13. August 1968
1805, 29 Karlovy Vary - s.K. 1200, 6.

1805, 36-
1806, 6
»Walter Ernst Karl« ... längliches Fragezeichen gehängt - Anläßlich Ulbrichts Zusammentreffen mit Dubček erschien in der NYT vom 13.8.1968 ein Lebenslauf unter der Überschrift »East Germany’s Hardy Leader/Walter Ernst Karl Ulbricht«. Über die Auseinandersetzung mit Ziller heißt es: »In 1957 Gerhard Ziller, then the East German Secretary for Economic Affairs, gave vent to these feelings during an angry debate. ›While we were in concentration camps, Comrade Ulbricht‹, he is reported to have said, ›you were making speeches in Russia. You have always been safe.‹
Mr. Ulbricht was said to have told Mr. Ziller with typical composure that what he had said ›I will never forget‹ and suggested to discuss the matter later.
The discussion never took place. Mr. Ziller went home and shot himself.« An diesen Ausschnitt der NYT hat Johnson ein sehr langgezogenes Fragezeichen gesetzt.
Die Vornamen Ernst Karl werden in den Biographien Ulbrichts nicht erwähnt; s.K. 993, 8; 1138, 30.

1805, 36-
1806, 1
Gerhard Ziller - Gerhart [sic] Ziller (19.4.1912-14.12.1957), Elektromonteur und technischer Zeichner; seit 1930 Mitglied der KPD, Redakteur der KPD-Zeitung »Arbeiterstimme«; nach 1933 mehrmals inhaftiert, Mitglied der Widerstandsgruppe Saefkow, 1944/45 im KZ Sachsenhausen und Gefängnis Leipzig; trat 1946 der SED bei, setzte sich als Industrieminister seit 1949 für den Aufbau in Sachsen ein, 1950-53 Minister für Maschinenbau, 1953 Sekretär für Wirtschaft des ZK der SED, seit 1954 Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses; wurde beschuldigt, der Gruppe Schirdewan-Wollweber anzugehören (die im Februar 1958 wegen »Fraktionstätigkeit« gemaßregelt wurde); beging Selbstmord. Auf der 30. Tagung des ZK der SED vom 30.1.-1.2.1957 waren Mitglieder des Instituts für Wirtschaftswissenschaften von Ulbricht wegen reformistischer Auffassungen angeklagt worden und neue Direktiven für die Staatliche Plankommission erteilt worden. Außer der Kritik an Ulbricht scheinen Auseinandersetzungen über die Wirtschaftspolitik zu Zillers Freitod geführt zu haben.

1806, 23f. auf der Schleife - s.K. 1050, 22.

1806, 26 Marina City - Ein als Beispiel gelungener moderner Architektur bekannter 61stöckiger Büro- und Appartmentkomplex am Chicago River; 1963/64 nach Plänen von Bertrand Goldberg errichtet, mit Theater, Eisbahn und Jachthafen, dessen 179m hohe Zwillingstürme von weither zu sehen sind; Chicago: s.K. 14, 34.

1806, 33 Rockaway - s.K. 372, 27.

1807, 1 bottnischen Ostsee - s.K. 154, 2f.

1807, 3f. Olmütz, Olomouc - (dt. und tschech.) Ehemalige Hauptstadt Mährens, 1055 erstmals urkundlich erwähnt, Bischofssitz seit dem 11. Jh., Zentrum des Katholizismus; s.K. 1809, 4f.

1807, 4 hl. n. - (tschech.) Abk. für hlavní nádraží: Hauptbahnhof; s.K. 12, 27f.

1807, 22 en famille - (frz.) zur Familie zugehörig.

1808, 9f. neulich ist ihm ... Ja. Am-seln - Amseln leben normalerweise nicht in Schwärmen; Amselmotiv: s.K. 274, 36.

1808, 20 Protože nádraži je velmi daleko - (tschech. ugs.) übersetzt im Text. Richtig: Weil der Bahnhof sehr weit weg ist.

