Zur gleichen Zeit, am frühen Morgen des 4. November, griffen
sowjetische Truppen Budapest (s. Audio)
und andere Städte an. Die ungarische Armee und die kurz zuvor neu gebildete
Nemzetőrség [Nationalgarde] (Király)
leisteten keinen Widerstand. Die Aufständischen kämpften noch einige
Tage (s. Video) erbittert gegen
die sow-jetischen Truppen, besaßen aber keinerlei Chance gegen die erdrückende
militärische Übermacht. Am 10./11. November war der bewaffnete Widerstand
(s. Bild 1, Bild
2, Bild 3, Bild
4, Bild 5, Bild
6) gebrochen, als gesellschaftlicher Widerstand gegen das neue Regime
setzte sich aber der Kampf fort. Bis zum Ende des Jahres flüchteten (s.
Video) über 210.000(s.
Bild) Ungarn(s. Bild)
nach Österreich und Jugoslawien. Imre
Nagy ersuchte in der jugoslawischen Botschaft um politisches Asyl.
Aus den von Imre Nagy aufgegriffenen und politisch umgesetzten Forderungen
der Aufständischen wird deutlich, daß man nicht nur einen Schlußstrich
unter die stalinistische Rákosi-Ära
ziehen, sondern über den Kommunismus sowjetischer Prägung überhaupt
hinaus-gehen wollte. Man wollte das Zugeständnis gewisser nationaler
Eigenheiten beim Aufbau des sozialistischen Systems in Ungarn.Dies beinhaltete
neben der Betonung nationaler Interessen auch die Schaffung eines Mehrparteiensystems.
Durch den Druck von unten war die Regierung gezwungen, immer weitergehende
Zugeständnisse zu machen und sich vom sowjetischen Modell des Sozialismus
zu entfernen.
In der zweiten Phase der Revolution umfaßten die Forderungen
die Schaffung eines demokratischen Systems und insbesondere die Loslösung
aus dem sowjetischen Machtbereich. Die Revolution hatte sich mit diesem Schritt
zu einem Freiheitskampf fortentwickelt. Die - irreale - Hoffnung der Kämpfer
auf Unterstützung aus dem Westen erfüllte sich jedoch nicht. Dessen
Handlungsfähigkeit war durch den gleichzeitigen Suez-Konflikt stark beeinträchtigt,
und hinter seinen heftigen Protesten gegen die sowjetische Intervention verbarg
sich letztlich nichts anderes als die Anerkennung der sowjetischen Hegemonie
in dieser Region. Auch in den Vereinten Nationen wurde die Behandlung der
Ungarnfrage diplomatisch verschleppt und schließlich zu den Akten gelegt.
Der Westen hatte offensichtlich kein Interesse daran, nationale Freiheitsbewegungen
am Rande des sowjetischen Imperiums zu unterstützen.
Bereits Anfang Dezember 1956 verabschiedete das Provisorische Zentralkomitee
der Ungarischen Sozia-listischen Arbeiterpartei die offizielle, bis 1989 gültige
Position (s. Bild) der
Partei zu den Ursachen der Oktoberereignisse.