Immer offener wurde die Forderung nach einer Überprüfung der Parteilinie und einer Offenlegung der Verantwortung sowie einer Bestrafung der Schuldigen erhoben, immer weiter dehnte sich die Kluft zwischen der Bevölkerung und dem kommunistischen Regime Rákosis aus. Eine besondere Rolle in diesem Prozeß spielten die Diskussionen der Intellektuellen, die sich im Petőfi Kör und um die literarische Zeitschrift Irodalmi Újság sammelten. Zum Symbol des geforderten Wandels wurde immer mehr Imre Nagy. Im Juli 1956 wurde Rákosi zwar seines Postens enthoben, die Partei führte aber eine weitergehende Erneuerung nur sehr inkonsequent durch. So wurde Rákosis rechte Hand, András Gerő, zu seinem Nachfolger ernannt. Dieser Schritt konnte aber die politische Gärung, die um sich greifende öffentliche Unruhe nicht dämpfen. Studenten forderten die Autonomie ihrer Organisationen und stellten nach dem Beispiel der 12 Punkte vom 15. März 1848 auch allgemeine politische Forderungen wie Pressefreiheit, Rückzug der sowjetischen Truppen, Mehrparteien- system, Bestrafung der für den Terror Verantwortlichen etc. auf.Gerö
Mit der Rehabilitation und Neubestattung des 1949 als Opfer
des Personenkults hingerichteten Außenministers László
Rajk am 6.10.1956 (s. Video)
wurde die Gesetzeswidrigkeit des stalinistischen Systems auch symbolisch
von der Partei zugegeben.