Kekkonen betrachtete die
Festlegung der richtigen Außenpolitik in Finnland als seine wichtigste
politische Aufgabe. Deshalb ist es nicht überraschend, daß Kekkonen
bis zum Ende an seinen grundlegenden Prinzipien festhielt, die er während
seiner ersten Jahre als Präsident eingenommen hatte: "Das grundlegende
Fundament unserer Außenpolitik ist stabil und stark, unbeweglich. Was
auch immer in Finnland oder anderswo geschieht, darf keinen Einfluß
auf diese Tatsache haben. Es wäre aber falsch zu denken, daß unsere
Außenpolitik deshalb statisch ist. Die Außenpolitik ist nicht
untätig; mit der Außenpolitik müssen wir konstant unsere Linie
vertreten und die Position unseres Landes aufrecht erhalten. Unsere Außenpolitik
ist keine Spekulation über die Art und Weise, wie sich die Ost-West-Beziehungen
entwickeln. Wir wollen den Osten nicht gegen den Westen ausspielen, oder umgekehrt.
Unsere Position ist eine natürliche und stabile, unverändert durch
Änderungen der globalen Situation."
Als er den Vorschlag zur Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in Nordeuropa
machte, brachte Kekkonen in einer seiner Reden zum Ausdruck, daß die
Sowjetunion Finnland unter Druck setzt, im Sinne ihrer Interessen zu handeln:
"Wie oft muß ich noch sagen, daß die finnische Außenpolitik
auf den eigenen, nationalen Interessen basiert und weder vom Osten noch vom
Westen beeinflußt wird. Ich habe die Sowjetunion nicht um Rat gebeten,
bevor ich diesen Vorschlag gemacht habe, ich habe sie auch nicht im
voraus
darüber informiert. Viele der Handlungen, die wir vollführen, werden
aus dem einfachen Grund von der Sowjetunion gebilligt, daß sie nicht
mit ihrer Politik kollidieren. Aber natürlich darf eine positive sowjetische
Reaktion auf die finnische Politik uns nicht daran hindern, daß zu tun,
was für unser Land von Nutzen ist.... Die Tatsache, daß eine besondere
politische Aktivität mit der sowjetischen Politik übereinstimmt,
hat nicht verhindert und wird auch in Zukunft nicht verhindern, daß
Finnland diese unterstützt oder sogar vorschlägt, wenn sie im Interesse
der finnischen Bevölkerung ist, im Gegenteil."
In Finnland gab es die Hoffnung, daß man letztendlich doch einige im
Krieg verlorene Gebiete zurückbekommt. Die führenden finnischen
Politiker mußten extrem vorsichtig mit ihren Gebietsforderungen sein,
welche nur inoffiziell zum Ausdruck gebracht werden konnten. In den 1960er
Jahren beschloß Kekkonen, die Reaktion der Sowjetunion zu testen, indem
er den Gedanken äußerte, die Deutsche Demokratische Republik anzuerkennen.
Kekkonen brachte dieses Vorhaben in einem inoffiziellen Gespräch mit
dem Botschaftsrat V. S. Stepanov zum Ausdruck: