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Seite/Zeile(n)
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Datum/Text
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27. Dezember 1967 |
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519, 13 |
kinderglut - (engl.) »Kinderschwemme«. In New York Bezeichnung für den
schulfreien Mittwoch zwischen Weihnachten und Neujahr, an dem die Kinder
traditionellerweise Matinee-Vorstellungen der Theater und andere Vergnügungen
besuchen.
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519, 17-24 |
Verwandtschaft mit dem ... und will nicht - Nur im Schriftbild wird die Anspielung
auf das dt. »Glut« deutlich, das an Lisbeths Todesart und an die von ihr
angenommene Schuld durch den Bezug auf den Jahrestag des Holy Innocents’
Day, den Gedenktag an den Kindermord von Bethlehem durch König
Herodes (engl. Massacre of the Innocents), erinnert; vgl. Matth 2, 16.
Die NYT vom 28.12.1967 berichtet in dem Artikel »Children Engulf Midtown
Traffic« über das von den Kindern verursachte Verkehrschaos: »It was the
annual kinderglut, a phenomenon that occurs on the Wednesday between
Christmas and New Year’s. It was matinee day and the children were free of
school.«
Ein weiterer Artikel »Matinee Day, Plus Youngsters, Snarls Holiday Traffic in
the City« erwähnt eine Vorstellung »The Ceremony of Innocence« am
American Place Theater.
Fortführung des Feuermotivs: s. 519, 36-520, 12.
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519, 28-33 |
winterlichen Vormittag am ... in der Luft - Die Passage könnte sich auf einen Besuch
bei Martin Walser beziehen, der 1957-68 in Friedrichshafen am Bodensee
wohnte. Der 2.501m hohe Säntis, ein Gipfel der Appenzeller Alpen in
der Nordostschweiz, ist von dort bei guter Sicht zu sehen.
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519, 33f. |
Der Moment der ... Vergangenes wie Jetzt - Vgl. Proust (1953), Bd. 7, S. 290: »Diese
Ursache aber erriet ich nunmehr, wenn ich untereinander jene verschiedenen
beseligenden Eindrücke verglich, die das gemeinsam hatten, daß ich
sie zugleich im gegenwärtigen Augenblick und in einem entfernten erlebte,
bis schließlich die Vergangenheit auf die Gegenwart übergriff und ich selbst
sofort nicht mehr unsicher war, in welcher von beiden ich mich befand; in
der Tat war es so, daß das Wesen, das damals in mir jenen Eindruck verspürt
hatte, ihn jetzt in dem wiederfand, was es an Gemeinsamem zwischen einem
Tage von ehemals und dem heutigen gab, was daran außerhalb der Zeit
gelegen war; es war ein Wesen, das nur dann in Erscheinung trat, wenn es
auf Grund einer solchen Identität zwischen Gegenwart und Vergangenheit
sich in dem einzigen Lebenselement befand, in dem es existieren und die
Essenz der Dinge genießen konnte, das heißt außerhalb der Zeit«;
s.K. 8, 38-9, 2.
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519, 36- 520, 12 |
Die New York ... seine moralischen Aspekte - Vgl. den Artikel »Napalm Inventor
Discounts »Guilt«« der NYT vom 27.12.1967: »Dr. Louis Frederick Fieser,
who led a team of Harvard University scientists in the development of napalm
during World War II, says he feels free of any »guilt.«
Napalm, a jellied gasoline compound used in incendiary bombs and flamethrowers,
has been denounced in some quarters as an immoral weapon that
has caused suffering among civilians in Vietnam.
»You don’t know what’s coming,« Dr. Fieser said in an interview. [...] »I distinguish
between developing a munition of some kind and using it,« he declared.
»You can’t blame the outfit that put out the rifle that killed the President.
I’d do it again, if called upon, in defense of the country.«
Dr. Fieser (pronounced Feeser) Sheldon Emery Professor of Organic Chemistry
Emeritus of Harvard, retired from his teaching duties last June after more
than 30 years in the chemistry department.« Im Zusammenhang mit einer
studentischen Protestdemonstration gegen einen Vertreter der Dow Chemical
Co. im Oktober 1967 (s.K. 382, 3-16) im gleichen Gebäude, in dem Dr.
Fieser weiterhin im Labor arbeitete, und gegen ihn gerichteten Anklagen wegen
seiner Napalm-Forschung sagte er: »»I don’t know enough about the situation
in Vietnam [...]. Just because I played a role in the technological development
of napalm doesn’t mean I’m any more qualified to comment on
the moral aspects of it.«
Dr. Fieser and five Harvard associates, working under a contract with the National
Defense Research Committee, began work on napalm in the fall of
1941 and completed the major part of it by mid-1942«; Napalm: s.K. 230, 2;
Harvard: s.K. 101, 15.
