Die politische Passivität wurde aufgegeben, die Nationalitäten
nahmen wieder mit eigenen Parteien an den Wahlen zum Parlament teil, und ihre
Abgeordneten schlossen sich in einem Nationalitätenklub zusammen. Die
Programme der einzelnen Nationalitätenparteien wiesen zahlreiche Gemeinsamkeiten
auf. Der gegebene Rahmen des Dualismus wurde allerdings von den in Ungarn
lebenden Nationalitäten nicht angetastet, auch wenn die Forderung nach
Demokratisierung Ungarns und die anderen Forderungen eindeutig gegen die herrschende
Politik in Ungarn gerichtet waren. In der Phase unmittelbar vor und während
des Ersten Weltkriegs nahmen die Nationalitäten verstärkt Kontakt
mit ihren Konnationalen in der österreichischen Reichshälfte und
außerhalb der Monarchie auf. In den Vordergrund rückte bei den
nationalen Einheitsbewegungen nun die Lösung des Problems durch eine
föderative Umgestaltung der Gesamtmonarchie.
Der Gedanke des völligen Zerfalls der Monarchie
und der Vereinigung mit den Konnationalen außerhalb der Monarchie bzw.
der Gedanke zur Bildung von selbständigen Nationalstaaten tauchte bei
den Nationalitätenpolitikern in Ungarn erst in der Schlußphase
des Krieges auf, als sich die Niederlage deutlich abzeichnete. Allerdings
wurde diese Idee von den in der Emigration lebenden Nationalitätenpolitikern
bereits früher propagiert.
Tabelle: Nationalitäten in Ungarn
Tabelle: Bildungsstand und Beschäftigungsstruktur
Tabelle: Nationale Zusammensetzung
Mitte 19. Jahrh.
Tabelle: Träger der Grundschulen
1912/1913
Tabelle: Grundschulen nach ihrer
Unterrichtssprache