1808, 22f. Ne, jejich manželky ... Ještě dělám chyby - (tschech.) übersetzt im Text. »Vorsicht doch!« ist ein dt. Zusatz; s.K. 1134, 31.

1808, 29-31 So do I ... later. / Will do - (engl.)
- Ich dich auch.
- Dann bis später.
- Gut so.

1809, 3 Morava - Tschech. Name der March; mündet bei Bratislava in die Donau.

1809, 4 bei lüttem - (nd.) demnächst, bald.

1809, 4f. die Olmützer Punktuation - Nach der Olmützer Punktation [sic] vom 29.11.1850, geschlossen zwischen Preußen und Österreich, mußte Preußen die Interventionspolitik in Kurhessen und Holstein dem Deutschen Bund, in dem Österreich die Vormacht hatte, überlassen. Sie bedeutete das Ende der Versuche Friedrich Wilhelms IV., die Einheit Deutschlands unter preußischer Führung ohne Österreich zu erreichen, und führte zur Rückkehr Preußens zur Frankfurter Bundesversammlung; s.K. 1141, 28f.; 1150, 5f.

1809, 6 Wenzelsdom - Auf dem Fürstenberg an der March gelegen, 1107 als romanische Basilika auf den Resten einer slawischen Burg begonnen, im 13.-16. Jh. gotisch, im 19. neogotisch erweitert; mittelalterliche Bischofsgräber und Wandmalereien, Domschatz.

1809, 6f. In der Mauritiuskirche ... größte Orgel Mährens - Hauptkirche der Bürgerschaft aus dem 14.-16. Jh., dreischiffiger Hallenbau, mehrmals durch Brände beschädigt; Barockorgel von 1740-45 mit 2.311 Pfeifen von Michael Engler aus Breslau.

1809, 7 Der Heilige Berg - Svatý Kopeček, 412m hoher Berg 7km nordöstlich von Olomouc mit weithin sichtbarer großer barocker Wallfahrtskirche.

1809, 7 Ölmützer Sprachinsel - Heinrich Zdik, von 1126 bis 1150 Bischof, rief den Kolonisierungsorden der Prämonstratenser nach Mähren. Die Könige Ottokar I. und II. Prřemysl ließen, besonders nach Niederschlagung der Mongolen 1241, hier Deutsche ansiedeln. Bruno von Schaumburg, von 1246-81 Bischof, zog weitere dt. Handwerker und Bauern ins Land und verlieh Olmütz das Magdeburger Stadtrecht.

