Ungarisches Nationaltheater. Das Vorspiel zu dessen
Eröffnung 1837 wurde von Mihály Vörösmarty verfaßt.
Mahnruf
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Von Lieb und Treu zum Vaterland
bleib, Ungar, stets erfüllt.
Es gibt dir Kraft, und wenn du stürzt,
den Hügel, der dich hüllt. |
So lebt, vom Schicksal heimgesucht,
in Zwietracht oft verrannt,
vermindert zwar, gebrochen nicht,
dies Volk in seinem Land. |
Vielleicht auch, wenn er kommen muß,
kommt heldisch groß der Tod,
wo überm Leichenfelde dann
das Land im Blut verloht. |
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Die weite Welt gibt anderswo
nicht Raum noch Heimat dir.
Hier mußt in Segen oder Fluch
du leben, sterben hier. |
Und Völkerheimat, Erdenrund!
Es ruft dich unsre Not:
Ein tausendjähr'ges Leid fragt jetzt
nach Leben oder Tod. |
Und Völker stehen um das Grab,
in dem ein Volk versinkt,
in aller edlen Menschen Aug
die Trauerträne blinkt. |
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Dies ist der Boden, wo so oft
das Blut der Väter rann,
die Namen, die dir heilig sind,
knüpft ein Jahrtausend dran. |
Es kann nicht sein, daß so viel Blut
so ganz umsonst verrann,
in Bitterkeit manch treues Herz
brach manchem guten Mann. |
Von Lieb und Treu zum Vaterland
bleib, Ungar, stets erfüllt.
Es gibt dir Kraft, und wenn du stürzt
den Hügel, der dich hüllt. |
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Hier hat einst Árpád und sein Heer
ertrotzt sich dieses Land,
hier brach ein Sklavenjoch entzwei
von Hunyads starker Hand. |
Es kann nicht sein, daß Geist und Kraft,
so guten Willens voll,
wie unter eines Fluches Last
umsonst verkümmern soll. |
Die weite Welt gibt anderswo
nicht Raum noch Heimat dir.
Hier mußt in Segen oder Fluch
du leben, sterben hier. |
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Freiheit, dein blutig Banner hat
hier oft im Sturm geweht.
Es hat der lange Kampf und Streit
die Besten hingemäht. |
Noch kommen wird und kommen muß
einst eine beßre Zeit,
nach der inbrünstiges Gebet
aus aller Herzen schreit. |
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