Das andere Lager unter Graf László
Teleki, der aus der Emigration zurückgekehrt und begnadigt worden
war, dagegen wollte den ungesetzlichen Zustand nicht akzeptieren und die Forderungen
in Form eines Beschlusses des Landtages verkünden, um damit das Streben
Ungarns nach Unabhängigkeit auszudrücken. Deák
konnte sich mit knapper Mehrheit durchsetzen. Sein Adreßentwurf akzeptierte
die Pragmatische Sanktion
als Grundlage der Beziehungen zum habsburgischen Herrscher und verlangte die
Anerkennung der 1848 verabschiedeten Gesetze - er wurde aber vom Kaiser zurückgewiesen.
Franz Joseph löste
den Landtag im August 1861 auf und hob die Selbstverwaltung der Komitate
auf. Mit dem am 5. November 1861 in Kraft getretenen Provisorium, das Ungarn
zur Annahme des Februarpatents zwingen sollte, wurde in Ungarn im wesentlichen
die neoabsolutistische Verwaltung der 1850er Jahre wiederhergestellt. Eine
Verhandlungslösung war wieder in weite Ferne gerückt. Ungarn fiel
erneut für einige Jahre in die passive Resistenz.
Erst Ende 1864, Anfang 1865 kam wieder Bewegung in die verfahrene Situation.
Der Kaiser nahm halboffizielle Kontakte zu Deák auf,
dieser offenbarte seine Verhandlungsbereitschaft in dem sogenannten Osterartikel
(s. Bild) vom 16. April
1865 in der Zeitung Pesti Napló sowie in einem unter der Bezeichnung
Maiprogramm bekannt gewordenen Artikel in der Wiener Zeitung Debatte. In diesen
Artikeln entwickelte er einen Vorschlag zu einer Kompromißlösung
des österreichisch-ungarischen Verhältnisses und deutete die Bereitschaft
zum Verzicht auf eine umfassende Wiedereinführung der Aprilgesetze von
1848 an. Daraufhin wurde die Suspension des ungarischen Landtags aufgehoben
und das Februarpatent kassiert. Es bestand im Landtag weitgehende Übereinstimmung,
einen Ausgleich mit Österreich zu suchen. Eine Landtagskommission zur
Vorbereitung der Verhandlungen wurde eingesetzt.
Den entscheidenden Anstoß für einen Ausgleich mit Ungarn gab die
Niederlage Österreichs im österreichisch-preußischen Krieg
im Juli 1866 in der Schlacht von Königgrätz (s.
Bild). Die Habsburgermonarchie verlor mit dem Ausschluß aus dem
Deutschen Bund jeden politischen Einfluß in Deutschland.