02. Oktober 1967
134, 21 Dej Bůh štěstí - (tschech.) Gott gebe (dir) Glück; s. 137, 27.

134, 22 Fraktur - s.K. 76, 10f.

134, 23 f. »U Svatého Václava« - (tschech.) Zum Heiligen Wenzel. Vorbild war vermutlich das Restaurant »Vasata«, 335 East 75. Straße, das 1995 geschlossen wurde; vgl. Neumann, B. (1994), S. 584f.; s. 303, 22; 466, 22; 1662, 32.

134, 24 f. Ostseite - s.K. 52, 26 f.

135, 20-22 Als die Sowjetunion ... an sich zog - Durch den Nichtangriffspakt zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion bekam Hitler freie Hand für den Angriff auf Polen. Als Gegenleistung wurde der Sowjetunion die Inbesitznahme Ostpolens zugestanden.

136, 7f. Restaurant Zum Heiligen Wenzel – Vgl. Büchner-Preis-Rede, S. 67; s.K. 136, 13; s. 303, 22; 466, 22.

136, 13 Die Geschichte vom Heiligen Wenzel - Wenzel I., der Heilige (um 903-28.9.935, von seinem Bruder Boleslaw I. ermordet), aus dem Geschlecht der Přzemysliden, böhmischer Nationalheiliger, förderte die Christianisierung und den Aufbau eines frühfeudalen Staates.

136, 26 f. Was sagen Sie ... Wahlen gewonnen haben - Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), am 28. 11. 1964 als eine Sammlungsbewegung rechtsextremer Kräfte gegr., befürwortete den Alleinvertretungsanspruch der BRD, die Notstandsgesetze und eine Lösung der Bundeswehr aus der NATO und forderte eine Revision der Ergebnisse des 2. Weltkriegs, u. a. die Annexion der Sudetengebiete und von Teilen Österreichs und Südtirols. Sie zog in mehrere Landtage ein, zuerst am 6.11.1966 in Hessen (7,9%) und am 20.11.1966 in Bayern (7,4%); am 23.4.1967 in Rheinland-Pfalz (6,9%) und Schleswig-Holstein (5,8%), am 4.6.1967 in Niedersachsen (7%), am 1.10.1967 in Bremen (8,9%) und am 28.4.1968 in Baden-Württemberg (9,8%), scheiterte jedoch in den Bundestagswahlen 1969 (4,3%) und verlor bis 1972 alle Landtagsmandate; s.K. 422, 1-8; 1091, 18-34.

137, 2 freundwillige - Anspielung auf Thomas Mann, vgl. Johnson, Lübeck habe ich ständig beobachtet, S. 85: »[...] für sie darf er ja nur einen ›freundwilligen‹ Kopf haben. Dies Wort für eine Eigenschaft hakte an, als der Verfasser mit Freunden sein erstes Buch besprach, und er wurde gefragt, ob er das wohl gefunden habe aus eigenen Stücken. Bescheiden, nach längerem Bedenken, hielt er es am Ende für möglich. Dann fand er das Wort wieder bei Thomas Mann.« Thomas Mann verwendet es in »Königliche Hoheit«; vgl. Mann (1974), Bd. II, S. 120. Sowohl als Adjektiv wie als Nomen findet es sich wiederholt in seinen Briefen wie auch in seinem Tagebuch; vgl. Mann (1961), Bd. I, S. 203; Bd. II, 331, 442; Bd. II, S. 90, 178; Mann (1979), Bd. 2, S. 77; Bd. 10, S. 90; s. 549, 20; 706, 26; 730, 5.

137, 8-11 »(Reuters) Die Zeitung ... Rede zu halten.« - »Bonn, West Germany, Oct 1 (Reuters) The newspaper Bild am Sonntag said today that Stalin’s eldest son was shot by the Nazis in 1944 after refusing to make an anti-Soviet speech to Russian workers at an armament’s factory in Berlin.« Nach dem Bericht des SS-Feldwebels Walter Usslepp habe Jakow Dschugaschwili gesagt: »›I am to tell you that Stalin and the Soviet Union are Kaput, that Hitler is great, but I tell you Stalin is great and Hitler is kaput.‹« NYT 2.10.1967.
Nach Aussage des Iren Thomas Joseph Cushing, eines Mithäftlings in einer Art Prominentenbaracke des KZ Sachsenhausen, war, kurz bevor Jakow Dschugaschwili in den elektrischen Zaun gelaufen sei, über einen Lautsprecher auf russ. eine Mitteilung Stalins gebracht worden: Hitler habe keine russ. Kriegsgefangenen, sondern nur russ. Verräter, auch habe er keinen Sohn Jakow; vgl. DER SPIEGEL 25.3.1968, S. 92-95.
Mit dem Befehl Nr. 270 vom 17.8.1941 hatte Stalin alle Soldaten und Offiziere der Roten Armee, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, (später galt dies auch für Zwangsarbeiter) zu Verrätern und Kollaborateuren erklärt und über die nächsten Angehörigen Sippenhaft verhängt. So ließ er seine Schwiegertochter verhaften, nahm sich aber mit dem Satz »Ich habe keinen Sohn, der Jakob heißt« aus. Als Vater eines Kriegsgefangenen hätte er nach Sibirien verbannt werden müssen; vgl. FAZ, 26.4.2007.
Jakow Dschugaschwili (18.3.1907-14.4.1943), Stalins ältester Sohn aus erster Ehe, ergab sich als Kommandeur einer Batterie des 14. Haubitzenartillerieregiments am 16.7.1941 bei Witebsk, weigerte sich, als Kriegsgefangener mit der Wehrmacht zusammenzuarbeiten und warf sich gegen den Stacheldraht im KZ Sachsenhausen, um die Wachen zum Schießen zu veranlassen. Stalin kannte ein dt. Flugblatt, das seinen Sohn zwischen zwei dt. Offizieren zeigte und die Rotarmisten aufforderte, sich zu ergeben, da Kriegsgefangene gut behandelt würden. Nach Aussage von Swetlana Allilujewa hatte Stalin das dt. Angebot, ihn gegen in Rußland verhaftete dt. Militärs, so z.B. gegen den Stalingrad-Verlierer Generalfeldmarschall F. Paulus, zu tauschen, abgelehnt; vgl. NYT 18.9.1967; DER SPIEGEL 25.9.1967, S. 110; 26.2.1968, S. 74-76; Wolkogonow (1989), S. 587; s.K. 769, 2-5; Stalin: s.K. 30, 17; 63, 10.