Politisch begann das Jahr der Wende mit der Neubildung der
Regierung am 23.9.1947. Die Regierung unter Lajos Dinnyés besaß
den Charakter einer Volksfrontregierung, ihr Programm war das der Kommunistischen
Partei. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen sollte das politisch-ökonomische
System Ungarns innerhalb eines kurzen Zeitraumes von Grund auf ändern.
Im politischen Bereich war die aus der Sicht der Kommunisten wichtigste Aufgabe
im Jahr der Wende die Herstellung der Einheit der Arbeiterklasse, d. h. die
Ausschaltung bzw. Einverleibung der Sozialdemo-kratischen Partei. Nach harten
Richtungskämpfen innerhalb der Sozialdemokratischen Partei, in dessen
Verlauf etliche Politiker verhaftet, in die Emigration gezwungen oder aus
der Partei ausgeschlossen wurden, konnte sich der linke Flügel durchsetzen.
Die Vereinigung wurde auf den gleichzeitig stattfindenden Kongressen beider
Parteien (s. Bild) am
12.6.1948 vollzogen. Am folgenden Tag begann bereits der I. Kongreß
(s. Bild) der Partei
der Ungarischen Werktätigen. Präsident ohne jede Machtbefugnis und
Funktion wurde der Sozialdemokrat Árpád
Szakasits,
Generalsekretär wurde Mátyás
Rákosi, seine Stellvertreter waren die Kommunisten Mihály
Farkas und János
Kádár sowie der Sozialdemokrat György
Marosán. Das grundlegende Programmziel der Partei war der Aufbau
des Sozialismus. Die anderen noch im Parlament vertretenen Parteien wurden
nach und nach aufgelöst, deren Abgeordnete verloren ihre Parlamentssitze
bzw. ihre Regierungsposten. Mit der Gründung der Ungarischen Unabhängigen
Volksfront im Februar 1949, der sich die noch verbliebenen Parteien unter
bedingungsloser Anerkennung der führenden Rolle der Partei der Ungarischen
Werktätigen anschlossen, verloren diese endgültig den letzten Rest
ihrer Unabhängigkeit.
Ein weiteres Merkmal der politischen Machtübernahme im Jahr der Wende
war die Verstaatlichung der sich mehrheitlich in kirchlicher Trägerschaft
befindlichen Schulen im Sommer 1948, womit vor allem die Katholische Kirche,
die unter ihrem Primas József
Kardinal Mindszenty als schärfster Gegner der Kommunistischen Partei
auftrat, nach dem Grundbesitz nun auch die zweite Säule ihres Einflusses
auf Gesellschaft und Politik verlor.