Nach dem Sturz der Räterepublik fiel Ungarn endgültig
in ein totales Chaos. Die beiden sozialdemokratisch orientierten Nachfolgeregierungen
(s. Friedrich, Bild),
die wieder ein bürgerlich-demokratisches System installieren wollten,
konnten sich nur wenige Tage halten. Sie waren zu schwach, um sich gegen die
erstarkten gegenrevolutionären Kräfte behaupten zu können.
Bereits zu Zeiten der bürgerlich-demokratischen Regierung und dann verstärkt
während der Räterepublik hatten sich konservative Kräfte aus
der alten politischen Führungsschicht und aus dem Militär gesammelt,
um die beiden revolutionären Systeme zu bekämpfen. In der von französischen
Truppen besetzten südungarischen Stadt Szeged etablierte sich eine Gegenregierung,
in der der ehemalige Oberbefehlshaber der k.u.k. Marine, Admiral Miklós
Horthy, das Amt des Kriegsministers ausübte und jene militärischen
Verbände befehligte, die sich nicht der Revolutionsregierung unterstellt
hatten. Unter der Führung von Admiral Horthy rückte die Nationale
Armee (s. Bild) im November
1919 in Budapest ein und übernahm faktisch die Macht (s.
Bild).
Die gegenrevolutionäre Bewegung wurde von drei größeren Gesellschaftsschichten
getragen. Der verarmte mittlere Adel, die Gentry, versuchte, seine ehemalige
politische und materielle Position in der öffentlichen Verwaltung, im
Militär und in intellektuellen Berufen wieder zu festigen.
Die zweite Gruppe wurde von Offizieren gebildet, die sich
unter der Führung von Gyula
Gömbös in verschiedenen Organisationen wie "Ungarischer
Landes-verein der Schutzkräfte" und "Verein der erwachenden
Ungarn" sammelten. Und schließlich unterstützten auch die
Großgrundbesitzer und Großindustriellen die Gegenrevolution.
Besonders auf das Konto der von den Offizieren ge-bildeten Organisationen
und Sonderkommandos gingen die zahlreichen Terrormaßnahmen, mit denen
1919/1920 blutige Rache an tatsächlichen und vermeintlichen Trägern
der Räterepublik genommen wurde, sofern sie nicht bereits aus Ungarn
geflüchtet waren. Der "weiße" Terror war genau so ungesetzlich
und unmenschlich wie der frühere "rote" Terror und übertraf
diesen bei weitem hinsichtlich der Zahl der Opfer.
Von großer politischer Bedeutung war die Wahl Admiral Horthys zum Reichsverweser
am 1.3.1920, zu der das Parlament gezwungen wurde. In der Institution des
Reichsverwesers kam zum Ausdruck, daß Ungarn wieder eine Monarchie war,
die Königsgewalt jedoch mangels eines Königsgeschlechtes (s.
Bild) von einem Verwalter, dem Reichsverweser, ausgeübt wurde. Der
Reichs-verweser Horthy besaß umfassende Befugnisse, er drückte
der Politik der gesamten Zwischenkriegszeit seinen Stempel auf und als Symbolfigur
verlieh er dieser Periode auch seinen Namen.