29. März 1968
927, 23-34 Antonín Novotny mag ... nach unten drückten - Vom 28.3.-5.4.1968 tagte das Plenum der KPČ, Ludvík Svoboda wurde am 30.3. in geheimer Wahl zum Staatspräsidenten, d.h. zum Nachfolger Novotnys gewählt. Novotny, Hendrych und andere Konservative wurden im Präsidium durch Reformpolitiker wie Smrkovsky ersetzt. Ein Aktionsprogramm wurde angenommen, das ein neues Wahlgesetz, Rede- und Versammlungsfreiheit, Schutz vor Willkürakten der Staatssicherheitsorgane, Rehabilitierung der Opfer des Stalinismus und wirtschaftliche Reformen vorsah. Vgl. den Artikel »Czech General To Be President« der NYT vom 29.3.1968: »The fallen leader’s arrival at the plenum was his first public appearance in many weeks. He stepped out of his car looking drawn and glum. In his only contact with another person, he angrily pushed out of the way a microphone held up to him by a radio newsman«; s.K. 523, 9f.; s. 932, 21-33; 937, 36-938, 8; 941, 15-21; 950, 26-34.

927, 24 daß die Partei ... und zwar immer - Anspielung auf den Refrain von Louis Fürnbergs Gedicht »Die Partei«, das er zum III. Parteitag der SED 1950 geschrieben und vertont hatte:
    Sie hat uns alles gegeben,
    Sonne und Wind, und sie geizte nie
    und wo sie war, war das Leben
    und was wir sind, sind wir durch sie.

    Sie hat uns niemals verlassen,
    wenn die Welt fast erfror, war uns warm.
    Uns schützte die Mutter der Massen,
    es trug uns ihr mächtiger Arm.

    Die Partei, die Partei,
    die hat immer recht,
    Genossen, es bleibt dabei!
    Denn wer für das Recht kämpft,
    hat immer recht,
    gegen Lüge und Heuchelei!

    Wer das Leben beleidigt,
    ist immer schlecht.
    Wer die Menschheit verteidigt,
    hat immer recht,
    denn aus Stalinschem Geist
    wächst von Lenin geschweißt
    die Partei die Partei die Partei!

    Sie hat uns niemals geschmeichelt.
    Sank uns im Kampf aber einmal der Mut,
    so hat sie uns leis nur gestreichelt:
    Zagt nicht! - und gleich war uns gut.

    Zählt denn auch Schmerz und Beschwerde,
    wenn uns das Gute gelingt,
    wenn man den Ärmsten der Erde
    Freiheit und Frieden bringt?

    Die Partei die Partei ...

    Sie hat uns alles gegeben,
    Ziegel zum Bau und den großen Plan,
    und sprach: jetzt baut euch das Leben!
    Vorwärts Genossen! Packt an!

    Hetzen Hyänen zum Kriege,
    bricht euer Bau ihre Macht!
    Zimmert das Haus und die Wiege!
    Bauleute, seid auf der Wacht!

    Die Partei die Partei ...
Nach dem XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 geändert: »uns führte die Mutter der Massen [...] aus Leninschem Geist wächst, von Lenin geschweißt«; vgl. Fürnberg (1963), S. 177-179; s.K. 1839, 12f.; 1847, 24-26; s. 1783, 22-27, 38; 1878, 8.

927, 28-
928, 4
Von dem neuen ... an seiner Seite - Vgl. den Artikel »Czech General To Be President« der NYT vom 29.3.1968: »The Central Committee of the Czechoslovak Communist party today named Gen. Ludvik Svoboda as its candidate for the presidency of Czechoslovakia. [...]
The general headed Czechoslovak units fighting alongside the Russians in World War II and is considered a friend of the Soviet Union. [...]
He holds the St. George Cross of Czarist Russia, for service with Czechoslovak forces who separated from the Austrian army in World War I, and is a Hero of the Soviet Union and holder of the Order of Lenin for his leadership in World War II. [...]
As Defense Minister of Czechoslovakia, he is credited with having built the Czechoslovak army after World War II [...]. After serving briefly as a Deputy Premier in charge of physical culture and sports, he fell from grace during the Stalinist purges in 1951 and was demoted to head a military academy until his retirement.
In 1962, according to a story circulating here, he was working in a lowly position on a collective farm in his native Moravia when Nikita S. Khrushchev, the Soviet Premier, came to Prague. He asked to see General Svoboda, whom he had known during the war.
With some embarrassment the Novotny regime summoned the general from the farm. Mr. Khrushchev greeted him with joy and insisted that he take a seat on the presidium of the party congress that was then opening.«

927, 28 dem neuen Präsidenten - Ludvík Svoboda (25.11.1895-20.9.1979), führte im 1. Weltkrieg tschech. Truppen, die sich von der österr. Armee abtrennten; im 2. Weltkrieg Truppenführer tschechos. Einheiten in der UdSSR. 1945-50 Verteidigungsminister; wurde Anfang der fünfziger Jahre politisch verfolgt; nahm seit der »Tauwetterperiode« unter Chruschtschow erneut am politischen Geschehen in der ČSSR teil. Das Präsidium der Nationalversammlung der ČSSR wählte ihn zum Staatspräsidenten, d.h. zum Nachfolger Novotnys. Den Orden »Held der Sowjetunion« erhielt er 1965.

927, 31 Leninordens - Von der Sowjetunion verliehener Orden (Gründungsjahr 1930); benannt nach Wladimir Iljitsch Lenin (s.K. 1165, 23).

927, 34 Nikita Sergejewitsch Chrustshov - s.K. 89, 15f.

928, 4 sitzen an seiner Seite - Anspielung an das Apostolische Glaubensbekenntnis »sitzend zur Rechten Gottes«; s. 1465, 18f.

928, 5-11 Die Ernennung Ludvík ... offenbar recht sein - Unter der Überschrift »Soviet Denies Aim Is to Curb Czechs« in der NYT vom 29.3.1968 heißt es: »Pravda described the rejection of 20 years of authoritarian rule in Czechoslovakia as a process of ›activation of Communist party organizations and the state administration apparatus‹ [...]. The Soviet leadership appears willing to go along«.

928, 12-16 In Memphis ist ... Sechzehnjähriger ist tot - Vgl. den Artikel »A Negro Is Killed In Memphis March« der NYT vom 29.3.1968, der von einer wesentlich größeren Teilnehmerzahl berichtet: »A 16-year-old Negro youth was killed today in violence surrounding a massive protest march that was led through downtown Memphis by the Rev. Dr. Martin Luther King Jr.
A group of Negro youths smashed windows and looted stores as Dr. King led 6,000 demonstrators in support of the city’s striking sanitation workers, most of them Negroes. [...] the police began using tear gas and Chemical Mace, an irritant, to clear the streets. A number of Negroes were affected by the gas [...] and others were beaten with riot sticks wielded by the officers«; Memphis: s.K. 610, 9f.

928, 12 Pastor King - Martin Luther King (15.1.1929-4.4.1968, ermordet), schwarzer Baptistenpfarrer und Gründer der Southern Christian Leadership Conference, einer Bürgerrechtsbewegung, die gewaltlos und mit passivem Widerstand gegen die Rassenschranken anging; 1964 Friedensnobelpreis; s.K. 957, 8-960, 10; 961, 2; 962, 2; 970, 2-9; 970, 3f.; 970, 10-15; 970, 29-971, 20; 973, 6-12; 974, 2-975, 5; 989, 1f.; 1075, 14-22.

928, 17-
932, 19
Im Sommer 1943 ... auf den Sarg - s.K. 9, 35; vgl. HNJ, S. 82, 92, 109.

928, 17 friedenauer - Friedenau: s.K. 472, 34f.

928, 18 Schleuse - s.K. 473, 9f.

928, 22 Rerik - Seebad zwischen Ostsee und Salzhaff, südwestlich von Kühlungsborn; s.K. 995, 9; 928, 39-929, 3.

