Die Regime von Kekkonen und Kádár
stabilisierten sich im Rahmen der sowjetischen Regulierungen. Beide entwickelten
enge persönliche Beziehungen zu den sowjetischen Führern. Seit 1957
bemühten sich beide Länder intensiv, aus der außenpolitischen
Isolierung herauszukommen. Sie wurden nur langsam als Mitglieder der internationalen
Gemeinschaft akzeptiert. Als Mitglied des Warschauer Paktes folgte Ungarn
der sowjetischen Außenpolitik ohne jedes Hinterfragen. Finnland spielte
als eine neutrale Macht die spezielle Rolle eines Brückenbauers im Sinne
der friedlichen Koexistenz. In den sechziger und siebziger Jahren wurden Kekkonen
und Kádár zu Garanten der sowjetischen Sicherheitsinteressen
in ihren jeweiligen Teilen des Zwischen-Europas. Sogar die sowjetische Intervention
in der Tschechoslowakei 1968 verursachte lediglich einen zeitweiligen Bruch.
Kekkonen und Kádár, die jeweils als "Vater der Nation"
agierten, entwickelten enge persönliche Beziehungen zueinander. Ebenso
benutzten beide die politische Rhetorik der finnougrischen Verwandtschaft,
um den offiziellen bilateralen Beziehungen, insbesondere den kulturellen,
einen besonderen Impetus zu verleihen.
Auf dieser Grundlage kooperierten beide Länder bei der
Initiierung der in Helsinki 1975 stattgefundenen Konferenz über Sicherheit
und Zusammenarbeit in Europa. Ungarn als Mitglied des Warschauer Paktes spielte
damals eine überragende Rolle bei der Durchführung des Helsinki-Prozesses.
Die Schlußakte von Helsinki im August 1975 war ein Triumph für
Kekkonens Politik der aktiven Neutralität, für Kádár
eröffnete die Entspannung Möglichkeiten, eine Politik der "begrenzten
Souveränität" und der inneren Liberalisierung zu entwickeln.
Als Ergebnis des Helsinki-Prozesses und der Perestrojka von Gorbatschow läßt
sich festhalten, daß sich Finnland endlich vom sowjetischen Einfluß
auf seine Innenpolitik befreien konnte, und daß in Ungarn diejenigen
Gruppen, die umfassende Reformen unterstützten, mehr Raum innerhalb und
außerhalb der Kommunistischen Partei erhielten und auf diese Weise den
Systemwechsel von 1989 vorbereiten konnten. Am Ende ihrer politischen Laufbahn
waren die alternden Kádár und Kekkonen nicht mehr in der Lage,
den Anforderungen nach politischen Änderungen zu genügen, und wurden
deshalb beiseite geschoben.