Es war vor allem der kulturelle Bereich, in dem sich Widerstand
gegen das politische System der Konsolidierung und dann des Rechtsrutsches
regte. Denn die offizielle Kulturpolitik war durch einen starken Konservatismus
und Akademismus geprägt. Ein großer Teil des kulturellen Schaffens
vollzog sich deshalb außerhalb des offiziellen Rahmens in eigenen Foren,
wie z.B. in der Zeitschrift "Nyugat" (s.
József, A.; Ady,
E., Kosztolányi;
Babits, M.; Bild).
Eine besondere Bedeutung, vor allem auch in der Literatur, erlangte die künstlerische
Behandlung der sozialen Frage. Die Soziographie (s.
Erdei, F.), die sich mit der Situation der Bauern und Arbeiter beschäftigte,
wurde zur wichtigsten Gattung einer populistischen Literatur. Die Werke von
László Németh
und Gyula Illyés
zeichneten bedrückende Bilder von der in Ungarn herrschenden Armut. Daneben
wurde zum beherrschenden literarischen und geistig-ideologischen Thema die
Frage nach der Herkunft, dem Spezifikum und der Zukunft des Ungarntums; eine
Thematik, die zu einer scharfen Trennung zwischen den sogenannten Populisten
(s. Szabó, D.; Veres;
Bild) und den Urbanen
(s. Bild 1, Bild
2, Bild 3) führte.
Das Bildungs- und Wissenschaftssystem wurde in den 1920er
Jahren unter der konzeptionellen Leitung des Kultusministers Graf Kunó
Klebelsberg (s. Bild)
beträchtlich ausgebaut. Auch um die kulturelle Überlegenheit Ungarns
zu demonstrieren, wurden zahlreiche junge Wissenschaftler (s.
Bild) mit staatlichen Stipendien zur Weiterbildung ins Ausland geschickt
und mehrere ungarische Kulturinstitute - in Wien, Berlin und Rom - gegründet.
Trotz dieser Bemühungen waren aber viele Wissenschaftler (s.
Gabor, D.; Neumann;
Szilárd; Teller;
Wigner; Bild)
genötigt zu emigrieren, um ihre wissenschaftliche Tätigkeit auf
einem höheren, in Ungarn nicht erreichbaren Niveau fortsetzen zu können
bzw. um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, die unter den Akademikern besonders
hoch war.