1809, 11-16 Kaprova und Maislova ... zu Dlouhá třída - Jakobs Weg beschränkt sich auf die Altstadt, insbesondere die Josephsstadt, das ehemalige jüd. Viertel, und folgt wichtigen Stationen in Franz Kafkas Leben.
Das Eckhaus neben der St.-Nikolaus-Kirche, wo Kaprova ulice (Karpfengasse), Maislova ulice (Enge Gasse) und U radnice zusammentreffen, trägt seit 1966 eine Gedenktafel für Franz Kafka, der im Vorgängerbau dieses Hauses »Zum Turm« (damals Jáchymova ulice Nr. 4) am 3.7.1883 geboren wurde. Das Haus lag am Rand des jüd. Ghettos.
Die Dušní ulice (Heilig-Geist-Gasse) führt nördlich des Altstädter Rings an der Spanischen Synagoge vorbei bis zur Moldau. Kafkas Familie lebte von 1885-87 in Nr. 187.
In Nr. 6 der Mikulášska (früher Enge Gasse, Niklasstraße, heute Pařížská ulice) wohnte die Familie Kafka 1887-88, in Nr. 36 (heute Pařížská třída) von 1907 an. Das inzwischen abgerissene Haus war das letzte vor der Moldau mit Aussicht auf die in Bau befindliche Svatopluka-Čecha-Brücke; dieses Milieu bildet den Hintergrund der Erzählung »Das Urteil«.
Die Celetná ulice (Zeltnergasse) führt vom Altstädter Ring in östlicher Richtung zum Pulverturm, in Nr. 2 (Sixt-Haus) an der Einmündung zum Altstädter Ring wohnte Kafka 1888-89. In derselben Straße hatte Kafkas Vater 1882 in Nr. 12 sein erstes Galanteriewarengeschäft eröffnet, das er später nach Nr. 3 (Zu den drei Königen) verlegte. Im selben Haus, das an die Teinkirche angrenzte, wohnte auch die Familie von 1896-1907.
Das Altstädter Rathaus ist ein gotischer Bau aus dem 14./15. Jh. mit berühmter astronomischer Uhr am Altstädter Ring, der neogotische Anbau brannte bei Kämpfen im Mai 1945 ab. An das Rathaus mit der Rückseite angrenzend steht das mit Renaissance-Sgraffiti geschmückte Haus U minuty (Zur Minute), Altstädter Ring 2, in dem Kafkas Familie 1889-96 wohnte, bis das Haus in den Rathauskomplex einbezogen wurde.
Der Fleischmarkt (Masná ulice) liegt nordöstlich des Altstädter Rings. In Nr. 16-28 befand sich die dt. Knabenschule, Kafkas erste Schule. Das Kinský Palais ist ein Rokoko-Stadthaus am Altstädter Ring, 1755-65 nach Plänen von Dientzenhofer erbaut; von 1893 bis Juli 1901 besuchte Kafka (wie auch Franz Werfel, Max Brod, Karl Kraus) hier das »k.k. Staatsgymnasium mit deutscher Unterrichtssprache in Prag-Altstadt«. Kafkas Vater hatte in demselben Gebäude seit 1912 sein Geschäft. (In dem Haus wuchs auch Bertha von Suttner, geb. Gräfin Kinsky [1843-1914] auf.)
Das Karolinum, ein gotischer Bau am Obstmarkt (Železná ulice Nr. 9) südlich des Altstädter Rings, ist das Hauptgebäude der damals »k.k. Carl-Ferdinands-Universität«, die 1348 von Karl IV. gestiftet wurde und die älteste Mitteleuropas ist. Hier war die juristische Fakultät, an der Kafka von 1901-03 studierte und am 18.6.1906 zum Dr. jur. promovierte.
Bei der privaten Versicherungsanstalt Assicurazioni Generali, deren Prager Filiale sich im Eckhaus Wenzelsplatz Nr. 19/Jindříšská (Heinrichsgasse) befand, arbeitete Kafka von Oktober 1907 bis Juli 1908, anschließend nahm er einen Posten bei der »Arbeiter-Unfallversicherung für das Königreich Böhmen«, Proic 7, an, wo er bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen 1922 blieb. Der neobarocke Gründerzeitbau der Arbeiter-Unfallversicherung steht in der Nähe des Wenzelsplatzes, Na příkopě Nr. 7 (Am Graben).
Die Bílkova ulice (Bilekgasse) ist eine Querstraße zur Pařižká, etwa zwischen Altstädter Ring und Moldau. Kafka wohnte im August und September 1914 und im Februar 1915 in Nr. 10 bei seiner Schwester Valerie und begann dort mit der Niederschrift des »Prozeß«. Vom März 1915 an blieb Kafka für zwei Jahre in einer kleinen Wohnung in der Dlouhá třída (Lange Gasse) Nr. 18 (Zum Goldenen Hecht, heute Nr. 16), die vom Altstädter Ring nach Nordosten führt.
1955, zur Zeit von Jakobs Besuch, galt Kafka in den soz. Ländern als dekadenter Nihilist, da die von ihm beschriebene Entfremdung der Menschen im Sozialismus beseitigt sei; seine Werke wurden nicht gedruckt. Vergeblich wurde 1963 eine »Rehabilitierung« bei einer Kafka-Konferenz in Liblice versucht; erst die Anbringung einer Gedenktafel am Geburtshaus markierte 1966 eine Wende.
1955 schrieb Johnson ein »Referat für das Seminar zu der Vorlesung von Herrn Prof. Dr. Mayer ›Deutsche Literatur im Kaiser-Reich‹« unter dem Titel »Das Leben Franz Kafkas«; vgl. Johnson, Entwöhnung, S. 62-66; Kafka: s. 1505, 26; s.K. 1860, 9-12.

