"Finnland ist bereit,
die DDR anzuerkennen, allerdings zu einem hohen Preis. Stepanov: Was ist der
Preis?
Ich (Kekkonen): Viipuri."
Die sowjetische Führung zeigte allerdings keinerlei Interesse, in Verhandlungen
über Grenzveränderungen einzutreten.
Das Ende des tschechoslowakischen Liberalisierungsprozesses infolge der Besetzung
durch sowjetische Truppen 1968 schockierte Kekkonen zutiefst. Die Sowjetunion
hatte ein Land besetzt, daß versucht hatte, dessen Einflußbereich
zu verlassen. Für Kekkonen war dies ein deutliches Zeichen dafür,
daß auch Finnlands Beziehungen zur Sowjetunion in Gefahr waren. "Es
ist als sei ein Bogen gebrochen. Ich habe mein Bestes für unsere notwendige
Sowjetpolitik getan, um eine natürliche klare Politik der Freundschaft
zu schaffen, die von der finnischen Bevölkerung unterstützt wurde;
diese Politik, die mit Vernunft und Herz gemeinsam unterstützt wurde.
Die Wendung der Ereignisse in der Tschechoslowakei hat mich, das fühle
ich, des Fundaments und der Vollendung meiner Arbeit beraubt. Ich weiß,
es muß gelingen. Aber ich bin nicht mehr in der Lage, diesen neuen Kampf
zu führen. Wie schon gesagt, mein Bogen ist gebrochen; die Arbeit muß
in die Hände jüngerer Politiker gelegt werden.... Entweder finde
ich einen Grund zurückzutreten, oder ich werde ein Außenseiter,
der alles der Regierung überläßt, auch die Angelegenheiten,
um die ich mich kümmern
müßte."
Kekkonen gab trotz seiner düsteren Gedanken zu der Zeit nicht auf, sondern
führte seine Politik fort.
Kekkonen war nach der Besetzung der Tschechoslowakei pessimistisch gestimmt,
daß Finnland im Falle eines Krieges gegen die Sowjetunion Hilfe aus
dem Westen erhalten würde. "Ich verstehe unsere militärischen
Kreise nicht wirklich: Sie durchdenken die Dinge nicht völlig. Ein Krieg
zwischen den Großmächten wird mit Atomwaffen enden, und es gibt
nichts, was wir in dieser Situation tun könnten. Es wird keinen separaten
Krieg geben, und falls doch, wird er wie folgt verlaufen: Die Sowjetunion
sieht es als notwendig an, ihre Interessen in Finnland zu sichern und startet
eine Invasion wie in der Tschechoslowakei. Wir werden kaum Zeit zum Atmen
haben, und der Westen wird uns nicht helfen. Wenn der Westen die gleiche Überraschung
planen würde, wären die praktischen Chancen eines Sieges gleich
Null. Es würde nur zu einer sowjetischen Besetzung Finnlands führen.In
den frühen 1970er Jahren war Kekkonens Position in der Innenpolitik extrem
stark. Während er sich auf die Präsidentschaftswahlen 1974 vorbereitete,
war er in der Lage, einige ungewöhnliche Bitten zu stellen: "Wenn
die Mehrheit der Bevölkerung es als das Beste empfindet, daß ich
nach dem 1. März 1974 weiterhin als Präsident des Staates agiere,
sollte ich dies tun.