An der Wende zum 19. Jahrhundert und in dessen ersten Jahrzehnten,
in der Romantik, begannen nationale Sprache (s.
Körösi) und nationale Kultur (s.
Berzsenyi, Ferenczy,
Kisfaludy, K., Kisfaludy,
S.) eine immer wichtigere Rolle zu spielen. Der Begriff der bürgerlich-nationalen
Einheit schloß neben dem Wunsch nach einem politisch einheitlichen Staatsgebiet
auch das Bedürfnis nach einer einheitlichen Landessprache als wichtigstes
Merkmal der Nation ein. In einem Vielvölkerstaat wie Ungarn erlangte
deshalb das Sprachenproblem eine erhöhte Bedeutung. Zunächst war
die Pflege der ungarischen Sprache als Angelegenheit des Adels nur ein Mittel
gewesen, um Widerstand gegen den Versuch Josephs
II. auszudrücken, die deutsche Sprache als einheitliches Kommunikationsmittel
in der Monarchie einzuführen. Dann setzte jedoch eine Bewegung zur Verbreitung
und Förderung der ungarischen Sprache ein, die von einer noch kleinen,
erst im Entstehen begriffenen bürgerlichen Intelligenz getragen wurde.
Schriftsteller wie Ferenc Kazinczy
(s. Bild), Ferenc
Kölcsey und Mihály
Vörösmarty (s.
Bild) waren in den 1820er Jahren Vorreiter und Träger einer Spracherneuerungs-bewegung,
in deren Rahmen eine einheitliche, über allen Mundarten stehende Schriftsprache
entwickelt wurde.
Diese wurde den modernen wissenschaftlich-technischen (s. Bolyai/ Fazekas, M.) und gesell-schaftlichen Bedürfnissen gerecht und setzte zugleich eine Erneuerung der Literatur in Gang. Allerdings trug diese Bewegung von Beginn an den Keim auf gewaltsame Verbreitung in sich und zielte darauf, sie den anderssprachigen Völkern der Monarchie aufzu-zwingen. Mit der Spracherneuerung begann gleichzeitig die Herausbildung einer nationale Elemente (s. Bild) beinhaltenden Kultur, so z.B. mit charakteristischen Liedkategorien in der Musik und dem nationalen Klassizismus (s. Bild) in der Architektur (s. Hild, Pollack). Neben der ungarischsprachigen Literatur (s. Bild, Katona, J.) übernahm vor allem auch die Geschichts-wissenschaft mit ihren romantischen Überhöhungen die Rolle, das Nationalgefühl zu erwecken.