1809, 38 Kükendraht - s.K. 500, 27.

1810, 2 Luther - s.K. 806, 31.

1810, 3 Erzbischof Josef Beran - 29.12.1888-17.5.1969, tschech. Priester; 1942-45 im KZ Dachau, 1946 Erzbischof von Prag, anfangs wegen seiner KZ-Haft und einfachen Herkunft von der KPČ geduldet; zelebrierte nach Gottwalds Wahl zum Staatspräsidenten am 14.6.1948 im Prager Veitsdom ein Te Deum. Als jedoch die Kurie eine gewünschte Loyalitätserklärung gegenüber dem Staat verweigerte, kam es 1949 zum offenen Kirchenkampf, der in dem Kirchengesetz vom 14.10.1949 gipfelte: Alles Kirchenvermögen wurde dem Staat übereignet, der die Besoldung der Geistlichen übernahm und einen Treueeid von ihnen verlangte, den der niedere Klerus aufgrund der finanziellen Abhängigkeit leisten mußte. Der Widerstand des höheren Klerus wurde in einer Reihe von Prozessen gebrochen (s.K. 1656, 28-30; 1810, 10-12). 1951-65 stand Beran in verschiedenen Klöstern als »Staatsfeind« unter einer Art Hausarrest; nach seiner Ernennung zum Kurienkardinal erhielt er 1965 eine Ausreiseerlaubnis.

1810, 3-6 Am 7. Juni ... sich geweigert hatte - s.K. 46, 35. Die Verfassunggebende Nationalversammlung hatte am 9.5.1948 eine Verfassung gebilligt, in der die Prinzipien des soz. Systems verankert waren, weshalb sich Präsident Beneš weigerte, sie zu unterschreiben, und zurücktrat. Sie wurde danach vom Ministerpräsidenten Gottwald unterzeichnet, womit sie de facto, aber nicht de jure in Kraft trat. Dieser Zustand hielt bis zur Einführung der Verfassung von 1960 an.
Klement Gottwald [sic; in der zweibändigen Taschenbuchausgabe berichtigt] (23.11.1896-14.3.1953), Tischler, Politiker; 1929 Generalsekretär der tschechos. KP, seit 1939 im Exil in der UdSSR, 1946 Ministerpräsident, nach dem komm. Staatsstreich im Februar 1948 Staatspräsident.
Eduard Beneš (28.5.1884-3.9.1948), Nationalökonom, Mitbegründer der Tschechoslowakei, 1918-35 Außenminister. Beneš war nicht Präsident auf Lebenszeit: 1935 als Staatspräsident gewählt, trat er 1938 zurück und lebte als Privatperson in den USA und Großbritannien. Nach der Aufnahme seiner politischen Arbeit im Exil 1939 wurde er rückwirkend von 1938 bis zu seiner Neuwahl 1946 als Präsident anerkannt. Er stand 1940-45 der Exilregierung in London vor. Von den Kommunisten überrumpelt und gesundheitlich schwer angeschlagen, trat er am 6.6.1948 zurück.

