Die Emigration ist in der finnischen Geschichte keine unbekannte
Erscheinung, so war durch den Anschluß Finnlands an Rußland 1809
St. Petersburg für die Finnen in erreichbare Nähe gerückt.
Die neue Hauptstadt und deren Versorgung schufen eine Vielzahl von Arbeits-möglichkeiten
für die im Saimaaseengebiet lebende Bevölkerung: Es bestand eine
große Nachfrage nach Lebensmitteln und Holz. In der Zeit der Autonomie
übersiedelten schätzungsweise 50.000 Finnen nach St. Petersburg
und dessen näherer Umgebung. Nach der Revolution kehrte der größte
Teil von ihnen zurück.
Die großen Hungerjahre verursachten in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts
eine Abwanderung nach Norwegisch-Lappland an der Küste des Eismeeres.
In dem Gebiet haben sich finnische Siedlungen bis in die heutige Zeit erhalten.
Die größte Auswanderungswelle zur Zeit der Autonomie hatte Nord-Amerika,
besonders die Vereinigten Staaten zum Ziel. Gründe für die Emigration
(s. Karte) waren der am Ende
der russischen Herrschaft in den sogenannten Unterdrückungsperioden ausgeübte
politische Druck sowie wirtschaftliche Probleme, bzw. die relative Überbevölkerung
auf dem Lande. Gleichzeitig lockten verbesserte Verkehrsver-bindungen und
Arbeitsmöglichkeiten in Amerika die Leute, ein neues Leben jenseits des
Atlantik zu beginnen.
Von den Auswanderern waren 2/3 Männer. Ungefähr
70% von ihnen waren zwischen 16 und 30 Jahre alt. Diese auffällige Zusammensetzung
erklärt sich daraus, daß Rußland Anfang des Jahrhunderts
unrechtmäßige Einberufungen durchführte, denen sich die Finnen
aktiv widersetzten. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wanderten (s.
Kurztext) ungefähr 160.000 Personen aus, was über 5% der gesamten
Bevölkerung war.
Zwischen den Weltkriegen gab es nur wenige Emigranten. Erst nach dem Zweiten
Weltkrieg nahm die Auswanderung wieder zu. Nun stellte Schweden das hauptsächliche
Ziel dar. Während zur Zeit der Autonomie die Auswanderer in der Hauptsache
aus Pohjanmaa stammten, emigrierten nach dem Krieg Personen aus ganz Finnland.
Jetzt zog auch eine große Zahl von Industriearbeitern wegen der höheren
Löhne nach Schweden.
Die Gesamtzahl der Finnen und der Finnischstämmigen auf der Welt wird
auf etwas über sechs Millionen geschätzt.