Kekkonens
einzigartige Stellung und die in der finnischen Verfassung verankerten weitreichenden
Befugnisse des Präsidenten ermöglichten es ihm, die Berufung, die
Zusammensetzung und die Entlassung der Regierungen (s.
Kurztext) effizient zu kontrollieren. Der Präsident konnte bestimmte
Personen oder Parteien von der Regierung ausschließen. Hiervon waren
besonders die Nationale Sammlung,
die Kommunisten und die SMP (Finnische Landpartei) betroffen.
K.-A. Fagerholm, der bei
den Präsidentschaftswahlen Gegenkandidat zu Kekkonen gewesen war, bildete
die erste Regierung während dessen Amtszeit. Sie brach jedoch unter dem
Druck der Sowjetunion und auf Grund interner Konflikte der Sozialdemokraten
auseinander. Danach waren eine Minderheitsregierung der Agrarunion und eine
Expertenregierung bis zu den nächsten Parlamentswahlen an der Macht.
Die sogenannte Kekkonen-Linie begann 1959. Sie zeichnete sich dadurch aus,
daß man die außenpolitische Kreditwürdigkeit der Regierungen
wichtiger einschätzte als ihre innenpolitischen Fähigkeiten. Kekkonen
schloß in diesen Regierungen diejenigen Kräfte aus den verschiedenen
Parteien zusammen, die seine außen-politische Linie unterstützten.
Die Kekkonen-Linie wandte sich gegen jene politischen Kräfte, die nach
Meinung Kekkonens extremistische Elemente waren.
Von ihrer politischen Zusammensetzung her waren die Regierungen
bis zum Jahre 1966 bürgerlich. Die beschleunigte gesellschaftliche Umstrukturierung,
der Aufstand der Jugend sowie wirtschaftliche Schwierig-keiten schufen eine
radikale politische Atmosphäre, die der Linken zu einem Wahlsieg verhalf.
Die Sozialdemo-kratische Partei
(SDP) gewann 17 Sitze hinzu; insgesamt hatte die Linke 103 von 200 Sitzen
inne. Unter der Leitung von Rafael Paasio wurde eine
Volksfrontregierung gebildet, die mit kleinen Ver- änderungen in ihrer
Zusammensetzung bis zum Jahre 1970 an der Macht blieb.
In der Zeit der Volksfrontregierung wurde das Volk der linksgerichteten Propaganda
überdrüssig, die vor allem im Radio, aber auch im kulturellen Leben
verbreitet wurde. Auch hielt man die Liberalisierung der Alkohol-gesetzgebung
und die Einführung des Zivildienstes für eine Schmähung traditioneller
Werte. Bei den nächsten Wahlen büßte die Volksfront insgesamt
29 Sitze ein.
Kekkonen nutzte die Situation aus und berief zunächst eine Beamtenregierung
und dann eine Minderheits-regierung der SDP, der jedoch alle Chancen für
eine normale Tätigkeit fehlten. Kekkonen löste das Parlament 1972
und dann noch einmal 1975 auf.