Die Napoleonischen Kriege führten zu einem erheblichen
Konjunkturaufschwung in der Wirtschaft. Der wachsende Bedarf an Getreide und
anderen landwirtschaftlichen Produkten konnte nur durch eine Produktionssteigerung
gedeckt werden, die in erster Linie auf extensiver Ausweitung der Anbauflächen
basierte. Die zusätzlich erforderliche Arbeitskraft wurde unter Umgehung
der Schutzbestimmungen des Urbarialpatents
von 1767 durch Erhöhung der Fronleistungen gewonnen. Es wurde jedoch
zunehmend deutlich, daß dem Produktionswachstum infolge der Rückständigkeit
der landwirtschaftlichen Produktionsmethoden und des feudalistischen, auf
Fronarbeit beruhenden Systems enge Grenzen gesetzt waren.
Die Entwicklung einer Industrie wurde ebenfalls durch die Kriegskonjunktur
günstig beeinflußt. Aber auch hier zeigte sich, daß verschiedene
Faktoren entwicklungs-hemmend wirkten, wie z.B. das in Ungarn herrschende
Zunftwesen, die feudale Bindung der Gewerbe-treibenden an den Grundherrn,
das Verbot des Lander-werbs durch Nichtadlige, Aus- und Einfuhrbe-schränkungen,
der Mangel an geschulten Facharbeitern und der Mangel an Kapital.
Mit dem Ende der Napoleonischen Kriege endete auch der konjunkturelle Aufschwung. Die Nachfrage ging stark zurück, Landwirtschaft und Industrie litten auf den internationalen Märkten unter der Konkurrenz des Getreides aus Rußland und der Industriewaren aus England. Insbesondere die Landwirtschaft erwies sich wegen veralteter Produktionsmethoden, hoher Transportkosten und mangelnder Qualität als nicht konkurrenzfähig. Zur Verbesserung der Produktion und Qualität hätte es erheblicher Investitionen, der Ablösung der Fronarbeit durch Lohnarbeit, moderner Arbeitsgeräte und des hierzu erforderlichen Kapitals bzw. Kredite bedurft. Das feudale System war aber wegen seiner systembedingten Besonderheiten nicht in der Lage, diese Maßnahmen durchzuführen. Das ausschlag-gebende Faktum war das Prinzip der Avitizität, das die Adelsgüter unter Schutz stellte, d.h. sie unveräußerlich bzw. bei Verschuldung unversteigerbar machte. Damit war nicht nur das Eintreiben von Schulden, sondern auch die Aufnahme von Krediten extrem erschwert, weil dem Kreditgeber keine Sicherheit geleistet werden konnte.