1810, 10-12 Titularbischof von Olmütz ... fünfundzwanzig Jahren Gefängnis - Ein Titularoder Weihbischof ist nur der Weihe nach Bischof, leitet aber keine Diözese. Um den Widerstand des Klerus zu brechen, fanden von Mai 1950 bis Januar 1951 mehrere »Kirchenprozesse« in der ČSR statt, in denen allein Kontakte zum Vatikan, der »Spionagezentrale der USA«, zur Verurteilung führen konnten. Der Weihbischof von Olmütz Stanislav Zela wurde am 18.7.1950 verhaftet, für den Prozeßtermin gegen ihn und acht andere Kirchenmitarbeiter werden sowohl der 27.11.-2.12.1950 wie auch der 10.1.-15.1.1951 angegeben. In dem offiziell »Prozeß gegen die Agenten des Vatikans in der Tschechoslowakei«, inoffiziell meistens »Prozeß gegen Zela, Opasek und Konsorten« genannten Gerichtsverfahren wurde Zela zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt; vgl. Kaplan (1986a), S. 149-153, 213.
Im Vorschlag an das Präsidium des ZK der KPČ zur Einleitung politischer Prozesse gegen die Kirchenführung vom 12.9.1950 heißt es: »Der zweite Prozeß würde gegen eine Gruppe von 21 höheren kirchlichen Würdenträgern geführt werden, die sogenannten Handlanger der Bischöfe. Unter diesen befindet sich auch Dr. Stanislav Zela, der Olmützer Weihbischof, dem verschiedene Delikte aus der Zeit der Okkupation und enge Zusammenarbeit mit den Organen der Gestapo zur Last gelegt werden. In dieser Hinsicht soll er sehr kompromittiert sein«; vgl. Kaplan (1990), S. 268.

