Politisch war der "Zwischen-Europa"-Kontext äußerst
relevant und konkret nach dem Zweiten Weltkrieg und während der Jahre
des Kalten Krieges: Der größte Teil dieses Gebietes wurde vom sowjetischen
Sicherheitssystem eingenommen, das seinen Einfluß in Finnland und Ungarn
in einem unterschiedlichen Ausmaß spüren ließ.
Am Ende des Krieges sahen sich diese Länder unterschiedlichen Schwierigkeiten
ausgesetzt, aus diesem Krieg auszusteigen: Die Finnen nicht zu früh,
die Ungarn sozusagen "zu spät". Die Finnen kämpften am
Ende des Krieges gegen Deutschland, die Ungarn hingegen nicht. Ungarn wurde
von der Roten Armee besetzt, Finnland dagegen nicht und wurde es auch niemals.
Das Vordringen des sowjetischen Einflusses verstärkte sich. Beide Länder
gerieten unter die Kontrolle Alliierter Kontrollkommissionen, die jeweils
unter dem Vorsitz eines sowjetischen Generals standen. Die extremistischen
rechten Organisationen wurden abgeschafft, ein pluralistisches politisches
System wurde eingerichtet, in dem die Kommunistischen Parteien eine privilegierte
Stellung genossen.
Finnland schien ein "kommunistischeres" Land als
Ungarn zu sein. Bei den ersten demokratischen Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg
bekamen die Kommunisten und die Sozialdemokraten in Finnland 24,9 bzw. 25%
der Parlamentssitze, in Ungarn 16,9 bzw. 17,4%.
In Finnland erwiesen sich die Prozesse gegen Kriegsverbrecher als ein wichtiges,
zugleich aber äußerst kontroverses Thema, da das finnische Gerechtigkeitsgefühl
verletzt wurde. In Ungarn hingegen stellten diese kein Problem dar, denn die
ehemalige Elite und die rechtsextremen Politiker hatten das Land bereits verlassen
bzw. die Gesellschaft akzeptierte diese Prozesse völlig.
Der Krieg verursachte Zerstörungen, und beide Länder standen vor
ähnlichen Problemen: Flüchtlinge und wirtschaftlicher Wiederaufbau.
Bodenreform schien eine natürliche Lösung für Teile dieser
Probleme zu sein.