Zu diesem Zweck wurden neue sektorenübergreifende Zentrale
Entwicklungsprogramme formuliert und speziell gefördert, so z.B. für
die besonders exportorientierte Produktion von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln
und Zwischenprodukten, für die Aluminiumindustrie, die Petrochemie und
für den Aufbau eigener Produktionsstätten für elektronische
Komponenten und Teileinheiten.
Weitere Reformen der achtziger Jahre setzten in erster Linie am Regulierungs-
und Institutionensystem der Wirtschaft an und griffen im Grundsatz die Reform
von 1968 wieder auf. Trusts und Großunternehmen wurden aufgelöst
und deren Teileinheiten verselbständigt. Die kleinbetriebliche Produktion
(s. Bild) wurde gefördert,
so daß ein sehr vielfältiger privater zweiter Wirtschafts-sektor
vor allem im Dienstleistungsbereich entstand. Dies ermöglichte einem
großen Teil der Beschäftigten eine Nebentätigkeit zur Verbesserung
der Einkommen.
Allerdings erlitt Ungarn zu Beginn der 1980er Jahre eine schwere Finanzkrise
(s. Bild). Die Auslandsschulden
summierten sich bis 1982 auf mehr als 9 Mrd. Dollar und die Devisenreserven
schrumpften auf weniger als 0,5 Mrd. Dollar. Es bestand die reale Gefahr,
daß Ungarn zahlungsunfähig wurde, seine Kredite nicht mehr bedienen
konnte und deshalb wie Polen um ein Moratorium hätte ersuchen müssen.
Die Notbremse wurde Ende 1981 mit einer Reihe von restriktiven Maßnahmen,
wie z.B. Preiserhöhungen und Import-beschränkungen gezogen.
Diese Politik führte zwar zu einer gewissen Konsolidierung,
war jedoch von einem Rückgang (s.
Bild) des inländischen Verbrauchs und einer Stagnation bzw. einem
Rückgang des Einkommens und des Lebensstandards begleitet. Die große
Zielsetzung jedoch, bei Senkung der Investitionsquote und Reduzierung des
inländischen Verbrauchs dennoch eine jährliche Wachstumsquote der
Wirtschaft von ca. 3% zu erzielen, erwies sich sehr schnell als nicht realisierbar.
Ungarn war es nicht gelungen, den Übergang von einem extensiven zu einem
intensiven Wachstum zu schaffen. Es waren die grundlegenden Mängel der
zentral-administrativen Planwirtschaft, die die erforderliche Anpassung an
den beschleunigt ablaufenden Prozeß der Umgestaltung der Weltwirtschaft
verhinderten. Die gewisse wirtschaftliche Konsolidierung 1983-1985 hatte die
vorhandenen Probleme nur verdeckt, die dann ab 1986/87 offen zutage traten.
Das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht (s.
Bild) stieg wieder kräftig an und erhöhte erneut die Auslands-verschuldung
(s. Bild) Ungarns. Es
wurde von einem Haushaltsdefizit in Rekordhöhe (1986: 45 Mrd. Forint)
begleitet. Dieses war u.a. durch die Subventions-leistungen entstanden, die
zur Unterstützung von nicht effizienten Exporten geleistet wurden, nur
um Devisen zu erwirtschaften.