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520, 3 |
Louis Frederick Fieser - 7.4.1899-25.7.1977, amerik. Chemiker; Prof. in Harvard
1937-67.
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520, 26f. |
Queens Plaza - s.K. 373, 30.
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520, 27 |
Macy - s.K. 343, 5.
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520, 28 |
Lesney of Britain, Limited - Hersteller von modellgetreuen Spielzeugautos, die
Firma wurde von »matchbox« übernommen; s.K. 1592, 5f.; s. 1338, 34.
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520, 29-31 |
tatsächlich wird sie ... Neujahr angekündigt hat - s.K. 442, 25f.: s. 538, 7-32.
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520, 33 |
Wäscherei von Mr. Fang Liu – s.K. 65, 27-30.
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521, 10 |
am 26. September 1967 - Der 26. September (1962) ist im Roman der Todestag
Heinrich Cresspahls, er entspricht historisch dem vermutlichen Todestag
Walter Benjamins (1940).
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521, 10-16 |
Herr Gostev vom ... sich das vorstellen - Vgl. die Auszüge aus dem Gedächtnisprotokoll
Pawel Litwinows (»Excerpts From Letter by Russian Dissident and
From Plea During Trial«) in der NYT vom 27.12.1967: »On Sept. 26, 1967,
I was summoned by the Committee of State Security [K.G.B.] to appear
before Gostev, an official of the K.G.B.« Litwinow behauptete, daß sich der
Schriftsteller Wladimir Bukowskij entgegen der Darstellung in der sowj. Presse
nicht schuldig bekannt habe. »Gostev: Well, you will learn what he did when
he is put on trial. He will be acquitted if he is innocent. Could you possibly
think that now, in the 50th year of Soviet power, a Soviet court could make a
wrong decision?«; vgl. DER SPIEGEL 15.1.1968, S. 81; s.K. 731, 33-36.
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521, 11 |
K.G.B. - (russ.) Abk. für Komitet Gosudarstwennoj Besopasnosti: Komitee
für Staatssicherheit. Die sowj. Staatssicherheitsbehörde wurde am 20.12.1917
unter dem Namen Tscheka (Tschreswytschainaja Kommissija: Außerordentliche
Kommission) gegr., 1922 in GPU (Gosudarstwennoje Polititscheskoje
Uprawlenije: Staatliche politische Verwaltung) und 1923 in OGPU (Vereinigte
GPU) umbenannt. 1934 wurde sie mit dem NKWD (Narodnij Kommissariat
Wjenutrennich Djel: Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten; s.K. 1279, 38)
vereinigt. Das NKWD bereitete die Prozesse der Tschistka (s.K. 819, 5)
vor und führte die Hinrichtungen durch, bis zu fünf Jahren Zwangsarbeit
konnte es in Geheimverfahren selbst verhängen. Mit der Umbenennung
der Volkskommissariate in Ministerien wurde 1946 das neu benannte
MGB (Ministerstwo Gosudarstwennoj Besopasti: Staatssicherheitsministerium;
s.K. 1284, 3) vom MWD (Ministerstwo Wjenutrennich Djel: Innenministerium;
s.K. 1790, 33) abgetrennt. Nach Stalins Tod wurden im März 1953
beide wieder im MWD zusammengefaßt, um nach der Berija-Affäre 1954
wieder in MWD und KGB aufgegliedert zu werden. Das KGB durfte keine
Urteile fällen, erhielt aber Ende der fünfziger Jahre erweiterte Befugnisse zur
Vorbereitung von Prozessen.
