Ihre erste politische Artikulation fanden die Reformvorstellungen
auf dem nach langer Zeit zum ersten Mal wieder einberufenen Landtag (s.
Bild) von 1825-1827. Es wurden mehrere Entscheidungen gefällt, die
die neue Reformperiode einleiteten. Zu diesen Beschlüssen zählte
die Einführung der Besteuerung der auf Gutswirtschaften lebenden Adligen
- dies schlug eine entscheidende Bresche in das Privileg der Steuerfreiheit
der Adligen -, die Durchführung einer Konskription der gesamten steuerzahlenden
Bevölkerung als Grundlage einer gerechteren Verteilung der Steuerlast,
sowie ein neues Sprachgesetz, das das Lateinische zugunsten des Ungarischen
teilweise zurückdrängte. Die wichtigste Entscheidung aber war, die
verschleppten Reform-vorschläge von 1791 wieder aufzugreifen und eine
Kommission zu beauftragen, auf dem nächsten Landtag Vorschläge vorzulegen.
In den Komitaten fanden
sich zahlreiche Befürworter weitreichender Reformen, wie z.B. Abschaffung
der Avitizität, Beseitigung
der Zünfte oder Einführung der Pressefreiheit. Die konservative
Mehrheit in der Kommission und den Unterkommissionen lehnte aber derart weitreichende
Vorschläge ab. So enthielt die dem Landtag unterbreitete Vorlage dann
zwar einige Reformelemente, sicherte aber im Kern den Fortbestand des ständischen
Feudalsystems.
Die Ausläufer der europäischen revolutionären Bewegungen von 1830 erreichten auch Ungarn. Es kam zu Unruhen und Bauernaufständen, die durch eine verheerende Choleraepidemie noch verstärkt wurden. Nur mit Mühe konnte sich auf dem Landtag vom Herbst 1830 die Regierung gegen die nationalen Forderungen der Opposition durchsetzen. In den Komitaten fand eine intensive Diskussion über die von verschiedener Seite (Kommission, Széchenyis 12 Punkte, europäische revolutionäre Bewegungen) gemachten Reformvor-schläge statt. Den Abgeordneten der Komitate wurden bindende Direktiven für die Debatten über die Operata im Landtag mitgegeben. Diese Direktiven der Reformkomitate (s. Karte) bewegten sich in der Regel im Rahmen der von Széchenyi formulierten Programm-punkte, hinsichtlich der Frage der nationalen Selbstbestimmung gingen sie aber meist weiter als Széchenyi. Diese Haltung war in erster Linie der Tätigkeit des siebenbürgischen Großgrundbesitzers Baron Miklós Wesselényi (s. Bild) zu verdanken, der sich, obgleich Mitglied der Magnatentafel, zum Führer der liberalen Opposition im Landtag entwickelte und bereit war, die nationale Unabhängigkeit auch auf die Gefahr eines völligen Bruchs mit Wien zu erkämpfen.