Telekis Politik
der "zwei Eisen im Feuer" geriet beim deutschen Angriff auf Polen
in eine schwere Krise. Schließlich war Polen ein Verbündeter, und
Ungarn nahm zahlreiche polnische Flüchtlinge (s.
Bild) auf. Teleki versuchte zwar, Ungarn mit einer betont neutralen Haltung
aus dem Weltkrieg herauszuhalten, konnte aber auf Grund des deutschen Drucks
seine Neutralität nicht formal erklären. Auch der ungarische Konflikt
mit Rumänien im Sommer 1940 führte zu einer Verstärkung des
Dilemmas. Gegen die ungarischen Revisions-ansprüche an Rumänien
stand die Tatsache, daß Rumänien ebenfalls ein Verbündeter
Deutschlands war. Eine vorläufige Lösung des Problems brachte der
2. Wiener Schiedsspruch (s.
Bild, Karte) vom 30.8.1940,
mit dem Ungarn das nördliche Siebenbürgen zurückerhielt. Die
als Gegenleistung (s. Bild)
geforderten Zugeständnisse Ungarns an Deutschland waren allerdings beträchtlich.
Die deutsche Minderheit in Ungarn erhielt besondere Rechte und gelangte weitgehend
unter die Führung des vom Deutschen Reich aus nationalsozialistisch gelenkten
Volksbundes, weitere Judengesetze wurden erlassen, die ungarischen Nationalsozialisten
erhielten ebenfalls gewisse Rechte und die wirtschaftlichen Zugeständnisse
wurden erheblich erweitert.
Der Beitritt zum Dreimächtepakt im November 1940 bedeutete
im Prinzip die Aufgabe von Telekis außenpolitischer Konzeption, da dieser
eindeutig gegen die Westmächte gerichtet war. Endgültig scheiterte
die Politik der "zwei Eisen im Feuer" im April 1941, als Deutschland
von Ungarn verlangte, am Angriff gegen Jugoslawien teilzunehmen, obgleich
Ungarn gerade einen Freundschaftsvertrag mit Jugoslawien abge-schlossen hatte.
England gab deutlich zu verstehen, daß eine ungarische Beteiligung den
casus belli bedeuten würde. Ministerpräsident Teleki befand sich
in einer Zwangslage: Erfüllung oder Widerstand gegen das deutsche Ansinnen.
Oder anders ausgedrückt: Revisionsgewinn unter Bruch des Freundschafts-vertrages
und gleichzeitiger Kriegsteilnahme oder aber Verzicht auf Revisionsgewinn
unter Einhaltung des Vertrages und Wahrung der Neutralität.
Aus dieser Zwangslage sah Teleki für sich persönlich keinen anderen
Ausweg als den Freitod am 3.4.1941. Wenige Tage später marschierten ungarische
Truppen (s. Bild, Karte)
in Jugoslawien, in die Batschka, ein.
Zum Preis der völligen Abhängigkeit von Deutschland hatte Ungarn
(s. Karte) innerhalb von 2
1/2 Jahren ein Gebiet von ca. 80.000 km² und 5 Millionen Einwohner, darunter
über 2 Millionen Magyaren, wieder anschließen können.