarkreises, teils nach Tajschet in Mittelsibirien. Dort arbeiteten sie im Bergbau oder als Holzfäller, hatten aber 1955 das Glück, zusammen mit den noch in der Sowjetunion befindlichen deutschen Kriegsgefangenen Gegenstand der Verhandlungen des Bundeskanzlers Adenauer in Moskau über die Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik zu werden«, Ammer (1969), S. 89.

1803, 24f. dem Blauen Expreß nach Moskau - Transportgeneral Kwaschnin beschlagnahmte 1949 den früheren Rheingold-Expreß und ließ ihn himmelblau spritzen. Der Zug pendelte für die sowj. Offiziere zwischen Moskau und der dt. Befehlszentrale in Wildpark bei Potsdam; vgl. DER SPIEGEL 6.7.1950, S. 7f.

1803, 26f. in Workuta den Bergbau - Stadt im nördlichen Ural in der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Komi; von Strafgefangenen aufgebaut. Im Umkreis von 40km gab es 30 bis 35 Straflager, als Lagergebiet für dt. Gefangene bekannt. Die Häftlinge arbeiteten im Eisen- und Kohleabbau, in der Metallindustrie, beim Holzfällen in Steinbrüchen und Sägewerken. Für die Region werden von 1950-55 100.000 bis 130.000 Häftlinge geschätzt.

1803, 27 in Tajschet - Stadt im südlichen Sibirien, Endstation der Baikal-Amur-Eisenbahn; bekannt wegen des Zwangsarbeitslagers, dessen Häftlinge im Berg-, Straßen- und Eisenbahnbau eingesetzt wurden. Ebenfalls als Lagergebiet für dt. Häftlinge bekannt.

1803, 28 sowjetische Amnestie von 1954 - Am 16.1.1954 wurden 6.143 politische Häftlinge der Sowjetunion, die nach dem 9.5.1945 verurteilt worden waren, »vorfristig« entlassen; vgl. Fricke (1979), S. 593.

1803, 29 Militärtribunale - s.K. 1218, 26.

1803, 33-35 Gerhard Dunker, geb... . acht Jahren Z... . - s.K. 1795, 30f.

1804, 1-6 V.E.B. Schiffskombinat Rostock ... und Schacht, Bützow - Über die Strafvollzuganstalt Bützow-Dreibergen heißt es bei Finn (1958), S. 167: »In der Anstalt lassen folgende volkseigene Betriebe arbeiten:
V.E.B. - Schiffskombinat Rostock;
V.E.B. Kleiderwerke Güstrow;
V.E.B. Einheit Kataster, Schwerin;
V.E.B. (K) Wiko, Korbwarenfabrikation Wittenberge, Stalinallee 14;
V.E.B. Starkstrom-Anlagenbau Rostock, Max-Eyth-Straße 8;
und die Privatfirma Wiehr & Schacht, Bützow, Stalinstraße 38.«
V.E.B.: s.K. 1615, 1f.

1804, 3 Kataster - s.K. 1273, 18.

1804, 8-12 einen Stundenlohn von ... vier Glas Marmelade - »Das kaufmännische Referat der Abteilung P rechnet mit dem VEB die Löhne ab. Der VEB bezahlt die Häftlinge wie normale Arbeiter: Der Lohn kommt jedoch nur zu einem Bruchteil dem Häftling und seinen Angehörigen zugute. [...] Angenommen, der Häftling ist als Bandarbeiter für einen Stundenlohn von 0,94 DM eingestuft.«
In dem Beispiel zahlt der VEB bei Zuschlägen für Sonder- und Sonntagsarbeit und nach Abzügen für Lohnsteuer und Sozialversicherung der Anstalt 175,27DM. Nach Abzügen für Haftkosten und Rücklagen (Fahrgeld nach der Entlassung und Entlassungsgeld) bleibt ein Monatslohn von 15DM und 12,60DM Unterstützung für die Angehörigen.
»Für die 15,- DM darf sich der Häftling in einer HO-Zweigstelle in der Anstalt Lebensmittel und Rauchwaren kaufen. Die Lebensmittel sind z.T. sehr schlecht, die Auswahl ist äußerst gering, sofern überhaupt vorhanden. Der Häftling muß folgende Preise zahlen für:
1 Pfund Butter4,90 bis 5.- DM
1 Pfund Schmalz2,50 DM
1 Pfund Margarine1,35 bis 2.- DM
1 kg Dauerwurst11,50 bis 11,80 DM
1 Pfund Käse4,- bis 4,40 DM
1 Glas Marmelade1,40 bis 1,80 DM
40 Zigaretten3,20 DM.«
vgl. Finn (1958), S. 142f.

1804, 12-24 Inhalt eines Paketes ... sein mit ihm - Finn (1958), S. 137, druckt einen »Erlaubnisschein für ein Paket« aus der Strafvollzugsanstalt Bautzen ab: »Aufgrund der Führung des Gefangenen wird die Zusendung eines Monatspakets gestattet.
Das Paket kann enthalten:
500g Fett (Butter, Schmalz oder Margarine), 250g Käse, 250g Speck, 250g Wurst, 500g Kristall- od. Würfelzucker, für den Rest: Obst, Zwiebeln, Markenkeks in Originalverpackung. - Das Gewicht der Lebensmittel darf 3kg netto nicht übersteigen.«
Aus dem Text geht hervor, daß nur Angehörigen erlaubt ist, Pakete zu schicken.

