Nach dem Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Franz
Ferdinand (s. Bild)
in Sarajevo am 28. Juni 1914 vertrat der ungarische Ministerpräsident
István Tisza ein-dringlich den Standpunkt, die Krise mit politischen
und nicht mit militärischen Mitteln beizulegen, wie es Deutschland verlangte.
Die Gründe für seine Haltung resultierten aus einem spezifisch ungarischen
Interesse in diesem Konflikt. Er befürchtete, daß Ungarns Nachbarland
Rumänien nicht als Verbündeter oder wohlwollend neutrales Land gewonnen
werden könne, sondern stattdessen die Gelegenheit ergreifen würde,
Siebenbürgen und damit Ungarn militärisch zu bedrohen. Mit einem
weiteren Gegner im Rücken aber wäre eine Auseinandersetzung mit
Serbien und Rußland nicht zu gewinnen. Tisza forderte deshalb, daß
zunächst ein politisches und militärisches Gegengewicht in Form
eines Bündnisses mit Bulgarien geschaffen werden müsse. Er änderte
seine Meinung erst, als Deutschland eine Neutralität Rumäniens garantierte,
die geforderte Bulgarienorientierung der Monarchie guthieß und entsprechende
außenpolitische Aktivitäten einleitete. Mitte Juli 1914 stimmte
Tisza schließlich
einem Krieg gegen Serbien zu.
In der ungarischen Öffentlichkeit wurde der Ausbruch
des Krieges (s. Bild 1,
Bild 2) begrüßt
und praktisch von allen Parteien unterstützt.
Diese Haltung änderte sich erst 1916 (s.
Bild), als eine erhebliche Kriegsmüdigkeit (s.
Bild 1, Bild 2)
um sich griff. Das Militär hatte schwere Verluste (s.
Bild) erlitten, ohne jedoch sichtbare Kriegserfolge zu erzielen. Die Zerrüttung
der Wirtschaft hatte in der Heimat eine Notsituation heraufbeschworen, und
die Maßnahmen, um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern, hatten
sich als völlig unzureichend erwiesen. Es waren insbesondere die Sozialdemokratische
Partei, die Unab-hängigkeitspartei unter Mihály
Károlyi (s. Bild
1, Bild 2) und die
bürgerlichen Radikalen unter Oszkár
Jászi (s. Bild),
die sich öffentlich gegen den Krieg wandten. István Tisza dagegen,
der ursprünglich gegen den Krieg votiert hatte, setzte sich nun vehement
für die Fortführung des Krieges ein und lehnte sogar die von König
Karl IV. (1916-1918, s.
Bild) Ende 1916/Anfang 1917 eingeleiteten Friedensinitiativen ab.