Finnland wurde wirtschaftlich von der Regierung unterstützt.
Die Basis für die finnische Industrie, die nun den russischen Markt versorgen
sollte, wurde von den ersten Industriellen und Unternehmern gelegt.
In beiden Ländern wurden das nationale Erwachen und die wirtschaftliche
Modernisierung von einer vergleichs-weise kleinen Zahl von einflußreichen
Persönlichkeiten vorangetrieben. Da das Bürgertum in Ungarn nur
eine unbedeutende Gruppe bildete, spielten Adelige wie Széchenyi
und Kossuth die Hauptrolle.
In Finnland waren die Reformer meist Abkömmlinge des Bauerntums oder
der Priesterschaft, aber einige, wie z.B. Snellman
und Lönnrot, waren
bürgerlicher Herkunft.
Die revolutionären Jahre 1848/49 zeigten bemerkens-werte Unterschiede
im Schicksal beider Länder. In Ungarn verfolgte die Revolution drei Hauptziele.
Zum einen wurde die Befreiung der Bauernschaft und die Umstrukturierung der
Gesellschaft angestrebt, und zum anderen die Einführung einer konstitutionellen,
liberalen politischen Ordnung. Das dritte Ziel bestand darin, zunächst
eine unabhängigere Stellung Ungarns innerhalb des Habsburger Reiches
zu erreichen, später dann die volle Unabhängigkeit.
In Finnland gab es keine Revolution, sondern nur vereinzelte
Unruhen unter Universitätsstudenten, die mit den europäischen Revolutionsbewegungen
sympathisierten. Die reaktionäre Regierung konnte sie leicht niederschlagen.
In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Machtposition der beiden
Großmächte Rußland und Österreich aufgrund militärischer
Niederlagen geschwächt. Beide waren in bezug auf ihre unterworfenen Nationalitäten
zur Suche nach Reformen und Kompromissen gezwungen. Bei einem Vergleich zwischen
Finnland und Ungarn findet man große Unterschiede in ihren politischen
Zielen und ihrer relativen Stärke bei den Verhandlungen mit ihren Herrschern.
In Ungarn erkannte der Großteil seiner Führer die Unmöglichkeit,
die im Jahr 1848 angestrebte Unabhängigkeit zu erreichen. Ungarn war
jedoch stark genug, um als beinahe gleichwertiger Partner Wiens zu gelten.
In dieser Zeit bestand das vorrangige politische Ziel der finnischen Führer
darin, für die finnische Sprache einen gleichwertigen Status zu erreichen,
wie ihn die schwedische Sprache inne hatte, sowie die Rechte des finnischen
Landtages zu vergrößern, der 1863 wieder zusammentrat.