1921 übernahm Graf
István Bethlen (s.
Bild) das Amt des Ministerpräsidenten. In seiner Regierungszeit (1921-1931)
gelang es ihm, das restaurierte System zu konsolidieren. Voraussetzung hierfür
waren die Einhaltung einer Gesetzlichkeit und die Beendigung des "weißen"
Terrors. Die Tätigkeit der militärischen Sonderkommandos und der
anderen Organisationen, die unter Gömbös'
Kommando standen, wurde verboten. Gegen die Arbeiterschaft (s.
Bild) ging die Regierung liberaler vor, indem sie die Aktivisten aus den
Internierungslagern entließ und die Tätigkeit von Gewerkschaften
und der Sozialdemokratischen Partei erlaubte. Das von der bürgerlich-demokratischen
Revolution eingeführte allgemeine Wahlrecht wurde wieder abgeschafft;
das neue eingeschränkte Wahlrecht war aber weitergehend als das im Dualismus,
so daß nun knapp 30% der erwachsenen Bevölkerung wahl-berechtigt
waren.
Das in der Regierungszeit Bethlens geschaffene politische System beruhte auf
einem Bündnis der Großgrundbesitzer (s.
Bild 1, Bild 2,
Bild3) , der Gentry
und eines Teiles des Bürgertums (s.
Bild), insbesondere Offiziere und Beamte. Es existierte eine konservative
Gesetzlichkeit, die dem System die Färbung eines Rechtsstaates (s.
Bild) verlieh. Allerdings war die Rechts-
staatlichkeit häufig nur formal und äußerlich,
ihre Praktizierung hing von der Willkür der Staatsgewalt ab. Das Parlament
besaß faktisch keine Macht.
Das System betonte die christlich-nationalen Werte, aber darüber hinaus
führten aggressive revisionistische und irredentistische Parolen - vermischt
mit chauvinistischen Überzeugungen - zu einer eklatanten Überhöhung
alles Magyarischen und einem Kulturdünkel. Liberalismus, Demokratie und
natürlich auch der Sozialismus wurden als dem ungarischen Wesen fremd
dargestellt und deshalb heftig abgelehnt.
Faschistische Elemente zeigten sich bereits in den frühen 1920er Jahren
in einer antisemitischen Gesetzgebung. Sie war Ausfluß eines in der
ungarischen Bevölkerung weit verbreiteten Antisemitismus, der - auf Grund
der Tatsache, daß zahlreiche führende Politiker der Räterepublik
Juden waren - Bolschewismus und Judentum gleichsetzte. Allerdings bestand
ein wesentlicher Unterschied zum deutschen und italienischen Faschismus insofern,
als er in Ungarn weder eine breite Massenbewegung noch eine soziale Revolution
darstellte, sondern seine Anhänger vor allem in Kreisen des antisemitisch
eingestellten Bürgertums, insbesondere auch in Offizierskreisen fand.