1810, 16-
1811, 6
Die Parfümkisten-Verschwörung ... auf versuchte Meuchelmörderei - Die Koalition der »Volksfronten« zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten litt seit der Zurückweisung der Marshall-Plan-Hilfe unter Spannungen, der Sieg des rechten Flügels der Sozialdemokratie auf dem Parteitag am 16.11.1947 zwang Gottwald zur Regierungsumbildung. In diese Krisensituation fällt der erwähnte Zwischenfall: »Am 10. September 1947 erhielten die Minister Peter Zenkl, Prokop Drtina und Jan Masaryk Sprengstoffpakete von mysteriöser Herkunft. [...] Obwohl die gerichtliche Untersuchung eine heiße Spur ermitteln konnte, die in ein Kreissekretariat der KPTsch in Olmütz führte, wurden weitere Ermittlungen eingestellt, und erst nach der Machtübernahme über die ganze Angelegenheit, allerdings unter anderen Vorzeichen entschieden. Der neue Justizminister Alexej Čepička erklärte im Mai 1948, die Affäre mit den Paketen sei ›von den führenden Funktionären der Volkssozialistischen Partei unter der Führung von Generalsekretär Vladimir Krajina fabriziert worden‹. Eine Woche später strebte das Innenministerium allerdings einen Prozeß gegen 13 Personen an, die angeblich mit der Affäre zu tun hatten, und sah als Hauptangeklagten den ehemaligen Justizminister Drtina vor, der seinerzeit gegen das KPTsch-Parteisekretariat in Olmütz Anklage erheben wollte. Drtina versuchte unmittelbar nach der Machtübernahme Selbstmord zu begehen«; vgl. Kaplan (1986a), S. 108; Hoensch (1978), S. 123f.
Claire Sterling berichtet, wie der Außenminister Jan Masaryk in Moskau gezwungen worden war, die Annahme des Marshallplans zurückzunehmen: »He [Masaryk] was not back more than two months when they tried to kill him. The bombs came in wooden boxes marked ›Perfume‹, one for him, one for the leader of President Beneš's National Socialist Party, Peter Zenkl, one for the courageous Minister of Justice, Prokop Drtina. Clumsily contrived, the bombs were readily detected. The Communists at once accused the democrats of concocting the plot for propaganda purposes. Drtina, though blocked at every turn by Gottwald's Interior Minister, managed to trace the maker of the boxes, then the maker of the bombs, then the sender, finally the instigator. The evidence, backed by confessions, was too clear for denial. But the plotters, saved by a Communist Putsch, were never brought to trial. All were Communist functionaries, from the Olomouc region. The instigator, Alexej Čepička, was Gottwald's son-in-law.
People who were there say that Gottwald's voice broke with joy when, five months after those perfume boxes were sent, he announced to a delirious crowd in Wenceslas Square that Alexej Čepička would be his new Minister of Justice. That was on February 25, 1948, the day of the Communist Putsch. Prokop Drtina, replaced by his would-be assassin, jumped from a third-story window the following night. [...]
Drtina didn't die. He spent the next five years, three months and eighteen days in prison awaiting trial, and seven years more to complete his prison sentence for ›false accusations of attempted assassination.‹« Sterling (1968), S. 8f.
»alleged box manufacturer, Pilař, was a militant Communist; he often went fishing near the spot where the explosives were discovered. This spot was a depression several yards deep and filled with dirty water, an unlikely place to search unless the police knew where to look. It soon turned out that Pilař hadn't made the boxes anyway. They were made by a carpenter in Krčmáň, near Olomouc, called Jan Kopka, who admitted to knowing their intended use. Also a Communist, Kopka confessed to the regional police in Brno, the Moravian capital, and was sent to Prague for questioning. There he was interrogated by Dr. Gorner, the CID chief, who interrupted his confession - and precise identification of the boxes - to say he was lying, since the police already knew who made the boxes. Gorner then personally dictated the minutes of the testimony, told the astonished Kopka to sign, and ordered his release. Later, Gorner telephoned to the secret police in Olomouc - his call was tapped - giving detailed instructions for destroying all traces of the plot.
The democrats were not yet beaten. They brought charges before the District Court of Olomouc, permitting Drtina's Ministry of Justice to pursue the investigation formally. Kopka was rearrested, and a search of his carpentry shop revealed a substantial cache of arms: machine guns, hand grenades, ammunition. On a tip from Kopka, a much bigger arsenal was found at the home of a fellow Communist, a railwayman named Opluštil. Also arrested, Opluštil confessed that the weapons were transferred to his house immediately after Kopka's arrest, by the local Party Secretariat. When he showed a reluctance to hide them, a Commmunist Deputy in Parliament warned him: ›If you don't do it, or ever breathe a single word about it, you could be crushed between two cars, or fall off a train, without anybody ever knowing how it happened.‹ From a chain of supporting confessions, it then came out that this Communist Deputy, J. Juri-Sosnar, had himself made the bombs for the plot, using explosives from the Olomouc depot, where a quantity was found bearing the same serial number. He had been instructed to make them by Gottwald's son-in-law Alexej Čepička.
The trial, scheduled for March, 1948, did not take place for obvious reasons. All those indicted as accomplices in the plot were released from prison immediately after the February coup; Deputy Juri- Sosnar was greeted as he came out by a large Communist reception committee and a brass band. Simultaneously, the non-Communist prosecutor handling the case for the Olomouc court was arrested, as were all non-Communist witnesses for the prosecution. The last of these witnesses died in September 10, 1968, without uttering another word on the case; his tongue had been cut out in prison«; Sterling (1968), S. 52f.
1968 konnte Drtina bestätigen, daß er, ohne Hoffnungen und enttäuscht vom Verhalten seiner ehemals demokratischen Ministerkollegen, tatsächlich einen Selbstmord geplant hatte; vgl. Sterling (1968), S. 277. Vgl. auch DER SPIEGEL 12.12.1956, S. 46; Mecklenburg (2004), S. 108-111.

1810, 18f. Vorsitzenden der Nationalsozialisten Peter Zenkl - 13.6.1884-2.11.1975, Gymnasiallehrer der tschech. Sprache, Autor mehrerer Lehrbücher, Politiker der Volkssozialistischen Partei; 1937-39 Oberbürgermeister (Primator) von Prag, 1938-39 Minister für Soziales, Gesundheit und Sport, März 1939-45 im KZ Buchenwald; 1945-48 Vorsitzender der Volkssozialistischen Partei, 1946-48 Stellvertreter des Ministerpräsidenten. Mit den übrigen bürgerlichen Mitgliedern der Regierung reichte er aus Protest gegen die Hegemonialbestrebungen der Kommunisten seine Demission ein; emigrierte nach dem komm. Putsch in die USA. - Die Národný socialistická Partei (národ: Volk, Nation) wird, um falsche Assoziationen zu vermeiden, heute mit Volkssozialisten übersetzt. Sie stand politisch links von der Mitte und regierte 1945-48 mit den drei anderen verbliebenen demokratischen Parteien in der »Nationalen Front« mit den Kommunisten zusammen. Die irreführende Bezeichnung »Nationalsozialisten« statt »Volkssozialisten« geht auf Claire Sterling zurück, die die demokratische Mitte-Links-Partei »National Socialists« nennt, vgl. Sterling (1968), S. 51.