928, 24 Flakartillerieschule I - Auf der Halbinsel Wustrow gab es seit 1934 eine Flugabwehrschule, die später in Flakartillerieschule I und 1939 in Flakartillerieschule Rerik/Meckl. umbenannt wurde. Ihr gehörten eine Flak-Lehrabteilung und eine Flak-Versuchsabteilung an; s. IX, 43.

928, 25f. Oberstleutnant Max Wachtel - 1897-1982, Berufsoffizier; als Oberst Kommandeur des Luftwaffenversuchsplatzes Peenemünde, später Kommandeur der V 1-Raketendivision; 1950-60 Direktor des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel; vgl. Unser Mecklenburg, 3/1982, S. 17.

928, 33 Neubukow - Ort in Mecklenburg, 8 km südlich von Rerik, zwischen Rostock und Wismar, 37 km von Warnemünde.

928, 39-
929, 3
nicht nach »Rerik« ... eine verschollene Handelsstadt - Wustrow und Alt-Gaarz wurden am 1.4.1938 zur Stadt Rerik vereinigt, der Ort sollte angeblich auf den von dem dän. Wikingerkönig Göttrik 808 zerstörten Handelsplatz Reric zurückgehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit lag die Siedlung Rerik etwa 18 km südlicher bei Groß-Strömkendorf an der Wismarer Bucht; vgl. Mecklenburgischer Voss un Haas-Kalender 1939, S. 44.

929, 15-17 Die Kirche, mit ... überall zu sehen - Auf einer kleinen Anhöhe stehende Backsteinkirche aus dem 13. Jh., eines der besten Beispiele mecklenburgischer Frühgotik.

929, 17f. Kirche »Zum Guten Hirten« - Die neugotische Backsteinkirche in Berlin-Friedenau hat einen hohen, spitzen Turm; s.K. 594, 18.

929, 23 Insel Poel - s.K. 886, 4f.

929, 27 Halbinsel Wustrow - Südlich von Rerik, vor dem Salzhaff gelegen.

930, 23 Tessmannsdorfer Tannen - Waldungen entlang der Mündung des Heilbachs am Südufer des Salzhaffs.

930, 24 Bastorfer Leuchtturm - Auf dem Signalberg bei Bastorf, zwischen Kühlungsborn und Rerik.

930, 25 Diedrichshäger Berg in der Kühlung - 130m hoher Berg bei Diedrichshagen in der Kühlung, einer vorwiegend bewaldeten Landschaft südlich von Kühlungsborn.

930, 27-
931, 37
Der Alarm am ... Straße lagen Erwachsene - Bei einem Luftangriff auf die Flakartillerieschule Rerik am Nachmittag des 25.7.1943 wurden Flugzeughallen, Unterkünfte und Soldatenwohnungen zerstört. Es gab Tote und Verletzte; vgl. Wentzel (1981), S. 21, 26; Wentzel (1982), S. 24.

930, 37 Deutschen Industrie-Normen - Vom Deutschen Institut für Normung e.V. festgelegte Normen, Abk. DIN; s. 1330, 15; 1790, 2.

931, 35 Pirrmann, General der Flieger - Adolf Pirmann [sic], geb. 8.1.1895, Berufssoldat; 1914-28 in der kaiserlichen bzw. Reichsmarine; am 1.7.1935 bei der Luftwaffe reaktiviert; wurde im Juni 1940 Kommandeur des Flakregiments 201, am 1.7.1941 zum Oberst ernannt. Vom 15.4.1942 bis zum 10.3.1943 war er Kommandeur der Flakartillerieschule I, Rerik. Am 1.6.1944 zum Generalmajor, am 1.3.1945 zum Generalleutnant befördert.

931, 39 Kühlungsborn - Bekanntes Ostseebad, nordöstlich von Rerik, etwa 30 km westlich von Rostock.

932, 16f. So blieb Peter ... Erde von Wustrow - Vgl. IB, S. 33.