Die ungarische Außenpolitik wurde in der Zwischenkriegszeit
ganz entscheidend durch den Friedensvertrag von Trianon bestimmt. Jede ungarische
Regierung dieser Periode verfolgte das außenpolitische Hauptziel, wieder
die Herrschaft über die abgetrennten Gebiete zu erlangen. Im Vordergrund
der ungarischen Außenpolitik stand also das Bestreben, in Abschätzung
der internationalen Kräfteverhältnisse den für die Durchsetzung
der Revisionsziele jeweils geeigneten Bündnispartner zu finden.
In der ersten Phase der Außenpolitik, in den 1920er Jahren, fügte
sich Ungarn angesichts der gegebenen außenpolitischen Lage zunächst
in den vom Friedensvertrag geschaffenen territorialen Rahmen ein und verschob
die offene Revisionspolitik (s.
Bild) auf einen späteren Zeitpunkt. Wichtig war es, aus der außenpolitischen
Isolation herauszukommen. Diesem Zweck dienten die Aufnahme in den Völkerbund
am 31.1.1923 und die - allerdings erfolglosen - Verhandlungen mit der Sowjetunion
1924 und Jugoslawien 1925/1926.
Wesentlich wichtiger für die ungarische Revisionspolitik war die mit
dem Vertrag (s. Bild)
vom 5. April 1927 erfolgte Annäherung an Italien. Allerdings war sich
Bethlen darüber im
klaren, daß das italienische Bündnis allein nicht zur Verwirklichung
der Revisionsziele ausreichte, sondern daß Ungarn eine engere Anlehnung
auch an eine der anderen am Donauraum interessierten Großmächte
suchen mußte.
Ihm schwebte deshalb ein italienisch deutsch ungarisches Bündnis
vor, das zu diesem Zeitpunkt 1927/1928 aber noch nicht verwirklichbar war.
In den 1930er Jahren war die ungarische Außenpolitik zunächst durch
ein gewisses Lavieren zwischen der Annäherung an Italien (s.
Bild) und an Deutschland gekennzeichnet. Gyula
Gömbös hatte bereits in den frühen 1920er Jahren die Konzeption
einer deutsch italienisch-ungarischen Zusammenarbeit im Rahmen einer "Achse
der faschistischen Staaten" als Voraussetzung für eine umfassende
Revision entwickelt. Er hielt das Deutsche Reich als einzigen Partner für
fähig, den Ring der Kleinen Entente um Ungarn und den Einfluß Frankreichs
in dieser Region zu lockern.
In den 1920er und frühen 1930er Jahren hatten die deutsch-ungarischen
Beziehungen in der politischen Realität beider Staaten noch eine eher
untergeordnete Rolle gespielt. Hitlers Machtergreifung im Januar 1933 bedeutete
eine entscheidende Wende in der Gestaltung der internationalen Kräfteverhältnisse
und damit auch für die ungarische Außenpolitik. In den deutschen
Vorstellungen bildeten die kleinen Staaten des Donauraumes, darunter auch
Ungarn, eine wichtige Reserve von zentraler wirtschaftlicher Bedeutung in
dem neuen totalitären Weltsystem.