Bezirks- und Impfärzte sollten das Volk über die Kinderpflege aufklären. Anfang des 19. Jahrhunderts begannen die Pockenschutzimpfungen im ganzen Land. Zwischen 1816 und 1840 lag die Säuglingssterblichkeit auf dem Lande bei 196 Promille und in den Städten bei 232 Promille, in der Zeit von 1841-1865 entsprechend bei 176 und 214 Promille. Die häufigste Todesursache war der Keuchhusten. Zwischen 1751 und 1865 starben daran in Finnland 195.000 Menschen, von denen 52% Kinder waren. Im Hungerjahr 1868 lag die Säuglingssterblichkeit bei 396 Promille, im folgenden Jahr nur noch bei 139 Promille. 1879 wurde in Finnland eine Hygieneverordnung erlassen. In den Städten legte man Wasserleitungen und Kanalisation. Es gab Qualitätskontrollen für Fleisch, Milch und allgemein für Getränke. Kinder nahmen über das Wasser, mit dem die Milch verdünnt wurde, Bakterien und Bazillen auf. Als man die Trinkwasserversorgung und die Kanalisation verbesserte, verbesserte dies auch die Pflege der Kinder in den Entbindungsstationen und in den Kinderheimen. Auch die Lebensumstände in den Arbeitervierteln wurden gehoben. Dadurch ging die Diarrhoe als Todesursache für Kinder zurück. Um 1910 war die Säuglingssterblichkeit in der Stadt niedriger als auf dem Land. In der Zwischenkriegszeit faßte der Sozialdarwinismus Fuß.
Viele dachten, daß eine große Säuglingssterblichkeit nur eine unvermeidliche, natürliche Selektion, das Überleben der Stärksten sei. Auf der anderen Seite gab es auch welche, die die wirtschaftlichen Hintergründe der Säuglingssterblichkeit verstanden. "Dies ist sicherlich kein darwinistischer Prozeß einer natürlichen Selektion oder Verbesserung der Rasse," meinte Arvo Ylppö Anfang der 1920er Jahre, als die Säuglingssterblichkeit noch immer ziemlich hoch war. Eine völlig falsche Behauptung ist es, daß "die Natur angeblich auf diese Weise versucht, die armen und schwachen Menschen zu beseitigen, damit sie den Eltern und der Gesellschaft nicht zur Last fallen," betonte Ylppö. Stattdessen sollte man für das Glück im Heim und zum Nutzen der Gesellschaft mit größter Aufmerksamkeit "die Pflege und Fürsorge der Kinder im 1. Lebensjahr festigen." Da damals pro Jahr noch 10.000 Säuglinge starben, bedeutete dies auf 10 Jahre gerechnet einen Verlust von 100.000 Menschen. Deshalb ist "die wichtigste und wirksamste Methode um die Bevölkerungszahl zu vergrößern, der Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit," betonte Ylppö. Nach den Berechnungen, die er im Jahre 1921 anstellte, bräuchten 7 von 10 Neugeborenen die Fürsorge und Pflege der Gesellschaft.