Die Wahlen (s.
Bild) zur Nationalversammlung am 4.11.1945 - die ersten wirklich demokratischen
Wahlen in der Geschichte Ungarns - hatten mit der absoluten Mehrheit für
die Kleinlandwirtepartei (57,0%) ein für die Kommunisten (s.
Bild), die lediglich 16,9% erzielen konnten, völlig überraschendes
Ergebnis gebracht. Sie hatten diese Partei, hinter der die wohlhabenden Bauern,
das christliche Bürgertum, ein großer Teil der Intellektuellen
sowie der Klerus standen, offensichtlich unterschätzt und die Wirkung
der bisherigen Maßnahmen auf das Volk weit überschätzt. Zum
Mißerfolg der Kommunisten trug sicherlich auch das Verhalten der Sowjets
bei, deren Übergriffe auf die Bevölkerung und umfangreiche Demontagen
von Industrieanlagen tiefe Empörung hervorriefen. Die Wähler hatten
somit ein klares Votum für eine parlamentarische Demokratie nach westlichem
Muster und gegen ein kommunistisches System abgegeben. Dennoch gehörten
auf Druck der Sowjets der neuen Koalitionsregierung (s.
Bild) unter Zoltán
Tildy von 14 Ministern nur sieben der Kleinlandwirtepartei und immerhin
drei, darunter der Innenminister, der Kommunistischen Partei an.
Die innere Lage Ungarns nach den Parlamentswahlen war gekennzeichnet durch
die Konfrontation der bürgerlichen Kräfte mit den von den Sowjets
unterstützten Kommunisten, durch eine verstärkte Diskussion um eine
Korrektur der Bodenreform sowie durch Flügelkämpfe innerhalb der
Sozialdemokratischen
Partei. In vielen Bereichennahmen die Kommunisten Schlüsselstellungen
ein und versuchten, insbesondere bei der Gestaltung der Wirtschaftsordnung
ihre Auffassung von der Notwendigkeit der Verstaatlichungen durchzusetzen.
Diese Situation führte zu einer ernsten Krise der Nationalen Unabhängigkeitsfront,
die am 5.3.1946 zur Bildung eines Links-Blocks (s.
Bild) aus Kommunisten, Sozialdemokraten, Mitgliedern der Nationalen Bauernpartei
und Gewerkschaftern führte. Dieser Block verkündete einen verstärkten
Kampf gegen die sogenannten reaktionären Kräfte (s.
Bild 1, Bild 2)
und trat als geschlossene Einheit gegen die regierende Kleinlandwirtepartei
auf. Am 1.2.1946 wurde die Republik (s.
Bild) ausgerufen, Zoltán Tildy wurde zum Präsidenten gewählt,
Ferenc Nagy zum neuen Ministerpräsidenten
(s. Bild) ernannt. Beide
standen auf der Seite einer parlamentarisch-demokratischen Ordnung. (s.
Abbildung Wahlen)
Das politische Vorgehen der Kommunisten geschah nach der sogenannten Salami-Taktik.
Diese war dadurch charakterisiert, daß von der bürgerlichen, demokratischen
Ordnung wie von einer Salami Scheibe um Scheibe abgeschnitten wurde, bis von
dieser Ordnung nichts mehr übrig blieb. Das Geschäft der Einschüchterung
und Ausschaltung der tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Gegner
wurde von der unter kommunistischer Führung stehenden politischen Polizei
erledigt.