1804, 26-31 einem Haarschnitt von ... Marschieren im Gleichschritt - »Ihm [dem politischen Häftling] wird das Haar auf etwa drei Zentimeter Länge geschnitten; er bekommt seine Häftlingsnummer und die übliche Häftlingskleidung (altes Drillichzeug und Uniformen der VP) [...]. Seine neuen Mithäftlinge bringen ihm das erste Reglement des sozialistischen Strafvollzugs bei: Grüßen jeden Wachtmeisters durch Abnehmen der Mütze und Blickwendung zwei Meter vor und einen Meter hinter dem Wachtmeister; das ›Achtung‹-Brüllen und ›Haltung‹-Annehmen, wenn ein Wachtmeister die Zelle oder den Arbeitssaal betritt; das Marschieren im Gleichschritt«; Finn (1958), S. 135.

1804, 36f. Ji möt dat ... liehrn, dat Inspunntsien - (nd.) Ihr müßt das noch lernen, das Eingesperrtsein!

1805, 15f. jener Domprediger - s. 1612, 18.

1805, 18-20 wie die Bibel ... dürfen nach Lockenvitz - Manuskriptfragment »Vorfassung JT4, TS1 (JT4, S. 1804), S. 675-677«: »[...] wie die Bibel sie anbietet für das Verjagen von Unwürdigen. In Gneez blieb Lockenvitz allein.
Der V.E.B. Landschaftsgestaltung erlaubte ihm, als Nachfolger von Budniak zu arbeiten, als Totengräber. Die Gruben mussten damals noch mit dem Spaten ausgehoben werden.
Eine Haussuchung in dem möblierten Zimmer im Dänschenhagen förderte ein Manuskript ins Augenlicht der Staatssicherheit, das befasste sich mit der Sprache des ostdeutschen Zuchthauses (›tote Oma‹ für Blutwurst) und deren Grammatik (Verlust eines Akkusativs, ein transitives Verbum wird intransitiv: ›Wenn an der Tür geschlossen wird, hat der Häftling sich zu erheben‹.)
Verwarnt, aber entlassen aus der Untersuchungshaft, liess Lockenvitz 1963 sich betreffen bei dem Versuch, im Dassower See zu baden; im späten September. Von ostdeutscher Grenzpolizei abgeführt als ›Sperrbrecher‹, wurde er vom Landgericht Gneez verurteilt zu vier Jahren Zuchthaus wegen ›Republikflucht‹. Üblich waren drei. Lockenvitz bekam ein zusätzliches aus der geharnischten Enttäuschung der Strafkammer, dass die Vorstrafe sollte so ungenügend gewesen sein in der Erziehung zu einem Gehorsam.
1964 begannen die heimlichen Verhandlungen zwischen dem ostdeutschen Sachverhalter und der westdeutschen Regierung über die Leute, deren Arbeit nutzt zwar im Gefängnis; sie in der freien Wildbahn der sozialistischen Menschengemeinschaft zu wissen ist lästig. Für geschätzte vierzigtausend Mark wurde der ehemalige Oberschüler Lockenvitz freigekauft und abgeschoben. Er blieb fast ein Jahr in Hamburg; vielleicht in der Hoffnung, sich eine Heimat zu verdienen an der nördlichen Sprechweise. Seine Mutter besuchte er erst auf einen ärztlichen Bescheid, der einen Tod binnen Wochen in Aussicht stellte. Eine Versöhnung; Frau Lockenvitz wurde bereits durch Schläuche ernährt. Bitte des Sohnes um nochmalige Bestätigung, der Vater habe der Partei der Nazis sich fern gehalten. Die Mutter: Um jeden Preis. Für das Begräbnis gab der Sohn zwei Drittel seiner Ersparnisse her.
Nach Berlin kam er mit einem Zeugnis über die Befähigung zum Studium, in Hamburg an Abendoberschulen erworben; Studium der Sprachwissenschaft. Ein dreiunddreissigster Geburtstag bescherte ihm den Einfall, nach seinem Vater selber zu suchen. Lockenvitz konnte eine Dienststelle der Universität in West Technischen Hochschule [sic] bewegen, für ihn vorstellig zu werden bei den Amerikanern am Wasserkäfersteig in Zehlendorf, wo sie die Dokumente der Hitlerpartei verwalten. Die Auskunft: Für Otto Lockenvitz, geb. 1906 ist der Eintritt in die N.S.D.A.P. verzeichnet für das Frühjahr 1940.
Lockenvitz gab es auf, das Grab im Bayerischen. Die Aufforderungen der Friedhofsverwaltung, weiterhin zu zahlen für die Betreuerung [sic] der gärtnerischen Anlage, schickte er zurück mit dem Vermerk: Adressat unbekannt verzogen.
Denn wohin er nun soll, nachdem die Mutter ihn belogen hat bis zum letzten Atemzug, es ist ihm ein wenig unerfindlich.
Mit dem Andenken eines Vaters leben, dem er er [sic] einen Beitritt zu Hitlers Partei im März 1933, zur Sicherung eines Beamtenvertrags, hätte nachsehen wollen; es ist eine Aufgabe.
Einen Vater verlieren, der«.