1810, 19 Justizminister Prokop Drtina - 13.4.1900-16.10.1980, Jurist und Politiker; 1929-38 Mitarbeiter der Präsidentenkanzlei der Republik, persönlicher Sekretär des Präsidenten, seit 1928 Mitglied der Volkssozialistischen Partei; 1939 im Widerstand tätig und nach London geflohen. 1940-45 politischer Referent der Exilregierung, 1945-48 Parlamentsabgeordneter der Volkssozialisten. Als Justizminister der ČSR vom November 1945 bis Februar 1948 versuchte er, radikale Tendenzen und Willkür zu verhindern und führte mit Innenminister Nossek einen Kompetenzstreit über Zuständigkeiten und beschuldigte nach einer 1947 inszenierten »Verschwörung« in Böhmen die Kommunisten, die Sicherheitsorgane zu mißbrauchen, unternahm deshalb nach dem komm. Putsch einen Selbstmordversuch. Er wurde 1953 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, 1960 aus der Haft entlassen und konnte erst 1968 bestätigen, daß er im Gegensatz zu Masaryk tatsächlich, einen Selbstmord geplant hatte. Memoiren: »Tschechoslowakei mein Schicksal«, 4 Bde., 1982; vgl. Sterling (1968), S. 277.

1810, 20 Jan Masaryk - s.K. 852, 31f.

1810, 39 Alexej Čepička - 18.8.1910-30.9.1990, Jurist; heiratete 1948 die Tochter Klement Gottwalds; löste am 25.4.1950 Svoboda als Verteidigungsminister ab und baute die Armee nach sowj. Vorbild auf; im April 1956 seiner Ämter in Regierung und Partei enthoben.

1811, 1 Klement Gottwalt - Richtig: Gottwald; in der zweibändigen Taschenbuchausgabe berichtigt; s.K. 1810, 3-6.

1811, 1f. die Sache mit dem Erzbischof - Das kann sich auf Erzbischof Beran (s.K. 1810, 3) beziehen oder auf den Erzbischof von Olmütz Josef Karel Matocha. Matocha war seit Ostern 1950 jegliche seelsorgerische Tätigkeit in seiner Diözese verboten, von Juni 1954 bis zu seinem Tod am 2.11.1961 lebte er in seiner Residenz in strenger Haft.

1811, 12 Brno - s.K. 1028, 1.

1811, 20f. Was sagen denn deine Italiener dazu - Beim Niesen würden sie »salute« sagen, also »Gesundheit«, aber ob das gemeint ist?

1811, 34f. »gefärbte« Arbeiter - (engl. wörtl. übersetzt) coloured workers; s.K. 218, 13.

1811, 37 Alles neu macht der Mai - Melodie des Lieds nach einer volkstümlichen Weise aus dem 18. Jh., Text: Hermann Adam von Kamp, 1829:
    Alles neu macht der Mai,
    macht die Seele frisch und frei.
    Laßt das Haus, kommt hinaus,
    windet einen Strauß!
    Rings erglänzet Sonnenschein,
    duftend prangen Flur und Hain;
    Vogelsang, Hörnerklang tönt den Wald entlang.

1812, 4f. All the bungalow ... kiss my dick - (engl.) Alle Leute aus den Bungalows küssen meinen Schwanz.

1812, 26f. einstöckige Wüstenei - s.K. 20, 33f.

1812, 28f. »Die Einsamkeit des ... modernen amerikanischen Gesellschaft« - Vermutlich David Riesman with Nathan Glazer and Reuel Denney: The Lonely Crowd. A Study of the Changing American Character, New Haven 1950 (dt. »Die einsame Masse«, 1958).