Die finnische Neutralitätspolitik erhielt ihre offizielle
Anerkennung, als die Sowjetunion 1957 anläßlich des Besuches von
Ministerpräsident K.-A.
Fagerholm in einem Kommunique feststellte, daß die finnische Neutralitätspolitik
für den internationalen Frieden wichtig und wertvoll sei. Die Vereinigten
Staaten wiederum hielten Finnland schon seit den 50er Jahren für neutral,
aber die offizielle Bestätigung gaben sie erst 1961 bei einem Besuch
Kekkonens in den Vereinigten
Staaten.
Die Anerkennung der Neutralität machte Finnlands Wirken als Brückenbauer
(s. Kurztext) zwischen Ost
und West möglich. So war Finnland Gastland zahlreicher internationaler
Beratungen. Die bedeutendste von ihnen war die 1975 in Helsinki durchgeführte
Konferenz (s. Bild) über
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Die KSZE hatte merklichen
Anteil an der positiven Entwicklung der Beziehungen zwischen den europäischen
Staaten. Die Organisation konnte auf der Pariser Gipfelkonferenz 1990 das
Ende des Kalten Krieges und den Anfang einer neuen Ära in den gegenseitigen
Beziehungen feiern.
Seit Ende der 60er Jahre versuchte die Sowjetunion erneut, Finnland enger
in ihren eigenen Einflußbereich einzubinden. Sie war der Ansicht, daß
Finnland lediglich nach Neutralität streben würde, und schlug in
den 70er Jahren gemeinsame Manöver vor, welche Kekkonen aber ablehnte.
Offiziell betonte die Sowjetunion die friedliche Koexistenz
von Ländern verschiedener Gesellschafts-systeme, was dazu führte,
daß der politische Druck nicht in der Öffentlichkeit, sondern hinter
den Kulissen ausgeübt wurde.
Kekkonens Nachfolger als Präsident, Mauno
Koivisto, gab am Anfang seiner Amtszeit 1982 bekannt, daß er die
Außenpolitik seines Vorgängers fortführen werde. Auch der
Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand
wurde um 20 Jahre verlängert.
In der Amtszeit Koivistos diente Finnland weiter als Treffpunkt für die
Führer von Ost und West, indem es unter anderem die Nachfolgekonferenz
der KSZE organisierte. Der Präsident der Vereinigten Staaten, George
Bush, zog oft Nutzen aus den weitreichenden Kenntnissen Koivistos (s.
Bild) über die Sowjetunion und machte vor seinen Besuchen in der
Sowjetunion in Finnland Station.
Finnland mußte während des gesamten Kalten Krieges zwischen Ost
und West balancieren, wobei es jedoch seine Stellung als neutrales Land festigen
konnte. Das Ende des Kalten Krieges brachte es mit sich, daß Finnland
gezwungen war, neue Wege zum Schutz seiner eigenen Sicherheit zu suchen.