Ende Juni 1941 erklärte Ungarn (s.
Bardossy, Werth) der
Sowjetunion den Krieg. Ungarn nahm zunächst weniger mit militärischen
Kräften am Krieg teil, sondern konzentrierte sich auf die wirtschaftliche
Unterstützung Deutschlands. Die Produktion von Landwirtschaft und Kriegsindustrie
ging weitgehend nach Deutschland. Nach dem Stillstand des deutschen Vormarsches
in Rußland forderte Deutschland von Ungarn einen größeren
militärischen Einsatz. Starke ungarische Kräfte - die 2. Ungarische
Armee (s. Jány, G.)
umfaßte mit den verschiedenen Unterstützungseinheiten fast 300.000
Mann - wurden in den Kampf geschickt und in der Schlacht am Don im Januar
1943 nahezu völlig vernichtet. In Folge hiervon schwand in Ungarn das
Vertrauen auf den Sieg Deutschlands. Es wurde die Forderung nach einer erneuten
prowestlichen Orientierung erhoben, und Ministerpräsident Miklós
Kállay (9.3.1942-19.3.1944) leitete auch entsprechende Schritte
ein. Aber sowohl die Regierung Kállay als auch der Reichsverweser Horthy
verhielten sich mit ihrer Schaukelpolitik zu zögerlich und wagten nicht
den Absprung von der Seite Deutschlands.
Die den Deutschen bekannt gewordenen ungarischen Bestrebungen, aus dem Krieg
auszuscheiden, und die Entwicklung der militärischen Lage mit dem sowjetischen
Vorstoß bis in die Nähe der ungarischen Grenze ließen die
strategische Bedeutung Ungarns für Deutschland immer wichtiger werden
und führten schließlich zur Be-
setzung Ungarns (s.
Bild) durch deutsche Truppen am 19.3.1944. Horthy blieb nichts anderes
übrig, als diese Besetzung zu akzeptieren und eine den National-sozialisten
nahestehende Regierung (s.
Sztójay) einzusetzen, wobei die eigentliche Macht in den Händen
des SS-Standartenführers Edmund Veesenmayer lag, der die deutsche Gesandtschaft
in Budapest leitete. Zu den erklärten Zielen der Besatzer gehörte
vor allem die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung (s.
Karte), mit deren Umsiedlung in Ghettos (s.
Bild 1, Bild 2)
und Deportation sofort begonnen wurde. Über 440.000 Juden und etwa 50.000
Zigeuner wurden mit tatkräftiger ungarischer Unterstützung in die
Vernichtungslager deportiert. Von ihnen kehrten nur sehr wenige zurück.
Allein die rund 200.000 Juden des Budapester Ghettos überlebten den Holocaust.
Nach der erfolgreichen Invasion der Allierten und nach dem Frontwechsel Rumäniens
versuchte Horthy erneut, aus dem Krieg auszuscheiden. Eine vorläufige
Waffenstillstandsvereinbarung wurde am 11. Oktober 1944 mit der Sowjetunion
abgeschlossen und ver-pflichtete Ungarn, sich gegen Deutschland zu wenden.
Ohne dieses Vorgehen in irgendeiner Weise abzu-sichern, verkündete Horthy
am 15. Oktober über Rundfunk öffentlich den Waffenstillstand.