Danach galten sie als eine Konterrevolution, deren Ausbruch
auf die ungesetzliche Tätigkeit der dogmatischen Stalinisten um Rákosi
und Gerő, auf den Verrat
der Revisionisten um Imre Nagy,
auf die Aufwiegelung seitens der imperialistischen westlichen Mächte
und auf die Tätigkeit wieder aufgetauchter reaktionärer Kräfte
zurückzuführen sei.
Nach der Revolution und deren Niederschlagung herrschte in Ungarn eine Situation,
von der János Kádár
später, 1972, sagte: "Im Jahre 1956 ging die Orientierung verloren,
und daraus entstand eine Tragödie ... Es gibt Situationen, in denen man
das machen muß, was nur wenige verstehen. Aber man muß es doch
tun in der Hoffnung, daß die Gründe im nachhinein begreiflich werden."
Mit diesen Sätzen sprach János Kádár
den Ereignissen vom Oktober 1956 zwar den Charakter einer Revolution ab, gab
aber gleichzeitig indirekt zu, daß die Ereignisse - ähnlich wie
der Rákóczi-Freiheitskampf und die Revolution von 1848/49 -
die Bedingungen für einen Kompromiß verbessert hätten: Die
Ungarn hatten erkannt, daß sie eine realistischere Selbsteinschätzung
benötigen und in ihrem Freiheitskampf nicht auf Unterstützung von
außen zählen können, den Sowjets dagegen wurde gezeigt, daß
man die Ungarn nicht ungestraft wie das eigene Volk unterdrücken kann.
Auf der Grundlage dieser wechselseitigen Erkenntnis wurde das ungarische Modell
der Kádár-Periode geschaffen, das in der gegebenen Situation
als Optimum akzeptiert werden konnte. In diesem Sinne ist die Revolution von
1956 nicht gescheitert.