Die finnische Presse reagierte
heftig auf die blutigen Ereignisse in Ungarn. Helsingin Sanomat schrieb in
der Ausgabe vom 25.10.1956: "Hinter dem Eisernen Vorhang in Ungarn spielt
sich ein Drama ab, das an die vielen früheren erinnert, die in der Geschichte
dieses Landes durch Gewalt und ausländische Truppen beendet worden waren.
Die gesellschaftlichen Unruhen in den Volksdemokratien, die sowohl national
als auch international ein höheres Maß an Freiheit anstreben, und
die in Polen mit einem Sieg für die nationalen Elemente endeten, haben
in Ungarn offensichtlich ein anderes Ende genommen. Trotz der Tatsache, daß
Imre Nagy, der zuvor als Titoist verdrängt worden war, zurück an
die Macht gekommen ist und Versprechungen über eine Demokratisierung
abgegeben hat, um die "Rebellen" zu besänftigen, verbleibt
die traurige Tatsache, daß die Demonstrationen unter Einsatz ungarischer
und russischer Truppen mit Gewalt aufgelöst wurden.
... In einer Periode friedlicher Koexistenz ist das Schießen auf Zivilisten
weder für die ungarischen Soldaten, noch für die angreifende Streitkraft,
die sich derzeit im Land befindet, ehrenhaft. Das finnische Volk fühlt
tief mit der ihm verwandten ungarischen Nation in den Tagen des Leids und
Elends."
Suomen Sosiaalidemokraatti kommentierte am selben Tag: "Wie erwartet
ist Ungarn zum nächsten Austragungsort für die Ereigniskette geworden,
die durch die schnellen und dramatischen Entwicklungen in Polen in der letzten
Woche in Bewegung gesetzt wurde.
...
Der Ernst der Situation wird deutlich durch die dringende Bitte um Hilfe,
die die ungarische Regierung an die Sowjetunion richtete. Imre Nagy, der das
Amt des Ministerpräsidenten, wie von den Revolutionären gefordert,
akzeptiert hatte, wurde in den ersten Stunden in seinem Amt in die Ecke gedrängt:
Die Revolution fortschreiten zu lassen, hätte ein schnelles Ende für
seine kommunistische Regierung bedeutet.
... Durch seine Bitte um Hilfe tat Nagy, der ungarische Kommunist, Chruschtschow,
dem sowjetischen Kommunisten, sowie auch sich selber, seiner Partei und dem
System, das er repräsentiert, einen Gefallen. Panzer haben sich als effektiver
Weg erwiesen, diejenigen zum Schweigen zu bringen, die sich trauen, ihre oppositionelle
Meinung in die Tat umzusetzen."
Und Maakansa, die Zeitung der Agrarierpartei, stellte kritisch in ihrem Kommentar
fest: "Innerhalb der Grenzen der uns verwandten Nation Ungarn ist eine
Reihe von Unruhen ausgebrochen und zu solch einem Blutvergießen eskaliert,
daß Nagy, der wie zuvor Gomulka zurück an die Macht gekommen ist,
nachgesagt wird, daß er gezwungen wurde, die sowjetischen Truppen um
Hilfe zu bitten.