Mit dem Ende des Sozialismus in den osteuropäischen Staaten
waren die Voraussetzungen für eine neue Richtung in der finnischen Sicherheitspolitik
gegeben. Nach Auflösung der Sowjetunion konnte Finnland damit beginnen,
seine Außenpolitik selbst zu bestimmen, ohne sich vorher mit seinem
östlichen Nachbarn abstimmen zu müssen.
Bereits 1990 hatte Finnland sich einseitig von den im Pariser Friedensvertrag
festgeschriebenen Beschrän-kungen hinsichtlich der Streitkräfte
losgesagt und die Deutschland betreffenden Punkte des Vertrages über
Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand aus dem Vertrag ausgeklammert.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde der Vertrag über Freundschaft,
Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand aufgehoben und 1992 durch einen
finnisch-russischen Nachbarschaftsvertrag (s.
Bild) ersetzt, in dem die finnische Außenpolitik in keiner Weise
eingeschränkt wurde.
Ein deutliches Zeichen für den Beginn einer neuen Zeitrechnung war der
am 18.3.1992 bei der Europäischen Union gestellte Antrag auf Mitgliedschaft.
In den Medien wurden vor allem wirtschaftliche Gründe als Motiv für
den Antrag herausgestellt. Allerdings war es klar, daß sich Finnland
von der Mitgliedschaft auch Schutz vor Bedrohungen von außen erhoffte.
Die Mitgliedschaft in der EU bedeutete das Ende der Neutralitätspolitik. Aus diesem Grund erklärte Finnland, daß es militärischen Allianzen außen vor bleiben und eine glaubwürdige eigene Verteidigung aufrechterhalten würde. Da die EU-Mitgliedschaft nicht an automatische militärische Hilfe in außenpolitischen Krisen gekoppelt war, mußten die neutralen Länder der Union ihre Haltung zu der gemeinsamen Sicherheitspolitik der Europäischen Union überdenken. Innerhalb der EU ist Finnland bemüht, eine Außenpolitik zu betreiben, durch die im voraus die Entstehung möglicher Krisen in Europa verhindert wird. Zu diesem Zweck startete Finnland 1997 eine Initiative, deren Ziel es war, die EU um eine "nördliche Dimension" zu erweitern. In erster Linie ging es dabei um eine Annäherung zwischen der EU und Rußland, um auf diese Art und Weise eine Zusammenarbeit z.B. bei der Nutzung von Erdgas- und Ölvorräten im Gebiet der Barentssee zu ermöglichen. Diese "nördliche Dimension" beinhaltet verschiedene Bereiche von der Verbesserung atomarer Sicherheit bis zur Förderung der Freiheit der Medien und Umwelt-schutzmaßnahmen.