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521, 11 |
Pavel M. Litvinow - Pawel Michailowitsch Litwinow, geb. 1940, sowj. Physiker,
Enkel Maxim M. Litwinows, des sowj. Außenministers von 1930-39, mit
einer Tochter von Lew Kopelew verheiratet. Litwinow schickte Auszüge einer
Mitschrift des Prozesses gegen den Schriftsteller Wladimir Bukowskij an
vier sowj. Zeitungen und die komm. Zeitungen Frankreichs und Italiens, die
sie alle nicht veröffentlichten. Bukowskij war am 1.9.1967 wegen Teilnahme
an einer Demonstration in Moskau verurteilt worden und hatte vor Gericht
vehement das Recht auf öffentliche Demonstrationen verteidigt. Litwinow
verbreitete im Untergrund Dokumente über die Protestdemonstration auf
dem Moskauer Puschkinplatz vom 22.2.1967 und veröffentlichte Materialien
in der NYT vom 27.12.1967 und in DER SPIEGEL vom 15.1.1968,
S. 78. Er verlor deswegen und wegen seines Engagements für Ginsburg, Galanskow
und Dobrowolskij seine Stellung als Physiker am Institut für Chemische
Präzisionstechnologie. Zusammen mit Daniels Frau prangerte er die
Ungesetzlichkeit des Verfahrens an und verlangte die Bestrafung der Schuldigen
(vgl. NYT 13.1.1968). Er demonstrierte mit sechs anderen am 25.8.1968
auf dem Roten Platz in Moskau gegen die Okkupation der ČSSR und wurde
daraufhin zu fünf Jahren Exil in der Burjartischen Sowjetrepublik verurteilt;
1972 entlassen, verließ er die UdSSR am 18.3.1974 und emigrierte in die
USA; vgl. auch den Prozeßbericht in: DER SPIEGEL 21.10.1968, S. 132f.;
s.K. 88, 20f.;
133, 36;
246, 28;
427, 30;
608, 25-28.
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521, 22 |
Deutsche Bank - 1870 gegr., größte dt. private Kreditbank mit Sitz in Frankfurt/Main.
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521, 22f. |
Bank des Heiligen Geistes - s.K. 394, 2f.
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521, 23f. |
Giovanni Agnelli - 12.3.1921-24.1.2003, ital. Unternehmer; Enkel des Firmengründers
der FIAT-Werke, seit 1963 Geschäftsführer, baute die Automobilfirma
zu einem diversifizierten Technologiekonzern aus, dem auch Versicherungen,
Finanzierungs- und Immobiliengesellschaften angehören.
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521, 28f. |
I’d be delighted - (engl.) Es wäre mir ein Vergnügen.
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521, 31f. |
der hilft heute Xerox kaufen - Im Mai 1967 wurde eine Fusion von Xerox und
Univoc dementiert; s.K. 36, 25.
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521, 35f. |
Tausend Delikatessen - s.K. 344, 35.
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522, 1f. |
Denn nicht Vergiften ... ist Erschießen, Erschießen - Anspielung auf Goethes
»Faust I«, Vers 2949: »Das ist des Landes nicht der Brauch.«
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522, 3-7 |
Dear Sirs: We ... below ... Dear Sirs - (engl.) Sehr geehrte Herren, hiermit gewähren
wir unseren UNWIDERRUFLICHEN Kreditrahmen zu Ihren Gunsten,
der durch Ihre Wechsel mit einem Zahlungsziel von 90 (neunzig) Tagen
nach Sicht für jede Summe, die jedoch ca. US $80.000 nicht überschreitet,
gezogen werden kann, bei gleichzeitiger Vorlage einer Rechnung, die die
Ware wie folgt beschreibt ... Meine Herren.
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522, 9 |
There is a message for you - (engl.) Für Sie ist eine Nachricht gekommen.
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522, 18-20 |
GOOD EVEning! It’s ... NEWYORK here - (engl.) Guten Abend! Ein herrlicher
Abend! Ein herrlicher Abend für eine Zeitung! Hier gibt’s die neueste Zeitung
von New York!
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522, 21 |
Flushingbahn - Flushing: s.K. 10, 27.
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522, 28-31 |
Amsterdam, dei grote ... sall dat betålen - (nd.)
Amsterdam, die große Stadt,
Ist gebaut auf Pfählen,
Wenn die nun mal umfällt,
Wer soll das bezahlen?
Vgl. Raabe (1854), S. 104.
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523, 2f. |
eine Schallplatte von ... an das Leben - Die Allgemeinheit der Angabe hat einen
ironischen Beiklang, wahrscheinlich wird auf »Eleanor Rigby« von den
Beatles (Text und Musik: Lennon/McCartney) angespielt: »All the lonely
people, where do they all come from?/All the lonely people, where do they
all belong?« Die Platte »Revolver« mit diesem Lied befand sich in Johnsons Besitz. »Eleanor Rigby« erschien 1966 als B-Seite einer Single, als ein Lösungsvorschlag war von den Leuten aus Liverpool umseitig etwas von »gelben Unterseebooten« zu hören; vgl. Seelig (1999), S. 15;Gansel (2004), S. 145-148; s.K. 385, 35f.
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523, 5 |
It’s a PERfect ... to be FEVERish - (engl.) übersetzt im Text; s. 519, 25.
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